Von Niklas Stilz
Ohne den leicht angeschlagenen Michael Dingels, dafür mit Testspieler Stefan Winkel, ging es für die Mannschaft von Eintracht Trier heute im ersten Härtetest der noch jungen Vorbereitung gegen den Drittligist SV Elversberg. Das Resultat kann sich sehen lassen – und spiegelt trotzdem nicht wider, wie stark das Team von Trainer Seitz vor allem in Halbzeit eins aufspielte. Während sich der Regionalligist überraschend gut präsentierte, enttäuschte der Gastgeber auf ganzer Linie.
Schaut man sich das Waldstadion an der Kaiserlinde an, so drängt sich der Vergleich zur Spielweise der Heimmannschaft am heutigen Tag fast auf: Es sieht alles irgendwie nach Baustelle aus. Die Erwartungen waren jedenfalls andere beim Team von Dietmar Hirsch, immerhin startet man am kommenden Wochenende gegen Saarbrücken in die Rückrunde. Unter der Woche gelang außerdem die Verpflichtung des ehemaligen Rostocker Riesen Ondrej Smetana, der ebenso von Beginn an auflaufen durfte, wie der auch von der Eintracht heftig umworbene Sascha Wolfert. Dass Wolferts Entscheidung gegen die Eintracht und für die SV Elversberg sich zumindest sportlich nicht unbedingt ausgezahlt haben musste, wurde schnell deutlich.
Knapp 15 Minuten dauerte es, bis die Mannen von Roland Seitz die Müdigkeit der harten Trainingswoche aus den Beinen geschüttelt hatten. Was dann folgte, war so sicherlich nicht zu erwarten. Die Eintracht erspielte sich ein klares Übergewicht, was schnell auch in Anzahl und Qualität der Chancen deutlich wurde. In Minute 19 war es Steven Kröner, der mit einem schönen Schuss aus dem Rückraum erstmalig für Gefahr sorgen konnte. Nur zwei Minuten später hatte Christoph Buchner nach toller Flanke des starken Matthias Cuntz die Führung auf dem Fuß, vergab aber freistehend vor Elversberg-Keeper Kenneth Kronholm. Auffällig in dieser Phase war aber in erster Linie die nahezu perfekte Organisation der Defensive. Auch Eintracht-Coach Roland Seitz war mit dem Abwehrverbund nach Spielende besonders zufrieden: „Wir haben in der ersten Halbzeit nichts zugelassen, haben schon im Mittelfeld die Bälle zurückerobert. Das war wirklich klasse.“
Kaum Torgefahr von Seiten der Gastgeber
Bezeichnend dafür sicher auch, dass es bis zur 38.Minute dauerte, ehe die Saarländer ihren ersten echten Schuss auf das Trierer Gehäuse abgaben. Mit dem Versuch von Sascha Wolfert hatte Torwart Chris Keilmann allerdings keine Probleme. Kurz zuvor war es hingegen wieder die Eintracht gewesen, die selbst mit einem Kopfball von Fabian Zittlau, Kapitän Fouad Brighache hatte geflankt, für Gefahr sorgen konnte. Vor der Pause war es dann erneut Zittlau, dessen Versuch von Außen abgeblockt wurde und zu Matthias Cuntz sprang. Der 23-Jährige verfehlte das Tor mit seinem Schuss nur knapp. Trotzdem zeigte auch er sich nach dem Spiel äußerst zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft: „Wir haben hier wirklich gut gespielt, man merkt, dass die Abläufe im Vergleich zur Hinrunde immer besser stimmen. Klar können wir in den kommenden Wochen das Spiel mit dem Ball noch verbessern, aber wir waren schon sehr ballsicher und hatten die deutlich besseren Chancen.“
