Von Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
In drei Teilen blickt 5vier auf die Saison der Regionalliga-Fußballer von Eintracht Trier zurück. Auf den ersten Part mit den Zahlen und Statistiken des Spieljahres 2011/12 folgte am Dienstag die große Analyse. Den Abschluss der Rückschau bildet eine Einzelkritik der Spieler mit ihren gezeigten Stärken und Schwächen in der abgelaufenen Serie.
Tor
André Poggenborg – Der Torwart ist mit 2970 Minuten der Dauerbrenner der Saison, in 15 Spielen blieb er ohne Gegentor. Wenn Poggenborg in der Hinrunde gefordert wurde, war er meistens da – so wie beim gehaltenen Elfmeter am ersten Spieltag gegen den SC Wiedenbrück. Weil die Abwehr lange Zeit vor ihm aufräumte, fehlte es meistens an der Möglichkeit zur Eigenwerbung. In der Rückrunde fielen auch die Leistungen des 28-Jährigen ab. Bei Düsseldorf II (1:1) patzte er, als ihm sicher geglaubter Ball aus den Händen rutschte.
Andreas Lengsfeld – Der Ersatzmann hinter Poggenborg durfte sich nur in drei Regionalliga-Spielen beweisen. In Koblenz (0:0) und Leverkusen (2:0) strahlte der ehemalige Torhüter von Jahn Regensburg die nötige Ruhe aus.
Abwehr
Torge Hollmann – Es war kein leichtes Jahr für Hollmann, der als Kapitän die Nachfolge von Josef Cinar antrat. Ende August zog er sich vor dem Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund II eine schwere Verletzung am Innenband zu. Nach 118 Tagen Pause kehrte der 30-Jährige in Wiedenbrück (0:0) zurück in die Stammformation, aber Seitz setzte zu Beginn des Jahres 2012 zunächst nicht auf die Dienste des Führungsspielers. Nach dem 0:1 gegen Idar-Oberstein wurden die Karten neu gemischt. Hollmann avancierte wieder zur festen Größe, stabilisierte seine Leistungen. In der neuen Saison werden jedoch häufiger Tore wie zum 1:0-Pokalerfolg gegen Koblenz gefragt sein.
Oliver Stang – Als Neuzugang des VfL Osnabrück gehörte Oliver Stang zu den Gewinnern der Hinrunde. Der Hüne leistete da einen großen Anteil zur besten Defensive der Regionalliga, die zwischenzeitlich 613 Minuten ohne Gegentor blieb. In der Rückrunde konnte auch der 23-Jährige nicht mehr an die gezeigten Auftritte anknüpfen. Ein Nasenbeinbruch warf ihn zurück. Als Stang mit einer Maske zurückkehrte, war er der Pechvogel in Wuppertal (1:2), was er selbstkritisch eingestand.
Thomas Drescher – Auf 32 Spiele kommt Routinier Drescher – trotz einiger Blessuren in der Saison und einer im Spiel gegen Dortmund II erlittenen Gehirnerschütterung. Zwischenzeitlich übernahm der Linksverteidiger nach der Hollmann-Verletzung die Rolle als Kapitän. Elf Vorlagen weist er in der Bilanz auf. Alleine sieben Assists lieferte „Dreschi“ in der Hinrunde, dazu noch wichtige Tore gegen den Wuppertaler SV und die Sportfreunde Lotte. In der Rückrunde fehlte es in der Krise jedoch auch an der gewohnten Offensivstärke von Drescher.
Fabian Zittlau – Allrounder Zittlau gehört zu den Shootingstars 2012. Im linken Mittelfeld, als Außenverteidiger und im Abwehrzentrum kam der 21-Jährige zum Einsatz. War er in der Hinrunde oft nur für wenige Minuten gefragt, schlug danach seine große Stunde. Einen schwarzen Tag wie gegen den 1. FC Köln II (1:3) verdaute er. In der Innenverteidigung glänzte Zittlau neben Hollmann mit Schnelligkeit, einer enormen Auffassungsgabe und Präzision im Aufbau. Nach insgesamt 70 Regionalliga-Einsätzen für Hansa Rostock II und Eintracht Trier ist das Talent bereit für den nächsten Schritt – vom Stammspieler zum Leistungsträger.
Michael Dingels – Michael Dingels ist Publikumsliebling und seit 2005 fester Bestandteil des Regionalliga-Kaders in Trier. Der Außenverteidiger musste in den vergangenen Jahren mit vielen Verletzungen kämpfen, gab aber nie auf. Das ist sein Naturell. Auch auf dem Platz. „Ich hoffe für das neue Jahr, dass ich meinen Einsatz in der Regionalliga bekomme und dann meine Chance nutze“, sagte er kurz vor Weihnachten. Trotz Blessuren erfüllte sich sein Wunsch. Dingels spielte gegen Kaiserslautern II (3:1), Leverkusen II (2:0) und Lotte (0:1) mit dem gewohnten Engagement. Und mit seinen beherzten Grätschen, die bei vielen Fans längst Kultstatus genießen.
