Alois Kramp könnte ein Buch über sein raues und wildes Leben schreiben. Fast wie ein Rockstar – nur halt ohne Drogen, blickt der gebürtige Trierer auf schöne und laute Zeiten zurück. Die Musik war schon immer seine Leidenschaft. Alt, harmonisch, gut im Klang und die harten Sachen, die man in den wilden 60er und 70er täglich im Radio rauf und runter spielte.
Seine Gedanken pflegen viele musikalische Schätze. Beatles, Peter Alexander, aber auch etwas neuere Hits, machten ihn schließlich zu einem echten Musik-Experten. Tiefgründige Gespräche über Titel und Interpreten, Alois Kramp kennt sie alle, ob schon tot oder noch unter den Lebenden.
Eine Leidenschaft die nie vergeht
„Die Leidenschaft zur Musik entwickelte sich bei mir relativ früh. Anfang der 60er-Jahre lief bei uns von Morgens bis Abends Radio Luxemburg. Freddy, Lolita und Peter Alexander versüßten uns damals die Zeit bis zu dem Tag als ich das erste Mal die Bravo Hitparade mit Frank Elsner auf dem Sender hörte. Das war 1965. Da spielten sie die Rolling Stones und Beatles und das war es dann auch. Diese Musik ließ mich dann auch nie wieder los. Die Musik wurde zum täglichen, wichtigen Bestandteil meines Lebens“, erklärt Kramp seine ersten Schritte Richtung Musik.
Jung und wild
Aber auch seine Jugend selbst gleicht die eines Popstars. Lange und zerzauste Haare, ein klassischer Hippie-Lock – die rauchende Zigarette in der Hand und ein verruchter Blick. Er lebte jede Minute dieser schönen Zeit, in allen Zügen, ob liegend oder stehend. Es war eine geile Zeit, wie der spätere DJ weiter unterstreicht:
„Ohje – meine Jugend war sehr wild, laut und oft auch grenzwertig. Die Zeit von 1965 – 1979 war die Sturm- und Drangzeit. Alles schien möglich. Es gab soviel Musik und Stilrichtungen die alle erforscht werden wollten. Zum Beat kam dann die Rockmusik aber auch der Jazz und die Klassik gingen nicht an mir vorbei. Ich blicke so gerne zurück.“
DJ Axel Schweiss wurde geboren
Im weiteren Verlauf seiner persönlichen Hitparade machte Alois Kramp seine Leidenschaft schließlich zur Berufung. Ein neuer DJ war geboren – bis dato nichtsahnend, dass dieser Ritt später ein echter Kult-Status erlangen würde. Axel Schweiss wurde aus der Wiege geholt – sein DJ-Künstlername, mit Ursprung aus der Schulzeit, wie Kramp weiter erklärt: „Der Name Axel Schweiss war eine Erfindung aus meiner Schulzeit. Als Klassenkasper brauchte man auch einen ausgefallenen Namen und der passte bestens zu mir.“
Seither legte Schweiss dann die ganz großen Hits auf. Von Rock und Pop – bis hin zum klassischen Schlager, brachte er in der Stadt und in der Region die ganz großen Clubs ins Wanken. Party, Stimmung, Tanzen und einfach Spaß, dass war sein großes Ziel, lernte er in all den Jahren nicht nur tolle Menschen kennen, sondern auch reichlich Künstler, zu denen er selbst hinaufschaut – halt seine großen Idole, zum greifen nah. „Später, als Guildo Horn die Schlagerwelle mit auslöste, griff ich als Schlager DJ auf die Figur “Axel Schweiss“ zurück. Der Axel Schweiss durchlief dann einige musikalische Stationen. Zuerst war da der Schlager mit den monatlichen Schlagerpartys im „Blauen Blut„ unter dem Motto „Schlager schlagen ein„ – die dann auch in den Festzelten der Region fortgesetzt wurden.
Es folgte die Partyschiene mit „DER-NACH-DER-ARBEIT-PARTY“ im Walderdorffs. Dazwischen gab es noch Soul, Funk und Disco im Havanna bei Michael Berger. Das Louisiana war dann schon ein längeres Gastspiel Kapitel von mir. Vom Schlager über Partymucke bis hin zu „Axel macht Musik“. Alles war dabei.
Mit den Schweissperlen und der anschliessenden „Schweissperlen & Jugendsünden„-Party ging es dann für einige Jahre ins Kasino am Kornmarkt. Zuletzt war der Schweiss dann mit dem Programm „SchweissEgal„ im FOH/Arena Trier am Start. In all dieser Zeit war Herr Schweiss zudem noch als bescheidener Musiker in verschiedenen Bands und als Moderator im OK54-Fernsehen unterwegs. Auch diese Zeit war einfach grandios und bleibt unvergessen.
