Von Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Am Montag startet Fußball-Regionalligist Eintracht Trier wieder ins Training. Mit Christoph Anton an Bord. Das Eigengewächs aus Schoden greift nach seiner Bänderverletzung wieder an. Wir haben mit dem 21-Jährigen im Rahmen unserer Serie „Lokalmatadore des Sports“ gesprochen, in denen wir regionale Sportler vorstellen, die 2012 auf sich aufmerksam gemacht haben und für das neue Jahr große Ziele vor Augen haben.
Christoph Anton ist Fan von Borussia Dortmund, seit er als Kind eine Tasse mit einem Emblem von Schalke 04 zerbrochen hat. „Mein Vater ist Anhänger von Schalke und wollte mit auch in die Richtung erziehen. Mit dem kleinen Unfall hatte sich die Sache dann aber für mich erledigt“, lacht der 21-jährige Mittelfeldspieler von Eintracht Trier, der dann in seiner Sympathie eher zum Rivalen im Revier umschwenkte. In den letzten Monaten hatte Anton notgedrungen die Zeit, seiner Leidenschaft für den BVB nachzugehen. „Ich war beim Champions-League-Spiel bei Ajax Amsterdam im Stadion und auch beim DFB-Pokalspiel gegen Hannover 96“, erzählt er. „Ich hoffe aber, dass ich demnächst weniger Gelegenheit zu solchen Ausflügen haben werde.“
Denn mit dem Trainingsauftakt von Eintracht Trier will Anton wieder angreifen. Er will selber von den Zuschauern bejubelt werden als Tore von Robert Lewandowski auf der Tribüne zu feiern. Er will lieber mit eigenen Finten und Tricks die Gegenspieler auf dem Rasen zur Weißglut treiben als Mario Götze dabei zu bewundern. Das Jahr 2012, so sagt der schnelle Techniker im Rückblick, bewerte er mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“. So ist Anton nach vielen schweren Verletzungen der Sprung in den Regionalliga-Kader gelungen.
„Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort“
Gleichzeitig folgte erneut ein bitterer Rückschlag. Ausgerechnet im September, als Anton mit einem Tor zum 3:0-Sieg beim FSV Frankfurt II seinen Stammplatz untermauert hatte, verletzte er sich schwer. Bänderrisse am Fuß sorgten für eine wochenlange Pause, Ödeme an der Achillesferse bremsten auch seine Comeback-Bemühungen vor der Winterpause. „Ich war so fit und gut drauf wie seit drei Jahren nicht mehr“, sagt er leise, ohne lange mit dem Schicksal zu hadern. „Jetzt soll sich alles zum Guten wenden. Die Gesundheit ist für mich 2013 am wichtigsten. Und dann will ich zur alten Form und Stärke zurückfinden.“
Als Rohdiamant aus der Region war der BVB-Fan bereits auf dem besten Weg, die Herzen der Trierer Fans zu erobern. Seine große Stunde schlug im März, als er ursprünglich noch mit der Rheinlandliga-Elf trainierte. „Ich bekam einen Anruf, dass ich am Freitag im Kader gegen Koblenz stehe“, erinnert er sich. „Am Tag des Spiels hat mich der Trainer dann ins Büro gerufen und mir gesagt, dass ich von Beginn an auflaufe.“ Das Derby endete 0:0. Das Thema, über das an dem Tag gesprochen wurde, war Christoph Anton. Das Talent ging ohne Ehrfurcht in seine Premiere in der Regionalliga. Frech, unbekümmert und leichtfüßig erspielte er sich schnell Bonuspunkte. Von da an war er fester Bestandteil des Aufgebots von Roland Seitz. „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das erste Spiel im Moselstadion war ein Riesenerlebnis für mich.“
„Fußball ist mein Leben“
Anton kann den Moment besonders würdigen, weil er lange dafür kämpfte. In seinem Heimatort Schoden trat er bereits in der E-Jugend gegen den Ball. Noch heute spielen viele seiner Freunde dort. „Wir unternehmen viel, gehen zelten, der Verein ist sehr familiär.“ Der Sport wurde die große Herzensangelegenheit von Anton. „Fußball ist mein Leben, seit ich denken kann. Er gibt mir Kraft.“ Und der Wirbelwind, der Trainer Peter Schuh als großen Förderer bezeichnet („Er ist ehrgeizig, akribisch, arbeitet viel im Detail und mit Ball“), fiel früh auf.
Vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) wurde er als Jugendlicher in den U15-Kader berufen. „Ich war unter den besten 40 Spielern des Jahrgangs. Das war schon ungewöhnlich. Andere waren beim FC Bayern – und ich bei der SG Schoden.“ Auch Patrick Hermann und Peniel Mlapa, die nun mit Mönchengladbach in der Bundesliga spielen, gehörten zu den nominierten Akteuren.
Für Anton begann in der Zeit danach aber das Verletzungspech. Eine Schulterverletzung warf ihn Monate zurück. Als er wieder fit war, dauerte es keine zwei Wochen, ehe er wieder auf die lädierte Schulter fiel. „Die Bänder waren kaputt, die Kapsel gerissen“, erzählt er. Nach der Rückkehr wirkte er drei Wochen mit, ehe er gefoult wurde und sich am Fuß verletzte. Insgesamt zwei Jahre dauerte die Misere mit den Ausfällen. „In der A-Jugend bin ich vielleicht auf fünf, sechs Einsätze gekommen.“ Umso erstaunlicher ist der Weg, den das Eigengewächs danach hingelegt hat. „Wenn ich nicht an mich geglaubt hätte, hätte ich es nicht geschafft, mich wieder zurückzukämpfen.“
„Ein Pokalspiel gegen Dortmund – das wäre es“
Im Frühjahr folgte die schwere Entscheidung, seine gestartete Ausbildung zum Physiotherapeuten abzubrechen, um mit dem Vertrag bei Eintracht Trier ganz auf die Karte Fußball zu setzen. „Das war nicht leicht, aber ich habe die Wahl zu keiner Sekunde bereut. Das war die letzte Chance, die ich hatte. Und die habe ich ergriffen.“ So scharrt Anton besonders mit den Hufen, wenn er Montag wieder mit dem Training startet und sich schrittweise wieder an den alten Level rantasten will. Sein Herzensverein in der Bundesliga muss dann auf ihn verzichten. Wenn auch nicht lange, wie er hofft. „Mit Eintracht Trier will ich unbedingt in den DFB-Pokal. Und dann vielleicht Dortmund als Los. Das wäre genial.“
Im ersten Teil der 5vier-Serie „Lokalmatadore des Sports“ haben wir Natalie Adeberg von den Trierer Miezen porträtiert. Hier geht es zu der Geschichte über die 19-jährige Handballerin.
nicole meint
Super Bericht über Christoph Und auch vorher über fataler