Aus Trier berichten Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Spruchbänder, Beleidigungen, beinahe tätliche Angriffe: Sportlich geriet das 0:1 von Eintracht Trier gegen Lotte fast in den Hintergrund. Personell steht fest, dass Thomas Drescher und Denny Herzig den Verein verlassen werden. Michael Dingels soll bleiben.
Torge Hollmann war geschockt, als er nach dem Abpfiff der Saison um 20.45 Uhr auf dem Rasen stand. Einige Minuten diskutierte er intensiv mit Fans über die Vorkommnisse vor dem Spiel, die Bilder im Moselstadion waren in sein Gedächtnis eingeprägt. Seine Worte waren klar und deutlich: „Das war keine gute Werbung, wenn man neue Spieler hierher bekommen möchte.“
Mit 0:1 unterlag Eintracht Trier zuvor im letzten Regionalliga-Spiel den Sportfreunden Lotte, die nach dem 2:0-Sieg von Borussia Dortmund II gegen den VfL Bochum II weiterhin Chancen auf die Meisterschaft haben, wenn die jungen BVB-Bubis in Wuppertal Federn lassen. Sie feierten ausgelassen mit ihren Fans. Bei Trier wurde derweil über Spruchbänder, Beleidigungen und beinahe auch tätliche Angriffe diskutiert. Ein großes „Versager“-Transparent hing beim Einlaufen in der Kurve, es gab Buh-Rufe und damit Proteste. Es wurden aber auch angeschlagene Spieler auf dem Weg auf die Tribüne mit Beleidigungen begleitet, einige Anhänger versuchten gar, vor dem Spiel über den Zaun zu springen. Eine Verabschiedung am Ende gab es nicht, im Streit trennten sich die Wege. Aus dieser Sicht war es ein unrühmliches Ende der Saison – und das auf den Tag genau zehn Jahre nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Die Emotionen kochten über, wenige Tage nach dem Pokal-Desaster in Mayen. „Ich habe kein Verständnis dafür, wenn eine Mannschaft so zerrissen wird“, befand Hollmann, der die Kollegen in Schutz nahm nach den hohen Erwartungen. „Vielleicht hatten wir über die gesamte Runde einfach nicht die Qualität, um ganz oben zu landen.“ Der 30-Jährige war froh über das Ende der Saison. „Nach allem, was passiert ist, ist es wichtig, den Kopf jetzt frei zu kriegen.“
Mini-Kader verliert 0:1 gegen Lotte
Mit einer Rumpfelf reichte es im Schlussakkord beinahe aus, um dem Titelaspiranten aus Lotte vor 1087 Zuschauern den Aufstieg zu verderben. Alexander Kotuljac erzielte das 0:1 durch einen trockenen Flachschuss (18.) und belohnte so die erste Halbzeit der Gäste, die noch mit einem Meisterwillen agierten. Trier benötigte hingegen Anlaufzeit, um ins Spiel zu kommen. Einige Spieler hatten sich krankgemeldet, der Kader war nicht vollständig aufgefüllt. Andreas Lengsfeld begann im Tor, Michael Dingels startete nach einer Grippe als rechter Außenverteidiger, Oliver Stang lief angeschlagen auf, Torge Hollmann im defensiven Mittelfeld.
Im zweiten Durchgang kam die Eintracht besser ins Spiel und setzte Lotte mit Energie zu. „Wir waren engagiert, leider haben wir die zwei, drei guten Chancen nicht genutzt“, meinte der Kapitän. Dabei war David Buchholz im Tor der Sportfreunde Lotte der entscheidende Rückhalt. Der Schlussmann wehrte einen Kopfball des eingewechselten Wirbelwinds Christoph Anton glänzend ab (70.), ein Versuch von Torge Hollmann nach der darauffolgenden Ecke landete auf dem Tornetz (71.). „Wir hatten zu viele Ballverluste und haben uns hinten reindrängen lassen“, meinte Sportfreunde-Trainer Maik Walpurgis, der nach dem Abpfiff erleichtert die Arme in die Höhe riss. „Jetzt freuen wir uns auf ein echtes Finale am letzten Spieltag.“ Roland Seitz lobte sein Team ein letztes Mal. „Nach dem Nackenschlag im Pokal war es nicht selbstverständlich, dass die Jungs alles gegeben haben. Da war Präsenz im Spiel und der Wille, nicht verlieren zu wollen.“
Mit 64 Punkten schließt Eintracht Trier die Saison ab. „Wir haben im DFB-Pokal begeisternde Spiele gegen den FC St. Pauli und den HSV erlebt“, gab sich der Oberpfälzer nicht unzufrieden mit den letzten Monaten. Unter dem Strich steht aber auch die verpasste Titelverteidigung im Rheinlandpokal und ein Frühjahr, in dem die Aufstiegsträume durch schwache Heimspiele frühzeitig platzten. „Wir werden wieder eine Mannschaft zusammenstellen, die guten Fußball spielen wird“, versprach Seitz. Dabei wird auch die Ära eines Teams zu Ende gehen.
