Im Sommer wechselte Oliver Stang vom VfL Osnabrück nach Trier. Mittlerweile ist der ehrgeizige Innenverteidiger zum Leistungsträger gereift, der noch „torgefährlicher“ werden will. Den Aufstiegstraum hat er nicht aufgegeben.
Es war ein gutes Gefühl, mit dem Oliver Stang auf dem Nebenplatz vom Böllernfalltor vom Kunstrasen in die Kabine ging. Der 2:0-Sieg im Testspiel bei Drittligist SV Darmstadt 98 war für den stämmigen Innenverteidiger von Eintracht Trier eine Wohltat, nachdem sich das Kältehoch „Dieter“ in den Tagen zuvor mit Eis und Schnee nicht unbedingt als eingefleischter Fußballfan herausstellte. „Da war es schon wichtig, mal wieder spielen zu können. Das ist eine ganz andere Belastung als in der Soccerhalle“, findet Stang, der auch mit den Eindrücken der 90 Minuten zufrieden war. „Wir haben Darmstadt in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. Sie wussten nicht, was sie tun sollten.“
Wenn Arbeitstage im Fußball-Leben von Oliver Stang mit dieser Erkenntnis enden, hat er seine Hausaufgaben meistens sicher erledigt. Der 23-Jährige war im Sommer vom VfL Osnabrück an die Mosel gewechselt und hat sich in den Monaten in Trier zum soliden Leistungsträger entwickelt. Stang verrichtet sein Handwerk souverän, ohne spektakuläre Show, er wirkt für sein Alter enorm abgebrüht in den Zweikämpfen und ist sicher im Spielaufbau. Trainer Roland Seitz hat die Entwicklung honoriert. Bis auf das 0:0 beim SC Wiedenbrück, wo die Defensivkraft wegen einer Gelbsperre zuschauen musste, fehlte Stang keine einzige Minute in der Saison.
„Ich will torgefährlicher werden“
Dabei ist der Kader in der Innenverteidigung mit Kapitän Torge Hollmann und Denny Herzig stark aufgestellt. „Wir verstehen uns untereinander gut. Alle gehen an ihre Leistungsgrenze, am Ende entscheidet der Trainer über die Aufstellung“, meint Stang ganz diplomatisch. Dabei ist der ehrgeizige Youngster bemüht, sich ständig weiterzuentwickeln. Mit Thomas Kraus fährt er an freien Tagen regelmäßig nach Kenn, um dort im Kraftraum an den Geräten zu arbeiten. Mit den Regionalliga-Spielen beschäftigt er sich gedanklich noch in der Nachblende. „Ich gehe im Kopf immer einzelne Szenen durch und analysiere für mich, was ich besser machen kann.“
Ein Antrieb ist für ihn, noch mehr Torgefahr auf dem Platz zu entwickeln. Immerhin spielt das Kraftpaket mit seinen 1,94 Metern bei Standardsituationen eine entscheidende Rolle. „Ich bringe die physischen Möglichkeiten mit, um da mehr Ertrag zu erzielen“, fordert er von sich ein. Bislang hat er einen Treffer erzielt – im Hinspiel beim SC Idar-Oberstein. „Das ist für meine Ansprüche zu wenig.“
Auch beim Rückspiel im Moselstadion pendelte Stang ständig zwischen den Strafräumen hin und her, doch letztlich schlich er nach der 0:1-Pleite ohne Erfolgserlebnis geknickt in die Kabine. „Das war ein katastrophaler Tag“, weiß Stang, der die Niederlage mittlerweile verdaut hat. „Wir sind halt keine Maschinen, sondern Menschen, denen Fehler passieren. In Darmstadt haben wir bewiesen, dass wir uns zusammengerissen und in den letzten zwei Wochen gut trainiert haben.“
Aufstiegshoffnungen nicht zu den Akten gelegt
Den Traum vom Aufstieg hat Stang noch nicht aufgegeben, obwohl sich die Sportfreunde Lotte mit dem 1:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf II bereits um acht Punkte absetzen konnten und auch Mönchengladbach II ein kleines Polster hat. „Wir werden alles dafür tun, uns bis zum letzten Heimspiel gegen Lotte eine Ausgangsposition zu erspielen, dass sie noch Angst vor uns haben müssen.“ Dafür muss die Eintracht aber beständiger werden. „Wir haben bislang auf Niederlagen immer die richtige Antwort gegeben. Jetzt müssen wir aufstehen und dürfen nicht wieder hinfallen“, fordert Stang. „Ansonsten ist die ganze Saison für die Katz‘ gewesen.“
Einen solchen Verlauf will der Abwehrrecke vermeiden. Der Innenverteidiger ist mit Alon Abelski und Wojciech Pollok einer von nur drei Spielern, die in Trier auch einen Vertrag bis 2013 haben. Über die Zukunft macht sich auch Stang Gedanken, der sich in Trier wohlfühlt und der um die Bedeutung eines intakten Umfelds im Sport weiß. Mit 16 Jahren folgte er „schweren Herzens“ dem Lockruf von Borussia Mönchengladbach und zog aus dem heimischen Elternhaus in Andernach ins Jugendinternat. „Das war kein leichter Schritt. Aber die Internatsfamilie war immer für mich da, ich habe viele nette Leute kennengelernt und in der A-Jugend eins meiner schönsten Jahre erlebt.“ Stars wie Mesut Özil waren seine Gegenspieler, zu alten Kumpels wie Moses Lamidi (Karlsruher SC) hält er nach wie vor Kontakt.
Auch bei der Eintracht hat er einige Freunde gefunden. „Ich weiß nicht, wie die anderen Spieler planen und werde mir nicht anmaßen, irgendwelche Ratschläge zu geben. Aber wenn ich es mir aussuchen könnte, wäre es schön, wenn wir alle zusammenbleiben“, hofft er mit einem Blick auf die kommende Saison. „Wenn man in einer fremden Stadt Fußball spielt, fühlt man sich vor allem wohl in einer Mannschaft, die sich versteht. Das sind ja die Menschen, die einen täglich begleiten.“
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