Von Stephen Weber (Text), Alexander Heinen (Fotos), Florian Schlecht & Holger Görgen (Video)
Welch ein Bilderbuch-Fehlstart. Eine völlig indisponierte Trierer Mannschaft verlor bei ihrem Rückrundenauftakt beim Tabellenletzten Eintracht Frankfurt II mit 1:6 (0:4). Bereits nach 23 Spielminuten lagen die Hessen mit vier Toren in Front und offenbarten eklatante Schwachstellen im Trierer Defensivverbund.
Es war ein gebrauchter Tag für den Trierer Fußball. Das bis dato beste Team in der Fremde unterlag bei der zweitschwächsten Heimmannschaft der Regionalliga und dem Tabellenletzten Eintracht Frankfurt II nach einer desolaten Vorstellung mit 1:6 (0:4). Trainer Roland Seitz rang nach Abpfiff nach den richtigen Worten: „Es ist für mich unbegreiflich, wie so eine Leistung zustande kommen kann. Ich muss mich jetzt erst einmal sammeln, um die richtigen Antworten zu finden.“ Frankfurt benötigte lediglich 23 Minuten, um die Partie für sich zu entscheiden.
Aber der Reihe nach: Trier trat im gewohnten 4-2-3-1-System an, mit Alon Abelski zentral auf der zehn und Chhunly Pagenburg im Angriff. Doch auch die Genesung der zwei Schlüsselspieler konnte nicht den frühen Rückstand im Frankfurter-Volksbank-Stadion verhindern. Bereits in der 2. Minute dribbelte sich die zweite Frankfurter Mannschaft durch die Trierer Reihen, Lukas Ehlert flankte flach den Sechzehner, Sven Hassler kam vor Fabian Zittlau an den Ball und markierte die frühe Führung der Hessen. Den Schock nicht ganz verdaut, legte die Truppe aus der Mainmetropole mit einem blitzartigen Doppelschlag nach: Ein Schuss aus der zweiten Reihe traf erst den Innenpfosten und Noyan Oez staubte im Nachsetzen unbedrängt zum 2:0 ab (4.).
In beiden Fällen offenbarte die Trierer Verteidigung erschreckende Lücken, stand unsortiert und lud dadurch den Gegner zum Toreschießen ein. Das defensive Mittelfeld ließ der Frankfurter Angriffsfront genügend Raum zur Entfaltung und der Abwehrreihe gelang es in der Anfangsphase, zu keiner Sekunde kompakt zu stehen und auf Regionalliganiveau zu agieren. Symptomatisch fiel aufgrund dessen in der 13. Minute das 3:0 der Hausherren, als Thomas Konrad einen Ball aus 20 Meter von Paolo del Piccolo ungnädig in das eigene Gehäuse lenkte. Ein bitterer Kaltstart in die Rückrunde für den designierten Aufstiegskandidaten, der nach einer Viertelstunde schon enttäuscht die Schultern hängen ließ. Die Schmach wurde schlussendlich in der 23. Minute komplettiert: Ehlert passte einen feinen Ball in die Schnittstelle der Abwehr, mustergültig auf den starken Oez, der frei vor Stephan Loboué nervenstark blieb und zum 4:0 abschloss.
Frühe Wechsel, wenig Wirkung
Die rund 100 mitgereisten Trier-Anhänger wurden Zeuge, als Roland Seitz bereits in der 26. Minute reagierte und Torge Hollmann für Steven Kröner einwechselte. Ein Tausch, der die Mannschaft wachrütteln sollte, laut Seitz: „Ich hätte jeden auswechseln können. Ich wollte ein Zeichen setzen und es hat halt Kröner erwischt.“ Gebracht hat es jedoch wenig. Völlig verunsichert ging Trier weiter zu Werke, brachte kein ordentliches Aufbauspiel mehr zustande und ließ jegliche Leidenschaft vermissen. Lediglich in der 35. Minute blitzte mal kurz etwas Leben auf, als Maximilian Watzka seinen Mitspieler Steven Lewerenz schickte, der direkt auf Abelski weiterleitete – doch dessen Schuss landete im kaltgrauen Frankfurter Nachthimmel.
In der Halbzeitpause reagierte Seitz erneut, brachte Neuzugang Marco Quotschalla für den schwachen Baldo di Gregorio und stellte sein System etwas offensiver ein. Doch statt neuem Offensivschwung folgte das 5:0 der SGE-Reserve. Oez düpierte mit dem Ball am Fuß sämtliche Gegenspieler, ließ im Eins gegen Eins Konrad links liegen und schloss das ansehnliche Solo mit einem erfolgreichen Torschuss ab (58.). Ein erneuter Nackenschlag für den SVE.
