Theresa May wollte sich durch das Ausrufen von Neuwahlen ein neues Mandat für die Verhandlungen mit der EU sichern und wohl auch ihre eigene Macht festigen. Beides ist nach dem Verlust der absoluten Mehrheit im britischen Unterhaus gescheitert. Es ist bereits das zweite Mal innerhalb von einem Jahr, dass die Überheblichkeit eines britischen Premierministers die Zukunft eines ganzen Kontinents aufs Spiel setzen könnte.
Tja, Mission gescheitert. Als die britische Premierministerin Theresa May Ende April Neuwahlen für Großbritannien ausrief, um sich laut eigenen Aussagen ein neues Mandat für die schwierigen und langen Brexit-Verhandlungen mit der EU zu sichern, sah alles nach einem deutlichen Sieg für die Premierministerin und ihre Konservativen aus. Doch was damals noch keiner wissen konnte und die Thorys letztendlich die absolute Mehrheit im britischen Parlament gekostet hat: Theresa May ist eine langweilige, wenig mitreißende, zögerliche und insgesamt schlechte Wahlkämpferin.
Eine überhebliche Entscheidung
So überschätzte man das Bedürfnis des Volkes nach einer stabilen Regierung und einer harten Verhandlungsposition im Zuge der EU-Austrittsverhandlungen und vernachlässigte relevante Themen wie Bildung und Gesundheitswesen. Vor allem aber machte sich May extrem rar. Scheinbar hielt es die Wahlverliererin des vergangenen Abends für das beste, jedweder Konfrontation aus dem Weg zu gehen und die Zeit bis zum Wahltag einfach auszusitzen. So weigerte Sie sich bei den ähnlich wie in Deutschland abgehaltenen Fernsehduellen gemeinsam mit den Parteivorsitzenden der konkurrierenden Parteien aufzutreten, was vor allem Labour-Chef Jeremy Corbyn für sich zu nutzen wusste, der durch einen emotionalen und durchaus mitreißenden Wahlkampf überraschte.
Die Strategie Mays wollte jedoch nicht aufgehen und so hat sie ihr Land kurz vor Beginn der Verhandlungen mit der Europäischen Union ohne Not in eine Regierungskrise manövriert. Dabei hätte ein Blick in die jüngste Vergangenheit gezeigt, zu was eine von Überheblichkeit getriebene politische Entscheidung führen kann. Schließlich war es bereits Mays Vorgänger David Cameron gelungen, im Zuge des Referendums zur EU-Mitgliedschaft des Königreichs nicht nur sich ins politische Aus zu schießen, sondern auch sein Land und alle Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft in eine unsichere Zukunft zu führen.
Hohn, Spot und Sorge in den Sozialen Medien
Das das Ergebnis eine hohe Resonanz in den sozialen Medien hervorrufen würde, dürfte selbst den größten Internetmuffel wenig überraschen. Auf Twitter sammeln sich unter dem Hashtag #hungparliament unzählige höhnische, sarkastische aber auch sorgenvolle Beiträge zur britischen Unterhauswahl.
So vergleicht eine Userin Theresa May auf ihrem Weg zum Buckingham Palace mit dem Marsch der Schande von Cersai Lennister durch Kings Landing in der Serie Game of Thrones.
https://twitter.com/SophiaCannon/status/873139454902448129
Für einen anderen Beitrag bemüht ein Nutzer seine eingerosteten Lateinkenntnisse und zeigt auf, von was sich das Wort Premierminister ableitet.
https://twitter.com/Cheatha/status/873076913807413251
Andere zeigen sich durchaus besorgt und verweisen auf die ungewisse Zukunft der Austrittsverhandlungen durch das Wahlergebnis.
In eine ungewisse Zukunft
Was bleibt nach diesem denkwürdigen Wahlabend ist Ungewissheit. Theresa May wird wohl nicht zurücktreten und versuchen eine Regierungskoalition auf den Weg zu bringen. Dafür ist sie auf die Unterstützung der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP) angewiesen, die als rechtspopulistisch, nationalistisch und europakritisch gilt.
May führt ihr Land entgegen ihrer Versprechungen in eine unstabile und ungewisse Zukunft. Welche Auswirkungen der Wahlausgang auf die EU-Austrittsverhandlungen und damit für den Rest Europas haben wird, steht ähnlich wie letztes Jahr in den Sternen. Leichter wird es in Zukunft für alle Beteiligten wohl nicht werden.
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