Von Florian Schlecht
Wenn Eintracht Trier am Samstag mit dem Training startet, kämpfen auch fünf Nachwuchskräfte um ihre Chance in der Regionalliga Südwest. 5vier stellt die neuen Talente in Steckbriefen vor.
Jugend forsch(t) lautet die Vision von Eintracht Trier in der Saison 2012/13. Fünf Nachwuchskräfte aus dem eigenen Stall kämpfen ab Samstag um ihre Chance im Regionalligakader, wenn die Mannschaft von Roland Seitz wieder ins Training startet. Philipp Basquit, Pit Hess, Christopher Spang, Christoph Anton und Burak Sözen sind fester Bestandteil des Aufgebots und wollen in der Vorbereitung unter Beweis stellen, mehr als nur Alternativen zu sein. 5vier sprach mit U23-Trainer Herbert Herres über die Talente, deren Leben sich nicht nur um den Fußball dreht. In Steckbriefen stellen wir sie vor.
Nicht verrückt, aber beidfüßig
Torhütern und Linksaußen wird immer nachgesagt, besonders verrückt zu sein. Wissenschaftliche Studien zu dem Phänomen hat es noch nicht gegeben, aber spektakuläre Indizien in der Vergangenheit wie Kung-Fu-Tritte von Toni Schumacher und Halsbisse von Oliver Kahn gelten als unumstößlicher Beleg für die These. Philipp Basquit fällt aber nicht in dieses Raster. Der 21-Jährige geht bei Eintracht Trier als zweiter Mann hinter Andreas Lengsfeld in die Vorbereitung – und ist nach Aussage von Herbert Herres „ein anständiger Junge, intelligent und ehrgeizig“.
Und selbstkritisch: Als Basquit in der vergangenen Saison nach anfänglichen Fehlern in der Oberliga angezweifelt wurde, ging er damit ganz professionell um. „Er hat seine ersten Erfahrungen gesammelt. Auf Dauer wird er für Trier ein richtig guter Torwart sein.“ Der sprungstarke Schlussmann kämpft dafür, früher seine Chance zu bekommen. „Ich hoffe auf möglichst viele Einsätze.“ In der Vorbereitung absolvierte er Ausdauerläufe und arbeitete an seiner Kraft. Dazu bastelt er an seinem Studium in Wirtschaftsinformatik. Vor dem ersten Training schreibt er seine letzte Klausur. Eine Besonderheit bei Basquit: Er ist fußballerisch versiert – und beidfüßig. Verrückt! Das können Toni Schumacher und Oliver Kahn sicher nicht von sich behaupten.
Vielseitig – auf dem Platz und im Abi
Mit 17 Jahren war Pit Hess noch Stürmer. Danach wechselte der luxemburgische U21-Nationalspieler in die Defensive, wo er in der Abwehr auf jeder Position spielen kann. Aber auch die offensiven Flügel und das zentrale Mittelfeld sind für Hess alte Bekannte. Ähnlich vielseitig musste er beim Abitur in Luxemburg sein. „Elf Fächer und drei mündliche Prüfungen“, schnauft er nach einem Mammut-Programm durch.
Im Winter will er Geschichte studieren und es dabei belassen. Sportlich hatte er in seiner Heimat die Qual der Wahl bei den Erstligisten. Mehr Geld winkte, doch Hess entschied sich für eine Zukunft in Trier. „Hier sehe ich die besseren sportlichen Perspektiven.“
Am 24. Oktober 2009 kam er unter Mario Basler gegen Lotte (0:1) bereits zu einem Einsatz in der Regionalliga, obwohl er noch spielberechtigt für die A-Jugend war. „Ich freue mich, dass Pit bleibt. Er ist ein Typ, der 100 Prozent geht, einen guten linken Fuß hat und dynamisch ist“, so Herres. „Einiges lernen kann er noch im Spielaufbau.“
Eine Mallorca-Tour und ein Plan
Die gewohnten feucht-fröhlichen Abifahrten fielen für Christopher Spang (19) nach dem erfolgreichen Abschluss flach. Der Defensiv-Allrounder war schon in den Trainingsprozess bei Eintracht Trier eingebunden, während die Kumpels die Strände der Welt erkundeten.
Spang holte das in der Sommerpause kurz nach, als er nach dem Rheinlandpokalsieg mit einigen U19-Mannschaftskollegen nach Mallorca fuhr. „Nun bin ich gespannt auf das erste Training. Ich habe schon nachgefragt und gehört, dass die Vorbereitung immer richtig anstrengend wird“, lächelt er gequält.
