Von Florian Schlecht
Vom Torjäger bei Eintracht Trier zum Hoffnungsträger beim FSV Frankfurt: Für Chhunly Pagenburg startet am Sonntag die Saison in der 2. Bundesliga. Der Angreifer freut sich auf bekannte Gesichter – und informiert sich nach wie vor über seinen Ex-Verein.
Ein Jahr lang war Chhunly Pagenburg der Abwehrschreck der Fußball-Regionalliga. Mit 18 Toren in 24 Spielen ballerte sich der Angreifer von Eintracht Trier in der vergangenen Saison in die Notizblöcke der höherklassigen Klubs. So ist es für „Chhun“ der gerechte Lohn von spektakulären Leistungen, dass er ab Sonntag auf Sky und Sport1 zu sehen ist. Denn der Stürmer wechselte zum Zweitligisten FSV Frankfurt, der am Wochenende mit einem Heimspiel gegen den Karlsruher SC in die neue Spielzeit startet.
Reichlich Buden will der Deutsch-Kambodschaner auch zwei Etagen höher schießen. „Das Tor steht am selben Fleck wie in der Regionalliga. Und Tore zu schießen, verlernt man als Angreifer genauso wenig wie ein Sechser das Abräumen von Bällen. Da kannst du gerne Baldo di Gregorio fragen.“ Er lacht, denn der zu Eintracht Frankfurt II gewechselte Mittelfeldspieler saß ihm beim Telefon-Interview im Café gegenüber und hörte gespannt mit. Eingelebt hat sich Pagenburg bereits in der neuen Heimat. In Bad Vilbel hat er acht Kilometer vom Trainingsgelände entfernt eine Wohnung gefunden. Neben di Gregorio hält er weiterhin Kontakt zu Benjamin Pintol, mit dem er in Trier in einer WG zusammen wohnte.
Aus der neuen Mannschaft kannte er ebenso einige Leute. Mit Michael Görlitz hat er in der F-Jugend in Nürnberg bereits zusammengespielt, mit Denis Epstein hat er Lehrgänge in der Jugend-Nationalmannschaft besucht. Auch das Umfeld an der neuen Adresse sagt ihm zu. „Klar sind andere Vereine in der Liga eine andere Hausnummer, was die Infrastruktur und das Fanpotenzial angeht. Aber hier ist alles familiär, der Zusammenhalt in der Mannschaft sehr groß.“
„Ich bin noch nicht ganz bei 100 Prozent“
Was aus solchen Stärken entstehen kann, demonstrierte der FSV Frankfurt in der vergangenen Saison. Nur knapp scheiterte der Verein vom Bornheimer Hang am Aufstieg in der Bundesliga. „Unser Vorteil ist, dass die Mannschaft weitgehend zusammengeblieben ist und das System von Trainer Benno Möhlmann verinnerlicht hat. Aber: Nochmal so ein Jahr wird schwierig. Wenn wir einen Mittelfeldplatz belegen, wären wir alle schon sehr zufrieden.“
Pagenburg will dazu Tore beisteuern.Allerdings muss sich der Angreifer noch in Geduld üben. Sein letztes Pflichtspiel hat er am 27. März noch für Eintracht Trier beim 1:0 gegen Waldhof Mannheim bestritten. Im Anschluss setzte ihn ein Knochenödem am Knie monatelang außer Gefecht. Auch in der Vorbereitung in Frankfurt konnte er noch nicht vollständig an seine Grenzen gehen. „Ich bin noch nicht ganz bei 100 Prozent, bin aber auf einem guten Weg. In drei, vier Wochen werde ich so weit sein. Der Trainer und der Vorstand stärken mir den Rücken und geben mir Zeit.“
Über Kurzeinsätze könnte sich Pagenburg aber bereits am Sonntag an die Startelf rantasten. Bei der Generalprobe gegen 1899 Hoffenheim, die mit 1:0 gewonnen wurde, kam er schon für 30 Minuten ins Spiel. In sechs Testspielen erzielte er fünf Tore. „Ich freue mich auf die größere Bühne und die vielen bekannten Gesichter“, gesteht er sich vor dem Auftakt schon etwas Gänsehaut ein.
„Nach Offenbach komme ich bestimmt“
Über die Zeit in Trier ist er aber immer noch dankbar, wie er betont. „Ich bin froh, dass mir nach den Verletzungen in Erfurt die Chance gegeben wurde, mich zu beweisen. Andererseits beruht die Sache auf Gegenseitigkeit, weil ich das Vertrauen mit Leistungen zurückgezahlt habe.“
Die Drähte an die Mosel sind so nicht abgerissen. Regelmäßig schreibt er sich mit Alon Abelski, Fouad Brighache und Fahrudin Kuduzovic. „Wenn Trier bei Frankfurt II oder Offenbach spielt und wir frei haben, komme ich sicherlich vorbei“, informiert er sich nach wie vor über die alte Wirkungsstätte. Zuvor steht für ihn aber der Start in ein neues Abenteuer an. Am Sonntag. Wenn Sky das Spiel vom FSV Frankfurt gegen den Karlsruher SC überträgt, sitzt Chhunly Pagenburg nicht in der ersten Reihe. Er ist mittendrin statt nur dabei.
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