Monika Pradelok (Text und Fotos)
Am 14. September heißt es auch bei uns am Moselufer „Are you ready… Attention… Go“. Die Rudergesellschaft Trier 1883 e.V. bringt nicht nur eine weltweit beliebte Wassersportart, sondern auch auch ein Stück chinesischer Tradition nach Trier.
Rhythmus, Koordination, Zusammenarbeit, Spaß – dies sind nur einige Attribute, mit denen man den Drachenbootsport beschreiben kann. Er hat sich mittlerweile zu einer modernen Sportart entwickelt, die überall auf der Welt ausgeübt wird und nicht nur den Sportlern eine Menge Vergnügen bereitet. In Deutschland haben Drachenbootregatten Volksfestcharakter und bringen auch den Zuschauern viel Spaß.
Einzug nach Deutschland fand der Sport im Jahr 1987 im Rahmen der Kanurennsport-Weltmeisterschaft in Duisburg.
Ein Sport mit Tradition
Die Geschichte des Drachenboots geht jedoch viel weiter zurück. Ihren Ursprung hat sie in dem Duanwu-Fest – dem Drachenbootfest, das nach dem chinesischen Mondkalender jedes Jahr am 5. Tag des 5. Monats stattfindet.
Der populärsten Version der chinesischen Legende nach erinnert das Drachenbootfest an den Tod des chinesischen Dichters und Gelehrten Qu Yuan. Beim Herrscher in Ungnade gefallen und vom Königshof verbannt, beging er im Fluss Miluo Selbstmord. Einheimische Fischer, die ihn dabei beobachteten, rannten zu ihren Booten und fuhren auf den Fluss hinaus. In einem Wettlauf gegen die Zeit paddelten sie so schnell sie konnten – doch es gelang ihnen nicht Qu Yuan zu retten. Um seinen Leichnam vor gefräßigen Fischen zu schützen, schlugen sie mit ihren Paddeln auf das Wasser und warfen mit Reis gefüllte Weinblätter in den Fluss.
1. Trierer Drachenbootregatta
Wie beim gemeinsamen Rettungsversuch der Fischer, wird beim heutigen Drachenbootpaddeln die Zusammenarbeit in der Gruppe groß geschrieben.
Das erste Trierer Drachenbootrennen findet vorerst im kleinen Rahmen statt, so dass maximal neun Drachenboot-Teams an den Start gehen. Sie treten in BuK-Junior Booten für 10 Paddler (5 Sitzbänke) gegeneinander an. Es gibt aber auch noch größere Drachenboot, die für eine Besatzung von 20 Paddlern (10 Sitzbänke) ausgelegt sind.
Sie sind ohne Kopf und Schwanz 12,49 Meter lang, 1,16 Meter breit und 250 Kilogramm schwer (s. Foto), während ein BuK-Junior Boot nur 9 Meter lang ist und ca. 150 Kilogramm wiegt. Die Breite ist die selbe wie beim großen Bruder.
Der Rumpf wird heutzutage – üblicherweise – aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) in zweischaliger Bauweise gefertigt.
Anmerkung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird nachfolgend auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.
Die Besatzung sitzt paarweise nebeneinander und bewegt das Boot mit Stechpaddeln vorwärts, ein Steuermann steht am Heck und hält das Boot mit einem Langruder auf Kurs. Ein Trommler nimmt den Rhythmus des vordersten Paddlerpaares – den sogenannten Schlagleuten – auf und gibt deren Takt vor, so dass alle synchron mitpaddeln. Zudem motiviert der Trommler die Paddler durch Zurufen.
Da es sich bei dem ersten Trierer Drachenbootrennen um eine „Fun-Regatta“ handelt und bis jetzt noch nichts festgelegt ist, kann in Mix-Mannschaften (Frauen und Männer) angetreten werden. Die Renndistanz beträgt 200 Meter und wird moselaufwärts verlaufen. Jedes Team fährt mindestens drei Rennen, welche sich nach einem Punktesystem orientieren. Die drei Mannschaften mit den meisten Punkten treten im Finale gegeneinander an.
Zuschauer können sich auf gute Laune, individuelle Drachenboote und spannende Rennen freuen.
Die Trierer Jugendherberge wird sich um das leibliche Wohl der Gäste kümmern und auch die Rudergesellschaft wird mit einem Kuchenstand dabei sein.
Eröffnet wird das erste Trierer Drachenbootrennen von Schirmherrin Katrin Werner (Die Linke).
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+++EXTRA+++
Neugier
Natürlich hat es sich 5vier.de nicht nehmen lassen, gemeinsam mit dem Team der Draco Treverorum für euch ins Boot zu steigen. Mit einem Stechpaddel bewaffnet und viel Elan im Gepäck ging es los…
Die Stimmung ist gut, als ich mich um ca. 19 Uhr – der Trainingszeit der Dracos – ins Drachenboot setze. Lachende Gesichter, herum witzelnde Mitglieder. Die Mannschaft ist eine bunte Truppe von Männern und Frauen, Jung und Alt, Fortgeschrittenen und Anfängern. Jeder, der Spaß an Wasser, Teamsport und guter Laune hat, ist hier willkommen.
Im Glauben einen Schnupperkurs zu besuchen, steige ich nichts ahnend ins Boot und freue mich Teil des Teams zu sein.
Nach einigen Anweisungen und einer kurzen Ankündigung paddeln wir gemütlich los. Ich stelle mich ein wenig ungeschickt an und pralle des öfteren mit dem Paddel meiner vorderen Teamkollegin zusammen, bis ich meinen Rhythmus gefunden habe. Denn obwohl die Trommlerin dem Takt der beiden Schlagpaddler folgt, komme ich mit dem Tempo durcheinander. Die Länge des Stechpaddels sowie dessen Handhabung sind nämlich ein wenig ungewohnt. Es dauert ca. anderthalb Runden bis ich mich an alles gewöhnt habe. Danach funktioniert es ganz gut.
Sind wir schon da?
Nach Ende der zweiten Runden frage ich mich allmählich, wie viele noch vor uns liegen. Denn meine Kondition lässt langsam nach. Dann falle ich aus allen Wolken. Heute ist Langstrecken-Training angesetzt. … So haben wir nicht gewettet, denke ich mir und hole mein Paddel ins Boot, denn mein Arm fällt fast ab. Die anfeuernden Worte des „Sklaventreibers“, der von uns verlangt kräftiger zu paddeln und zusammen an einem Strang zu ziehen, sowie die rastlosen Bemühungen meiner Teamkollegen, erwecken ein schlechtes Gewissen in mir.
Los, reiß dich zusammen! Ich versuche so gut es geht durchzuhalten. Es gelingt mir nicht ganz, aber ich bin trotzdem irgendwie stolz, mitgemacht zu haben. Als ich zwecks Foto aus dem Boot torkele, fragen mich die anderen, ob ich weiche Knie hätte. „Und wie!“, grinse ich.
Denn sechs Kilometer in 41 Minuten machen sich eindeutig bemerkbar.
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Wer Lust bekommen hat beim Drachenboot-Training mal selber mitzumachen, kann sich jederzeit bei Marion Hoffmann zu einem Schnupperkurs anmelden
Das vorläufige Programm zum Trierer Drachenbootrennen könnt ihr der Seite der Drachenboot-Abteilung entnehmen.
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