Von Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Die Kapitänsentscheidung, ein Umbau, Talente, die Systemfrage und neue Gegner: In fünf Tagen startet Eintracht Trier in die Regionalliga Südwest. 5vier lässt die Wochen der Vorbereitung Revue passieren.
Die Kapitänsfrage – Fouad Brighache ist neuer Kapitän, Baldo di Gregorio der Stellvertreter. Der abgesetzte Spielführer Torge Hollmann sieht in der Entscheidung kein Konfliktpotenzial. „Ich habe in den Gesprächen vor meiner Vertragsverlängerung gesagt, dass ich mich nicht mehr als Kapitän zur Verfügung stelle. Außer, es würde an Alternativen fehlen. Das war von mir so gewollt, die Entscheidung ist für mich keine Überraschung“, sagt der 30-Jährige. Obwohl er in den Vorbereitungsspielen die Binde trug, sei er so eingeweiht gewesen in die weitere Entwicklung. „Auch der Trainer wollte einen Neuanfang.“ Als Grund für seinen Verzicht gibt Hollmann anderem die mannschaftsinternen Probleme im vergangenen Jahr an. „Zwischendurch hatten wir mit allem zu tun, nur nicht mehr mit Fußball.“ Eine Führungsaufgabe will Hollmann weiter übernehmen. Brighache machte zudem deutlich, den Mannschaftsrat als wichtigeres Gremium zu sehen. „Alleine kann ich die Aufgabe ja gar nicht bewältigen, die jungen Spieler zu führen.“
Das neue Gesicht – 13 Neuzugänge, 14 Abgänge: Eintracht Trier hat ein echtes Facelifting erlebt. Es kamen routinierte Kräfte wie Fouad Brighache, Baldo di Gregorio, Mario Klinger oder Markus Fuchs, dazu entwicklungsfähige Spieler wie Steven Lewerenz und Steven Kröner. Möglich ist die Verpflichtung eines weiteren Offensivspielers. „Wir haben gut gearbeitet, viel Geduld bewiesen“, freut sich Trainer Roland Seitz. 20 Akteure stehen derzeit im Kader, die meisten sind vielseitig einsetzbar. „Das Gesamtpaket aus Qualität, Preis und Position musste passen. Was die Charakterstärke angeht, müssen wir sehen, wie die Spieler reagieren, wenn es negativ oder positiv läuft.“ Generell wünscht sich der Trainer „mehr Siegeswille, Gas und Selbstantrieb“ als in der vergangenen Saison. „Da hatte ich das Gefühl, dass das Pferd immer nur so hoch gesprungen ist, wie es musste.“
Stärken und Schwächen – Durch vielseitige Spieler ist der Kader gut genug aufgestellt, um auf Formschwächen, Sperren und Verletzungen reagieren zu können. In der Arbeit gegen den Ball hat sich die Eintracht in Härtetests gegen Aachen (1:0) und Wuppertal (1:2) ordentlich präsentiert. Mängel gibt es aufgrund des kompletten personellen Umbaus aber noch. Davon zeugten Fehlerketten und Abstimmungsprobleme wie gegen Viktoria Köln (1:2), Schoden (7:3) und den 1. FC Köln II (3:2), die sich im Liga-Alltag bitter rächen würden. Die Kommunikation auf dem Platz stimmt dagegen: Routiniers wie Brighache, di Gregorio und Hollmann geben den jungen Spielern mit Kommandos immer wieder den taktischen Leitfaden an die Hand. In der Offensive gibt es Hoffnungsträger (Lewerenz, Anton, Abelski, Pagenburg), die Spiele mit Einzelaktionen entscheiden können. In der Regionalliga ist jedoch deutlich mehr Effizienz gefordert als in den Testspielen – das betrifft die letzten Pässe und besonders den Abschluss.
Die Talente – Christoph Anton gehört zu den großen Gewinnern der Vorbereitung. An dem 20-jährigen Offensivspieler dürfte kaum ein Weg vorbeiführen. „Er trainiert schon seit Monaten bei uns mit, ist körperlich weiter als andere und auf einem sehr, sehr guten Weg“, findet Trainer Seitz. „Ich hoffe nur, dass er körperlich keinen Einbruch erlebt.“ Ins Zeug warfen sich ebenso andere Talente. Christopher Spang muss noch mehr aus sich herausgehen, Burak Sözen lernt im taktischen Bereich dazu. „Jugendfußball ist kein Profifußball“, bremst Seitz überzogene Erwartungen. „Die Jungs geben Gas, sie bekommen die Zeit und sollen über Kurzeinsätze reinkommen.“ Das wird auf Dauer wichtig sein, weil Fußballer nur über Spiele Erfahrung sammeln. Pech hatte in der Vorbereitung Pit Hess: Der Linksverteidiger verpasste wegen eines Pferdekusses das Trainingslager in Reutlingen.
Das System – Trainer Seitz will im System zwischen einem 4-1-4-1 und einem 4-4-2 variieren, um flexibel zu sein. Die Taktik mit einem Stürmer bietet sich für die ersten Ligaspiele an. Sie verspricht der noch nicht eingespielten Mannschaft mehr Sicherheit. „Wir haben dann im Mittelfeldzentrum drei Spieler und stehen kompakter in der Mitte. Wenn im 4-4-2 die Stürmer nicht aggressiv genug mitarbeiten, hat der Gegner mehr Lücken, in die er spielen kann.“ Zugleich droht die Gefahr, dass das System mit einem Angreifer zu Lasten der Offensive geht. „Da sind die Außenbahnspieler gefordert, die torgefährlich sein müssen. Sind sie das nicht, sind wir bei Abschlüssen begrenzt.“
Die neue Liga und eigene Ziele – Absolutes Neuland ist die Regionalliga Südwest. „Wir wissen nicht, mit welcher Leistungsstärke wir es zu tun bekommen“, hält sich Seitz bei Zielen zurück und stapelt tief. „Wir wollen eine gute und sorgenfreie Runde spielen.“ Sorgenfrei bedeute für den Oberpfälzer, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Zwei Kandidaten nennt der SVE-Trainer als Favoriten für die ersten beiden Plätze, die zur Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur 3. Liga berechtigen. „Sonnenhof Großaspach hat einen Mäzen, der die Mannschaft nach oben bringen will. Hessen Kassel probiert auch alles.“
+++++Fanbus nach Freiburg+++++
Der Supporters Club Trier (SCT) setzt zum Regionalliga-Auftakt beim SC Freiburg (Samstag, 4. August, 14 Uhr) einen Fanbus ein. Abfahrt ist um 8.30 Uhr an der Geschäftsstelle. Der Preis liegt bei 28 Euro für SCT-Mitglieder und 30 Euro für Nicht-Mitglieder. Anmeldungen sind möglich unter [email protected].
eintrachtler4ever meint
Bin gespannt wie es in Freiburg ausgeht, werde wahrscheinlich auch anreisen!
Hoffe auch, dass Anton fit bleibt, er ist einer der wenigen der vielleicht das Potenzial besitzt einmal 3 Liga zuspielen!