Ahmet Kulabas und Chhunly Pagenburg sind seit fünf gemeinsamen Jahren in Nürnberg dicke Freunde. In Trier trafen sich die Offensivspieler wieder und gründeten eine WG in Schweich. 5vier besuchte das torgefährliche Duo.
Die Torjäger-WG liegt in einer Straße in Schweich, die alles andere als gefährlich wirkt. Es ist ein Neubaugebiet, in dem sich Chhunly Pagenburg und Ahmet Kulabas ihre gemeinsame Bleibe gesucht haben. Ein Postbote radelt an den Häusern vorbei, zielsicher, anders als das Navigationsgerät, das noch nicht einmal die Straße kennt. „Die ist nirgendwo eingezeichnet“, lachen die Offensivspieler von Eintracht Trier, die hier eine Wohngemeinschaft gegründet haben, 15 Autominuten vom Moselstadion entfernt. Hier sammeln Kulabas und Pagenburg die nötigen Kräfte für den Aufstiegskampf in der Regionalliga. „Wir haben hier unsere Ruhe, stehen nach dem Training nicht lange im Stau und haben alle Geschäfte direkt um die Ecke. In Trier sind wir ja in kurzer Zeit.“
In der Küchenzeile steht ein Wischer, das Wohnzimmer ist spartanisch eingerichtet. Ein Wäscheständer wird am Fenster aufbewahrt, in der Nähe des schwarzen Sofas, an den Wänden hängen keine Poster. „Ich mag lieber weiße Wände“, grinst Pagenburg. „Dort was aufzuhängen, wäre für mich Style der 90er Jahre“, grinst Pagenburg. Ein Fernseher steht auch nicht in dem Raum. „Wir haben beide jeweils einen in unserem Zimmer“, meint Kulabas. „Wenn wir abends was zusammen gucken, schauen wir halt beim anderen vorbei. Das ist kein Problem.“
Freundschaft seit torgefährlichen Zeiten in Nürnberg
Eine WG zu gründen, das war im Sommer der große Wunsch von Kulabas und Pagenburg, als beide bei Eintracht Trier feste Kaderplätze eroberten. Beide sind Freunde, kennen sich aus Zeiten in Franken, wo sie fünf Jahre lang bei der Reserve des 1. FC Nürnberg ein torgefährliches Angriffsduo bildeten. In der Oberliga Bayern waren sie gefürchtet, außerhalb des Platz waren sie früh echte Kumpels. „Wir haben uns gleich verstanden, die Harmonie war sofort da.“ Den Kontakt hielten beide auch nach ihrer Nürnberger Zeit, als es Pagenburg zu 1860 München und Rot-Weiß Erfurt zog, Kulabas hingegen über den 1. FC Heidenheim nach Trier. „Wir schätzen die Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit aneinander und können über alles reden.“
Von den Wechsel-Absichten seines Kumpels an die Mosel erfuhr Kulabas allerdings nur zufällig. „Chhun hatte mir am Handy gar nichts davon erzählt, obwohl die Tinte fast schon unter den Vertrag gesetzt war.“ Als der Deal endgültig in trockenen Tüchern war, blätterten sich beide durch den Wohnungsmarkt in der Region und bereuen die WG-Entscheidung bis jetzt nicht. „Keiner geht hier seinen eigenen Weg, wir unternehmen nahezu alles miteinander. Ob wir nach Siegen noch ausgehen, abends daheim chillen, uns mit anderen Mannschaftskollegen treffen oder morgens frühstücken.“
Kulabas guckt ‚GZSZ‘, Pagenburg ist der Konsolen-König
Die Aufteilung der Hauspflichten ist bislang kein Problem. Die Männer-WG nimmt ihr Schicksal mutig in die eigenen Hände. Wenn es ans Putzen gibt, sind Pagenburg und Kulabas gewissenhaft. „Das Wohnzimmer und das Bad wischt einer immer durch, der andere staubsaugt.“ Am Herd greift lieber Chhunly Pagenburg zu Pfanne und Kochlöffel. „Chhun kocht, ich spüle ab“, lacht Kulabas. Tatsächlich ist das Brutzeln ein Hobby, das Pagenburg Spaß macht. „Meine Mutter und meine Freundin kochen sicher besser, aber ich gucke mir gerne was ab und probiere was aus. Pasta, Reis, Hühnerfleisch, Fisch – zum Überleben reicht es“, meint er. Unterschiede gibt es nur beim abendlichen Fernsehprogramm. Von 19.40 bis 20.15 Uhr bleibt Kulabas meistens ungestört, wenn seine Daily Soap läuft. „Ich bin ein Fan von ‚Gute Zeiten, schlechte Zeiten‘. Wer da einmal am Ball ist, bleibt auch dran“, gesteht er ohne Umschweife. „In unserer Mannschaft gucken das fast alle.“ Pagenburg bleibt bei den Diskussionen meistens außen vor. „Ich gucke lieber amerikanische Sitcoms.“
