Eine Bus-Panne gab es auf der Hinfahrt, ein Stück Geschichte dann in der Fußball-Regionalliga für Eintracht Trier. Bei Rot-Weiss Essen gewann die Mannschaft das letzte Flutlichtspiel im Georg-Melches-Stadion mit 4:0.
Die Vorzeichen standen schlecht für Eintracht Trier. Wenige Minuten nach der Abfahrt ins Ruhrgebiet geriet der Bus ins Ruckeln, ein Fehler in der Elektronik sorgte hinter Bitburg für eine Panne und für Galgenhumor in der Reisegruppe. „Wir haben schon überlegt, eine Brauerei-Besichtigung zu machen“, scherzte Trainer Roland Seitz über die Umstände. Auch seine Mannschaft nahm die Nöte gelassen auf. „Cataldo Cozza hat direkt an der Bushaltestelle geguckt, wann der nächste Bus fährt.“ Eine halbe Stunde dauerte es, bis das Gefährt ausgetauscht wurde, ein Stau erschwerte dann die weitere Reise, aber die Strapazen sollten sich lohnen.
Denn trotz aller Anstrengungen gelang Eintracht Trier in der Fußball-Regionalliga bei Rot-Weiss Essen ein 4:0-Erfolg. Und zugleich ein Stück Zeitgeschichte. Denn zum letzten Mal wurde im alten Georg-Melches-Stadion vor 5812 Zuschauern das Flutlicht angeschaltet, dort, wo Horst Hrubesch einst als Kopfballungeheuer schon für Angst und Schrecken sorgte. Am Ende feierte Trier ausgerechnet hier erstmals in dieser Saison einen dritten Sieg in Folge. Und die Fans an der Hafenstraße entflammten nach dem Abpfiff ein Feuerwerk, um ihrem geliebten Wohnzimmer zu huldigen, das sie im Sommer auch schweren Herzens verlassen müssen. In unmittelbarer Sichtweite wird eine neue Arena für 28 Millionen Euro gebaut, die nach vielen Geschichten und Erinnerungen aus der Vergangenheit für eine glorreiche Zukunft in Essen stehen soll.
Auch Roland Seitz saß mit strahlenden Augen auf der Bank. „Ich habe den Jungs in der Kabine gesagt, dass sie das schönste Auswärtsspiel der Saison genießen soll. Es ist einfach ein Erlebnis, hier zu sein und diese Atmosphäre zu erleben.“ Das beflügelte auch seine Mannschaft, die nach dem 1:0 gegen Fortuna Köln und dem 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach II ihren Lauf auf 8:0-Tore ausbaute. „Wir sind wieder ein Team und halten zusammen“, freute sich Ahmet Kulabas nach der Talfahrt im März. Auch der türkische Angreifer war mit seinen WG-Kollegen aus Schweich wieder ein Faktor für den historischen Erfolg.
Nach Startproblemen war es die Wohngemeinschaft, die die ersten Chancen an der Hafenstraße gleich zu Toren nutzte. Essen drückte in den ersten 30 Minuten auf die Führung, ohne zwingend zu sein, während Trier nach der Bus-Panne etwas Anlauf benötigte. Doch ein Doppelschlag innerhalb von 120 Sekunden stellte die Weichen schlagartig auf den Auswärtssieg. Benjamin Pintol vollendete einen schönen Spielzug über Fahrudin Kuduzovic und Cataldo Cozza zum 0:1 (35.), Kulabas legte nach, als er eine feine Vorlage von Kuduzovic freistehend verwertete (36.). „Nach dem Doppelschlag hat man gemerkt, dass wir wieder Spaß haben“, freute sich Seitz.
Seine Mannschaft kam schwungvoll aus der Kabine und zeigte sich weiter kaltschnäuzig. Kulabas bediente Thomas Kraus, der zum 0:3 traf (47.). Der Angreifer war in die Mannschaft gerückt, weil Jeremy Karikari wegen einer Grippe und Hüftverletzung nicht spielen konnte. Kraus spielte so auf der linken Außenbahn, Kuduzovic als Regisseur und Daniel Bauer als Abräumer vor der Abwehr. Der Kompaktheit tat das keinen Abbruch. Chhunly Pagenburg vollendete dann sogar den Lauf der WG aus Schweich, als er zum 0:4 vollendete (70.). „Dabei hat der Tag gar nicht so gut begonnen“, strahlte Trainer Seitz nach der kuriosen Busfahrt. „Ich kann der Mannschaft nur ein Kompliment machen, wie sie sich in die Partie reingebissen hat. Wir haben jetzt die 50-Punkte-Marke überschritten, erstmals drei Siege am Stück gefeiert, das hat Spaß gemacht.“
Geknickt war hingegen RWE-Coach Waldemar Wrobel, der sich über das Stück Zeitgeschichte nicht freuen konnte. „Nach einem 0:4 brauche ich nicht darüber philosophieren, ob es gerecht oder ungerecht war. Vielleicht ist das Ergebnis um ein, zwei Tore zu hoch ausgefallen, weil wir in der Anfangsphase überlegener waren.“
Statistik
Rot-Weiss Essen – Eintracht Trier 0:4 (0:2)
Essen: Lamczyk – Brauer, Jasmund, Wagner, Guirino – Grummel, Avci (52. Lehmann) – Lemke (63. Kuta), Koep, Grund – Kaya (64. Lenz).
Trier: Poggenborg – Cozza, Hollmann, Zittlau, Drescher – Bauer (68. Herzig) – Pintol, Kuduzovic (77. Anton), Kraus – Kulabas, Pagenburg (73. Abelski).
Schiedsrichter: Lasse Koslowski (Berlin).
Tore: 0:1 Pintol (35.), 0:2 Kulabas (36.), 0:3 Kraus (47.), 0:4 Pagenburg (68.)
Gelbe Karten:
Zuschauer: 5812.
Die VIDEO-Stimmen zum Spiel
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Michael meint
Da wünscht man sich immer so kompetente und angenehme Interviewer und keine Suppenkasper im Provinzballett
Stefan Kellendonk meint
es waren wohl eher zwei Tore in 120 Sekunden und nicht Minuten…