Dominik Kinscher am Ball zu sehen, ist meistens ein Genuss. Durch die allbekannten Gründe war das in den letzten Monaten nicht möglich. Doch auch davor war er häufig Bankdrücker. Nun ist Kinschi mit seinem Verein wieder in die Vorbereitung gestartet und will angreifen. Wir haben uns vor dem Pokalspiel in Arzfeld mit dem Mittelfeldspieler von Eintracht-Trier unterhalten.
5vier.de: Hallo Dominik. Ihr seid jetzt seit kurzer Zeit in der Vorbereitung. Wie fühlst du dich?
Dominik Kinscher: Ich fühle mich super. Ich bin sehr froh, dass es wieder los geht. Es war eine sehr harte Zeit. Wir sind froh wieder in der Kabine zu sein und auf dem Platz stehen zu dürfen. Ich hoffe sehr, dass es keinen Rückschlag gibt, dass jemand Corona bekommt. Deswegen achten wir auch darauf, Abstände einzuhalten und die Maske zu tragen.
Aber trainieren könnt ihr schon noch normal?! Oder müsst ihr da auch auf Abstände achten?
Wir trainieren aktuell ganz normal. Da müssen wir jetzt nicht auf Abstände achten.
Gibt es denn Überlegungen im Verein, dass ihr euch alle impfen lasst?
Nein, da gibt es keine Überlegungen. Ich selber habe jetzt meine zweite Impfung hinter mir. Aber das ist jedem selber überlassen, es gibt da keine Diskussionen, wer geimpft ist oder nicht.
Standardrückfrage heutzutage: welchen Impfstoff hast du bekommen und wie hast du ihn vertragen?
Biontech habe ich bekommen. Leichte Schmerzen im Arm und etwas Schlappheit, aber ansonsten ganz unproblematisch.
Für Dominik Kinscher waren die letzten Monate hart
Du sagtest vorhin, dass die letzten neun Monate sehr hart waren. Was genau meinst du damit?
Für viele ist da der Lebensmittelpunkt weggebrochen. Ich spiele Fußball seit ich drei Jahre alt bin. Meine Lieblingsbeschäftigung, die auch noch den Lebensunterhalt bedeutet. Dazu die Gespräche mit den Jungs, der Ausgleich zur Arbeit und das Kicken an sich. Auch der Kampf um die Position. Ich sehe die Jungs häufiger als meine Freundin und meine Familie. Das bricht auf einmal weg.
Den Kampf um die Position möchte ich gerne aufgreifen. Du warst häufig nicht in der Stammelf bzw. hast selten über 90 Minuten gespielt. Was fehlt deiner Meinung nach, um ein absoluter Stammspieler zu sein? Oder bist du sogar froh, diese Rolle inne zu haben?
Einfach ist es nie, wenn du die Woche über auf ein Ziel hinarbeitest und dann am Wochenende dafür nicht belohnt wirst. Auf der Bank zu sitzen, wenn das Highlight der Woche stattfindet, ist schwer. Aber du musst es akzeptieren. Danach musst wieder Gas geben. Und wenn man fünf, zehn oder dreißig Minuten bekommt, muss man Vollgas geben und der Mannschaft helfen. Unzufriedenheit ist aber schon da. Keiner ist glücklich 70 Minuten auf der Bank zu sitzen. Ich möchte Stammspieler sein und denke, dass ich Führungsqualitäten mitbringe.
In den letzten neun Monaten habe ich gut gearbeitet, um körperlich 90 Minuten durchzuspielen. Ich hoffe, dass ich dafür belohnt werde und Stammspieler werde. Und wenn ich den Stammplatz habe, gebe ich ihn auch nicht wieder ab.
Fitness ohne Mannschaftstraining
Du denkst also, dass es an der Fitness lag, dass du in den vorigen Saisons kein Stammspieler warst?
Ja, ich denke, dass mir das damals etwas gefehlt hat. Fußballerisch gibt es bei mir kaum Defizite. Ich denke, dass es an der Fitness und am Körperlichen gelegen hat.
Ist das dann ein Antrieb, wenn man monatelang nicht normal trainieren darf, um sich trotzdem zu motivieren? Oder macht es das schwieriger sich aufzuraffen?