Cataldo Cozza – Es gibt wenige Spieler in der Regionalliga, die im Zweikampfverhalten so stark sind wie Cataldo Cozza. Mit 2935 Minuten stand der Cousin von Gennaro Gattuso am längsten von allen Feldspielern von Eintracht Trier auf dem Feld. Manchmal ist Cozza zu zögerlich im Spiel nach vorne. Nach einer starken Hinrunde fiel auch der Rechtsverteidiger in ein kleines Loch mit schwachen Spielen gegen Köln II (1:3) und in Elversberg (2:2). Aus dem Tief befreite sich der introvertierte Defensivspieler. Ausgerechnet vor dem Pokal-Aus in Mayen zog er sich einen Muskelfaserriss zu.
Denny Herzig – Mit drei Saisontreffern ist Herzig der torgefährlichste Verteidiger von Eintracht Trier. Im defensiven Mittelfeld enttäuschte er gegen Mainz 05 II (0:3) und rückte danach in die Innenverteidigung, wo er lange Zeit eine feste Größe war. Auch Herzig knüpfte in der Rückrunde nicht mehr an die Form der vorherigen Monate an. Seinen Stammplatz verlor er nach einer Ampelkarte in Elversberg, danach pendelte er zwischen Bank und Rasen.
Mittelfeld
Jeremy Karikari – Karikari war nicht selten der elegante Taktgeber mit einer starken Balleroberung und einer guten Übersicht im Aufbau. Erwischte er keinen guten Tag oder wurde in unmittelbare Bewachung genommen, wirkte sich das auf die Leistung der Eintracht aus wie herausgelassene Luft aus einem Luftballon. Allerdings sammelte der Hamburger zu viele unnötige Gelbe Karten. Dazu muss er torgefährlicher und noch konstanter werden. Eine schwere Phase für Karikari waren die Beleidigungen in Lotte gegen ihn und die Sperre wegen der anschließenden Tätlichkeit an Martin Hess.
Daniel Bauer – Es war keine leichte Phase, in der Daniel Bauer nach Trier zurückkehrte. In Magdeburg von Hooligans bedroht, tankte er aber wieder Selbstvertrauen an der alten Wirkungsstätte. Sportlich brauchte der Mittelfeldspieler einige Spiele, um in Fahrt zu kommen. Mit zunehmender Sicherheit war Bauer ein Faktor für den späten Lauf mit fünf Siegen in Folge. Er übernahm zunehmend Verantwortung und stach durch Zweikampfstärke hervor. In Mayen fehlte er wegen einer Muskelverletzung.
Fahrudin Kuduzovic – Geht es nach den reinen Zahlen, ist die Saison von Fahrudin Kuduzovic ordentlich verlaufen. 35 Spiele, acht Tore und sieben Vorlagen. Doch alleine sieben Treffer des willensstarken Elfmeterkönigs fielen über Strafstöße. Ansonsten strahlte „Faz“ aus dem Spiel heraus zu wenig Torgefahr und Kreativität aus, wo er sich steigern muss.
Tolgay Asma – Nach einem Kreuzbandriss und Rückenproblemen stand Tolgay Asma im Herbst wieder vor der Rückkehr in die Mannschaft. Auf vielversprechende Kurzauftritte gegen Essen (0:0) und bei Bochum II (1:1) folgten dann erneute Tiefschläge für den feinen Techniker. Ein gebrochener Zeh, auf den wiederholt Gegenspieler traten. Und obendrauf ein Mittelfußbruch, der erst zum Ende der Saison wieder auskuriert war. So kam er nur auf vier Regionalligaspiele.
Thomas Kraus – Thomas Kraus überzeugte über den gewohnten Einsatz. Deutlich besser als auf dem Flügel, wo er in der Hinrunde oft auflief, kam er aber im Angriff an der Seite von Ahmet Kulabas zur Geltung, was er im Gespräch mit 5vier begründete: „Ich bin nicht der größte Techniker, kann aber läuferisch Löcher reißen und dem Gegner richtig auf den Sack gehen.“ So brachte er es am Ende der Saison auf sieben Tore. Chancen erarbeitete er sich, im Abschluss kann er aber noch deutlich zulegen.
Martin Hauswald – Martin Hauswald war beim 2:1-Sieg gegen den FC St. Pauli im DFB-Pokal noch der Matchwinner. Danach zeigte er in der Regionalliga mehr Schatten als Licht. Nach dem 0:3 gegen Mainz II wurde er für ein Spiel aus dem Kader gestrichen. Am 31. Oktober folgte gar die Suspendierung. Auch in der Oberliga-Reserve durfte Hauswald danach nicht mehr spielen.
