Der Weg nach Kuba ist für die kubanische Kuratorin Dominica Ojeda und deren sammelnden Ehemann Heinz Ess im Schloss Vianden über Graphiken und Drucke möglich. – Noch bis zum 3. April 2016 leuchtet die Ausstellung „Cuba Color“ mit vielen, sehr unterschiedlichen und überraschenden Impressionen von Künstlern aus der Karibikinsel.
Trier / Schloss Vianden. Der Fotograf Wolfgang Raab hat mit seinen Fotografien die Farbe und die Bewegung von Kuba bis nach Trier gebracht [ unser Beitrag ]. Das Ehepaar Ess mit Domizil bei Bitburg und in Havanna präsentiert dem Neugierigen einen anderen Blick auf Kuba: Im Ausstellungs-Saal des Viandener Schlosses lassen sich fast sechzig Jahre Kubanische Kunst erleben.
Kuba ist ein Vorbild für Europa
Wenn in Europa über die Flüchtlingsproblematik diskutiert wird, so zeigt Kuba, wie Menschen unterschiedlichster Kultur sich zu einer, der kubanischen Kultur verbinden konnten. Deshalb sei zunächst eine kleine Passage aus dem die Ausstellung begleitenden Heft zitiert:
„Kuba ist ein „melting pot“, ein Schmelztiegel der verschiedensten, von überall her eingewanderten Menschen, die sich mischten und in ihren Kolonialkriegen dafür sorgten, dass Kuba in freier Souveränität und Unabhängigkeit zu einer selbstbewussten Nation wurde.
So treffen wir auf der Insel Menschen afrikanischer, asiatischer und europäischer Herkunft, deren Kulturen sich vermischten zu einer eigenen kubanischen Kultur.
Die vor hunderten Jahren eingeschleppten Sklaven der westafrikanischen Küste brachten ihre Yoruba-Religion mit auf die Insel, die in einem Synkretismus mit christlichen Glaubensinhalten zur Santería-Religion umformte.“
Und: „Kuba ist natürlich Fidel Castro und Che Guevara. Doch Kuba ist in der Kunst kein „sozialistischer Realismus““, erfahre ich von Heinz Ess. Fidel Castro habe den Künstlern die Freiheit der eigenen Kreativität gelassen. „Auf Grund dieser Freiheit ist der Künstler auch ein sehr reserviert politischer Künstler. Will ich darüber sprechen, winken fast alle ab. Doch Kuba sorgt auch für Überraschungen, die man nicht erwartet, die eindeutig amerikanisch sind und mitunter von der Regierung unterstützt werden.“
John Lennon und Yoko Ono
So weiß Dominica Ojeda von der Mitte der neunziger zu berichten, als Fidel Castro für einen Moment den Dollar als Währung einführte. So bestätigt sie auch, dass ein John-Lennon-Park in Havanna eröffnet ist und verweist dabei auf die Radierung des Künstlers Augustin Bejarano mit dem Titel „El Beso“ („Der Kuss“) mit den eindeutig nackten Körpern von John Lennon und Yoko Ono. – „Ein Muss für jeden Kunstinteressierten in Kuba, deshalb hat der Künstler auch eine teurere, großformatige und eine günstigere, kleinformatige Edition davon gemacht. – Ich bin sehr stolz, dass es mir gelang eine davon zu erhalten.“
Auf Kuba geht Kommunismus und Santería zusammen
Die kubanische Kunst ist in ihrer Freiheit der Darstellung – und natürlich bestehenden Zensur bzw. umgangenen Zensur – wahrscheinlich deshalb auch sehr stark mit den Motiven der Yoruba-Religion und nur auf Kuba vorzufindenden Santería verbunden. So lässt sich Kritik in eine andere Bildwelt übertragen, eine Bildwelt, die schwarzen wie weißen Kubanern vertraut ist. Die Santería, diese Vermischung von Naturreligion und katholischem Glauben hat – trotz einer kurzfristigen Distanzierung nach der Revolution 1959 – über die wirtschaftlichen Probleme wieder Zulauf bekommen. So dass sehr schnell auch im „kommunistischen Kuba“ selbst ein Angehöriger der Partei ein Santiería-Gläubiger sein darf.
Mit dieser Information ausgestattet wird der Weg durch die Bilder der Ausstellung verständlicher. – Nein, kein Fidel Castro oder Che Guevara sind sichtbar. Kein Bild einer „schönen Zukunft“, sondern viel eher Intimitäten, ein Lächeln in Papier- oder Druckformat. Im Bild „vom kleinen Glück“ des Künstlers Eduardo Guerra wird das Süße (Biene) in einer Zukunft (Uhr) dennoch wie ein Ausgang, ein Lächeln präsentiert: Ich habe ein Auto, ich habe ein Haus…
Fenster hin zur Menschlichkeit
Als Besucher empfiehlt es sich ohne Eile die ausgestellten Kunstwerke wie Fenster zu begreifen, die mitunter scheinbar „einfach“ einen Blick auf Kuba freigeben. Dennoch sollte sich der Mensch als vor dem Bild stets das Menschliche in und hinter dem Bild vorzustellen versuchen. Dann nämlich ist man in Kuba – auf dem Schloss in Vianden – gelandet. – Kunst kennt bekanntlich keine Grenzen.
Fotos: Schloss Vianden / Heinz Ess – Cominica Ojeda
Film / unterstes Foto: C. Maisenbacher
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