Nach dem 0:3-Schock gegen Mainz II blühte die Eintracht regelrecht auf. Eine aufsteigende Formkurve legte vor allem Alon Abelski hin, der immer mehr zum begnadeten Spielmacher wird. Scheinbar auch, weil er sich als Untermieter in einer WG richtig wohl fühlt.
Das Gästezimmer in der WG von Chhunly Pagenburg und Ahmet Kulabas in Schweich ist derzeit belegt. Alon Abelski hat hier eine Unterkunft auf dem Sofa, so lange er noch keine Wohnung in Trier gefunden hat. Bei den täglichen Aufgaben packt der 22-Jährige mit an, obwohl Kochen nicht so sein Ding ist, wie er zugibt. „Das ist eher die Sache vom Chhun. Ich räume lieber auf.“ Für Abelski wird die Wohnungssache langsam zur echten Belastung. „Wenn man ihn sieht, hängt er immer am Handy, um mit Maklern zu telefonieren“, hat auch Pagenburg Mitleid. „Ich weiß gar nicht, wie viele Buden ich mir hier schon angesehen habe“, stöhnt Abelski. Und der Rekord mit 2860 neuen Studenten zum Wintersemester erleichtert den Weg zur eigenen Unterkunft nicht.
Es ist wie das Warten auf Godot. Doch der Mittelfeldspieler sieht die verzweifelte Suche auch mit Humor. „Vielleicht liegt es ja an dem WG-Gefühl, dass ich immer besser in Form komme.“ Immerhin war es die Dreier-WG, die beim 2:0-Sieg gegen Verl so richtig das Moselstadion rockte, Kulabas als doppelter Torschütze, Pagenburg als Vorbereiter zur Führung, Abelski mit einer traumhaften Flanke zum zweiten Treffer. „Bei den Jungs zu wohnen scheint ja Glück zu bringen“, schmunzelt er.
Traum von der Sportschau
Tatsächlich war diese 76. Minute, in der Abelski seinen Mitbewohner Kulabas millimetergenau bediente, auch ein Beleg für die ansteigende Formkurve des Regisseurs in Trier. Ende August kam er an der Mosel an, mit dem Rucksack eines Zweitligaabstiegs mit Arminia Bielefeld auf dem Rücken, für die er 15 Spiele absolvierte. „Ich nehme aus der Zeit aber das Positive mit, es geht immer weiter“, sagt er kämpferisch. „Trier ist für mich ein neues Kapitel. Ich will mit der Mannschaft den Aufstieg, zurück in die 3. Liga mit der Sportschau und 10.000 Zuschauern in den Stadien“, schwärmt Abelski.
Aus der Strafe gelernt
Er hat Blut geleckt nach den Auftritten im Profifußball, die sein großer Kindheitstraum waren. „Für mich gab es schon als kleiner Jungen nur Fußball und Schule“, lächelt er. In Düsseldorf wuchs er in einem schwierigen Stadtteil auf. Die Eltern wollten ihre Söhne von der Straße und der Kriminalität fernhalten. Am Fußball fanden sie ihren Spaß und ihre Passion. Bruder Ben, der nun für den Wuppertaler SV spielt, zog es früh zur Fortuna, der sieben Jahre jüngere Alon rückte nach. „Wenn es für mich ein Vorbild gibt, ist es mein Bruder. Er war für mich auch ein Versuchskaninchen. Bei ihm konnte ich mir positive und negative Erfahrungen abgucken.“
In Trier ließ Abelski sich so auch nicht hängen, obwohl er Startprobleme hatte. In den ersten Spielen quälte er sich durch die Kurzeinsätze, bis es nicht mehr ging. Da stand nicht der Abelski auf dem Rasen, den er selber verkörpern wollte. „Die Belastung der Vorbereitung fehlte mir, da bin ich ganz schnell zusammengefallen.“ Für Abelski begann die Aufholjagd, bei Sprintübungen gab er immer ein paar Prozent mehr als gefordert, in den Spielen beschränkte er sich bei seinen Pässen auf die sichere Variante, „weil ich ohne die richtige Fitness auch nicht reihenweise riskante Fehlpässe ausbügeln konnte“.
Dann kam das 0:3 gegen Mainz II, es war eine Abzweigung für die Eintracht, die in alle Richtungen gehen konnte. Doch die Mannschaft zog die richtigen Lehren, eroberte seit dem Debakel vier Siege, kassierte kein Tor mehr. Für Abelski war diese bittere Erfahrung wichtig. „Das musste sein, für uns alle“, glaubt er. „Mit halber Kraft ging es nicht, wir haben unsere Strafe dafür gekriegt und sie verstanden. Jetzt sind wir als Mannschaft stark genug, um so weiterzumachen. Dann wird auch eine Serie kommen.“
„Ich muss noch torgefährlicher werden“
Einen Anteil an der spielerischen Entwicklung der Eintracht hat auch Abelski. Schon in Koblenz zog der Spielmacher die Fäden, spielte mutige Pässe und bereitete 14 Tage später gegen Verl sein erstes Tor vor. „Ich will der Mannschaft helfen, indem ich das Spiel schnell mache, in hektischen Phasen Ruhe reinbringe und die Bälle in die Tiefe spiele“, sind seine Fähigkeiten, die er bei der Erfüllung seiner hohen Ziele einbringen will. Doch Abelski sieht noch Luft nach oben. „Mir fehlt noch die Spritzigkeit in Dribblings und die Torgefahr.“ Wie gefährlich der Düsseldorfer auch aus der Distanz ist, bewies er beim Training am Montag, als er sich zweimal den Ball schnappte, ihn jeweils aus 20 Metern auf das Tor ballerte und unhaltbar in die Winkel traf. „Das lag vielleicht an meinen alten Schuhen, die habe ich mal ausgepackt“, lacht er.
