Von Florian Schlecht
Er hatte mal die Lust am Fußball verloren, schnupperte über einen Zufall Trainerluft – und fand Gefallen an der Aufgabe. Ab der Saison 2013/14 ist Raphaél Laghnej Nachwuchskoordinator von Eintracht Trier. Der Deutsch-Tunesier tritt ab dem Sommer die Nachfolge von Michael Ziegler an. Der 39-Jährige nimmt sich in der Spielphilosophie Bundesligist Mainz 05 zum Vorbild, wo er zweieinhalb Jahre hospitierte. Der neuen Aufgabe widmet er sich mit Ehrgeiz: Er interpretiert sie zeitlich als Hauptberuf – und hat ein umfangreiches Konzept vor Augen. 5vier stellt den neuen Mann und seine Ideen vor.
Es gab eine Phase im Leben von Raphaél Laghnej, „in der ich nichts vom Fußball wissen wollte“, wie er ehrlich zugibt. Als Nachwuchsspieler bei Mainz 05 gelang ihm der große Durchbruch auch aus gesundheitlichen Gründen nicht. So begann er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und schaltete mit dem Sport zunächst einmal ab. Als er für seinen Vater aber irgendwann im Jahr 1992 als Urlaubsvertretung die C-Junioren seines Heimatvereins TSG Hechtsheim trainieren sollte, da hatte er schnell seinen Berufswunsch für sich entdeckt. „Ich habe damals Blut geleckt und wusste, dass ich das später machen will.“ So verkürzte er seine Ausbildung, baute das Abitur, studierte Sport und brachte es im Fußball bis zum A-Lizenz-Inhaber. Der Ehrgeiz hat sich gelohnt: Der U16-Trainer von Eintracht Trier rückt ab Sommer auf und wird Nachwuchskoordinator des Fußball-Regionalligisten. Michael Ziegler, der 2010 die Nachfolge von Reinhold Breu antrat, hört dann aus zeitlichen Gründen auf. „Mit Raphaél“, sagt der aber tröstend, „hat der Verein eine sehr gute Lösung gefunden, die sich zu 100 Prozent einsetzt“.
Und das im wahrsten Sinne des Wortes: So interpretiert der Deutsch-Tunesier das Amt als Hauptberuf. Am Friedrich-Spee-Gymnasium hat er eine Stelle als Sportlehrer, durch die er nur „vier bis sechs Stunden in der Woche“ gebunden sei. „Den Rest der Zeit stelle ich voll und ganz der Eintracht zur Verfügung.“ Dort orientiert sich Laghnej in seiner Philosophie an dem Vorbild von Mainz 05, wo er zweieinhalb Jahre im Nachwuchsbereich hospitierte. „Ich bin geprägt von Mainz“, gesteht er. „Offensives Verteidigen, das Spiel bestimmen, den Gegner steuern und nicht gesteuert werden. Dafür stehe ich“, leuchten förmlich seine Augen, wenn er über den Fußball spricht, den er auch in den Jugendmannschaften in Trier umsetzen will. Das hält Laghnej für möglich. „Ich bin nicht ohne Grund vor einem Jahr von Mainz nach Trier gezogen, um hier Trainer zu werden.“
Dazu passt, dass hinter den Kulissen derzeit eine Veränderung des Gesamtkonzeptes des Klubs diskutiert wird. Ein Baustein könnte dabei der Einbau talentierter Nachwuchskräfte in den Kader der ersten Mannschaft sein, um eine größere Mischung aus Routine und Jugend zu gewährleisten – und somit auch wieder eine höhere Identifikation mit dem Fußball des Regionalligisten.
Laghnej hat sich mit einem Konzept durchgesetzt, das auf vier Säulen steht:
– Der Kommunikation, worunter er den regelmäßigen fachlichen und sozialen Austausch zwischen den Trainern versteht. Das gilt aber nicht nur für den Nachwuchs untereinander, wie er betonte, sondern soll gerne auch die Regionalliga-Abteilung mit einbinden. Dort scheint die Rückkopplung mit der Jugendabteilung bislang Luft nach oben zu besitzen. Als ein Journalist bei der Pressekonferenz fragte, wie oft Regionalliga-Cheftrainer Roland Seitz in den vergangenen Jahren das Gespräch gesucht habe, antwortete Michael Ziegler: „Ehrlich gesagt waren unsere Bereiche schon abgegrenzt voneinander.“ Mit einem Blick auf seinen Nachfolger meinte er: „Ich würde Raphaél einen intensiven Austausch wünschen.“
– Die Kooperation mit Partnervereinen und Schulen soll intensiviert und ausgebaut werden.
