Pfiffe bei den Fans, Entsetzen bei Trainer und Spielern. Mit 0:1 verpatzte Eintracht Trier den Start in die Regionalliga. Die Aufstiegschancen sind nach der Enttäuschung mächtig gesunken. Kapitän Torge Hollmann saß nur auf der Bank.
Es war ein 30. Geburtstag, hinter den Torge Hollmann nur einen „dicken Strich“ machen wollte. Traurig sah der Kapitän über 90 Minuten nur auf der Bank und beim Warmlaufen hinter dem Tor zu, wie die Aufstiegschancen seiner Mannschaft wie eine Aktie rasant in den Keller schnellten. Der Schock der 0:1-Blamage gegen den SC Idar-Oberstein saß tief bei den Regionalliga-Fußballern von Eintracht Trier, die sprachlos in die Kabine schritten, während die Gästespieler fast ungläubig über diese Sensation tanzten und jubelten. Der Rasen des Moselstadions gehörte in diesem Moment ihnen. Katzenjammer herrschte hingegen bei der Eintracht vor, die sich für das Aufstiegsrennen so viel vorgenommen hatte – und dann maßlos enttäuschte. Einige der 2.076 Zuschauer pfiffen, als der katastrophale Auftritt um 15.47 Uhr beendet war. Andere verließen das Stadion nachdenklich, Trainer Roland Seitz suchte krampfhaft nach den richtigen Sätzen. „Jedes Wort wäre eines zu viel, ich bin sehr enttäuscht darüber, was die Mannschaft geleistet hat. Wer mich kennt, kann sich vorstellen, wie es in mir brodelt“, sprach er wütend ins Mikrofon. Unmittelbar nach der Pressekonferenz schritt Seitz in Richtung Ausgang des VIP-Zeltes. Er war einen Tag nach seiner Vertragsverlängerung bedient.
Und natürlich wird auch er nach Gründen suchen, warum Trier nach dem Duell mit Idar-Oberstein plötzlich fünf Punkte Rückstand auf die Sportfreunde Lotte hat – und ein ausgetragenes Spiel mehr in der Tabelle. Was wirklich bedenklich stimmte, war, dass seine Mannschaft während der gesamten Spieldauer der Partie kaum eine Chance erspielen konnte, die dieses Prädikat redlich verdiente. Zugleich mussten die Gäste, die ihren ersten Auswärtssieg der laufenden Saison feierten, nicht über sich hinauswachsen, um die Führung durch einen traumhaften Schuss von Eric Wischang aus 25 Metern (6.) zu verteidigen. Geschickt verschoben die Gäste mit zwei Viererketten, stellten die Räume zu, während die Eintracht in Harmlosigkeit förmlich erstarrte. Da musste Torhüter Jean-Francois Kornetzky keinen glanzvollen Tag erwischen, da mussten sich die Innenverteidiger nicht reihenweise verzweifelt in Bälle schmeißen, es war kein dramatischer Kampf zwischen David und Goliath. Dafür entfachte Trier zu wenig Gefahr. Für einen Aufstiegskandidaten war das zu wenig.
Kapitän Torge Hollmann nur auf der Bank
Zündende Ideen, die Präzision im Spielaufbau, das Feuer – nahezu alles fehlte. Auch Standardsituationen verpufften zumeist harmlos im Strafraum der Gäste, sie sollten den Unterschied an diesem Tag nicht bilden. Seitz stellte in den 90 Minuten gleich drei taktische Systeme auf, um wichtige Hebel umzulegen – nichts half. Gestartet war Trier mit einem 4-1-4-1 mit Neuzugang Daniel Bauer, dann stellte der Trainer auf ein 4-4-2 mit den Sechsern Alon Abelski und Bauer um. In der zweiten Hälfte rückte der lange Zeit zu tief agierende Abelski auf die Spielmacherposition, während Fabian Zittlau auf der linken Seite Thomas Kraus ersetzte und Chhunly Pagenburg gegen Wojciech Pollok ausgewechselt wurde. Chhunly Pagenburg war nach seinem Muskelfaseriss noch anzumerken, dass er in der Vorbereitung keine Minute spielen konnte. Doch auch die Wechselspiele brachten keinen Erfolg, der erste, leichte Antrieb in der zweiten Halbzeit war nur ein kurzes Aufflackern. Eng wurde es nur, als Ahmet Kulabas Kornetzky prüfte (26.) und Pollok eine Drescher-Hereingabe hauchdünn verpasste (81.). Wie im Januar 2010 kam die Eintracht schlecht aus den Startlöchern, damals verlor sie 0:1 gegen Kaiserslautern II. Doch im Aufstiegsrennen schmerzt jeder Punkt, der verloren wird. Die Heimpleite gegen Idar-Oberstein kann da schon ein Ausrutscher zu viel gewesen sein.