Ehrentreffer von Pagenburg
Danach schalteten die Gastgeber zwei Gänge zurück. Die Moselstädter nutzten den neuen Raum und trieben in Person von Quotschalla erstmalig spielerisch akzeptable Angriffe vor. Belohnt wurde dieser letzte Schwung von Chhunly Pagenburg, der durch einen beherzten Einsatz sein 17. Saisontor erzielte (68.). Es sollte jedoch der einzige positive Funke in einem Fegefeuer der Unzulänglichkeiten bleiben. Die weiteren Gelegenheiten zum Toreinschuss von Quotschalla (73.) und Lewerenz (76.) blieben ungenutzt – wären dem Auftritt an diesem Abend aber auch nicht gerecht geworden.
Den finalen Höhepunkt setzte schließlich der Ex-Trierer und Einwechselspieler Benjamin Pintol, als er kurz vor Spielende einen Ball zum 6:1 verwertete. Mit hängenden Köpfen trabten die Spieler – begleitet von Pfiffen der mitgereisten Anhänger – in die Kabine und ließen einen ratlosen Trainer zurück: „Wir werden ab morgen aufarbeiten, was heute passiert ist. Die selbe Mannschaft hatte zuletzt neun Partien in Folge nicht verloren. Deshalb ist heute umso unerklärlicher, wie so ein Resultat zustande kam. Ab morgen kann ich sicherlich mehr dazu sagen.“
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Statistik & Noten
Eintracht Frankfurt II: Özer – Groeger, Vetter, Bartel, Amin – Kadimil, Alikhil (70. Wille), del Piccolo, Ehlert – Hassler (79. Rummel), Oez (87. Pintol)
Eintracht Trier: Loboué (4,5) – Brighache (6), Kröner (6) (26. Hollmann (4)), Konrad (6), Zittlau (6) – Watzka (5,5), di Gregorio (6) (46. Quotschalla (3)) – Lewerenz (5), Abelski (5,5), Kuduzovic (6) (62. Anton (3,5)) – Pagenburg (4,5)
Tore:
1:0 Sven Hassler (2.)
2:0 Noyan Oez (4.)
3:0 Thomas Konrad (13.) (Eigentor)
4:0 Novan Oez (23.)
5:0 Noyan Oez (58.)
5:1 Chhunly Pagenburg (68.)
6:1 Benjamin Pintol (88.)
Spieler des Spiels: Noyan Oez – Der Stürmer von Eintracht Frankfurt II war an beinahe jeder gefährlichen Offensivaktion der Hessen beteiligt und avancierte mit seinen drei Treffern unbestritten zum Matchwinner des Abends.
Schiedsrichter: Marcel Beck (Künzelsau)
Zuschauer: 120
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Das VIDEO zum Spiel
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Goldjunge meint
3. Liga anpeilen? Wessen Idee war das denn?? Kann die Eintracht sich das ueberhaupt leisten? Und das ist nicht nur in finanzieller Hinsicht gemeint … Wenn schon die Zweite nicht aufsteigen kann (darf?) weil das Geld fehlt und das qualifizierte Training, das ist doch schon bezeichnend für einen sogenannten renommierten Verein. Vielleicht sollte man mal über einen längeren Zeitraum Trainingsanalysen in den Teams betreiben – woher soll’s auch kommen wenn nicht am Ball trainiert wird, sondern sich manche Coachs einen lauen Lenz machen und das Training fast ausschließlich aus demotivierendem Laufen besteht – von Taktikschulung und Teamzusammenfuehrung keine Spur (kann man ja in fast jedem Spiel unschwer erkennen).
Paul meint
Schon sehr schwach! Keiner hat den Mumm sich den Fragen der Presseleute zu stellen. Soviel Eier sollte „Mann“ in der Hose haben dies zu tun!! So ein Spiel kann ja immer mal vorkommen (Erinnerungen an das Spiel in Mannheim kommen bei mir hoch)!! Das nächste Spiel muß eine Reaktion her, ohne wenn und aber!! Fand übrigens die Anfangsaufstellung nicht gut!! Leider ist der Trainer aber bei Vielem zu unbeweglich! Der Trainer sollte mal mit sich ins „Gebet“ gehen!!(Muß ja nicht im Dom sein!)Wenn z.B. Abelski wochenlang verletzt ist und erst seit ein paar Tagen wieder da ist, gehört der zuerst mal auf die Bank!Da würde ich die neuen Spieler und die jungen Spieler (wie Anton) aufstellen!! Wie sollen z.B. die neuen Spieler sich in die Mannschaft einfügen, wenn sie nicht gegen den Tabellenletzten ausprobiert werden?