Axel Schweiss war schon eine tolle Zeit auf die ich auch sehr gerne zurückblicke. Unterm Strich ruhen schließlich über 30 Schweiss-Jahre. Vieles war toll bis phänomenal, aber es gab auch Rückschläge. Ein auf und ab. Wenn es lief hat es Spaß gemacht, wenn nicht, war es allenfalls anstrengend. Bei allem brauchst du Menschen auf die du dich verlassen kannst, die dir den Rücken freihalten. Die dich unterstützen, fördern und dich auch mal auf den Boden der Tatsachen zurückbringen. Eigentlich hatte ich da immer großes Glück die richtigen Leute um mich zu haben“, erzählt der Ex-DJ mit nostalgischer Stimme.
Ein DJ in Rente
Und aktuell – der Schweiss ist passé, oder besser ausgedrückt in Rente, lässt er diese wilde und unvergessliche Zeit ruhen, auch wenn ihn viele gerne wieder aktiv am Mischpult sehen würden.
„Axel Schweiss ist definitiv in Rente. Es war eine tolle Zeit unter diesem Namen, aber irgendwann hat auch die schönste Zeit einmal ein Ende. Er, also der Axel Schweiss, lebt nun zurückgezogen auf seiner Südsee-Insel und arbeitet an einem Comeback für das Jahr 2040. Alois Kramp hingegen wird noch das ein oder andere Ding starten aber alles ruhig und sehr bedacht. Bei „30 für Trier“ zum Beispiel wird man ihn, wenn alles klappt, auch wieder als Musiker bei den Nells Park Rangers erleben dürfen“, freut sich Alois Kramp mit grinsender Miene, der die Musik aber dann doch nicht komplett in die Schublade stecken möchte.
Städtische Musik-Legende
Er lebt die Musik weiter, halt ohne DJ und wild durchzauste Nächte, viel mehr im ruhigeren Stil, ganz im Rentner-Gedanke, ohne Stress und krassen Partys. Er selbst bezeichnet sich nicht als Legende – obwohl er durchaus den Status als noch lebende städtische Musik-Legende tragen könnte. Viel mehr traf er welche, die Richtigen, die Großen, die Unvergessenen. Die prominenten Bekanntschaften schätzt Alois Kramp sehr. Viele leider schon unter der Erde, blickt er gerne zurück, als er noch zwischen Lindenberg und Co. seinen feuchten Handschlag probte.
„Legenden…? Leider leben die meisten nicht mehr. John Lennon ist so ein Idol von mir. Udo Lindenberg beeindruckt mich sehr. Udo durfte ich auch mal kennenlernen und er hat bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Je älter er wird, um so besser wird er. Auch so ein Forever Young Typ. Während meiner Schlagerzeit hatte ich Begegnungen mit Wolfgang Petry, Christian Anders, Michael Holm, Cindy & Bert, Ibo, Jürgen Drews, Karel Gott, Bernd Clüver, Reinhard Mey, Andy Borg und Rex Gildo. Lustig waren auch die Treffen mit den Backstreet Boys, Alexis Korner, Al Jarreau und eben Udo Lindenberg. Dafür bin ich echt dankbar, dass ich solche echten Legenden kennenlernen durfte“, erklärt Axel – oh Verzeihung, Alois Kramp mit stolzem Blick.
Viele Hits und Evergreens schalten durch seine Ohren. Viele Lieblinge genießen bei ihm einen besonderen Status. Unvergessen, einmalig und für die Ewigkeit gemacht. „Es gibt ein bestimmtes Lied das auch eine Art Lebensmotto von mir ist. Der Song ist von Bob Dylan und heißt „Forever Young„. Es gibt auch eine tolle deutsche Version davon, ein Duett von Wolfgang Ambros und Andre Heller (ein Namensvetter von dir – lacht) “Für immer Jung„. Mit dem Song ist nicht der Kampf gegen Falten, Bauchansatz oder aufkommender Haarverlust gemeint, nein, eine Lebenseinstellung und das Bewahren des Kindskopf in dir. Eine gewisse Erdung eben“, erklärt er seine gedanklichen Schätze, die er hütet, genießt und auf Lebenszeit bei Bedarf abruft.
