Von Florian Schlecht
Fanliebling in Malta, Facebook-Nachrichten vom Scheich in Kuwait, lange Flüge durch Kasachstan: Sylvano Comvalius (26) hat in seiner Laufbahn als Fußballer viel von der Welt gesehen. Der neue Angreifer von Eintracht Trier hat bereits in sieben Ländern gespielt. „Ich habe großartige Erfahrungen gesammelt“, schwärmt der Familienvater, der nun in Deutschland den Durchbruch schaffen möchte.
Ein Mann wie Sylvano Comvalius sitzt nicht lange auf dem Sofa herum, wenn er in einer neuen Stadt lebt. „Ich setze mich dann in mein Auto und schaue, wo es mir gut gefällt“, sagt der Angreifer von Eintracht Trier mit einem Lächeln auf den Lippen. So hat er bereits nach kurzer Zeit in Deutschland einen Platz gefunden, an dem er gut entspannen kann. „Ich mag den Aussichtspunkt am Petrisberg. Ich fahre bestimmt dreimal pro Woche dort hoch, bleibe 15 Minuten da, genieße den Blick über die ganze Stadt und relaxe.“ Comvalius strahlt. „Ich bin sehr glücklich, in einer solch historischen Stadt wie Trier zu wohnen, in die Touristen aus so vielen Ländern strömen. Es ist wunderschön hier.“
Weltoffenheit ist ein Merkmal, das den 26-Jährigen auszeichnet. Und Neugier. Comvalius hat bereits in sieben Ländern Fußball gespielt. Er ist ein Weltenbummler, der „viele Erinnerungen gesammelt hat, von der ich keine missen möchte.“
Von der Ajax-Schule zum Torjäger in Malta
In Amsterdam geboren zog es Comvalius als Jugendlichen zunächst nicht weit von zu Hause weg. In der Schule von Ajax wurde er ausgebildet. „Ich bin 1998 dorthin gekommen, als der Verein gerade die Champions League gewonnen hatte und alle Stars aus dem eigenen Nachwuchs kamen. Ich war froh über die Möglichkeit, dort trainieren zu dürfen. Jedes Jahr versuchen 5.000 bis 10.000 Kinder, sich dort bei Talenttagen zu bewerben.“
Was der 1,92-Meter-Schlaks bei dem niederländischen Topverein gelernt hat, ist der Spaß am Fußball. „Uns wurde beigebracht, dass wir uns nicht den Druck machen sollen, ob wir es in die erste Mannschaft schaffen oder nicht. Wir sollten einfach lernen und jeden Moment dieses wunderbaren Spiels genießen.“
So war für den Angreifer mit 20 Jahren schnell klar, wie sein Weg weitergehen sollte, als er in Holland sportlich keine Zukunft für sich sah. „Ein Berater sagte mir, dass ich zu viel Talent habe, um aufzuhören. Und dann kam ein Angebot aus Malta, das ich angenommen habe.“ Was ihn dort erwarten sollte, wusste Comvalius nicht. „Aber ich war beeindruckt. Die Menschen dort lieben den Fußball, das Wetter war immer gut.“
Und der Stürmer zeigte seine Klasse. Zunächst schoss er seine Tore für die Hamrun Spartans, ehe ihn der Spitzenverein FC Birkirkara lockte. Dort erzielte er in 28 Spielen 15 Tore, spielte im Europapokal, wurde Fanliebling – und Meister. „Unser schärfster Konkurrent war der FC Valletta, bei dem Jordi Cruyff spielte, der Sohn von Johann Cruyff. Jeder sagte, dass sie den Titel ohne Probleme einfahren. Am Ende standen wir ganz vorne.“ An die Feiern in der Stadt erinnert sich Comvalius gerne zurück. Birkirkara hat zwar nur 22.000 Einwohner, „aber auf den Straßen tanzten 30.000 Menschen“, erzählt er strahlend. „Der Verein wurde 2006 erst zum zweiten Mal überhaupt Meister. Das war ein historischer Tag für die Leute.“
Facebook-Nachrichten aus Kuwait
Danach zog es den Stürmer weiter. Nach einem Intermezzo in Schottland war er eines Abends ganz überrascht, als er zu Hause den Computer einschaltete. „Dort hatte ich vier, fünf Nachrichten auf Facebook. Der Sohn eines Scheichs in Kuwait schrieb mich an und wollte mich für einen Erstligisten verpflichten, den er unterstützte. Im Internet sah er Videos von meinen Toren und war ganz angetan.“