Das ist auch Torge Hollmann bewusst, der enttäuscht darüber war, nicht in der Anfangsformation zu stehen. Wie gerne der Kapitän auf dem Platz geholfen hätte, wurde aber an der Leidenschaft deutlich, mit der er über das Spiel sprach. Das traurige Geburtstagskind fuchtelte mit den Armen, lebte die 90 Minuten in seinen Ausführungen mit. „Das war für unsere Ansprüche zu wenig. Das Wort ‚Aufstieg‘ brauchen wir erst mal gar nicht in den Mund zu nehmen, der Rückstand auf Lotte ist eine Hausnummer“, schimpfte der Kapitän, der auf dem Weg in die Kabine den verpatzten Start auf den Punkt brachte: „Ich hatte das Gefühl, dass jeder die Verantwortung auf den anderen schieben wollte. Im Fußball bringt es alles nichts, wenn man als Mannschaft nicht funktioniert. Und das haben wir heute nicht.“
Eintracht Trier – SC Idar-Oberstein 0:1 (0:1)
Trier: Poggenborg – Cozza, Stang, Herzig, Drescher – Bauer – Kraus (46. Zittlau), Abelski, Kuduzovic (63. Asma), Pagenburg (46. Pollok) – Kulabas.
Idar-Oberstein: Kornetzky – Maurer, Schunck, Garlinski, Vetter – Schmell, Lehmann – Schwartz (86. Cordier), Mertinitz, Wischang (90. Galle) – Stumpf (67. Gündüz).
Schiedsrichter: Dominik Bartsch (Wertheim)
Tor: 0:1 Wischang (6.).
Zuschauer: 2.076
VIDEO-Stimmen zum Spiel
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Sievo meint
Wenn mal ein oder zwei Spieler schwach spielen, dann kann man dafür vielleicht noch Gründe finden. Aber gestern war die gesamte Mannschaft schlecht, deshalb sollte die Vorstandschaft und der Trainer mal darüber nachdenken, was hierfür die Gründe sind. Die Gründe für dieses schlechte Spiel nur bei der Mannschaft zu suchen, wäre zu einfach.
Paul meint
Hollmann gehört für mich in die Mannschaft!!! Darüber wo der spielt kann man sicher diskutieren. Leider kann Herzig nur gut Innenverteidiger spielen. Auf anderen Positionen hat der mir nie gefallen. Aber ich sage es nochmal: Hollmann ist für mich ein absolutes Muß in der Mannschaft!!!Er spielt Fußball mit der meisten Übersicht und kann das Spiel besser nach vorne treiben. Würde dem Faz mal eine Denkpause geben. Der war für mich gestern unterirdisch. Leider auch Pagenburg und Abelski. Ob die nicht richtig fit sind? Es war gestern ein rabenschwarzer Tag!!
Sievo meint
Hollmann hatte Recht, als er sagte: „Ich hatte das Gefühl, dass jeder die Verantwortung auf den anderen schieben wollte. Im Fußball bringt es alles nichts, wenn man als Mannschaft nicht funktioniert. Und das haben wir heute nicht.“ Mit Mannschaft hat er sicher auch den Trainer gemeint, der folgendes von sich gab: „ich bin sehr enttäuscht darüber, was die Mannschaft geleistet hat“. Seitz vergisst bei Niederlagen leider viel zu oft, das auch er ein Teil der Mannschaft ist. Und dass wir zu Hause gegen Idar-Obersteinchen mit nur einem Stürmer spielten, hat sich ja wohl nicht die Mannschaft einfallen lassen.
Thorsten meint
Gestern hat man wie schon so oft gesehen das wir keinen Spielmacher haben im zentralen Mittelfeld.Abelski kann es einfach nicht,er fitschelt zuviel und verliert oft die Bälle.Außerdem schießt keiner aus der zweiten Reihe, alle wollen den Ball ins Tor tragen.Eckbälle und Freistöße sind immer harmlos,da muss man mehr draus machen wenn man aufsteigen will!!!
gerdgehlen meint
@ gebe paul recht, warum so defensif spielen, wenn man weiß, dass der gegner selbst tief und defensif steht?
auch spielerisch war das nach vorne sehr dürftig, ohne karikari geht zu wenig,
Freddi meint
@Paul: An der Defensive hat es meiner Meinung nach nicht gelegen. Ob Hollmann gespielt hätte oder nicht, ich denke nicht, dass das einen Unterschied gemacht hätte. Unsere Offensive hat einfach vollkommen versagt. Abelski, Faz und Pagenburg sind da die zentralen Personen. Und von allen Dreien kam nichts. Vor allem Faz hat die Mannschaft hängen lasse, die anderen beiden waren wohl auch nicht richtig fit. Da muss sich gehörig was ändern!!!
Paul meint
Wenn es bei Roland Seitz brodelt, kann ich das verstehen, aber er sollte auch mal überdenken, ob er nicht zu sehr „Angsthasenfussball“ spielen läßt. Außerdem würde ich einigen von der Linie aus mal während des Spiels mehr Dampf machen. Wenn ich so defensiv spiele, dann geht nach vorn gar nichts mehr. Die Aufstellung würde ich auch mal überdenken. Kraus spielt besser als 2. Stürmer.Für Außen hat der leider zu viele technische Schwächen. Und ich würde gerne den Torge Hollmann wieder in der Mannschaft sehen. Der spielt für mich den den besseren Fußball, wenn nach vorne gespielt wird.
Eintracht-Fan meint
Ganz bitter war das heute. Ob ein neuer Stürmer in der Situation noch helfen kann? Wenn man sich so präsentiert, hilft der wohl auch nichts mehr. Besonders enttäuscht bin ich von Descher. Der hat von allen die negativste Einstellung gehabt, und das als Kapitän!
Triererjung meint
Ich glaub dat war et mit der Meisterschaft. Die Jungs spielen einfach zu schwach. Die Lotter lachen sich so kaputt. Trainer Seitz muß hart durchgreifen!