Thomas Drescher ist nach der Verletzung von Kapitän Torge Hollmann noch stärker in die Verantwortung gerückt. Die Rolle des Führungsspielers füllt der 32-Jährige leidenschaftlich aus. “Ich darf aber nicht viele Angriffspunkte bieten.”
Thomas Drescher hat einen anstrengenden Neun-Kilometer-Lauf von der Einheit am Morgen in den Knochen. Er sitzt an einem Tisch im „Venezia“, trinkt einen Schluck Apfelschorle und wartet hungrig auf das Putenschnitzel, das er sich bestellt hat. Es ist das geliebte Mittagsritual vieler Spieler von Eintracht Trier, bei dem sich die knurrenden Mägen schnell beruhigen, wo gelacht, geredet und der Teamgeist gestärkt wird. Während Drescher wartet, schmökern Thomas Kraus, Chhunly Pagenburg, André Poggenborg und Andreas Lengsfeld im „kicker“. Sie blättern durch das Interview mit Jürgen Klopp, rätseln, ob der lachende Rotschopf auf Seite 65 im Trikot von TeBe Berlin wirklich Sergej Kirjakow ist und staunen über das Gehalt von Carlos Tevez von 285.000 Euro in der Woche.
Der große Bruder
„Bist du ein reicher Mann?“, fragt der Chef des Restaurants. Drescher denkt nach. „Das bin ich, ich habe eine Familie und die Jungs hier“, antwortet der 32-Jährige weise und lacht. Wie ein strenger Vater wirkt der Routinier in der Runde nicht, eher wie ein großer Bruder, der alles im Blick behält, bei Scherzen mitlacht, bei Problemen aber auch schnell zum Seelentröster werden kann. Drescher ist in den letzten Wochen noch stärker in die Verantwortung gerückt. Mit seiner Erfahrung soll er die Mannschaft in der Regionalliga durch die Fahrgewässer leiten, auf dem Rasen als stolzes Vorbild vorangehen, als Psychologe seine feinen Sensoren ausfahren, wenn Unruhe auftaucht. Drescher kennt das Geschäft und weiß, wie wichtig Führungsspieler im Fußball sind.
„Nicht viele Angriffspunkte bieten“
Nach der Verletzung von Kapitän Torge Hollmann hat Drescher das Kapitänsamt übernommen, der Mann, der für den 1. FC Kaiserslautern 18 Spiele in der Bundesliga absolvierte. „Bis auf die Binde hat sich für mich wenig verändert“, sagt er. „Wir haben drei, vier Leute, die die Hierarchie bilden.“ Lieber würde Drescher wieder mit Hollmann spielen, von dem er in höchsten Tönen schwärmt. Doch Drescher füllt die Rolle des Leitwolfs leidenschaftlich aus und setzt sich unter Druck. „Ich habe das Alter, die Erfahrung. Viel wichtiger sind konstante Leistungen. Viele Angriffspunkte darf ein Führungsspieler nicht bieten.”
