Zwei Heimpleiten in Folge haben Eintracht-Trainer Roland Seitz enttäuscht. Mit dem Duell gegen Mainz 05 II (Freitag, 19 Uhr) soll das Moselstadion aber wieder zur Festung werden. Doch Trier geht angeschlagen in den Südwest-Gipfel. Jeremy Karikari fällt mit einem Innenbandanriss auf unbestimmte Zeit aus.
Eine Woche ist es her, als Roland Seitz nach dem 3:1-Sieg bei Fortuna Köln freudestrahlend in den Katakomben des Südstadions feixte. „Vielleicht können wir die Mainzer fragen, ob wir bei ihnen spielen können.“ Es war natürlich ein nicht ernst gemeinter Scherz des Trainers von Eintracht Trier. So hat der Verein nicht wirklich mit dem Gedanken gespielt, beim Verband sein Heimrecht zu tauschen und sich in den Bus in Richtung Karnevalshochburg zu setzen. Die Eintracht probiert es wieder im Moselstadion – und will nach zwei Pleiten gegen Schalke II und Düsseldorf II den Heimfluch vertreiben. „Wir sind wieder dran, daheim einen Sieg einzufahren“, lässt Seitz gar keinen Zweifel an der Zielsetzung gegen die Reserve von Mainz 05.
So will er die richtigen Lehren aus den Rückschlägen sehen. „Wir haben uns einen Status als Spitzenmannschaft erarbeitet, auf den sich die Gegner einstellen.“ So rechnet er bei den Mainzern nicht mit jugendlichem Leichtsinn in der Spielweise, sondern erst mal mit einem Kontrahenten, der auf Trierer Nervosität und schnelle Konter hofft. Die Taktik will die Eintracht im Keim ersticken. „Wir müssen von der ersten Sekunde an gegen den Ball arbeiten, die Räume permanent zustellen – und nicht erst von der 46. Minute an.“
Allerdings ist der Eintracht-Trainer erneut zur Rotation in der Aufstellung gezwungen. Nach Kapitän Torge Hollmann hat es auch Jeremy Karikari am Knie erwischt. Der Abräumer hat einen Innenbandanriss erlitten und fällt auf unbestimmte Zeit aus. Seitz muss sich so im
Defensiv-Verbund als Baumeister beweisen. Eine mögliche Variante in seinem Gedankenspiel – Fabian Zittlau rückt in die Innenverteidigung, Denny Herzig wechselt ins defensive Mittelfeld. Entwarnung gibt es bei Cataldo Cozza, der nach einem Bänderriss im Sprunggelenk mit dem Mannschaftstraining aussetzte, um in der Liga über 90 Minuten gehen zu können.
Weiter vorne soll Alon Abelski in der Spielmacher-Rolle für Überraschungsmomente sorgen. „Er hätte es nach dem Sieg in Köln nicht verdient, ihn draußen zu lassen“, findet Seitz. Leidtragender ist in dem Fall Fahrudin Kuduzovic, der sich bei der Fortuna nach seiner Einwechslung aber auch richtig ins Zeug legte und ein Tor vorbereitete. Seitz verlangt von dem irischen Bullen noch mehr Disziplin im taktischen Verhalten: „Mit seinem Herz ist er für die Truppe sehr wichtig, muss aber die Regeln einhalten. Er will manchmal noch zu viel auf einmal, am liebsten würde er den Ball reinflanken und reinköpfen.“
Ein Roulette ist für ihn hingegen die Aufstellung der Mainzer, die beim jüngsten 0:3 gegen Lotte reichlich Lehrgeld bezahlten. „Mal spielen die mit Profis und haben eine drittligareife Mannschaft auf dem Platz, mal spielen sie ohne Verstärkung“, rätselt der Trainer. An seinem Vorhaben ändert das aber nichts. Der Heimfluch soll endlich verbannt werden. „Das sind wir unseren Fans schuldig.“
Der Gegner im Porträt:
Martin Schmidt ist der Kindergärtner der Regionalliga. Mit Mainz 05 II trainiert der Schweizer eine der jüngsten Mannschaften der Regionalliga. Der Verein vom Bruchweg hat seinem Nachwuchskonzept in diesem Jahr einen neuen Anstrich gegeben. In der Bundesliga-Reserve sollen nur noch Talente bis 21 Jahren spielen, die von einem Routinier geführt werden. Dieser ist in dem Fall Peter Perchthold im defensiven Mittelfeld, der unter Eintracht-Trainer Roland Seitz in der Saison 2004/05 für den 1.SC Feucht spielte. Danach führte der Weg des Abräumers über Stuttgart, Nürnberg und Australien in die Karnevalshochburg. Aufgeweicht wird das jugendliche Modell allerdings durch regelmäßige Einsätze von Profis. Stars wie Malik Fathi, Fabian Schönheim, Nicolai Müller und Youngster Yunus Malli kickten in den ersten Wochen schon für die Mainzer Reserve und sorgten für reichlich Glamour in der Regionalliga.
Entsprechend stark war der Saisonauftakt der Schmidt-Schützlinge. Mit zehn Punkten aus sechs Spielen haben sie sich früh in der Spitzengruppe etabliert. Einige Talente im Stall rechnen sich so eine glänzende Karriere aus. Zu den größten Nachwuchshoffnungen zählt vor allem Eric Durm. Der Jugend-Nationalspieler hat in den ersten sechs Partien fünf Treffer erzielt. „Er ist ein spielstarker, unberechenbar Stürmer mit einem ausgeprägten Torriecher“, zeigt Seitz Respekt. Gespannt sein darf man auch auf das Wiedersehen der Trainer, denn beim 2:0-Sieg der Trierer im März giftete Schmidt über den siegbringenden Elfmeter. „Uns ist Ungerechtigkeit widerfahren und ich hoffe nicht, dass so etwas eventuell mit dem Aufstieg belohnt wird“, schimpfte er. „So was gehört sich nicht unter Kollegen, das habe ich ihm damals auch gesagt“, sagt Seitz.
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