Gerne füllen die Kumpels das Abendprogramm auch mit Fußballspielen an der Konsole. „Ich bin da der Beste in der Mannschaft“, strahlt Pagenburg. „Er ist echt gut, verbringt aber einige Zeit damit“, flachst Kulabas. „Ich höre oft, wie er sich selber dabei anfeuert, wenn er ein Tor geschossen hat.“ Pagenburg der Konsolen-König. Als Marc Gouiffe à Goufan ihn jüngst herausforderte, erlebte der ein Debakel. „10:0 habe ich ihn besiegt, wir haben einige Fotos von diesem Moment gemacht“, erzählt Pagenburg. Oft gibt es Besuch. Alon Abelski, nach wie vor auf Wohnungssuche, schlief einige Nächte auf der WG-Couch, Jeremy Karikari kommt auch oft vorbei. „Er ist fast täglich hier“, meint Kulabas, der Wert legt auf das regelmäßige Treffen mit Mannschaftskollegen. Vor der Wohngemeinschaft lebte er in einer Ferienwohnung, ganz in der Nähe von Karikari und Fahrudin Kuduzovic. „Wir haben uns oft besucht, so macht es Spaß in einer Mannschaft.“
An die Torgefahr der letzten Spiele anknüpfen
Für Pagenburg und Kulabas ist die Stimmung ein wichtiger Faktor, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Außerhalb von ihrer WG haben sie dabei die Aufgabe, Tore zu schießen. Als nach dem 1:1 in Bochum II die Kritik aufkam, der Eintracht fehle ein Torjäger wie Marcus Fischer in Lotte, belastete das die Offensivkräfte von der Mosel nach eigenen Angaben nicht. „Mir ist es egal, was andere erzählen“, meint Kulabas. „Wichtig ist für mich alleine die Rückendeckung des Trainers. Als Stürmer will ich zwar in jedem Spiel Tore machen, aber Phasen mit Leerlauf erleben selbst Weltstars wie Mario Gomez, der jetzt wieder wie ein König gefeiert wird.“
Mit den Toren zum 2:1 durch Pagenburg und 3:1 durch Kulabas gegen den Wuppertaler SV und dem dreifachen Kulabas im Rheinlandpokal in Mehring haben beide ihre Antwort gegeben. Daran wollen sie anknüpfen. „Wobei bei uns ist jeder in der Lage, ein Tor zu machen, vom Linksverteidiger bis zum Stürmer“, meint Pagenburg. „Jeder greift an, jeder verteidigt. Wenn alle Spieler am Ende je zehn Tore auf dem Konto haben und wir aufsteigen, werden wir uns sicher nicht beschweren.“
Zuvor will die WG mit Eintracht Trier aber den Kontakt zu den Sportfreunden Lotte halten. „Wir wollen noch alle Spiele in diesem Jahr gewinnen und in der Rückrunde weiter angreifen“, geben sich Pagenburg und Kulabas optimistisch. Ihre Ziele haben die Offensivkräfte auch ohne Navigationsgerät vor Augen, in ihrem Rückzugsort in Schweich, wo sie mit Daily Soaps und Kantersiegen auf der Konsole die Kraft für den großen Traum tanken, wie Pagenburg sagt. „Mit Trier will ich gerne noch einige Jahre in einer anderen Liga spielen.“
Michaela meint
Sehr schöne Geschichte!! Die Küchenbilder find ich toll!!! Für Kerle haben die aber eine super Ordnung!! (oder die haben aufgeräumt, weil Besuch erwartet wurde.)
sve-torsten meint
da kann ich mich freddi nur anschließen. sehr sympathisch, die jungs! ich wünsche ihnen und uns, dass die verträge über 2012 hinausgehen. haut rein und schießt uns in die 3.liga! übrigens sehr schöne story, bruderherz 🙂
Meyer meint
ihr schreibt, das sie im wohnzimmer kein fernseh haben, aber stellt ein bild rein, wo sie im wohnzimmer am zocken sind… seid ihr geil 😀
Freddi meint
Ein wirklich sehr sympathisches Duo. Ich wünsche den beiden viel Erfolg mit dem SVE und vor allem viele Tore!