Aus Konz-Könen berichten
Martin Köbler und Anna Lena Bauer (Fotos)
Auch im sechsten Testspiel konnte Eintracht Trier seine weiße Weste bewahren und den Nimbus der „Vorbereitungs-Ungeschlagenheit“ weiter ausbauen. Gegen den luxemburgischen Erstligisten aus der BGL-Ligue, Progres Niederkorn, fuhr die Mannschaft von Trainer Roland Seitz am gestrigen Abend auf der Sportanlage des FC Könen einen vor allem aufgrund der zweiten Halbzeit verdienten 3:0 (1:0)-Erfolg ein.
Foto: Mann des Abends in Konz-Könen: Alban Meha (rechts) krönte seine Leistung mit zwei Toren und einem „Assist“.
Vielleicht war es das gerade erst abgeschlossene Trainingslager, das den blau-schwarz-weißen Kickern von der Mosel in den ersten zwanzig Minuten der Begegnung noch in den Knochen steckte. Vielleicht war es aber auch diesmal ein Gegner, der die Sturmreihe der Eintracht etwas mehr forderte als eine Hochwaldauswahl oder der Bezirksligist aus Krettnach – denn die Gelb-Schwarzen aus dem zu Differdange zählenden Niederkorn entfalteten ihre Qualitäten vor allem in der Defensive. Der geneigte Beobachter der gestrigen Partie mag sagen: „Nur in der Defensive!“ – und das auch nicht über die kompletten neunzig gespielten Minuten. In der Tat – Torwart Andreas Lengsfeld hatte während der gesamten Partie nur vier Ballkontakte und wurde praktisch nie gefährlich gefordert – weder von Lambert Kabran noch von Sully Bilon in der Niederkorner Sturmreihe. So war dem Trierer Schlussmann fast die Erleichterung anzumerken, als er in der 42. Minute eine von der linken Seite durch Jonathan Proietti getretene Flanke elegant aus der Luft pflücken konnte – es sollte die einzige echte Bewährungsprobe für den Mann mit der knallorangenen Spielkleidung bleiben. Ebenso wenig zu tun hatten seine Teamkameraden in der Verteidigung – Roland Seitz ließ abermals Neuzugang Torge Hollmann in der Innenverteidung neben Kapitän Josef Cinar spielen, eingezäumt von Frank Zittlau auf rechts und Thomas Drescher auf links, der sich einige Male auch in die Offensivbemühungen einschalten konnte. Vor der Abwehrreihe gab Stefan Kohler den klassischen „Sechser“ und übernahm dort die Rolle des Spieleröffners. Die jüngste Neuverpflichtung, Pierro Saccone, bildete zusammen mit Alban Meha auf der linken und Olivier Mvondo auf der rechten Seite die Offensivachse hinter Nico Patschinski und dem abermals in der Spitze aufgebotenen Thomas Kraus.
Und so begann das Spiel – und brauchte lange, ehe es sich entwickelte. Die Eintracht zwar optisch überlegen, mit deutlich mehr Ballbesitz und Druck nach vorne, aber der letzte Pass, er kam so gut wie nie an. Egal ob über rechts mit Olivier Mvondo, dessen Flanken am gestrigen Abend nicht die Zielgenauigkeit derer des Schaffhausen-Spiels hatten, oder über die linke Seite mit Alban Meha – irgendwo war immer ein luxemburgisches Bein dazwischen. Pierro Saccone versuchte es einige Male durch die Mitte, scheiterte aber ebenso wie seine Mannschaftskollegen Thomas Kraus und Nico Patschinski, die beide bis auf wenige Situationen diesmal eher unauffällig blieben. Alles andere als „unauffällig“ blieb dagegen jedoch ein anderer im blau-schwarzen Dress. Alban Meha, über den sein Trainer nach dessen Verpflichtung sagte, dass er „von drei Freistössen einen reinmacht“, zog die Partie immer mehr an sich und sorgte in der 15. Minute für die erste echte Torchance, als er seinen ersten Freistoss der Partie nur knapp links neben den Winkel setzte – Torwart Jérémie Bandel wäre ohne Abwehrchance gewesen. Bezeichnend, dass die bis dahin beste Aktion aus einer Standardsituation herrührte. Als dann endlich mal die Niederkorner Verteidigung ausgespielt wurde, konnte sich Torwart Bandel nur mit unfairen Mitteln helfen, als ihn Alban Meha nach Zuspiel von Patschinski schon fast umkurvt hatte – die Textilprobe des Schienbeinschoners des quirligen Neuzuganges war positiv, ebenso wie der im Anschluss getretene Elfmeter vom Schützen selbst – gekonnt den Keeper verladen, Flachschuss in die linke untere Ecke – 1:0 (27.), gleichbedeutend mit dem Halbzeitstand in Konz-Könen.
