Der Kapitän schaut zurück. Vergangene Woche konntet ihr seine Gedanken zur vergangenen Spielzeit und seinen Mitspielern lesen, im 2. und letzten Teil spricht Eintracht-Kapitän Simon Maurer mit 5vier.de über den zwischenzeitlichen Stimmungsboykott, den Zuschauerschnitt und Rudi Thömmes.
Wir haben über Stimmung in der Mannschaft gesprochen. Uns interessiert auch deine Sicht zur Stimmung in der Fanszene. Die Ultras haben über längeren Zeitraum den Support eingestellt, haben die Heimspiele komplett boykottiert. Hat das überhaupt einen Einfluss bei euch auf dem Rasen?
Das hat schon einen Einfluss. Die Ultras und die Fans allgemein helfen, die letzten Prozent raus zu kitzeln. Vor allem in der Schlussphase, noch einen Lucky Punch zu setzen. Als Koblenz im Pokal im Moselstadion war, war das für uns wie ein Auswärtsspiel. Daher sind die Fans sehr wichtig für uns.
Sie mussten letztes Jahr auch sehr viel einstecken, da haben wir sie wirklich nicht verwöhnt. Die Namen die wir in der Mannschaft hatten – eigentlich war es ein Skandal dass wir abgestiegen sind. Es kam aber so. Dieses Jahr sahen sie aber, dass die, die gespielt haben, sich den Arsch aufgerissen haben. Das haben sie auch honoriert.
„Die Fans mussten viel einstecken.“ (Simon Maurer)
Die Ultras sind ja auch zu jedem Auswärtsspiel mitgefahren, auch wenn sie hinterm Zaun geblieben sind. Sie haben trotzdem gesungen, waren immer dabei. Das war wichtig für uns und wird auch nächste Saison wichtig sein.

Simon Maurer in der von Insane Ultra gestalteten Umkleide der Eintracht. Foto: 5vier.de / Manuel Maus
Bist du als Spieler eigentlich involviert, was da im Hintergrund abläuft? Zum Beispiel wie es überhaupt zu dem Boykott kam? Oder verschiebt sich da womöglich der Fokus für dich, sodass du nicht voll konzentriert aufspielen kannst?
Den Fokus verschiebt es nicht, aber ich bin da doch zu wenig drin. Man hört mal hier und da was, aber die genauen Hintergründe kenne ich nicht.
Der Zuschauerschnitt lag bei nur 861. Da ist auch viel Häme zu registrieren, da die Eintracht keine große Relevanz mehr habe. Was macht das mit dir, diese Entwicklung mitzubekommen?
Es ist eigentlich schade. Wir haben eine gute Runde gespielt, trotzdem hat sich das nicht in der Resonanz widergespiegelt. So ganz weiß ich nicht, woran das liegt. Wenn wir ein schlechtes Spiel liefern ist es schnell vergessen, dass wir vorher neun Siege in Folge geholt haben. Da prasselt in den Sozialen Medien viel auf uns ein. Es wird dann schnell alles schlecht geredet. Und natürlich würde ich mich freuen, wenn der Schnitt nochmal nach oben geht.
Maurer fühlt sich wohl bei der Eintracht
Kommen wir nochmal zu dir. Du hast deinen Vertrag gleich um zwei Jahre verlängert und betonst häufig, wie wohl du dich fühlst. Dennoch die Frage, da dir auch Drittliganiveau attestiert wurde und wird: Ist dir das nicht zu lange, in der Oberliga zu spielen?
Den Traum Profifußballer zu werden, habe ich eigentlich schon abgehakt. Ich fernstudiere ja noch BWL mit Schwerpunkt Sport- und Eventmanagement in Zweibrücken, was ich nächstes Jahr hoffentlich erfolgreich abschließen werde. Natürlich möchte man als Fußballer höchstmöglich spielen, aber ich bin realistisch genug. Es gab immer mal Möglichkeiten mich dort zu zeigen. In Nürnberg durfte ich dank René Müller (bis 2011 Trainer des FC Nürnberg 2), der mich sehr gepusht hat, ein paar Mal bei den Profis mittrainieren, aber geklappt hat es nicht. Ich habe damit abgeschlossen.
Ich würde jetzt nicht für 500 € mehr in der Tasche in die Regionalliga wechseln und extra deswegen umziehen. Da lege ich mehr Wert drauf, mich hier wohlzufühlen. Hier habe ich ein gewisses Standing, was ich woanders nicht hätte.
Du hast gesagt, dass du mit der Eintracht wieder in die Regionalliga möchtest. Was wäre, wenn das in den nächsten Jahren nicht gelingen würde? Gibt es da einen Plan B?
Nein, eigentlich gar nicht. Ich bin erstmal froh dass Pause ist. Und dann schauen wir, dass wir nächstes Jahr eine schlagkräftige Truppe zusammenkriegen. Aber was in zwei, drei Jahren ist, ist zu weit weg.

Von Trier nach Elversberg, bald wieder vereint: Rudi Thömmes und Roland Seitz. Foto: Anna Lena Grasmueck
Eine prägende Veränderung steht schon fest: Urgestein Rudi Thömmes verlässt den Co-Trainer-Posten gen Elversberg. Was bedeutet das für den Verein?
Eintracht Trier ohne Rudi Thömmes ist ja irgendwie gar nicht vorstellbar, nach 22 Jahren als Spieler und Co-Trainer. Er wird auf jeden Fall fehlen. Rudi hat sehr viel Ahnung im taktischen Bereich, ist auch für Überraschungen gut.
Er ist da ein bisschen das Gegenteil von Pauli (Daniel Paulus, Cheftrainer der Eintracht), der ernster ist als Rudi. Der ist was lockerer, macht auch mal gerne Späße beim Training macht. Für ihn ist Spaß ganz wichtig beim Fußball, ansonsten wird das auf Dauer nichts. Er hat die Spieler auch mal ein wenig hochgenommen, wenn er gezeigt hat, was er noch am Ball drauf hat.
Hast du da mitbekommen, wie oder warum es zum Wechsel kam?
Soweit ich weiß, hat er in Trier mit Roland Seitz (ehemaliger Cheftrainer der Eintracht, heute Sportvorstand und Trainer in Elversberg) eine gute Zeit gehabt. Der wird ihn ja nicht umsonst geholt haben, wie gesagt, Rudi ist taktisch sehr gut geschult. Ihm darf auch keiner böse sein, in Elversberg gibt es sehr gut Bedingungen, das weiß ich noch von einem Probetraining vor einigen Jahren. Und im Saarland findet sich auch einige Finanzkraft wieder. Das ist eine Chance für ihn. Und wenn es nicht klappt, ist er hier jederzeit willkommen.
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