Alon Abelski – Alon Abelski entwickelte sich über Kurzeinsätze zum Leistungsträger. Der Regisseur gehört zu den Fußballern, die mit einem Geniestreich den Unterschied in einem Spiel machen können. Wie wichtig er für Eintracht Trier ist, zeigte sich auch, als er im Frühjahr wochenlang verletzt fehlte. Ohne Ideengeber lahmte das Offensivspiel. Im Pokalspiel gegen Koblenz bereitete Abelski mit einem Freistoß-Hammer das 1:0 vor. Selbst bei der Blamage in Mayen gehörte er zu den wenigen Kräften, die trotzig Gegenwehr zeigten. Der 21-Jährige muss aber torgefährlicher werden. Kein einziger Treffer ist dem Spielmacher in dieser Saison gelungen.
Benjamin Pintol – Benjamin Pintol wurde im Winter verpflichtet. Nach einer langen Verletzungspause kämpfte er sich zurück. War das Startelf-Debüt gegen Köln II (1:3) unglücklich, blitzte danach trotz einer zwischenzeitlichen Lebensmittelvergiftung auf, warum er mal beim FSV Frankfurt in der 2. Bundesliga spielen durfte. Mit starken Auftritten und Toren gegen Mönchengladbach II (3:0) und in Essen (4:0) war er auf dem Weg nach oben. Doch dann der nächste bittere Rückschlag: Pintol erkrankte am Pfeifferischen Drüsenfieber.
Holger Knartz – Der 22-jährige Neuzugang von 1860 München glänzte in der Vorbereitung mit Elan, doch über den Status des Jokers kam er in der Saison nicht hinaus. Dem technisch geschulten Flügelspieler fehlte oft der Mut zum Risiko, wenn er von Beginn an ran durfte. Die Zurückhaltung wich in der Schlussphase der Saison der Frechheit. Mit Toren gegen Kaiserslautern II (3:1) und Leverkusen II (2:0) machte Knartz auf sich aufmerksam.
Olivier Mvondo – Nach der 1:2-Heimpleite gegen Schalke II war Olivier Mvondo über Monate nur ein Mann für die Oberliga-Reserve. Doch in der Krise des Frühjahres kam der flinke Dribbler wieder zu seinen Einsätzen, in denen er für Belebung und Schwung sorgte. Der Vertrag wird aber laut Vorstand nicht verlängert. Dafür fehlte es in dieser Saison scheinbar an der klaren Entwicklung nach oben.
Angriff
Christoph Anton – Als das Eigengewächs beim 0:0 gegen die TuS Koblenz überraschend von Beginn an auflief, zeigte es auf Anhieb den erfrischenden Christoph-Anton-Fußball. Frech. Unbekümmert. Mit dem nötigen Instinkt ausgestattet, einen Gegner mit Tempodribblings beharrlich bis zum nächsten Fehler zu ärgern. Der Vorstand setzte danach auf eine schnelle Vertragsverlängerung mit dem Talent, das sich nach einer zweijährigen Leidenszeit mit Verletzungen den Traum vom Durchbruch erfüllen will. Das wollen auch die Nachwuchskräfte Christopher Spang und Burak Sözen schaffen.
Chhunly Pagenburg – Chhunly Pagenburg überzeugte als Angreifer oder auf der linken offensiven Außenbahn mit Torgefahr. Wenn er fit war. Das Dilemma des begabten Fußballers lag in der abgelaufenen Saison in vielen Rückschlägen durch Muskelverletzungen. Auf bärenstarke Spiele gegen Verl (2:0) und in Mönchengladbach (4:0) folgte ein Faserriss vor dem DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV. In der Winter-Vorbereitung fiel Pagenburg fast komplett aus, konnte in den ersten Spielen nicht mithelfen und fehlte im Frühjahr erneut als Alternative. Als er fit war, blühte er mit fünf Toren in vier Spielen auf. Von seiner Gesundheit wird in der Saison 2012/13 auch vieles abhängen.
Ahmet Kulabas – Ahmet Kulabas verbucht die meisten Tore (13) und die meisten Vorlagen (11). Der Wechsel des Offensivspielers zu Wacker Burghausen ist nicht leicht zu verkraften. „Kula“ überzeugte durch Laufstärke, Technik und ein gutes Gefühl dafür, wo er vor dem Tor stehen muss. Der Abschluss des Angreifers ist ausbaufähig. Enttäuschende Auftritte gab es von ihm meistens dann, wenn er wegen fehlender Ideen aus der Schaltzentrale in der Luft hing.
Wojciech Pollok – Im August wechselte Wojciech Pollok von Preußen Münster zu Eintracht Trier. Der polnische Angreifer sollte die Torgarantie werden. Doch mit nur einem Treffer in 14 Spielen kam er nie an der Mosel an, fühlte sich in der Mannschaft isoliert. Sportlich kam er in Sachen Schnelligkeit und Intensität nicht an Kulabas vorbei.
Karl-Heinz Mueller meint
Hervorragende Analyse
Fachlich und sachlich top
Weiter so Florian
Sievo meint
Alle Achtung, da hat einer einen Bericht geschrieben, der unsere Elf über die ganze Saison hinweg sehr gut beobachtet und offensichtlich auch fachspezifische Kenntnisse im Fußball aufzuweisen hat.
klaus-peter meint
….wo ist da die kritik?