Nach der Halbzeitunterbrechung stand dann verabredungsgemäß eine völlig andere Mannschaft auf dem Feld – einzig Lengsfeld, Saccone, Cinar und Meha durften auf dem Feld bleiben. Johannes Kühne kam für Torge Hollmann, Michael Dingels und Thomas Kempny ersetzten Fabian Zittlau und Thomas Drescher, Max Bachl-Staudinger nahm die Position von Stefan Kohler ein, Tolgay Asma folgte Olivier Mvondo auf rechts – und in der Sturmspitze quirlten nun Tim Eckstein und Julian Bidon. Die zweite Hälfte, sie begann schwungvoller, druckvoller und leichter als die erste aufgehört hatte – die Eintracht ließ im Mittelfeld die Kugel zirkulieren und sprichwörtlich Ball und Gegner laufen – resigniert liefen die Luxemburger dem pass- und kombinationssicheren Mittelfeld ein ums andere Mal hinterher. Dennoch – auch das zweite Trierer Tor sollte im Anschluss an eine Standardsituation fallen (49.): Nach einer Ecke von Meha von links steigt Max Bachl-Staudinger in der Mitte am höchsten und trifft den Ball genau richtig. Der inzwischen neu eingewechselte Torwart Laurent Mond konnte nicht mehr reagieren und der Flugbahn in die von ihm aus gesehene linke Ecke nur noch hinterhersehen – das 2:0. Spätestens jetzt war der Wille der Niederkorner gebrochen – umso mehr, als nur sieben Minuten später ein gewisser Alban Meha wohl an die Worte seines Trainers dachte und sich das Spielgerät zu seinem dritten Freistoss zurecht legte. Mit einem Sonntagsschuss am späten Mittwochabend aus knapp dreißig Metern in den Winkel krönte er seine Leistung am gestrigen Abend – Szenenapplaus unweit der Saar für eine ausgezeichnete Leistung im Eintracht-Trikot. Doch damit nicht genug – jetzt wollten die jungen Wilden auf dem grünen Rasen mehr – allein, es sollte kein Treffer mehr fallen. Chancen hierzu gab es reichlich – allein Tim Eckstein hätte zwei Tore machen können – wenn nicht gar müssen, doch er scheiterte in der 64. und 68. Minute jeweils aus kürzerer Distanz, ebenso wie Julian Bidon, der nach einem feinen Pass von – Sie wissen schon – Alban Meha alleine auf den luxemburgischen Kasten zulaufen konnte, aber an Mond scheiterte. Auch Kempny, Saccone und Dingels hatten noch Einschussmöglichkeiten – doch keiner von ihnen kam dem Gehäuse so gefährlich nahe wie einmal mehr Meha per – wie sollte es anders sein – Freistoss in der 70. Minute, diesmal von halbrechts. Doch sein fein angedrehter Schuss senkte sich etwas zu spät und segelte nur denkbar knapp am linken Winkel vorbei.
Letzlich blieb es beim völlig verdienten 3:0-Erfolg der Eintracht gegen speziell in den zweiten 45 Minuten teilweise überforderte Luxemburger. Roland Seitz konnte mit dem Auftreten seiner Truppe zufrieden sein – speziell dank einer sehr ansehnlichen zweiten Halbzeit.
Für die Eintracht spielten:
Andreas Lengsfeld – Thomas Drescher (ab 46. Thomas Kempny), Torge Hollmann (ab 46. Johannes Kühne), Josef Cinar, Fabian Zittlau (ab 46. Michael Dingels) – Stefan Kohler (ab 46. Max Bachl-Staudinger), Pierro Saccone, Alban Meha, Olivier Mvondo (ab 46. Tolgay Asma) – Thomas Kraus (ab 46. Julian Bidon), Nico Patschinski (ab 46. Tim Eckstein).
STIMMEN
Roland Seitz (Chef-Trainer): „Niederkorn hat sehr defensiv gestanden, das hat uns in der ersten Halbzeit das Leben schwer gemacht. Da hätten wir einfach mehr Geduld zeigen müssen – manche Aktionen sind einfach zu schnell abgeschlossen worden. Das hat mir nicht gefallen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann trotz schwerer Beine geerntet, was wir in der ersten gesät haben. Es macht Spaß, den Jungs zuzuschauen – auch heute wieder. Insgesamt bin ich sehr zufrieden – vor allem, wie wir dann im zweiten Durchgang unser Spiel aufgezogen haben.
Momentan bemühen wir uns, noch einen namhaften Testspiel-Gegner zu finden. Mit Alemannia Aachen wollte ich in Kontakt treten, aber das klappt leider nicht. Jetzt werde ich mal beim MSV Duisburg anfragen, vielleicht ist da in der Kürze der Zeit etwas zu machen.“
Piero Saccone (Neuzugang): „Das war heute mein drittes Spiel für die Eintracht, und ich merke, dass ich immer besser in die Mannschaft hineinwachse. Ich muss noch etwas an meiner Fitness arbeiten, aber das wird von Tag zu Tag besser. Wir haben auch heute wieder gut gespielt, obwohl der Gegner fast nur hinten dicht gemacht hat. Das war nicht einfach. Ich bin sehr froh, dass ich mich für Trier entschieden habe, weil es einfach Spaß macht, mit diesen Jungs Fußball zu spielen.“
Alban Meha (zweifacher Torschütze): „In der ersten Halbzeit lief es nicht so, wie wir uns das am Anfang vorgestellt hatten. Wir waren auch eine Spur zu hektisch, wollten vielleicht zu viel. Nach dem Wechsel waren wir deutlich besser im Spiel. Damit bin ich sehr zufrieden, und natürlich freue ich mich über die beiden Tore – vor allem über den direkt verwandelten Freistoß.“
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