Aus dem Moselstadion berichten
Martin Köbler und Anna Lena Bauer (Fotos)
Nachdem am gestrigen Freitag Preußen Münster vor der unglaublichen Kulisse von 18.500 Zuschauern den vielumjubelten Aufstieg in die Dritte Liga durch einen 3:0-Heimerfolg gegen Borussia Mönchengladbach perfekt gemacht hat, tat Eintracht Trier in seinem heutigen Heimspiel alles dafür, um zumindest als Zweiter über die Ziellinie der Regionalliga West einzulaufen – bei hochsommerlichen Temperaturen sahen die nur 1.415 Zuschauer einen 2:0-Sieg ihrer Mannschaft über den SV 07 Elversberg. „Ich muss meine Mannschaft einmal mehr loben“, resumierte Eintracht-Chefcoach Roland Seitz nach der Partie zufrieden. „Die Saison ist für uns ja bis auf das Pokalspiel schon gelaufen – aber es ist vorbildlich, dass die Jungs einmal mehr ein so gutes Spiel abgeliefert haben.“ Sein Kollege aus dem Saarland, Günther Erhardt, sah dies ähnlich und machte den dreifachen Punktgewinn vor allem an einem Namen fest. „Heute hat Alban Meha mit seinen Standards eindeutig den Unterschied ausgemacht!“
Dabei hatte der wortkarge Gäste-Trainer noch nicht einmal so unrecht. Der vor Wochenfrist 25 Jahre alt gewordene Kosovo-Albaner in Diensten der Eintracht ist einer jener seiner Gattung, die ein Spiel durch eine Aktion entscheiden können – auch, wenn der Zauberfuß in Reihen der Römerstädter auch heute wieder einige Anläufe gebraucht hat, ehe er in der 78. Minute den 2:0-Endstand für seine Mannschaft erzielen konnte. „Den wollte ich unbedingt schießen, Ahmet Kulabas wollte ihn zwar treten, aber nach meinem Treffer in Homburg letzte Woche habe ich einfach gemerkt, dass der Knoten wieder geplatzt ist.“ Es sind diese Momente, die den Mann mit der 23 auf dem Rücken für die Eintracht so wertvoll machen – und ebenso begehrenswert für höherklassige Vereine. So tut es nicht wundern, dass mit Roger Schmidt vom SC Paderborn auch ein bekanntes Gesicht aus der zweiten Liga auf der Haupttribüne des Moselstadions gesichtet wurde. „Ich kann absolut noch nichts zu meiner Zukunft sagen. In den nächsten Tagen treffe ich mich mit meinem Berater, dann sehen wir weiter und fällen eine Entscheidung. Vielleicht bleibe ich ja auch hier, das kann ich aber noch nicht sagen“, gab Meha nach dem Schlusspfiff Einblick in seine nächsten Tage. „Fakt ist allerdings, dass ich mich hier in Trier sehr wohl gefühlt habe.“
Von den üblichen Transfergerüchten unbeeindruckt, versuchten Meha und Kollegen nach einer Viertelstunde der Partie, die Kontrolle zu übernehmen. Bis dahin waren die Gäste optisch überlegen, Trier rückte bei den Offensivaktionen zu spät nach und ließ Lukas Mößner und Ahmet Kulabas im Sturm fast verhungern. Erst, als Fahrudin Kuduzovic mit einen Kopfball nach Hereingabe von Meha nur denkbar knapp an Daniel Kläs im Tor der Saarländer scheiterte, wachte die Eintracht auf – und übernahm von da an die Spielkontrolle (21.). Der Gast aus Elversberg, bei dem Wilko Risser seine Rückkehr nach Trier unter den Schmähgesängen des Anhangs auf der Gegengeraden nur eine Halbzeit lang durchstehen musste, wurde immer mehr an den eigenen Strafraum gedrängt – was vor allem auf eine taktische Umstellung Seitz‘ zu verdanken war, der mit zunehmender Spieldauer bemerkte, dass im Mittelfeld zu viele Bälle verloren gingen. Folglich tauschten Meha und Kuduzovic die Positionen – und schon lief der Ball durch die eigenen Reihen gefährlicher als vorher. Die Viererkette der Elversberger kam mit diesem Tausch nicht klar und musste scheinbar hilflos mitansehen, wie der blau-schwarz-weiße Express auf das Tor rollte. Meha per Freistoss (28.), Thomas Kraus aus drei Metern (29.), wiederum Alban Meha von der Strafraumgrenze (33.), abermals Kraus (34.), und Kuduzovic (35.) hatten fast im Minutentakt Einschußmöglichkeiten liegengelassen, ehe der Spielverlauf kurz vor der Pause fast auf den Kopf gestellt worden wäre, als ausgerechnet Wilko Risser freistehend nach Zuspiel von Alexander Karapetyan an Schlussmann André Poggenborg scheiterte. Die Saarländer waren daraufhin wohl schon gedanklich bei der Pausenerfrischung, denn nur eine Minute später wurden sie über die Achse des heute sehr starken Fahrudin Kuduzovic – Alban Meha – Ahmet Kulabas nach eigenem Freistoss klassisch ausgekontert. Der Winter-Neuzugang aus Heidenheim hatte keine Mühe, den Ball mit dem Pausenpfiff im Netz unterzubringen – das 1:0.