Gefühle und Emotionen wecken…
Doch was muss ein gutes Lied mitbringen, dass es Mensch und Gemüt erreicht und Gefühle sowie Emotionen weckt? Auch hier hat Alois Kramp eine klar Antwort: „Ein gutes Lied wird zum Freund. Es begleitet dich ein Leben lang, es wird zum Soundtrack deines Lebens. Ein guter Song muss dich berühren, dir Bilder vor Augen führen und dich träumen lassen.“
Träumen darf man derweil auch von der Zukunft, die einem leider noch ungewiss entgegen blickt. Corona traf die Partywelt hart. Viele Clubs stehen vor dem Aus – dass öffentliche Feiern derzeit verboten, sehnt man die Zeit herbei, wo man noch unbeschwert feiern, tanzen und Spaß haben durfte. Auch die ehemalige Nachteule und DJ Axel Schweiss hat Jahrzehnte voller Partynächte gelebt.
Partyszene leidet unter Corona
Corona tut auch ihm in der musikalischen Seele weh. Das Vermissen nach Normalität wird auch bei Alois Kramp großgeschrieben, auch wenn er selbst nicht mehr die Partys hinterm Mischpult steuert. Schmerzen des Verzichts, sich einfach wieder gehen zu lassen und zu leben, auch für den Ex-DJ ein großer Wunsch: „Ich habe leider keine Glaskugel die die Zukunft voraussagt. Clubs gab es immer und wird es wohl auch weiterhin geben. Der Mensch wird auch weiter dem Tanzen fröhnen und den Party-Lifestyle genießen wollen. Es wird auch wieder ein Angebot geben auch wenn die Anbieter wechseln. Ich hoffe nur – nach Corona ist nicht gleich vor Corona.
Sicherlich schmerzt mir diese unschöne Zeit auch. Doch da müssen wir durch und das geht nur mit Vor- und Rücksicht und zusammen“, unterstreicht der Hobby-Musiker weiter und führt fort: „Was man aber schon erkennen kann – ist, dass sich die Gesellschaft verändert hat. Ob zum Guten sei dahin gestellt. Corona hat gespalten und einige Wunden gerissen. Wenn Corona einmal ausgemerzt sein wird, gilt es die Wunden zu lecken. Aber ich denke, gerade wir Trierer werden das schon sehr gut hinbekommen. Besonders hilft mir in dieser schwierigen Zeit, was für eine Überraschung, die Musik. Sie ist mein Elixier – in meinen Augen die beste Medizin. Zudem helfen mir auch Spaziergänge mit meinen Hunden und eine tolle Frau an meiner Seite, was will ich mehr.“
Lange Vita, viel erlebt und nichts bereut
Die Geschichte von Alois Kramp ist lang, nicht ganz jugendfrei und mit allen Wassern gewaschen. Wenn er zurückblickt lacht sein Musikerherz – wenn er nach vorne blickt steht ihm die Vorfreude ins Gesicht geschrieben. Viele Hobbys und das nicht nur im musikalischen Bereich, schmücken auch weiterhin sein aufregendes Leben. „Hobbys müssen mich fit halten – auch wenn ich nie sportlich groß aktiv war, muss schließlich ein Ausgleich her“, betont er selbstsicher und sagt weiter: „Meine zwei Hunde, meine drei Katzen und eine jüngere Frau halten mich auf Trab. Im Sommer geht es dann meistens auf den Campingplatz in die Eifel mit viel Viez und Musik im Gepäck. Dann arbeite ich schon seit Jahren an meiner Biografie, die hoffentlich auch mal in die Gänge kommt.“
Das Leben eins Rockstars – nun ja, nicht ganz, aber ganz dicht dran. Alois Kramp steht mitten im Leben, genießt das Hier und Jetzt und blickt nostalgisch und voller Stolz zurück, als er noch als DJ Axel Schweiss für Stimmung sorgte. Man kennt und schätzt ihn. Sein Künstlername ist bekannt und hat ihn geprägt. Von den Hippie-Jahren bis hin in die Gegenwart, Alois Kramp war und ist Kult, ob er will oder nicht. Eben eine Trierer Stadt-Legende, bescheiden, menschlich und das Herz am rechten Fleck. Die Musik ist und bleibt seine große Leidenschaft. Vermissen tut er selbstredend nichts. Er hat alles erlebt, ausgiebig und manchmal auch über die Reling abwärts. Auch wenn er diese Zeit an den Nagel gehangen hat, so ein wenig Axel Schweiss ist und bleibt auch weiterhin in ihm drin.
„Wenn ich so auf mein Leben und auf mein Erlebtes zurückblicke – stelle ich fest, habe ich einiges falsch, aber auch vieles richtig gemacht und darauf bin ich mächtig stolz“, schließt Alois Kramp mit einem lachenden und auch weinendem Auge ab. Das große und wilde Kapitel ist geschlossen. Schweiss-Egal, dass Leben geht weiter!
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