Ohäääää meint
Vielleicht vergisst man bei Trier das die anderen Manschaften in dieser Liga auch Fußball spielen können und ihren Platz nicht in der Tombola gewonnen haben .
In dieser Liga kann jeder jeden schlagen .
Und wenn man egal ob von Verein oder Fan Seite groß die Fresse aufreisst von 3.Liga usw. und meint das man kleine Vereine zb den SC Idar-Oberstein oder den Tabellen letzten Frankfurt mal locker überrennt dann ist man ganz schnell auf dem Boden der Tatsachen zurück und spielt Ober oder Verbandsliga .
Also liebe Trierer immer schön den Ball Flach halten sonst gibts gegen Idar_Oberstein wieder ne Klatsche im Moselstadion
Fan meint
Ein Grund – ohne dass dies eine Rechtfertigung für fehlenden Kampf- und Einsatzwillen ist – dürfte die desolate Vorbereitung gewesen sein. Wer seit 9 Wochen kein Spiel auf einem normalen Rasenplatz gemacht hat und durchweg auf katastrophale Trainingsbedingungen – dem Wetter geschuldet – zurückgreifen muss, kann sicher keine Höchstleistung vollbringen.
Erst Recht nicht, wenn man nur 1/3 aller Einheiten mitgemacht hat, wie dies bei unseren „Schlüsselspielern“ der Fall ist.
Für mich sieht´s mehr danach aus, als ob unser Top-Mittelstürmer Pagenburg mit den Gedanken schon ganz woanders ist und unser Spielmacher Abelski sein Gehalt mit so wenig Aufwand wie möglich mitnehmen möchte.
Durchweg fehlen etliche Spieler im Training und sind dann – wenn es um Prämien geht – plötzlich wieder fit. Der wirkliche Wille ist da nicht zu erkennen. Deshalb wird´s wohl auch dieses Jahr nichts mit dem Aufstieg.
Bleibt nur abzuwarten wie es weitergeht. Wenn man nicht das Geld für die wirklich guten Spieler hat, die einen in die 3. Liga schießen muss man normalerweise auf die Jugend setzen. Nach 2 Jahren in denen der Aufstieg nicht geklappt hat, wäre das nur wünschenswert. Ob das mit dem jetzigen Trainer, der in seiner gesamten Zeit bei der Eintracht keine 4 Jugendspiele gesehen hat, zu machen ist bezweifle ich aber.
So wenig wie nach dem Spiel in Kassel alles gut war, ist jetzt alles schlecht, aber ob der Weg den der Verein eingeschlagen hat der richtige ist, sollte doch immer mal kritisch wieder hinterfragt werden.
sve-torsten meint
Das Groteske an der Situation ist ja, dass im Vorfeld oft Aufbruchstimmung erzeugt wird, dieses Mal durch die Spenden- oder auch Mitgliederaktion. Die Leute werden wieder neugierig gemacht – mit viel Mühe. Dann kommt der erste Spieltag nach der Winterpause und die Mannschaft legt ein solches Zeugnis ab.
Das ist einfach eine riesige Enttäuschung, und ich kann es nicht nachvollziehen, dass wir nach jeder Winterpause ein so desolates Bild abgeben. Ob Düsseldorf II vor Jahren, letztes Jahr Idar-Oberstein und gestern das 1:6 beim Tabellenletzten, was dem Ganzen die Krone aufsetzt.
Dafür muss es Erklärungen geben, das ist nicht normal. Selbst wenn eine längere Zeit nicht gespielt wurde, kann es keine Erklärung dafür sein, dass innerhalb dieser Zeit die bisher gute Kompaktheit völlig flöten geht.
Es gibt jetzt nur zwei Möglichkeiten: Entweder wird das jetzt alles knallhart analysiert und der Hebel sofort umgelegt, oder diese desaströse Niederlage war der Anfang vom Ende für diese Saison.
gerd meint
dass alles steht in krassem widerspruch zur aufstiegsidee-
jedes jahr nach der winterpause knallt es fürchterlich,
keine lehren gezogen-na ja so verkrault man auch die letzten mohikaner