Eintracht Trier feierte mit dem 3:1 gegen den VfL Bochum II den vierten Regionalliga-Sieg in Folge. Dazu verloren geballt alle Aufstiegskandidaten. „Wichtig ist, dass wir den Leuten im Stadion das Gefühl geben, wieder zu leben“, meinte Kapitän Hollmann.

"Kula" und "Chun" jubeln gemeinsam nach dem 1:1-Ausgleich in der 23. Minute. Foto: Anna Lena Grasmück
Der vierte Sieg in Folge war gerade in trockenen Tüchern, als die Regionalliga-Fußballer von Eintracht Trier kurz ihre Freude vergaßen und wie gebannt auf die Anzeigetafel starrten. „SC Idar-Oberstein gegen Borussia Mönchengladbach 2:0“, war die erste Ansage von Stadionsprecher Martin Köbler. Ein leiser Aufschrei ging durch das Moselstadion. Doch es ging weiter. „Sportfreunde Lotte gegen den Wuppertaler SV 3:5“. Wieder Jubel. Und die Krönung folgte noch. „Borussia Dortmund II gegen die TuS Koblenz 2:3.“ Welche Gedanken den Spielern in diesem Moment durch den Kopf schwirrten, war ihnen auch ohne Worte anzusehen. Es war alles dabei an Gefühlsregungen. Ahmet Kulabas sackte zusammen am Mittelkreis, streckte Arme und Beine von sich, das Gesicht war leer. Ein paar Spieler grinsten ungläubig bei einem Blick auf die Videowand, in ihren Mienen blitzten Funken von Hoffnung auf.
Vielleicht aber auch der Gedanke „Was wäre, wenn…“, der nach dem 3:1-Erfolg gegen den VfL Bochum II vor 1298 Zuschauern nicht laut ausgesprochen wurde. Was wäre, wenn die März-Krise die Eintracht nicht meilenweit im Titelrennen zurückgeworfen hätte? Was wäre, wenn der Start in das Fußballjahr 2012 mit der 0:1-Heimpleite gegen den SC Idar-Oberstein nicht so katastrophal gelaufen wäre? Torge Hollmann schnaubte wütend, als er nach dem Konjunktiv befragt wurde.
„Ich habe mich genug geärgert. Jetzt geht es nur noch darum, das wir unser Ding durchziehen und so viele Spiele wie möglich gewinnen“, sagte der Kapitän ganz nüchtern, ohne sich auf den neuesten Wasserstand der Tabelle einlassen zu wollen. Neun Punkte liegt Trier nun hinter Lotte, hat aber noch eine Partie in der Hinterhand und am vorletzten Spieltag das direkte Duell im Moselstadion. Sieben Zähler liegen sie bei der gleichen Anzahl von Spielen hinter Dortmund II zurück, fünf Punkte sind es bis Mönchengladbach II. „Es sind drei Mannschaften vor uns und nicht eine, da ist es schon unglaublich schwer“, glaubt auch Trainer Roland Seitz nicht mehr wirklich auf eine Chance. „Jetzt müssen wir erstmal bei Schalke gewinnen, dann sehen wir weiter.“ Für Torge Hollmann stand nach dem umkämpften Heimsieg eher ein anderes Ergebnis im Vordergrund. Eins, das an der Anzeigetafel nicht abzulesen war: „Wir geben den Leuten im Stadion wieder das Gefühl, dass wir leben und gewinnen können.“
Teilzeitarbeiter Pagenburg mit dem dritten Tor im dritten Spiel
Und damit war nach 69 Sekunden gegen Bochum II nicht unbedingt zu rechnen. Die Uhren waren gerade eingeschaltet, als Trier schon dem 0:1 hinterher lief. Laurenz Wassinger wurde nicht energisch genug attackiert, zog aus 20 Metern ab, der Ball landete unhaltbar im Tor. Doch wo die Eintracht vor Wochen nach solchen Rückschlägen wie gegen Idar-Oberstein, Köln II, Dortmund II und in Elversberg wie ein Kartenhaus zusammengebrochen wäre, trug nun das Selbstvertrauen der jüngsten drei Siege Früchte.
Unbeeindruckt vom Rückstand behielten die Platzherren die Ruhe, spielten druckvoll nach vorne. Daniel Bauer überzeugte als Gestalter im defensiven Mittelfeld, Jeremy Karikari saß nach einer Hüftverletzung noch auf der Bank. Und auch die ersten vergebenen Chancen warfen Trier nicht zurück. Cataldo Cozza wagte nach einem Vorstoß einen trickreichen Lupfer – knapp vorbei (11.). Kurz darauf bediente sich Kevin Wolff dem Kuriositätenkabinett, als er den Ball zurückspielen wollte, ihn aber zu kräftig traf und Torwart Daniel Heuer Fernandes verzweifelt dem Leder hinterher rannte, das an den Innenpfosten trudelte (13.).
