Text und Fotos: Jan Kowalski
Ein gelungener Fußballabend an der Universität Trier. Durch die Initiative und die komplette Planung und Durchführung einiger fußballverrückter Trierer Studenten konnte man am Freitagabend, 4. Juli, nicht nur den 1:0 Erfolg der deutschen Mannschaft im Hörsaal zusammen mit anderen Fans bejubeln, sondern danach auch noch zwei Stunden den Geschichten eines Insiders des Fußballgeschäfts lauschen. Wolff-Christoph Fuss war zu Gast im Hörsaal 3 und erzählte Anekdoten aus seiner 15-jährigen Karriere als Sportkommentator.
„Noch hab ich nicht angefangen!“ Die wohlbekannte Stimme klingt durch den Raum und alle drehen sich um. An unzähligen Abenden kam diese Stimme aus dem Fernseher und man sah im Vordergrund das grüne Fußballfeld, heute sitzt man im Hörsaal und ist erstmal verwirrt. Doch schon schreitet Wolff-Christoph Fuss die Treppen des Hörsaals herunter und lacht den anwesenden 150 Zuschauern entgegen: „So weit unten im Hörsaal war ich noch nie.“ Mitgebracht hat der gebürtige Ehringshausener sein neues Buch „Diese verrückten 90 Minuten“. Zusammen mit einem Studenten aus dem Organisationsteam nimmt er auf dem Podium Platz.
Nach dem erfolgreichen Halbfinaleinzug der deutschen Mannschaft wenige Minuten zuvor ist die Stimmung bei den Zuschauern natürlich sehr ausgelassen und entspannt. Wolff-Christoph Fuss ist direkt darum bemüht, die Atmosphäre des Hörsaals aufzulockern und eine nette Wohnzimmerdiskussion zu entfachen. Dabei hilft ihm sein studentischer Sidekick auf der Bühne, der ihm zum Einstieg immer wieder Fragen stellt. Der sympathische Kommentator bringt mit seinen flapsigen Sprüchen Stimmung in den Raum und natürlich ist das erste Thema des Abends das Deutschlandspiel. Fuss gibt klare Statements ab, so wie man es von ihm aus dem TV gewöhnt ist. Er lobt Joachim Löw für seine Umstellungen in der Abwehr, kritisiert aber auch die Nibelungentreue zu Özil, den die Mannschaft seiner Meinung nach „nur durchschleifen müsste.“ Hier applaudiert das Publikum zustimmend und lauscht danach gespannt den Erzählungen des Insiders zur Nationaltrainerdiskussion.
Wohnzimmeratmosphäre im Hörsaal
Auf die nächste Frage folgt dann die erste von zahlreichen Anekdoten aus der Karriere des Sportmoderators. Es geht um unsympathische Spieler und das theatralische Gehabe nach leichten Fouls auf dem Platz. Fuss erzählt eine Geschichte aus der Champions League Qualifikation zwischen Bremen und Genua. Hauptperson ist dabei der italienische Stürmer Cassano, den Fuss als einzigen Spieler auf dem Feld “ gerne mal umgetreten hätte.“
Bevor er beginnt, aus seinem Buch vorzulesen, erklärt Fuss den Anwesenden zunächst, wie es dazu kam, dass er es überhaupt geschrieben hat. Er selbst, so gibt er offen zu, hatte die Idee gar nicht, sondern eine Literaturagentur aus Berlin, die ihn dazu überredete. Herausgekommen ist dabei ein fast 300 Seiten starkes Werk über Fußball. Der Kommentator möchte darin keineswegs die Geschichte des Fußballs beschreiben oder ein chronologisches Bild seiner bisherigen Karriere aufzeigen. Das Buch vereint einfach witzige und skurrile Stories aus seiner Zeit als Sportmoderator – von den Anfängen bei DF1, einem Spartensender der Kirch Gruppe, bis zu seinen bekannten Moderationen in der Champions League und für SKY. Dass er wirklich was zu erzählen hat, beweist er mit dem Vortrag des ersten Kapitels, welches für viel Erheiterung im Publikum sorgt.
In der zweiten Fragerunde bekommen die Zuschauer dann einen aufschlussreichen Einblick in das Profifußballgeschäft. Fuss erzählt von prägenden Erfahrungen mit Louis van Gaal, der ihm ganz neue taktische Horizonte eröffnete, oder Begegnungen mit anderen Trainergrößen wie Mourinho und Guardiola. Am meisten angetan hat es ihm allerdings anscheinend Franz Beckenbauer. Fuss erzählt in der Folge einige witzige Anekdoten aus seinen Begegnungen mit dem Kaiser und durch seinen gut imitierten bayrischen Dialekt kommt das Publikum selten aus dem Lachen heraus.
Schließlich widmet sich Fuss nochmals ausgiebig den Fragen aus dem Publikum. Diese sind zahlreich und sehr verschieden, bringen den Fachmann aber nie in Verlegenheit. Einzig bei einer Frage zu den Retortenvereinen Leipzig und Hoffenheim bleibt Fuss vage und ungenau. Durch den Anpfiff des zweiten Viertelfinales findet diese heitere und interessante Spielpausenüberbrückung ein Ende. Offenbar unermüdlich nimmt sich Wolff-Christoph Fuss im Anschluss noch Zeit für Autogramme und Fotos und schaut sogar mit den verbliebenen Zuschauern auch das zweite Spiel zwischen Brasilien und Kolumbien.
Wer mehr Anekdoten oder ausführliche Geschichten aus dem Profifußballalltag erfahren will oder einfach nur ein witziges Buch für den Sommerurlaub sucht und nicht ganz auf das runde Leder verzichten will, der sollte mal einen Blick in das Werk von Wolff-Christoph Fuss werfen.
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