Von Niklas Stilz
Der Einstand hätte für Triers neuen Coach Jens Kiefer wohl kaum besser laufen können. Die zuletzt lahmende Offensive kam endlich ins Rollen, die viel gescholtene Abwehr hielt hinten dicht und blieb damit erstmals im Jahr 2014 ohne Gegentreffer. 3:0 hieß es am Ende gegen die Wormatia aus Worms. Nach der Partie war die Erleichterung bei Fans, Spielern, Trainer und Vorstand deutlich sichtbar.
Setzt zum Höhenflug an: Eintracht Trier gewinnt erstmals im Jahr 2014.Endlich ein Sieg. Endlich mal wieder lachen. Endlich mal wieder die Welle mit den Fans. Das wollte sich dann keiner entgehen lassen. Schon gar nicht Marco Quotschalla, der sein Team mit dem Führungstreffer zum 1:0 auf die Siegerstraße brachte. Schnell humpelte der in der Schlussphase angeschlagen ausgewechselte „Fan-Stürmer“ zu den wartenden Kollegen, um sich gemeinsam mit ihnen feiern zu lassen. Strahlend kehrte er hinterher zurück und beantwortete den auf den Platz geeilten Journalisten geduldig ihre Fragen. Eine Szene, die sicherlich exemplarisch für die Erleichterung im Team des SVE ist. Insbesondere die zuletzt so viel kritisierte Offensivabteilung schoss sich reihenweise den Frust von der Seele. Top-Stürmer Sylvano Comvalius, Zaubermaus Alon Abelski und eben Marco Quotschalla. Jedem Einzelnen war die Freude deutlich anzumerken.
Doch was war denn eigentlich so viel besser, als noch in Koblenz, gegen Pfullendorf, in Kaiserslautern, oder gegen Zweibrücken? „Das ist eine wirklich gute Frage. Es ist schwer zu erklären, der Trainer hat uns einfach die Anweisung gegeben dagegen zu halten. Wir sind heute jedem Ball hinterher gegangen, haben jeden Zweikampf angenommen“, tat sich Quotschalla schwer, die Gründe für die plötzlich verbesserte Leistung zu finden und hob insbesondere den verbesserten Kampfgeist hervor.
In der Tat aber wirkte das Team deutlich engagierter als zuletzt. Das Laufpensum der Kiefer-Elf war beeindruckend, Pausen nahmen sich die Akteure des SVE nur selten. Verlor einer den Ball, war sofort ein Kollege da, um zu helfen. Dabei fand Neu-Coach Jens Kiefer, der sich unter der Woche auch den Fans vorstellte, schnell lobende Worte für seinen Vorgänger Roland Seitz: „Ich muss eindeutig klarstellen: Die Mannschaft ist absolut intakt. Das ist hier kein kaputtes Team, das Klima ist gut und die Truppe ist fit.“
Offensivere Ausrichtung, besseres Pressing
Treffsicher: Die Torschützen Sylvano Comvalius und Marco Quotschalla bejubeln den FührungstrefferDoch die gute Fitness und die verbesserte Kampf- und Laufbereitschaft waren nicht allein verantwortlich für den klaren Erfolg über den Abstiegskandidaten. Im Gegensatz zu Vorgänger Roland Seitz positionierte Jens Kiefer Lars Bender nicht auf der offensiven Außenbahn, sondern an Stelle von Thomas Konrad als Rechtsverteidiger. Konrad, der zuletzt auf der ungewohnten Position nicht immer die beste Figur machte, rückte für den angeschlagenen Michael Dingels in die Mitte. Eine Maßnahme, die sich auszahlen sollte. Das Duo Konrad/Hollmann spielte in der Innenverteidigung einen sehr soliden Part, Bender konnte durch seine Vorstöße auf der rechten Seite immer wieder Marco Quotschalla entlasten, der dadurch häufiger den Weg zum Tor suchen konnte. Gerade gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte sicher ein cleverer Schachzug.
Insgesamt war auffällig, wie schnell die Spieler die Ideen des neuen Trainers in die Tat umzusetzen versuchten. Die gesamte Viererkette stand deutlich höher als zuletzt. Immer wieder wurde der Gegner bereits in der eigenen Hälfte attackiert, was zu zahlreichen Ballgewinnen führte. Und hatte man das runde Leder erst erobert, dann ging es meist rasch Richtung Gästetor. Exemplarisch hierfür ist sicherlich das 2:0. Nach einem langen Ball der Wormser bringt Bender das Spielgerät wieder in die gegnerische Hälfte. Was folgt sind vier schnelle Ballkontakte, ein Doppelpass von Abelski und Comvalius und ein Finish der Niederländers, das cooler nicht hätte sein können.
Genau so hatte sich Trainer Kiefer das im Vorfeld der Partie gewünscht. Das Umschaltspiel spielt in den Plänen des neuen SVE-Übungsleiters eine besondere Rolle. Verbesserungsbedarf sah er vor allem in der Rückwärtsbewegung: „Es war natürlich noch nicht alles gut heute. Insbesondere im Umschaltspiel nach hinten hatten wir das ein, oder andere mal Glück, dass unsere Fehler nicht bestraft wurden. Im Grunde war aber das da, was ich mir zum Einstand gewünscht habe: Leidenschaft, Emotion und Tempo“, bilanzierte der Coach auf der Pressekonferenz.
Mission: Aufwärtstrend fortsetzen
Warum denn so kritisch, Herr Kiefer? Mit der Leistung seines Teams konnte der neue Coach des SVE durchaus zufrieden sein.So glücklich wie am Freitagabend alle miteinander waren, so schnell muss der Blick für Spieler und Trainer der Eintracht jetzt auch schon wieder in die Zukunft gehen. Bereits am Dienstag reisen die Moselstädter ins Dietmar-Hopp-Stadion der TSG Hoffenheim II, wo es das Resultat zu bestätigen gilt. Problematisch ist der enge Spielplan vor allem auch für Trainer Kiefer: „Es ist schon schwierig, wenn du irgendwo neu bist und dann nicht mal eine komplette Trainingswoche zur Verfügung hast, um deine Ideen zu vermitteln. Aber dann müssen wir das halt Schritt für Schritt und ein bisschen im Schnelldurchlauf machen.“ Gleichzeitig verriet er am 5vier-Mikrofon auch die Planung der nächsten Tage: „Erstmal steht jetzt Regeneration an. Vor dem Spiel gegen Hoffenheim wird es dann eine Einheit geben, in der wir uns gezielt auf den Gegner vorbereiten. Viel mehr ist aktuell leider nicht möglich.“ Verzichten muss Kiefer im Kraichgau voraussichtlich auf den noch immer verletzten Michael Dingels und auf Torschütze Marco Quotschalla. Der Stürmer hatte sich eine kleinere Verletzung zugezogen und konnte nach dem Spiel zwar Entwarnung geben, ist aber aufgrund der fünften Gelben in jedem Fall gesperrt.
Weil gleichzeitig zum Trierer Erfolg gegen die Wormatia die beiden Teams an der Spitze patzten, beträgt der Abstand auf das Tabellenführer-Duo „nur“ noch zehn Punkte. Ob der Aufstieg wieder ein Thema werden kann, wird sich zeigen. Für die Moral war der Erfolg vom Freitag aber enorm wichtig. Denn zurück an der Mosel ist etwas, dass man seit dem Pflichtspielauftakt 2014 nur selten zu sehen bekam: Ein Lächeln.
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