Dass wir jetzt acht, neun Monate nicht normal trainieren durften, war sicher kein Wunsch von jemanden. Wenn du von 8-17 Uhr arbeiten gehst und dann noch Läufe vor dir hast, ist das schon kräftezehrend. Ein Fußballer will auf dem Platz stehen und spielen! Und nicht die Laufschuhe anziehen und Runden drehen.
Das war schon schwierig. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie die Zeit rumgegangen ist. Es ist irgendwie vorbei gerauscht und man hat versucht, irgendwie sein Bestes zu geben und sich fit zu halten.
„Fußball spielen hat keiner verlernt“
Nun hat das endlich ein Ende. Siehst du dich gut vorbereitet auf die neue Spielzeit? Und wie sind deine ersten Eindrücke im Training?
Fußball spielen hat keiner verlernt. Die ersten zwei Wochen sind dafür da, nochmal richtig reinzukommen. Man muss da in erster Linie mit sicher selber, aber auch mit seinen Mannschaftskollegen geduldig sein. Die Basics werden nochmal neu eingebracht. Die Trainingsspiele werden in der ersten Woche anders aussehen als in der fünften Woche. Das wird von Woche zu Woche besser und stabiler werden.
Am Sonntag spielt ihr im Rheinlandpokal gegen den Bezirksligisten SG Daleiden. Bereitet man sich auf so eine Mannschaft vor oder fokussiert man sich da nur auf seine Stärken und versucht diese durchzusetzen?
Es wird schon auf den Gegner eingegangen. Wir werden jetzt keine riesige Spielvorbereitung machen wie in der Oberliga. Das Trainerteam wird uns aber darauf vorbereiten. In erster Linie wird es aber darum gehen, unsere Stärken auszuspielen. Auf die leichte Schulter nehmen dürfen wir so ein Spiel aber auf keinen Fall. Es ist kein Testspiel, es ist Pokal! Auch wenn das in der diesjährigen Konstellation schwierig ist. Aber wenn man auf dem Platz steht, will man gewinnen.
Kaum Worte für die Verbandsentscheidungen
Die Konstellation ist schwierig, für viele ist der Rheinlandpokal sogar eine Farce. Der Sieg berechtigt nicht für die Teilnahme am DFB-Pokal. Welche Bedeutung hat er für dich?
Wie gesagt, wenn man auf dem Platz steht, will man auch gewinnen. Wie das alles von Verbandsseite abgelaufen ist, möchte ich mich nicht zu äußern. Da wurde schon sehr viel zu gesagt.
Also siehst du das ebenfalls kritisch.
Optimal lief das auf jeden Fall nicht. Aber für uns ist es wichtig, diese Spiele zu haben, um in den Rhythmus zu kommen. Der Reiz ist für mich nicht größer oder geringer als sonst. Natürlich ist es schade, wenn man im Finale steht und nicht im Hinterkopf hat, dass man danach gegen einen Bundesligisten antreten könnte. Die Chance wurde genommen.
Vielleicht besteht für dich nächstes Jahr wieder die reguläre Chance dazu. Denn dein Vertrag wurde, wie für viele Teamkollegen, um zwei Jahre verlängert. „Vollprofis“ seid ihr aber nicht. Wie funktioniert der Spagat zwischen Beruf und Fußball bei dir?
Unser Sponsor, die Heister-Gruppe, ist auch mein Arbeitgeber. Ich bin seit 2015 dort, habe da meine Ausbildung absolviert. Ich bin sehr froh und stolz dort arbeiten zu können und dass sie all das mitmacht. Das ist nicht selbstverständlich. Fußball ist ja für uns mehr als nur ein Hobby.
Wie schätzt du denn die kommende Spielzeit ein? Es gibt viel Kontinuität im Kader und gefühlt alle wollen raus aus der Oberliga.
Der Verein setzt uns jetzt nicht unter Druck, aufsteigen zu müssen. Aber den Anspruch haben wir als Mannschaft. Dafür trainieren wir. Wir werden oben mitspielen und versuchen aufzusteigen.
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