„Die Jungs können sich auf mich verlassen“
Das gelingt dem 32-Jährigen, der mit dem modebewussten Bart und der stylischen Frisur so brav wie ein kleiner Junge im Restaurant sitzt, der seinen Gegnern in den Stadien der Regionalliga aber auch mal mit seinem bösen Blick Angst einjagen kann. Drescher ist ein Typ, der Erfolg will, der sich viele Gedanken um die Stimmung in der Mannschaft macht. Die aufgehitzte Führungsspieler-Debatte zwischen alten Platzhirschen wie Stefan Effenberg und ruhigeren Vertretern wie Bastian Schweinsteiger hat er so mit Interesse verfolgt. „In den Augen vieler Fans ein Leitwolf jemand sein, der seine Mannschaftskollegen anbrüllt, die Tore vorbereitet und selber schießt.” Der Trierer hat da eine andere Meinung. “Für mich muss ein Führungsspieler immer mit Einsatz vorangehen, sich Probleme anhören und jungen Leuten Rückendeckung geben, wenn auf dem Platz nichts läuft. Er muss immer da sein.” Auch in der Kabine will Drescher ein Ansprechpartner sein, dem man vertrauen kann. „Wenn die Jungs in der Scheiße stecken, will ich sie da rausholen. Da können sie sich auf mich verlassen.“
Ein Mentor aus Kaiserslautern
Gelernt hat er die Reife von Alexander Knavs, mit dem er früher in Kaiserslautern in einer Mannschaft spielte. „Das war so ein Typ, der immer mit viel Respekt mit Menschen umgegangen ist”, schwärmt er. Respekt ist eins der Worte, das Drescher besonders am Herzen liegt. „Ich habe von meinen Eltern gelernt, dass ich nur so mit Leuten umgehen darf, wie ich selber auch behandelt werden will. Ich will nicht belogen und beschimpft werden, also lasse ich das bleiben.“Ehrlichkeit ist dem Kapitän wichtig, auch wenn es mal schonungslos zugeht. „Man muss sich die Wahrheit ins Gesicht sagen können. Das ist auf lange Sicht immer der beste Weg für alle Seiten.“
Das 100-Tage-Fazit
Wenn es um die ersten 100 Tage der neuen Saison geht, fällt die Wahrheit des Familienvaters aber gnädig aus. „Als ich 2010 zur Eintracht gewechselt bin, lag der Verein am Boden. Leider wird oft vergessen, was wir geleistet haben. Wir haben den Klub wieder in ein gutes Licht gerückt.“ Den Start lobt er, auch wenn er fußballerisch noch Luft nach oben sieht: “Wir lassen hinten nichts zu, müssen aber noch schneller umschalten, wenn wir den Ball haben. Da sind aber alle Mannschaftsteile gefordert, nicht nur die Stürmer.” Charakterlich betont er nach den ersten Monaten wieder den Zusammenhalt. “Wir verbringen viel Zeit zusammen, gucken oft Fußball.” Das gemeinsame Mittagsritual im Venezia nicht zu vergessen. Das Putenschnitzel wird serviert, die Spieler greifen zu Messer und Gabel, dann lassen sie es sich schmecken – der reiche Mann und seine Jungs.
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Eintracht-Fan meint
Finde Berichte dieser Art gut. Man lernt mal die menschliche Seite dieser Spieler kennen. Drescher finde ich ist ein super Typ. Der bringt immer vorbildlich seine Leistung, obwohl er ja für einen Fußballspieler schon ein gehobenes Alter besitzt. Nur eines gefällt mir an dem nicht: seine Frisur. Würde dem raten mal einen anderen Schnitt zu probieren oder den Friseur zu wechseln.
Klaus meint
Ein sehr schöner Artikel, schön zu lesen:-)
Ich hoffe es folgen noch weitere Spieler im Portrait. Ich werde es in jedem Falle verfolgen…
Berger meint
Der Hype, den ihr hier um den Verein und die Spieler und den Trainer macht, kann einem nur noch auf den Nerv gehen. Habt ihr jetzt die Website der Eintracht als offizielle Website abgelöst? Ich weiß auch nicht was einem Bericht mit 0 Information und 0 Inhalt so toll sein soll und für ein Porträt ist es ziemlich langweilig außer man will wissen, was Drescher isst.
Kümmert euch mal lieber darum was im Verein nicht richtig läuft, aber wenn man die Berichte hier sieht ist ja alles toll, klasse und grandios. Ich sage nur Jugendabteilung und Spielerfinanzierung.
Ist echt peinlich, was ihr hier abzieht.
Wahrscheinlich wird mein Schreiben eh nicht veröffentlicht so wie die ganzen anderen kritischen Kommentare auch, aber wenigstens hab ich es mal gesagt.
gerd meint
nach diesem bericht bin ich ein drescher fan, toller mann, klasse einstellung
rechtsaußen meint
Schöner Bericht über unseren Capitano. Und erneut sehr lebendig geschrieben. Sehr nah am Menschen, wirklich gut! Irgendwie habe ich jetzt Lust auf Putenfleisch 🙂
Eintrachtler meint
Wirklich ein toller Bericht. Drescher kommt doch oft etwas komisch rüber – ich denke hier ist er mal ins richtige Licht gerückt worden!
sve-torsten meint
Schöner Bericht, Bruderherz! Mach‘ weiter so!