Chancen gab es tatsächlich auch in Hälfte zwei zur Genüge. Erst versuchte es erneut Cuntz, sein Volley verfehlte das Elversberger Gehäuse nur knapp, dann legte der Mittelfeldmotor den Ball links vor das Tor, wo Stefan Winkel lauerte und den Ball über das Gehäuse drosch. Winkel, im Sturmzentrum gestartet, spielte in Halbzeit zwei nach den Einwechslungen von Lars Bender und Sylvano Comvalius inzwischen auf der linken Seite. „Er hatte es heute natürlich wahnsinnig schwer, gerade in der ersten Hälfte als Stoßstürmer gegen die großen Innenverteidiger. In Halbzeit zwei fehlte ihm dann ein bisschen die Bindung, aus seiner Chance kann er dann aber natürlich schon ein Tor machen“, urteilte Roland Seitz hinterher über die potenzielle Neuverpflichtung. „Trotzdem war Stefan sehr engagiert und hat in der Woche hart gearbeitet. Wir halten ihn in jedem Fall für einen interessanten Mann und bleiben weiterhin in Kontakt.“
Auch Winkel selbst äußerte sich durchweg positiv über sein einwöchiges Gastspiel bei den Trierern: „Es war gut endlich zu spielen, auch wenn die Woche natürlich ziemlich anstrengend war. Ich fühle mich sehr wohl im Team und die Mannschaft hat mich gut aufgenommen.“ Für Umfeld und Fans hatte Winkel dann noch ein besonderes Lob parat: „Man merkt hier sofort, dass Trier eine Stadt ist, die den Fußball lebt.“
Schwere Beine, viele Wechsel
Den Fußball gelebt hat das Team von Roland Seitz besonders auch in der Trainingseinheiten unter der Woche, weshalb den Kickern von der Mosel ab der 70.Minute langsam die Puste ausging. Einige Wechsel waren die Folge und auch Elversberg hatte jetzt die ein oder andere Gelegenheit. Die beste Chance der Saarländer vergab dann aber Milad Salem nach einem ansehnlichen Solo am Trierer Strafraum. „Das war schon eine wahnsinnig harte Woche. Morgens laufen wir ja immer 10km und nachmittags geht es dann im Trainingsspiel auch noch mal zur Sache“, erklärt Matthias Cuntz die schweren Beine seines Teams.
Den Schlusspunkt setzte in Minute 81 schließlich Top-Stürmer Sylvano Comvalius mit einem Kopfball aus drei Metern, der aber ebenfalls klar sein Ziel verfehlte. Danach gab es zwar noch ein paar ordentliche Szenen, etwas zwingendes sprang für beide Mannschaften allerdings nicht mehr heraus und somit blieb es beim 0:0. Für Trainer Roland Seitz war es dann an der Zeit ein positives Fazit zu ziehen: „Ich bin sehr zufrieden mit der Art und Weise wie wir hier gespielt haben. Wir waren nah dran an den Elversbergern, die immerhin am nächsten Wochenende schon in die Rückrunde starten und dementsprechend in der Vorbereitung deutlich weiter sind als wir – die Mannschaft hat mich wirklich positiv überrascht.“
Alles also Friede, Freude, Eierkuchen? Nicht ganz, einen Kritikpunkt hatte der Chefcoach dann doch noch parat: „Also an der Chancenauswertung müssen wir noch arbeiten. Wäre das heute ein Punktspiel gewesen, wäre ich wegen der zwei verschenkten Punkte vermutlich an die Decke gegangen.“ Saarbrückens Trainer Milan Sasic, der ebenfalls unter den ungefähr 150 Zuschauern war, wird jedenfalls froh sein, dass sein Team am nächsten Wochenende auf die SV Elversberg trifft – und nicht auf die Eintracht aus Trier.
[statistik]Aufstellung Eintracht Trier: Keilmann – Brighache (81. Guenther), Hollmann, Buchner, Zittlau – Kröner (74. Konrad), Cuntz (67. Kuduzovic)– Quotschalla (46. Bender), Abelski, Anton (46. Comvalius) – Winkel (73. Spang)
Ausblick: Am kommenden Dienstag, 21. Januar, tritt die Eintracht zu einem Testspiel beim Traditionsverein Alemannia Aachen an. Anstoß am Tivoli ist um 14.30 Uhr, im Tor stehen wird bei den Trierern dann Andreas Lengsfeld, der in der Winterpause mit Chris Keilmann um den Platz im Tor kämpft.[/statistik]
Die Bilder zum Spiel
Fotos: Anna Lena Grasmück
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