Ein festes Vorhaben nimmt Spang mit in die nächsten Wochen: Er will lauter werden. „Er muss mehr aus sich rausgehen und ist oft noch zu zurückhaltend“, teilte ihm Herbert Herres in einem Vier-Augen-Gespräch mit. „Ich werde versuchen, mich auf dem Platz mehr zu zeigen und meine Mitspieler zu unterstützen“, betont Spang. Um seinen bislang 19 Regionalliga-Minuten weitere folgen lassen.
Ein echter Straßenfußballer
„Christoph Anton ist ein echter Straßenfußballer“, schwärmt Herbert Herres. „Wenn er instinktiv das Richtige machen muss, macht er das Richtige.“ Das bewies der 20-Jährige bereits in zehn Regionalligaspielen, in denen er mit seiner Leichtigkeit überzeugte. Die solle sich der Offensivspieler auch beibehalten, meint sein Ex-Trainer. „Er braucht jetzt nicht 100 Kilo schwerer sein, um robuster zu werden. Er soll sich auf seine Fähigkeiten besinnen.“
Der Junge aus Schoden galt bereits mit 15 Jahren als großes Talent, wurde zu Lehrgängen der Jugendnationalmannschaft eingeladen. Doch schwere Verletzungen warfen ihn mehrfach zurück. Nun lebt er seinen Traum vom Durchbruch in Trier. Seine Ausbildung zum Physiotherapeuten gab er dafür auf.
Führerschein, Training, Haare schneiden
Turbulente 72 Stunden für Burak Sözen (18): Der Angreifer sitzt am Freitag im Auto zur Führerscheinprüfung, am Samstag wartet das Auftakttraining mit Eintracht Trier und am Sonntag die praktische Prüfung, um die Ausbildung zum Friseur abzuschließen. In dieser Funktion sind seine Dienste schon oft gefragt, bis zu 15 Spieler aus der ersten Mannschaft und der A-Jugend fahren regelmäßig in den Salon in Konz, um sich die Haare vom Talent an der Schere schneiden zu lassen.
In der Regionalliga will Sözen auch seine Fähigkeiten als Torjäger unter Beweis stellen. In der abgelaufenen U19-Saison kam er auf 28 Saisontreffer. Als Fan stand er lange im Block, nun träumt er davon, im Moselstadion zukünftig selber auf der großen Bühne zu stehen, so wie bei seinem Kurzeinsatz gegen die TuS Koblenz (0:0). „Er hat einen unbedingten Willen, Tore zu machen – notfalls mit der Pike“, so Herres, der auch die kämpferischen Qualitäten des Angreifers lobt. „Burak gibt nie auf, das wird den Fans im Stadion auffallen. Obwohl er sich an die robusteren Abwehrspieler sicher erst gewöhnen muss.“
+++++Eintracht in Kürze+++++
Trier trifft am 5. August auf den Hamburger SV – Eine schöne Belohnung für die U19 von Eintracht Trier, die den Rheinlandpokal gewann. Am Sonntag, 5. August, reist im DFB-Pokal der Hamburger SV an die Mosel. Trainer bei den Hanseaten ist ein prominenter Name. Otto Addo kam für Borussia Dortmund, Mainz 05 und den HSV auf 98 Bundesligaspiele, ehe er aus Verletzungsgründen seine Karriere beenden musste.
Sievo meint
Es bleibt nur zu hoffen, dass diese jungen talentierten Spieler auch eingesetzt werden. Vom Banksitzen ist noch keiner besser geworden oder hat Erfahrung sammeln können.
klaus-peter meint
Statt „teure“ U23-Spieler einzukaufen, es müssen ja immer 4 davon im Spieltagskader gemeldet sein, greift man endlich auf Eigengewächse zurück. Sinnvoll, zumal die Fremdverpflichtungen, wie wahrscheinlich auch die eigengewächse, keine großartigen Einsatzzeiten hatten und haben dürften. Das spart Geld und vermeidet Ärger.
Oder stehen wir hier vielleicht doch vor einem „Neuanfang“ mit den oft geforderten jungen, hungrigen Talenten aus der Region, ergänzt durch einige wenige erfahrene Spieler?
Sollte wirklich das Grundkonzept der Eintracht geändert werden, dann würde ich das begrüßen. Vielleicht äußert sich der Vorstand auf der Mitgliederversammlung zu dem Thema. Bisher wurde dazu ja nichts gesagt.
Nicole meint
Tolle kurze Vorstellung gefällt mir