Von Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Seit fünf Spielen ist Eintracht Trier in der Fußball-Regionalliga ungeschlagen. Einen großen Anteil daran hat Andreas Lengsfeld. Der Torhüter hatte seinen Posten als Nummer eins bereits verloren – und war nun mit starken Leistungen zur Stelle, als Stephan Loboué fehlte. Am Dienstag will Lengsfeld im Moselstadion gegen den FC Homburg (19 Uhr) den nächsten Sieg feiern. Darauf würde er sogar auf eine andere Serie verzichten.
Seit 302 Minuten ist Andreas Lengsfeld in der Regionalliga Südwest ohne Gegentor. Wer das Rheinlandpokal-Viertelfinale bei der SG Mülheim-Kärlich hinzurechnet, kommt sogar auf 392 Minuten. „Natürlich freue ich mich über jedes Spiel, das wir zu Null spielen. Das könnte ruhig noch öfters der Fall sein“, lächelt der 26-Jährige. Dieser Wunsch liegt bei einem Torhüter natürlich in der Natur der Dinge. Vor dem Heimspiel gegen den FC Homburg (Dienstag, 19 Uhr) würde der Schlussmann von Eintracht Trier aber ein Ende der „weißen Weste“ in Kauf nehmen, wenn dafür der Lauf mit fünf ungeschlagenen Spielen in Folge ausgebaut wird. „Wenn wir 2:1 oder 3:2 gewinnen, dann nehme ich das auch sehr gerne an. Hauptsache, die Mannschaft darf drei Punkte feiern“, übt sich Lengsfeld in Demut.
Berechtigte Erwähnung soll die persönliche Erfolgsstory des Torwarts dennoch finden. Immerhin hat der Regensburger eine Saison mit Tiefen und Höhen hinter sich. Als Nummer eins war er im August noch gesetzt, nach Unsicherheiten geriet er ins Wackeln, durch die Verpflichtung von Stephan Loboué wurde er zum Ersatzmann degradiert. Als sein Konkurrent zwischen den Pfosten zuletzt wegen einer Muskelverletzung, der Rotsperre in Koblenz und einer Mandelentzündung außer Gefecht gesetzt war, schlug die große Stunde von Lengsfeld. Der Torwart überzeugte – und ist nun Bestandteil der Mannschaft, die zuletzt so viel Selbstvertrauen versprühte. „Der Schlüssel dafür ist, dass wir in der Defensive gut stehen“, findet er und würdigt besonders das Zusammenspiel seiner Innenverteidiger Torge Hollmann und Michael Dingels.
„Er wirkt stabil und strahlt Souveränität aus“
Doch auch der Torwart erhält Lob. „Er wirkt stabil und strahlt Souveränität aus“, freut sich Trainer Roland Seitz. Die Zeit im Sommer, als Lengsfeld oft nervös wirkte, ist abgehakt. „Es lief für mich nicht gut, da muss ich selbstkritisch genug sein“, meint der Schlussmann. Die Diskussion, die sich damals schnell entbrandete, ist für ihn jedoch ein Rätsel. Besonders in der Berichterstattung fühlte er sich ungerecht behandelt. „Ich habe nicht verstanden, dass bereits nach dem zweiten Spieltag so ein Fass um meine Person aufgemacht wurde. Aber so ist der Fußball, damit muss man leben. Jetzt habe ich ja eine schönere Zeit.“
Tatsächlich steht Lengsfeld momentan auf der Sonnenseite. „Ich habe mich nie hängen lassen und immer Gas gegeben für den Fall, dass ich eine neue Chance bekomme.“ Die Zahlen sprechen für ihn. In den jüngsten sechs Pflichtspielen musste der Keeper nur in Koblenz hinter sich greifen. Der Hintergrund für die beiden Gegentore im Derby nervt ihn immer noch. Der Torwart verletzte sich beim Warmmachen am Finger und wurde in der Kabine behandelt. Dafür kam Stephan Loboué ins Tor, der dann wegen einer Notbremse vom Platz flog. So musste Lengsfeld trotz Schmerzen in den Kasten. An dem folgenden Elfmeter und dem 2:1 für Koblenz konnte er danach wenig ausrichten. „Das war ärgerlich. Die Chancen hätten unter anderen Umständen auch da gut gestanden, zu Null zu spielen.“
„Sind wir erfolgreich, kommt der Rest von alleine“
Immerhin traf Trier vorne noch zum 2:2. Und Tore sieht sich Lengsfeld zumindest von hinten mit dem Sicherheitsabstand von 100 Metern Entfernung gerne an. „Ich habe mich über das 5:0 gegen Alzenau auch gefreut, weil das für die Zuschauer schön anzuschauen war.“
Die Relegationsplätze hat der Torwart noch nicht abgeschrieben, auch wenn Kassel am Wochenende siegte und Elversberg nur noch über sich selber stolpern kann. „Es mag abgedroschen klingen: Aber da ich lange nicht gespielt habe, freue ich mich erst einmal wieder auf jedes Spiel, das kommt“, sagt er und fügt an. „Wir konzentrieren uns auf unsere Hausaufgaben. Wir dürfen keine großen Fehler machen. Wenn wir erfolgreich sind, kommt der Rest von alleine.“
Seine Situation in dieser Saison hat Lengsfeld vor Augen geführt, dass Unverhofft oft kommt. Ein Sieg gegen Homburg ist das nächste Ziel. Und auch, wenn der Torhüter auf die Gegentor-Serie verzichten würde – ein 1:0 würde ihm unbestritten gefallen. Er lacht. „Wenn ich nach einem Spiel als Torwart sagen kann, dass ich zufrieden bin, dann bedeutet das ja meistens auch ein gutes Ergebnis.“
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+++Eintracht in Kürze+++
Auch Homburg kommt mit einem Lauf – Fünf Partien in Folge ist auch der FC Homburg ungeschlagen, der am Dienstag (19 Uhr) im Moselstadion gastiert. In vier Heimspielen am Stück gegen Mannheim (1:1), Pfullendorf (4:1), Eschborn (4:2) und Idar-Oberstein (3:0) setzte sich die Mannschaft von Christian Titz vom Tabellenkeller ab. „“Sie haben sich mit ihrem Lauf aus dem Abstiegskampf rausgezogen, geben Gas und versuchen, Fußball zu spielen“, zollt Trainer Roland Seitz Respekt. „Wir wollen aber die Nase vorn haben und unseren Lauf fortsetzen.“
Loboué soll in Rossbach wieder ran – Des einen Freud ist des anderen Leid: Wo Andreas Lengsfeld spielt, muss sich Stephan Loboué gedulden. Trainer Seitz kündigte an, dass der Deutsch-Ivorer beim Pokal-Halbfinale in Rossbach am 1. Mai zum Einsatz kommen soll.
Rückt Kuduzovic in die Startelf? – Bei Trier bahnt sich nach dem 5:0 gegen Alzenau eine Veränderung in der Startelf an. Fahrudin Kuduzovic könnte beginnen, weil Seitz aufgrund der „Englischen Wochen“ auch mal Spieler schonen muss. „Wenn immer die Gleichen spielen, kann es sein, dass irgendwann die Spritzigkeit fehlt“, betont der Trainer. Kandidaten, die zunächst auf der Bank sitzen, wären Christoph Anton oder Erdogan Yesilyurt. Dazu habe „Faz“ einen Einsatz verdient. Der Bosnier überzeugte nach seiner Einwechslung am Wochenende mit einem Doppelpack. Seitz: „Er hat ein Zeichen gesetzt und bringt die nötige Frische mit.“
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