Es war in den letzten Minuten eine Zitterpartie, aber eine mit Happy-End. 1:0 bezwang Eintracht Trier vor 1593 Zuschauern Bayer Leverkusen II und konzentriert sich nun auf das Spitzenspiel in Lotte. Für Diskussionen sorgte die Kabinen-Flucht nach dem Abpfiff.
Als die Pflichtaufgabe erfüllt war, rannten alle Spieler auf Anhieb in die Kabine und tauchten erst nach einer halben Stunde wieder auf. Als eine geschlossene Einheit gingen sie wortlos die Treppen der Katakomben hinunter, beschwichtigten die enttäuschten Anhänger, liefen gemeinsam zum Essen ins VIP-Zelt und verließen es auch zusammen. Torge Hollmann war der erste Spieler, der nach dem 1:0-Heimsieg gegen Bayer Leverkusen II vor 1.593 Zuschauern die Worte zur übereilten Flucht fand. „Das tut uns leid, es wird vielleicht falsch interpretiert. Das hatte nichts mit den Fans zu tun“, sagte der Kapitän. Wir wollten hier nur den Dreier holen. Uns steht jetzt eine unheimlich wichtige Woche bevor, auf die wir uns fest konzentrieren wollen.“
Hollmann schärfte die Blickrichtung schon für das Spitzenspiel in Lotte, das in den nächsten Tagen ganz oben auf der Agenda steht. Zuvor erledigte die Eintracht ihre Hausaufgaben gegen Leverkusen II, auch wenn es am Ende eine kleine Qual war, um diesen Arbeitssieg wirklich an der Mosel zu behalten. Mit dieser Erkenntnis trat auch Maik Walpurgis die weite Fahrt in die Heimat an, der Trainer der Sportfreunde Lotte saß auf der Tribüne im Moselstadion und machte sich fleißig Notizen.
Schottische Verteidigungskünste in der Schlussphase
„Wir haben die Basis gelegt für eine interessante Woche“, atmete derweil Roland Seitz durch. Die Erleichterung war ihm anzumerken, nachdem er am Freitag mit klaren Worten die Mannschaft in die Pflicht nahm. Der Eintracht-Coach war in den letzten Minuten mächtig in Bewegung, ruderte mit den Armen, als seine Mannschaft auf fast schottische Art mit Biegen und Brechen das 1:0 verteidigte. Da landeten auch mal Befreiungsschläge auf der Tribüne, da musste Torwart Andre Poggenborg kurz vor Schluss bravourös gegen Volkan Okumak retten, da wurden Bälle weit nach vorne geschlagen, ehe der ersehnte Abpfiff erklang. „Die Jungs haben in der Schlussphase etwas Nerven gezeigt und die Ordnung verloren. Da kam ich schon gut ins Schwitzen.“
Nach sieben Minuten war mit der späten Zitterpartie nicht zu rechnen. Früh legte die Eintracht den Grundstein zum Erfolg. Eine Freistoß-Flanke von Alon Abelski, die beim Abschlusstraining am Freitag noch auf dem Stundenplan stand, köpfte Denny Herzig zur Führung ein. Einen Salto probierte der jubelnde Verteidiger danach aus, die Haltungsnoten waren nicht olympiareif, seinen Kollegen war das egal. Sie warfen sich auf den Torschützen nach dem 1:0, das einer Befreiung gleich kam nach dem Frust vom Betzenberg. Der Herzig-Treffer war auch der aggressiven Anfangsphase geschuldet, die in der Aufstellung schon ihren Anfang nahm.
Der Wunschzettel ist schon geschrieben
So rückte Marc Gouiffe à Goufan als kämpferischer Terrier auf die Abräumerposition, dafür agierte Jeremy Karikari auf der Spielmacherposition neben Alon Abelski. Fahrudin Kuduzovic wurde auf die rechte Außenbahn verschoben und ersetzte Thomas Kraus, der auf der Bank saß. „Wir haben in den vier Spielen zuvor immer 0:1 zurückgelegen“, sagte Seitz und meinte damit die Auftritte gegen Bochum II, Wuppertal, Mehring und Kaiserslautern. „Die Mitte wollten wir zumachen, das ist aufgegangen.“
Auch wenn die Offensive nur schleppend in die Gänge kam. Kreative Elemente blieben aus, um gegen harmlose Leverkusener frühzeitig die Entscheidung zu erzwingen. Während die Gäste nur durch einen Freistoß von Ribeiro Lima überhaupt in Tornähe kamen, vergab die Eintracht kurz vor der Pause das zweite Tor. Gästekeeper Fabrice Vollborn wehrte einen Schuss von Abelski ab, Verteidiger Patrick Koronkiewicz kratzte den Abstauber von Ahmet Kulabas von der Linie (45.).
Nach dem Wiederanpfiff scheiterte Abelski, als er Vollborn schon umspielt hatte, aber nur das Außennetz traf (47.). Kulabas schob den Ball vor seiner Auswechslung völlig freistehend dem Schlussmann in die Arme (74.). „Legen wir nach, wird es wohl ein Selbstläufer“, meinte Seitz. So musste letztlich gezittert werden, mit jeder Minute vor dem Schlusspfiff wurden die Beine schwerer, die Aktionen hektischer. „Wir haben jetzt 33 Punkte aus 17 Spielen gesammelt, das ist toll, auch wenn das durch den Lotter Lauf nicht so zum Tragen kommt“, freute sich der Eintracht-Trainer letztlich über ein Happy-End.
Eine Woche noch, dann haben die Spieler die Chance, ein Zeichen zu setzen, um ihre eigene Leistung selber stärker zu würdigen. Lotte wird zu einem vorläufigen Showdown im Regionalliga-Titelkampf. Der Wunschzettel der Fans ist 21 Tage vor Weihnachten schon geschrieben, in Form eines gemalten Transparents, das sie nach dem Sieg gegen Leverkusen ausbreiteten. Die Mannschaft sah das schon nicht mehr nach ihrer Kabinen-Flucht, aber die Rolle von Santa Claus sollen sie bei diesem Traum einnehmen. „3 Punkte in Lotte – und der Weihnachtsmann kann zuhause bleiben.“
Eintracht Trier – Bayer Leverkusen II 1:0 (1:0)
Trier: Poggenborg – Cozza, Stang, Herzig, Drescher – Gouiffe à Goufan – Kuduzovic (68. Kraus), Abelski, Karikari, Pagenburg (81. Knartz) – Kulabas (75. Pollok).
Leverkusen: Vollborn – Koronkiewicz, Weiler, Nauber, Ziesing – Lima, Temeltas (81. Al Ghaddioui) – Opper, Lanwer, Hirsch (46. Maouel) – Kreyer.
Schiedsrichter: Patrick Kalbhenn (Düdelsheim)
Tor: 1:0 Herzig (7.).
Zuschauer: 1593.
Freddi meint
Hauptsache gewonnen!!! Jetzt noch zwei mal vor der Winterpause punkten und dann die Karten neu ordnen. Vielleicht kommt dann noch die ein oder andere Verstärkung, die den Herren mit der mangelnden Einstellung ein bisschen Dampf macht. Einen richtig guten Knipser könnten wir noch gut gebrauchen…
Sievo meint
Mir ist nach diesem Spiel ein Stein vom Herzen gefallen. Aber warum Seitz Spieler von Anfang an spielen ließ, denen er noch vor einer Woche eine mangelnde Einstellung vorwarf und beispielsweise einen Kraus auf der Bank ließ, das wirft schon einige Fragen auf.