Chhunly Pagenburg belohnte dann die Offensivbemühungen, als er eine feine Flanke von Thomas Drescher zum 1:1 über die Linie drückte (23.). Für den Angreifer war es nach Muskelverletzungen und Lebensmittelvergiftung das dritte Tor im dritten Spiel. Dennoch war er gegen Bochum II nur Teilzeitarbeiter für 45 Minuten. „Es zwickte am Oberschenkel, ich wurde vorsichtshalber ausgewechselt, um am Dienstag bei Schalke II wieder dabei zu sein.“ Das Erfolgserlebnis freute Pagenburg, auch wenn seine WG-Kollegen Ahmet Kulabas und Benjamin Pintol diesmal ohne Treffer blieben. „Dafür kriegen sie heute nichts zu essen“, feixte er.
Thomas Kraus und Fahrudin Kuduzovic treffen in der zweiten Hälfte
Doch auch ohne weiteres Tor der Wohngemeinschaft in Schweich drehte die Eintracht das Spiel. Mit Glück und Einsatz. Glück, weil ein Einsteigen von Torge Hollmann im eigenen Strafraum nicht als Elfmeter geahndet wurde (43.). Einsatz, als Thomas Kraus eine schöne Vorlage von Ahmet Kulabas zum 2:1 einköpfte (50.), nur Sekunden nach einer kläglich vergebenen Chance behielt der Blondschopf die Nerven.
Danach entwickelte sich ein Spiel, bei dem Trier noch zittern musste. Unkonzentriertheiten, Fehlpässe, die Begegnung wurde zerfahrener, nicht immer wirkte die Defensive sattelfest. „Da haben wir mit der Substanz nach den vielen Spielen gekämpft“, meinte Hollmann. Endgültig durchatmen durfte die Heimelf in der Nachspielzeit, als Olivier Mvondo bei einem Konter die Außenbahn entlang eilte und Fahrudin Kuduzovic bediente, der zum erlösenden 3:1 traf.
„Ich ziehe den Hut vor den Jungs“, freute sich Seitz und legte die Stirn in Falten, als er nach den Aufstiegschancen gefragt wurde. „Unser Ziel ist erst einmal der Rheinlandpokal“, antwortete er. Auch Thomas Drescher wollte sich nicht locken lassen. Aber ganz ohne Kampfgeist wollte der Routinier nicht den Platz verlassen. „Im Fußball hat man schon verrückte Sachen erlebt“, sagte er und setzte ein breites Grinsen mit seinem Mundschutz auf. „Doch es wäre Quatsch, jetzt darüber zu reden.“
Statistik
Eintracht Trier – VfL Bochum II 3:1 (1:1)
Trier: Poggenborg – Cozza, Hollmann, Zittlau, Drescher – Bauer – Pintol (62. Mvondo), Kuduzovic, Kraus (80. Karikari) – Pagenburg (46. Abelski), Kulabas.
Bochum: Heuer Fernandes – Semlits, Kalina, Caspari, Götze – Wolff, Thomas (61. Opiola) – Jansen, Bulut (71. Feldkamp) – Freiberger, Wassinger (50. Hrustic).
Schiedsrichter: Thomas Stein (Homburg am Main)
Tore: 0:1 Wassinger (2.), 1:1 Pagenburg (23.), 2:1 Kraus (50.), 3:1 Kuduzovic (90.)
Zuschauer: 1298.
Die Stimmen zum Spiel
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Die Bilder zum Spiel
- Ist ein wichtiger Baustein für Peter Rubeck und die jungen Talente: Torge Hollmann unterschrieb im Sommer gleich bis 2016 Foto: S. Schwarz
Sievo meint
sve-langen,
der liebe Gott für mich auch.
sve-langen meint
Der Trainer ist für mich unantastbar!
Sievo meint
sve-langen,
vielleicht hast du ja auch Recht, dass man der Mannschaft damit ein Alibi gibt.
Jetzt möchte ich nur noch von dir wissen, wer für dich alles zur Mannschaft zählt: Nur die Spieler oder auch die Trainer?
sve-langen meint
@Sievo
Also wieder ein Alibi für die Mannschaft!!!
Ich denke das Problem liegt woanders.Was Du da erzählst ist tataler Unsinn!!!
Sievo meint
Da werden weiterhin den verlorenen Spielen nach der Winterpause Tränen nachgeweint und Kommentare geschrieben wie z. B. „Was wäre, wenn die Mannschaft… “
Ich möchte jetzt noch einmal für alle wiederholen, die immer wieder auf der Mannschaft herumhacken, dass letztendlich die verkackte Vorbereitung einzig und allein für diese Misere verantwortlich ist. Während alle anderen Mannschaften vor uns anständige Trainigslager hatten, musste sich unsere Mannschaft mit weniger als „Hausmannskost“ zufrieden geben.
Mit so einer (und dazu noch zu kurzen) Vorbereitng im Winter kann man nicht den Anspruch stellen, aufzusteigen.
Das sollten sich unser Vorstände vielleicht mal merken, wenn es irgendwann mit dem Aufstieg klappen soll. Die Vorausetzungen waren ja vor der Winterpause geschaffen worden. Nach der Winterpause hatte unsere Vorstandschaft dann mit ihrem verweigerten Trainingslager ihren Auftritt.
schustermanni meint
habe im letzten kommentar, schon geshrieben , nerven behalten, was sich jetzt bewahrheitet wie geschrieben optimistisch bleiben, und nicht den hergeschenkten punkten hinterhertrauern gruß manni