Baldo di Gregorio ist bei Fußball-Regionalligist Eintracht Trier der erfahrenste Neuzugang. Mit Andres Iniesta und Arjen Robben stand er 2001 in einer Liste der talentiertesten Fußballer. Im EM-Halbfinale schlägt sein Herz für Italien.
Baldo di Gregorio musste in den wenigen Tagen an der Mosel schon ein paar Sprüche ertragen. Als der Neuzugang von Eintracht Trier mit den Mannschaftskollegen in der Stadt das EM-Viertelfinale gegen England schaute, wurde er als „stolzer Italiener“ mächtig geärgert. „Ihr spielt doch nur Catenaccio und könnt kein Elfmeterschießen“, erzählt der leidgeplagte 28-Jährige von den Seitenhieben, die er einstecken musste.
Am Ende lachte aber di Gregorio über ein starkes Spiel und den erlösenden Elfmeter von Alessandro Diamanti ins Halbfinale. Auf der Heimfahrt wedelte seine am Auto angebrachte Italien-Fahne im Wind, mit der Hupe drückte er auf den Straßen von Trier seine Freude aus. „Ich stehe zu meinem Land“, freut sich die Defensivkraft nun auf das Aufeinandertreffen mit Deutschland, das er nach dem ersten Testspiel beim FK Düdelingen erneut mit seinen Mitspielern gucken will. „Ich hoffe, dass der Bessere gewinnt und dass wir besser sind“, meint di Gregorio, der von Andrea Pirlo schwärmt und von den Auftritten der „Squadra Azzurra“ überzeugt ist. „Ich hätte nie gedacht, dass die Mannschaft so einen Fußball spielt. Das 1:1 in der Vorrunde gegen Spanien und das Viertelfinale gegen England waren für mich die besten Spiele, die ich bei der EM gesehen habe.“
Einen Platz vor Iniesta
Italienische Mentalität will di Gregorio auch bei Eintracht Trier einbringen, wo er einen Einjahresvertrag unterschrieben hat. „Ich bin temperamentvoll und spreche frei nach Schnauze. Ein Blatt nehme ich nicht vor den Mund.“ Das deutete sich in den ersten Trainingseinheiten bereits ein, wenn er knappe Spiele mit aller Macht über die Runden bringen wollte. Roland Seitz wird es gerne sehen. Der Trainer plant den Routinier als Innenverteidiger oder defensiven Mittelfeldspieler ein. Dort, wo Organisatoren gefragt sind. „Ich lebe Aggressivität vor, wenn es um Fußball geht“, sagt di Gregorio. „Ich bin mir bei ihm sicher, dass er Gas geben und sich zeigen will“, betont Seitz. „Wir haben uns sehr um Baldo bemüht.“
Kein Wunder. Welche Fähigkeiten der Italiener mitbringt, erkannte bereits das englische Fußballmagazin „Fourfourtwo“ im Jahr 2001. Damals stand di Gregorio in einer Liste der 100 talentiertesten Fußballer auf Platz 19. Vor prominenten Namen wie Andres Iniesta, Arjen Robben, Zlatan Ibrahimovic und Helder Postiga. Stars, die nun bei der EM im Fernsehen zu bewundern sind. „Ich habe mich bei einem Schritt verzockt“, weiß di Gregorio im Rückblick. Als er 17 war, wurde er mit Angeboten von europäischen Topvereinen überhäuft. „FC Barcelona, halb England und ganz Italien“ baggerten an ihm. „Aber ich wollte nicht von meiner Familie weg. Ich habe mich noch nicht so weit gefühlt.“ Zumal der Sprung von Teenagern ins Ausland damals kein Alltag war. „Fehler macht man immer im Leben. Wenn ich das aber jetzt noch bereuen würde, könnte ich die Fußballschuhe gleich an den Nagel hängen“, weiß der Italiener, der sich dennoch im Profigeschäft etablierte und auf 70 Zweitliga-Einsätze kommt.