Günther Erhardt reagierte, brachte mit Emre Güral für den enttäuschenden Wilko Risser neue Offensivkraft – doch es tat sich nichts. Weder hüben noch drüben tat sich mit Ausnahme eines gefährlichen Eckballes von Marcus Fischer, den Samir Kozarac beinahe verwerten konnte (59.), nichts. „Das war Sommerfussball pur“, zog Erhardt die ernüchternde Bilanz ob der Leistung seiner Mannschaft nach dem guten Beginn. Auch die Anhänger des Trierer Traditionsvereines besannen sich schon mehr der kommenden Aufgaben und schmetterten lautstarke weniger freundlich gemeinte Grüße nach Koblenz, dem Gegner der Eintracht im Rheinland-Pokal-Finale am 25. Mai, der Haupttribüne entgegen. Die Lethargie dieser Minuten wurde durch einen Pfostenschuss vom inzwischen für den heute sehr schwachen Thomas Kraus ins Spiel hineingekommenen Olivier Mvondo beendet (73.). Die Eintracht besann sich der Vorgabe des Trainers, den zweiten Platz zu verteidigen und zog die losgelassenen Zügel wieder an. Kulabas scheiterte noch an Kläs (74.), ehe Meha mit seinem Freistoß einmal mehr die Zuschauer verzückte.
„Über neunzig Minuten gesehen geht der Erfolg für die Eintracht in Ordnung“, sah Günther Erhardt einen verdienten Sieger des kleinen Derbys. „Im Vergleich zum Hinspiel haben wir einfach nicht mehr die Aggressivität und Laufbereitschaft an den Tag legen können“. Sein Kollege auf der Trierer Trainerbank pflichtete ihm da bei: „So ein 1:0 zur Pause ist bei solch sommerlichen Temperaturen sehr wichtig, da läuft der Ball dann einfach besser. Wir haben über das gesamte Spiel die besseren Torchancen herausgearbeitet und haben uns diese drei Punkte heute redlich verdient.“
STATISTIK
Eintracht Trier: André Poggenborg – Thomas Drescher, Torge Hollmann, Josef Cinar, Cataldo Cozza – Jeremy Oporu-Karikari, Alban Meha, Fahrudin Kuduzovic (ab 66. Piero Saccone), Thomas Kraus (ab 60. Olivier Mvondo) – Ahmet Kulabas, Lukas Mößner (ab 80. Michael Dingels).
SV 07 Elversberg: Daniel Kläs – Marc Gross, Julian Weiersbach, Christian Micolajczak (ab 78. Andreas Backmann), Matthias Kühne – Samir Kozarac, Martin Willmann, Alexander Karapetyan, Max Englert (ab 60. Ali Moslehe) – Marcus Fischer, Wilko Risser (ab 46. Emre Güral)
Tore: 1:0 Ahmet Kulabas (45.), 2:0 Alban Meha (78.)
Gelbe Karten: – / Martin Willmann.
Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Bonn)
Zuschauer: 1.415
VIDEO-Stimmen (Roland Seitz, Ernst Wilhelmi, Josef Cinar)
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Fotos
Schweizer meint
„…So tut es nicht wundern…“
Also Herr Köbler seit wann wird denn in Texten „getutet“? 😉
Bis auf diesen schönen Trierer Fehler ein sehr gelungener Artikel!
Glückwunsch!
Sievo meint
Am allermeisten freut es mich, dass unsere Mannschaft mit jedem Spiel abgeklärter wird und das sicherlich auch mit in die nächste Saison hineinnehmen wird, weil ja viele Spieler auch in der kommenden Saison noch bei uns spielen werden.
Es hat sich auch am Samstag wieder gezeigt, dass wir mit einem 4-4-2-System besser agieren, als mit nur einem Stürmer. Man hat aber auch gesehen, dass mit einem Mössner und einem Kulabas einer „dieser Sorte“ zu viel ist. Beide sind hervorragende „Strafraumstürmer“. Aber der Sturmpartner neben einem dieser beiden muss auf alle Fälle einer wie Eckstein oder Kraus sein.
Alter Hautz meint
Ein schönes Spiel heute bei schönem Wetter. Meha war in der Tat sehr stark, aber leider konnte er diese Form nicht über die komplette Saison abrufen. Sonst wäre sicher noch mehr drin gewesen. Einer der wenigen Spieler, die sich über den Weggang von Meha freuen dürften, ist Drescher: dann muss er in der kommenden Saison nicht wieder gegen zwei oder drei Gegenspieler die linke Seite alleine dicht machen.
Roland Seitz hat dem Vernehmen nach schon einige neue, starke Spieler an der Angel, die den Verlust von Meha und vielleicht auch Kulabas mehr als kompensieren werden. Geduld ist dennoch gefragt, denn der Trainingsauftakt zur neuen Saison liegt noch in weiter Ferne. Dann erst muss ein Großteil des neuen Kaders stehen. Nach wie vor dürfte auch Senesie zu den potentiellen Kandidaten gehören; auch wenn dies von allen Seiten dementiert wird. Alles Taktik! 😉
Ferner: habe diese sehr gut gemachte Seite erst vor Kurzem für mich entdeckt. Sehr gute Arbeit und Berichte, macht weiter so!
Eddi meint
Das ist echt mal sehr schade: Nur so wenige Zuschauer. Und das bei einer so tollen Mannschaft, die in dieser Saison so viel erreicht hat. Es ist schade, dass das von Trier nicht wenigstens ein bisschen honoriert wird. Vielleicht kommen ja im letzten Heimspiel ein paar mehr Fans. Die Mannschaft und ihr Trainer hätten es in jedem Fall verdient.
Heute wieder souverän gewonnen. Eine saubere Leistung. Schade, dass wir nicht schon das Hinspiel gewonnen hatten – dann wäre die Saison vielleicht ganz anders verlaufen!?