Abelski kommt halt immer mehr an in Trier. Was fehlt, ist noch die Wohnung des Herzens. „Doch da mache ich mir keine Kopfschmerzen mehr“, sagt er. Er konzentriert sich auf die nächsten Stufen, um mit der Eintracht weiterhin in der Spitzengruppe mitzumischen und um den Abelski zu verkörpern, der er auf dem Rasen sein will. Und in allen Lebenslagen ist er nicht allein, wie sich mit der WG beweist. „Meine Mitspieler greifen mir zum Glück unter die Arme.“
++++++++Eintracht in Kürze++++++++
Einsatz von Drescher fraglich – Ob Thomas Drescher beim Spitzenspiel in Mönchengladbach am Freitag (19 Uhr) auflaufen kann, ist fraglich. Der Kapitän hat sich eine Verhärtung und Einblutung in der Wade zugezogen, womit er die 90 Minuten gegen Verl bereits auf die Zähne gebissen hatte. „Das war nicht ungefährlich, zum Glück ist nichts gerissen“, atmete der Routinier nach einer Untersuchung am Montag durch. In den nächsten beiden Tagen absolviert der 33-Jährige nur leichtes Training mit Laufen und Radfahren. „Mittwoch probiere ich dann, ob es mit der Rückkehr ins Mannschaftstraining klappt oder nicht.“
Gladbach vor der Brust, den HSV vor Augen – Trainer Roland Seitz macht sich keine Sorgen, dass der DFB-Pokal in den Köpfen spukt. Vor dem Knaller am Dienstag, 25. Oktober, um 20.30 Uhr steht noch das Spitzenspiel in der Liga bei Borussia Mönchengladbach II an. Doch der Coach baut durch den neuen Konkurrenzkampf den Druck auf. „Wir haben 17, 18 Spieler im Kader, die ich jederzeit bringen kann. Da kann es sich keiner erlauben, diese Woche nur spazieren zu gehen oder sich zu schonen.“
+++++Gewinnspiel+++++
Das DFB-Pokalspiel zwischen Eintracht Trier und dem Hamburger SV ist restlos ausverkauft. Bei 5vier.de könnt Ihr aber noch 2×2 Eintrittskarten für den Pokalknaller am Dienstag, 25. Oktober, um 20.30 Uhr gewinnen. Die Tickets gelten für die Zusatztribüne, die extra im Moselstadion aufgebaut wird. Hier geht es zum Gewinnspiel.
Eintrachtler meint
Ich hatte bei Abelski immer ein etwas komisches Gefühl, er ist doch immer sehr ruhig und zurückhaltend. Doch wie es scheint, ist er ein wirklich sympathischer junger Mann, der sich immer besser ins Team integriert. Ich freue mich mittlerweile auch immer ihn spielen zu sehen. Er ist ein wirklich guter Fußballer. Ich hoffe, dass seine Formkurve weiter so nach oben gehen wird.
Leser meint
Hallo,
schöner Artikel, 5vier.de gefällt mir.
Finde es „gut gemeint“ wenn sich Fans um eine Wohnung für einen Spieler bemühen bzw. Gedanken machen.
Ich denke nur, dass ein Regionalligaverein sicherlich, wenn von einem Spieler gewünscht, die Möglichkeit hat eine Wohnung zu organisieren. Der Verein hat ja nun doch den ein oder anderen Sponsor an der Hand, der etwas mit Vermietung/Wohnungen etc. zu tun hat…
sve-torsten meint
Ende November wird eine Wohnung über uns in Konz frei, allerdings ist sie wohl für einen allein zu groß. Knapp 125 m2, Wohnzimmer, Schlafzimmer, zwei weitere (Kinder-)Zimmer, Küche, Badezimmer, Gäste-WC und 2 Balkone. Dazu Garage und Einstellplatz. Für die Größe der Wohnung recht günstig, ca. 730 € Warmmiete, aber für eine Person eigentlich zu groß.
Sollte dennoch Interesse bestehen, bitte schnell melden. Ich weiß nicht, wie lange die Wohnung noch frei ist.
sve-torsten meint
Ich freue mich für Abelski. So manche Kritik war für mich verfrüht und unangebracht. Alon kam ohne echte Vorbereitung und während der schon laufenden Saison nach Trier. Da kann man keine Wunderdinge erwarten. Zudem kam er nach dem Doppelabstieg ( mit Bielefeld I und II) sicherlich auch nicht mit richtig breiter Brust an die Mosel.
Demzufolge brauchte er Eingewöhnung und Vertrauen. Schon in Koblenz machte er einen guten Eindruck – gegen Verl ein klasse Spiel.
Ich bin mir sicher, dass wir an Alon noch viel Freude haben werden.
Er kann das Spiel beruhigen und auch schnell machen. Die Passquote wird immer besse, und er harmoniert immer mehr mit Faz. Das scheint wirklich zu passen.
Weiter so, Alon! Du bist auf einem guten Weg!
Eintracht-Fan meint
Habe gerade in dem Artikel gelesen, daß der Abelski eine Wohnung sucht. Vielleicht liest hier einer mit, der eine Wohnung zu vermieten hat oder eine Wohnung kennt. Wäre doch schön, wenn man dem helfen könnte.