– Beim Scouting hat Laghnej ein Raster mit regionalen und überregionalen Bezirken entwickelt, das mit Talentspähern besetzt werden soll. „Der Radius beträgt 100 Kilometer.“ Ein Internat für die Talente sei so „nicht nötig“. Vom Kostenfaktor wäre eine solche Einrichtung ohnehin unrealistisch. Der Grund: Regionalligisten bekommen – auch wenn sie ein Zertifikat des DFB als Nachwuchsleistungszentrum erhalten würden – nach Angaben von Vorstandsmitglied Roman Gottschalk nicht die jährlichen Zuschüsse vom Verband, die sich bei Bundesligisten auf rund 50.000 Euro belaufen. „Es ist schade, dass die Gelder nicht gerade die Vereine bekommen, die darauf angewiesen wären.“ Inhaltlich und strukturell will Laghnej aber nach den Vorgaben arbeiten, die an ein Leistungszentrum gestellt werden. Bereits zu dieser Saison gelang es dem Trainer, begehrte Nachwuchskräfte aus dem Saarland nach Trier zu lotsen. Darüber, die Kooperation mit dem luxemburgischen Fußballverband erneut zu beleben, sei noch nicht nachgedacht worden. „Das müssen wir erst bedenken und dann besprechen.“
– Die Öffentlichkeitsarbeit ist der letzte Pfeiler des Konzeptes. Damit meint Laghnej nicht nur die Pflege und Akquise von Sponsoren. „Auch soziales Engagement ist mir wichtig. Ich könnte mir beispielsweise Patenschaften mit Behindertengruppen vorstellen.“
Was den Etat für die Jugendarbeit angeht, werde dieser nach Gottschalk auch in der kommenden Saison unverändert zwischen „150.000 und 180.000 Euro“ liegen. Das Ziel von Laghnej ist dennoch klar – und vorbildlich: „Wir wollen eigene Jugendliche an den Profibereich heranführen.“
+++Eintracht in Kürze+++
Raphaél Laghnej im Porträt – Raphael Laghnej (39) hat einen Zweijahresvertrag als Nachwuchschef bei Eintracht Trier unterzeichnet. Der Deutsch-Tunesier besitzt die A-Lizenz. Nach einer Hospitation bei Mainz 05 über zweieinhalb Jahre trainierte er später erfolgreich verschiedene Nachwuchs-Regionalligateams des SV Gonsenheim. Bei der SpVgg. Ingelheim coachte er die Senioren und war zugleich Jugendkoordinator. Mit der A-Jugend des hessischen Klubs VfB Unterliederbach wurde er Pokalsieger und Verbandsliga-Meister. Als Trainer wird Laghnej zur neuen Saison von der U16 zur U17 wechseln.
Jugendförderverein: Georg Bernarding jetzt an der Spitze – Georg Bernarding ist der neue Vorsitzende des Jugendfördervereins Eintracht Trier und löst damit Alexander Bergweiler ab, der aus privaten Gründen nicht mehr für dieses Amt kandidierte. Das ist das Ergebnis der jüngsten Mitgliederversammlung. „In der Förderung des eigenen Nachwuchses liegt das große Potenzial des SV Eintracht Trier 05. Als fußballerische Nummer eins besitzt der Verein hier sehr gute Voraussetzungen. Um diese zu nutzen, wollen wir von Seiten des Jugendfördervereins die nötigen Rahmenbedingungen schaffen und dabei besonders die wirtschaftlichen Möglichkeiten erhöhen“, betont Bernarding, der bis Anfang 2010 23 Jahre lang als Bürgermeister und Sportdezernent der Stadt Trier gewirkt hat. Der 2009 gegründete Jugendförderverein Eintracht Trier verfolgt die Unterstützung von sozialen und integrative Projekten im Gesamtverein. Darüber hinaus ist es ein wesentliches Anliegen, die außersportliche Ausbildung der Talente zu gewährleisten. Hier sind die Finanzierung von Projekten wie Nachmittagsbetreuung für auswärtige Spieler und Freizeitaktivitäten zum Teambuilding zu nennen.
fussballfan meint
Nach meiner Info geht er oft die U 23 schauen. Liegt daran das die halt die SeniorenLiga spielen. Im Kinderbereich wird halt noch nicht so hart gespielt. Aber die kommen doch jetzt auch demnächst alle in die U 23. Dann sieht er sie ja.
Seitz meint
Wie kann es sein, dass ein hauptberuflicher Trainer eines Regionalligisten sich nie bei der eigenen A-Jugend blicken lässt? Aber das passt zum Herrn Seitz… Jeder Kreisliga Trainer bekommt das neben seinem Job hin
Storno meint
Das hört sich doch ganz gut, an! Hoffentlich wird er nicht verbrannt und kann sich durchsetzen….