Drescher und Herzig verlassen Eintracht Trier
Nach den Wechseln von Thomas Kraus (Fortuna Köln), Oliver Stang (Mönchengladbach II) und Ahmet Kulabas (Burghausen) stehen auch die Abgänge von Vizekapitän Thomas Drescher und Denny Herzig fest. „Sie werden keine neuen Vertragsangebote erhalten“, sagte Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi am Abend gegenüber 5vier. Das gilt wohl auch für Olivier Mvondo.
Und selbst die Vertragsverlängerungen von Jeremy Karikari und Cataldo Cozza scheinen inzwischen nicht mehr sicher zu sein. „Beiden liegen seit 14 Tagen unterschriftsreife Verträge vor“, so Wilhelmi. Doch die Tinte wurde bislang nicht unter die Papiere gesetzt. Karikari zögert scheinbar noch, Cozza führt familiäre Gründe ins Feld, die eine Zukunft in Trier offen erscheinen lassen. „Ich brauche noch einige Tage, um eine Entscheidung zu treffen“, meint der angehende Vater.
Eine Konstante wird aller Voraussicht nach aber Michael Dingels bleiben. Der Defensivspieler steht seit der Saison 2005/06 im Kader der ersten Mannschaft. Und wenn es nach Geschäftsstellenleiter Dirk Jacobs geht, wird der Fanliebling weiter beim SVE bleiben. „Es sieht gut aus.“
Statistik
Eintracht Trier – Sportfreunde Lotte 0:1 (0:1)
Trier: Lengsfeld – Dingels (62. Mvondo), Stang, Herzig, Zittlau – Hollmann – Kraus (83. Asma), Abelski, Kuduzovic (46. Anton), Kulabas, Pagenburg.
Lotte: Buchholz – Grieneisen, Zinke, Wiwerink, Hohnstedt – Loose (72. Liesenfeld), Wingerter, Gorschlüter, Gataric (83. Czyszczon)– Kotuljac (75. Lorenz), Engelmann.
Schiedsrichter: Florian Steinberg (Korntal).
Tor: 0:1 Kotuljac (18.).
Zuschauer: 1087
Stimmen zum Spiel im Video
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Sievo meint
Konny,
du hättest ganz sicher einen guten Diplomaten gegeben.
Konny meint
@Sievo: bitte das Interview anhören und nicht irgendwas reininterpretieren was Seitz so nicht gesagt hat. Ärgerlich sowas.
Sievo meint
Ich kann es immer noch nicht glauben. Unser Trainer hat im Interview doch tatsächlich gesagt, dass er die Aktionen mancher Zuschauer vor dem Spiel „nachvollziehen“ kann: beschämende Transparente, beleidigende Schmährufe und sogar versuchte körperliche Übergriffe auf seine Spieler. Ich bin sprachlos.
sve-langen meint
Mit den Talenten aus der Region spielst Du keine Regionalliga und schon garkeine 3.Liga.
Wenn es die Talente en mass geben würde wären Sie bei der Eitracht .Außerdem sind die Scouts der BL überall so ist auch ein C jugendlicher diese Saison nach Freiburg gegangen.
Fussballer meint
Die Eintracht sollte sich was Schämen….und das sagt ein nicht Eintracht Fanatiker der über die Leistung enttäuscht ist,sondern jemand der für die ganze Region spricht!!!Es gibt viel gute Talente in unserer Region aber dafür ist die Eintracht sich zu fein….Die Eintracht nimmt einfach keine Entwicklung und setzt nur auf billige Spieler aus dem Ausland!Die Jungs aus der eigenen Jugend,die Verträge bei der Ersten Manschaft unterschrieben haben,werden noch früh genug feststellen, dass auf sie nur im Notfall zurück gegriffen wird.