Von Florian Schlecht (Text)
Vor 300 Zuschauern gewann Fußball-Regionalligist Eintracht Trier sein drittes Testspiel mit 5:0 bei der SG Wittlich. Besonders überzeugend war Probespieler Timo Kern. Trainer Roland Seitz signalisierte Interesse an einer Verpflichtung des Mittelfeldstrategen, der zuletzt für den Karlsruher SC auflief.
Die Abfahrt aus Wittlich war der einzige Moment, in dem Timo Kern an dem Abend zu einem kleinen Pechvogel wurde. Als der Probespieler von Fußball-Regionalligist Eintracht Trier als letzter Mann aus der Dusche kam, da waren die Bullys mit seinen Teamkollegen schon auf dem halben Weg zurück zum Moselstadiongelände. „Die Mannschaft baut auf mich“, nahm er das Versehen mit Humor, ehe wenige Minuten später nach einem Anruf von Physiotherapeut Johannes Wey wieder ein Wagen zurück auf den Parkplatz fuhr und Kern mitnahm. Klar ist, dass Trainer Roland Seitz nach den Eindrücken vom 5:0-Testspielerfolg bei Rheinlandligist SG Lüxem/Wittlich auf jeden Fall auf den Strategen bauen würde, der für den Karlsruher SC in der vergangenen Saison auf 13 Einsätze kam. Der vereinslose 23-Jährige überzeugte als Ankurbler im defensiven Mittelfeld mit Spielverständnis, glänzenden Pässen und Engagement.
„Nach den Eindrücken im Training, im Spiel und den gesammelten Informationen glaube ich, dass er uns weiterhelfen würde“, lobte Seitz den couragierten Auftritt von Kern, der auch auf den offensiven Halbpositionen und als Regisseur spielen kann. Nach dem Spiel fuhr er wieder in die Heimat zurück. „Ich habe einige Tage Bedenkzeit bekommen. Ich bin positiv überrascht von Trier. Es wäre schon eine gute Gelegenheit, ein Jahr in der Regionalliga auf einem guten Niveau zu spielen.“ So bahnen sich Verhandlungen an. Seine Entscheidung will sich Kern aber erst einmal durch den Kopf gehen lassen. Nach wie vor hofft er noch auf einen Vertrag in der 3. Liga, wo er nach eigenen Angaben noch Gespräche mit Vereinen führen wird und möglicherweise ebenso eine Einladung zu einem Probetraining annehmen wird.
Quotschalla-Doppelpack vor der Pause
In Wittlich gehörte Kern zunächst zu den Lichtblicken in einer Anfangsphase, in der Trier Probleme hatte, Räume bei den kompakten Gastgebern zu finden. Die erste Chance verbuchten so auch die Platzherren vor 300 Zuschauern. Ein Freistoß von Benedikt Schlösser, der später mit Verdacht auf eine Knieverletzung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, rauschte abgefälscht knapp am Tor vorbei (4.). Danach gelang es Timo Kern, sich in Szene zu setzen. Nach einem feinen Pass von Fahrudin Kuduzovic scheiterte er freistehend vor Torhüter Maik Neumann, der vor wenigen Wochen erst von der U19 der Eintracht nach Wittlich gewechselt war (9.). Ein Kopfball von Kern ging im Anschluss vorbei (12.), ebenso wie ein Schussversuch nach einem elanvollen Vorstoß (21.). Erst nach 37 Minuten platzte der Knoten beim Favoriten. Es war aber nicht der Testspieler, sondern Marco Quotschalla, der aus 20 Metern wunderschön zum 0:1 ins Eck traf (37.). Kurz darauf bekam Heimkapitän Kilian Henrichs den Ball im Zweikampf mit Albutrin Aliu unglücklich an die Hand. Den fälligen Strafstoß verwandelte Quotschalla souverän zum 0:2 (39.).
Nach der Pause drängte Trier dann auf weitere Tore, nachdem Alexander Klein aus guter Position noch den Anschlusstreffer für Wittlich vergab (54.). Fouad Brighache erzielte ein Traumtor, als er von der Strafraumgrenze trocken unter die Latte traf (58.). Kuduzovic (74.) und A-Jugendspieler Sebastian Schmitt (86.) stellten den Endstand her. „Läuferisch fehlt uns noch einiges, da wir erst seit Samstag wieder im Training sind. Aber wir haben Trier lange Probleme bereitet“, befand Heimtrainer Frank Meeth. Dazu glänzte Jan Herrmany im Tor der Wittlicher einige Male glänzend was Roland Seitz zum Grummeln brachte. „Das Einzige, was mich gestört hat, war, dass wir die klaren Chancen nicht reingekriegt haben.“ Ansonsten war der Oberpfälzer einverstanden mit dem dritten Testspiel nach dem 1:0 gegen Fola Esch und dem 0:3 bei Jeunesse Esch. „Am Anfang haben wir jedoch etwas gebraucht, weil wir nach dem harten Training schwere Beine hatten.“
„Timo Kern? Ein cooler Kicker“
Als schwer empfand Seitz das Problem, nur wenige Reservisten im Kader zu haben. Christoph Anton weilt noch bis einschließlich Sonntag bei einem FSJ-Lehrgang in Österreich, was den Trainer offensichtlich nervte. Erik Michels plagt eine Innenbandverletzung. Thomas Konrad musste seine erste Laufeinheit nach der Reha vom Sprunggelenksbruch abbrechen und wird vorerst nur auf dem Fahrrad trainieren. Auch der luxemburgische Angreifer David Turpel, der vorspielen sollte, musste aufgrund einer Verletzung passen. Ob er sich noch einmal beweisen darf, ließ Seitz offen. Seinen Einstand gab der am Dienstag verpflichtete Neuzugang Matthias Cuntz, der neben seinem ehemaligen Karlsruher Mitspieler Timo Kern 59 Minuten solide mitwirkte. Konrad würde es freuen, wenn neben Cuntz noch ein weiterer Ex-Spieler vom KSC an die Mosel käme, den er ebenfalls aus gemeinsamen Zeiten im Wildpark kennt. „Timo Kern? Das wäre schon ein cooler Kicker“, lächelte er auf dem Weg zum Auto.
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SG Lüxem/Wittlich – Eintracht Trier 0:5 (0:2)
Tore: 0:1 Quotschalla (37.), 0:2 Quotschalla (39., Foulelfmeter), 0:3 Brighache (58.), 0:4 Kuduzovic (74.), 0:5 Schmitt (86.).
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