Von Martin Köbler
(Hier finden Sie den ersten Teil des etwas anderen Jahresrückblickes…)
Der 9. Juni 2010, er ist also durchaus so etwas wie eine Wiedergeburt des Trierer Traditionsvereines. War man soeben noch in der bitteren Realität der Fünftklassigkeit angekommen und schien der Profi-Fußball vom Moselstadion in etwa soweit entfernt zu sein wie der kommende Zuschauerschnitt von der maximal möglichen Zuschauerkapazität des altehrwürdigen Runds an der Zurmaiener Straße, kam doch alles ganz anders. Was der Verein verdient gehabt hätte, blieb seinen Fans erspart – die in den kommenden Stunden in den bekannten offiziellen und inoffiziellen Internetforen ihr Glück – denn das war es, und nichts anderes – kaum fassen können. Alle negativen Erlebnisse der letzten Jahre wandern am imaginären Auge der Anhängerschar vorbei, von der Beinahe-Insolvenz über verpasste Aufstiege, enge Abstiege und die letzte, gerade beendete Horror-Saison, in der die Mannschaft auch noch die verbliebenen treuen Dauergucker vertrieben zu haben schien.
Foto: Früh übt sich, wer Publikumsliebling werden will: Alban Meha.
Doch eines wird recht früh deutlich: Es muss sich etwas verändern – nicht nur in der Mannschaft an sich, sondern im Verein, im gesamten Umfeld. Zu viel ist in den letzten Jahren an Porzellan zerschlagen worden, zuviel Kredit scheint die Eintracht im Ansehen sowohl regional als auch bundesweit verspielt zu haben. War man bis vor sechs Jahren der sympathische Pokalschreck, der sich in der zweiten Bundesliga zu etabliert haben und dessen Ruf nach einem neuen Stadion endlich erhört worden zu sein schien, ist man anno Juni 2010 im Image stark ramponiert. Unglaubliche zwölf (!) Trainer saßen seit dem Zweitliga-Abstieg zumindest eine Partie verantwortlich auf der Trierer Trainerbank (Michael Prus, Eugen Hach, Roland Seitz, Vitomir Milosevic, Marco Pezzaiouli, Adnan Kevric, Herbert Herres, Werner Kartz, Werner Weiß, Mario Basler, Reinhold Breu, wieder Roland Seitz). Und eben jenem Roland Seitz steht in dieser zweiten Juni-Woche quasi ohne fähige regionalligataugliche Mannschaft da: Michael Dingels hatte seinen Vertrag verlängert, Thomas Kempny ebenfalls, Josef Cinars Verlängerungs-Verhandlungen standen kurz vor dem Abschluss. Der Vorstand, er musste sich schleunigst etwas einfallen lassen, denn die Konkurrenz der Regionalliga West, sie schlief nicht. Bis zum Trainingsauftakt Ende des Monats kommen Tolgay Asma (SpVgg Weiden, Mittelfeld), Thomas Kraus (1. FC Köln, Mittelfeld/Sturm), Thomas Drescher (SV Elversberg, Verteidigung), Allmir Ademi (FC Schaffhausen, Mittelfeld), Stefan Kohler (FC Schaffhausen, Mittelfeld), André Poggenborg (SF Lotte, Tor) und Rückkehrer Nico Patschinski (BFC Dynamo Berlin, Sturm) zum Verein, ehe mit Fabian Zittlau (Hansa Rostock, Verteidigung), Alban Meha (SSV Reutlingen, Mittelfeld) und Andreas Lengsfeld (SpVgg Weiden, Tor) der Kader für die ersten Testspiele feststeht.
Nachdem der Vertrag mit Allmir Ademi früh wieder aufgelöst wird, da er nach eigenen Angaben unter einem Burnout-Syndrom leide, werden innerhalb der Vorbereitungszeit noch Torge Hollmann (SV Wehen-Wiesbaden, Verteidigung), Piero Saccone (SC Pfullendorf, Mittelfeld), Olivier Mvondo (nach langem Warten auf die Spielberechtigung seitens des spanischen Fußballverbandes, Mittelfeld) und Cataldo Cozza (Dynamo Dresden, Verteidigung) das neue Bild der Eintracht prägen. Es ist ein Bild, welches den Anhängern Mut zu machen scheint – alle Vorbereitungsspiele werden in beeindruckender Art und Weise gewonnen, sei es ein 13:0 gegen Tälchen Krettnach über ein 18:0 gegen die Hochwald-Auswahl, ein überzeugendes 2:0 im Böllenfalltor bei den Lilien aus Darmstadt oder beim 4:0-Erfolg gegen des Trainers alten Klub aus Reutlingen – die Mannschaft, sie bekam wieder ein Gesicht. Eines, in das man schauen konnte, ohne eine gräßliche Fratze zu erwarten. Freistoß-Spezialist Alban Meha, der seinem Trainer aus Reutlingen von der Kreuzeiche an die Mosel folgte, der schweizerische Lenker im Mittelfeld Stefan Kohler oder Routinier Thomas Drescher – sie alle sorgen schon früh dafür, dass erkennbar ist, dass der Verein mit der Porta Nigra auf der Brust seinem Anspruch, in dieser Saison ansehnlichen Regionalliga-Fußball zu spielen, gerecht werden kann.
Doch die Spuren der Vergangenheit, sie waren nicht einfach auszulöschen. „Die Vorbereitungszeit ist echt genial“, sagt beispielsweise in der frühen Testphase gegen das Tälchen aus Krettnach in Konz-Niedermennig ein langjähriger Fan der Eintracht, „da werden die Hoffnungen aufgebaut, die spätestens im September oder Oktober zerstört werden.“
Doch das Pflänzchen Hoffnung, es sollte den Herbst überleben – und sogar den weihnachtlichen Duft der Adventszeit verspüren.
Wie es weiterging? Freuen Sie sich auf den dritten Teil des etwas anderen Jahresrückblickes von Eintracht Trier!
dreschi 2010 meint
DER TEXT TRIFFT ES GENAU INS HERZ JEDES EINTRACHT FAN !!!!
FROHE WEIHNACHTEN UND ES SIND NUR NOCH 4 WOCHEN ….
DANN GEHTS ENDLICH WIEDER LOS 🙂
ALLES FÜR TRIER FÜR BLAU SCHWARZ WEIß
Carola meint
Ein wirklich toller Rückblick, freue mich schon auf den nächsten Teil!