Einladungen zum Tee im Iran
Seine beste Phase erlebte er bei Rot-Weiss Ahlen, als ihm 2008 als Leistungsträger der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelang. „Das war eine geile Zeit. In unserer Mannschaft spielten Kevin Großkreutz, Marko Reus und Deniz Naki. In der Hinrunde waren wir Elfter, in der Rückrunde sind wir durchmarschiert.“ Nach seiner Zeit bei Arminia Bielefeld probierte er es im vergangenen halben Jahr im Iran. „Der Kontakt kam über einen ehemaligen Mitspieler zustande. Ich bereise gerne fremde Städte, ansonsten würde ich mich langweilen. Daher bin ich den Schritt gegangen.“
Die Eindrücke im fernen Osten waren aber gemischt. „Viele Leute, die einen noch gar nicht kannten, waren freundlich. Es hat oft keine fünf Sekunden gedauert, und man wurde zum Tee eingeladen oder bekocht.“ Zufrieden war di Gregorio dennoch nicht. „90 Prozent der Zeit war ich zu Hause, weil man kaum weggehen konnte.“
Trier gefällt ihm nach den ersten Tagen, nicht nur wegen der Italien-Siege und des privaten Hupkonzerts. „Das ist die schönste Station, wo ich bisher war“, sagt di Gregorio, der sich bei sportlichen Zielen zurückhaltend äußert. „Wir müssen erst mal gucken, wie wir in die Saison kommen und wo die anderen stehen.“ Die erste Bewährungsaufgabe ist zunächst eh, die nächsten Sprüche zu überstehen und selber auszuteilen, wenn am Fernseher das EM-Halbfinale zwischen Deutschland und Italien über die Bildschirme flimmert. „Ich bin ja der einzige Italiener in der Mannschaft.“
Trierjung meint
Et is doch gut wenn Spieler aus der Dritten Liga bei uns spielen wollen. Von den Ehemaligen Spielern hat fast keiner schon in der dritten Liga gespielt. Und die Spieler sind noch nicht so alt und sind auch gut ausgebildet. Dieses Jahr kriegen wir sicher wieder eine richtige Mannschaft und keinen so einen Haufen wie letztes Jahr. Ich freue mich schon wenn es endlich wieder los geht!
klaus-peter meint
Man merkt, dass eine MV ansteht! So viele positive Nachrichten und Perspektiven. Negatives wird ignoriert. Spieler aus der dritten Liga en masse im Probetraining.
Und am Ende kommt keiner von denen, weil unser Trainer-Fuchs dann feststellt, dass diese Spieler nicht für uns finanzierbar sind. Da fragt man sich doch, warum man solche Leute überhaupt zum Training einlädt?
Wie heisst es bei dieser Gelegenheit immer im SVE-Forum: „Da bin ich mal gespannt, wen unser Trainer da wieder aus dem Hut zaubert!“
Ja, gezaubert hat er reichlich, der Herr Seitz. Es wird ihm ja auch gerne gute Menschenkenntnis unterstellt. Leider hat er da in der vergangenen Saison bei einigen Leuten kräftig daneben gelegen. Oder lag es vielleicht doch nicht an den Spielern? Kann es denn sein, dass wir als einziger Verein in Deutschland regelmäßig die Söldner und Ärxxxe der Nation abbekommen? Bei einem Trainer mit soviel Menschenkenntnis??
steff. meint
klar leute, und nächstes jahr kommt robben nach der verkorksten em…….kopfschüttel……
klaus-peter meint
Hossa, da haben wir ihn also: Höher im Ranking als Iniesta oder Robben oder Postiga!
Und halb Europa wollte ihn damals haben. Wäre er doch nur gewechselt, dann würde er mindestens in der italienischen Nationalmannschaft spielen. Uns so kam es wegen eines verpassten Wechsels nur zu 70 Zweitligaspielen und einem halbjährigen Gastspiel im Iran (die stärkste Liga der Welt hinter Aserbaidschan). Was für ein Fehler mit welcher Tragweite – unfassbar.
Eine Frage an die Profis: geht bei einem verpassten Wechsel auch 80% des Talents verloren??