Wieder packte Comvalius also die Koffer, tauchte ein in eine fremde Welt – und wurde nicht enttäuscht. „Kuwait hat man als Europäer immer mit Saddam Hussein und dem Golfkrieg in Verbindung gebracht. Ich habe es als Paradies erlebt, die Strände dort sind traumhaft schön.“ Sportlich stieß der Angreifer aber an Grenzen – und vermisste die Professionalität. „Es war schwer, bei 40 Grad zu spielen. Insgesamt war es auch eher Urlaubsfußball, die Intensität gering, kein Druck da. Mit 23 Jahren war ich eindeutig zu jung, um mich davon mitziehen zu lassen.“
Nach sechs Monaten trudelte dann eine Offerte aus Kasachstan an. „Dort wurde ähnlich wie hier in Deutschland gearbeitet, nur die Bedingungen waren der Wahnsinn. Es gab einen riesigen Trainingskomplex, der alleine so groß war wie das gesamte Moselstadion-Gelände. Jeder Spieler hatte sein eigenes Zimmer, dreimal am Tag wurden wir bekocht.“ Was Comvalius besonders genoss, waren die Flüge zu Auswärtsfahrten. „Die Wege waren so weit, dass wir nie mit dem Bus gefahren sind, sondern immer im Flugzeug saßen. Die einheimischen Spieler fanden das nervig, ich hingegen fand es einfach nur schön, von oben die ganzen Städte zu sehen, in die ich ohne den Sport nie gekommen wäre.“
Über China nach Trier
Für ein Jahr zog es ihn danach noch nach China in die zweite Liga. Dort erhielt er einen entscheidenden Tipp von Vlado Jeknic, der schon für den SV Wehen und Wacker Burghausen spielte. „Er hat mir geraten, nach Europa zu gehen, um dort meine Karriere weiter voranzubringen.“ Nach einem halben Jahr Pause wegen eines Armbruchs und einem gescheiterten Wechsel nach Ägypten („Ich war eine Woche dort, hatte aber wegen der politischen Unruhen ein ungutes Gefühl“) heuerte der Niederländer nun in Trier an.
Trainer Roland Seitz überzeugte er auf Anhieb mit seiner fußballerischen Ausbildung. Das zeigte sich auch am Wochenende beim 3:0-Sieg in Zweibrücken, wo Comvalius viel unterwegs war, nicht nur im Strafraum lauerte, sondern permanent auf die Außenbahnen und die Spielmacherposition auswich. „Ich bin dann gefährlich, wenn ich mich viel bewege. Wobei ich von Strafraumstürmern wie Klaas-Jan Huntelaar etwas lernen kann: Sie sind weniger in Bewegung – stehen dafür aber vor dem Tor immer richtig.“
Den sportlichen Start in die Saison nickt der 25-Jährige ab. „Die Spiele gegen Kassel und Köln haben das Potenzial in unserer Mannschaft gezeigt. Der erste Erfolg hat uns nun Selbstvertrauen gegeben. Wir brauchen vor keinem Gegner Angst haben.“ Auch privat hat der Umzug nach Deutschland viele Vorteile. „Für viele Wechsel habe ich mich aufgrund meiner Rolle als Vater entschieden, der Geld für seine Familie verdienen muss“, sagt Comvalius, der den Namen und das Geburtsdatum seines Sohnes Milan an den Innenseiten seiner Fußballschuhe trägt. So nahe an seiner Heimat wie jetzt hat er aber lange nicht mehr gewohnt. Und das hat auch seinen Reiz, wie sich der Angreifer freut. „Milan ist vor ein paar Wochen drei geworden. Es war das erste Mal, dass ich an seinem Geburtstag daheim sein konnte.“
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+++Gewinnspiel+++
Am Samstag (14 Uhr) trifft Sylvano Comvalius mit Eintracht Trier auf den 1. FC Kaiserslautern II. 5vier verlost für das Regionalligaspiel erneut VIP-, Sitzplatz- und Stehplatzkarten. Hier geht es zum Gewinnspiel.
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