Aus dem Moselstadion berichten
Martin Köbler und Anna Lena Bauer (Fotos)
Zurück in der Spur: nach zuletzt vier Spielen ohne dreifachen Punktgewinn konnte Eintracht Trier am heutigen Donnerstagabend die abstiegsgefährdete Bundesliga-Reserve von Bayer Leverkusen mit 3:1 (1:0) besiegen. Vor der mageren Kulisse von nur 1.790 Zuschauern erzielten Lukas Mößner (11.), Thomas Kraus (81.) sowie Piero Saccone (88.) die Treffer für die Mannschaft von Roland Seitz, mussten allerdings zwischenzeitlich durch Christoph Siefkes (52.) den Ausgleich hinnehmen. „Ich bin sehr zufrieden“, konstatierte Triers Cheftrainer nach der Partie. „Dieser Sieg tut uns nach den letzten unglücklichen Ergebnissen wirklich gut.“
Dabei hatte der Trainer des rheinland-pfälzischen Traditionsvereines nicht wenig Anteil am erfolgreichen Ausgang der Partie, überraschte er doch beim Blick auf den Spielberichtsbogen mit einer abermals veränderten Startaufstellung gegenüber der vergangenen Woche bei der 0:2-Niederlage in Wiedenbrück. Das Trierer Urgestein Michael Dingels, der unter der Woche seinen Vertrag abermals verlängerte, rückte in der Vierer-Abwehrreihe auf die Position des rechten Verteidigers, Fabian Zittlau bildete zusammen mit dem Ersatz-Kapitän Torge Hollmann die Innenverteidigung, Thomas Drescher kam wie gewohnt auf der linken Seite zum Einsatz. Edel-Joker Olivier Mvondo durfte von Beginn an auf der rechten Offensivseite wirbeln und die im Sturm aufgebotenen Thomas Kraus und Lukas Mößner mit Bällen füttern – die Abkehr vom einige Wochen lang praktizierten Spiel mit nur einer Spitze.
Diese Vorstellung ging zunächst auf. Mit der ersten wirklich nennenswerten Aktion der Partie konnte eben jener Olivier Mvondo auf dem rechten Flügel nach Zuspiel von Fahrudin Kuduzovic den Ball behaupten und ihn am Leverkusener Sascha Eichmeier vorbei in den Gäste-Strafraum befördern, wo zwar Kraus zunächst verpasste, doch den hinter sich stehenden Mößner bemerkte, der ohne Not die Hereingabe des Kameruners annehmen konnte und das Spielgerät am chancenlosen Gäste-Keeper Benedikt Fernandez vorbei unter die Latte beförderte – die frühe Führung für die Hausherren, sie war perfekt (11.).
Die von Ulf Kirsten trainierten Gäste versuchten, aus einer kompakten Defensive heraus das Spiel an sich zu reißen – und zwar immer wieder über die rechte Trierer Abwehrseite, wo die Rheinländer in Michael Dingels einen kleinen Schwachpunkt ausgemacht zu haben schienen. Besonders Maciej Zieba gelang der ein oder andere Stich gegen ihn – jedoch ohne schwerwiegende Folgen, da Christop Siefkes in der 18. Minute das Kunststück fertig brachte, alleinstehend vor dem Kasten und weit ab vom bereits geschlagenen Eintracht-Schlussmann André Poggenborg zu scheitern. Die größte Chance, in dieser ersten Halbzeit zum Ausgleich zu kommen, sie war für die kleine Werkself vertan.
Von da an war es nur noch die Eintracht, die unter den Augen von Saarbrücken-Trainer Jürgen Luginger sowie dem sportlichen Leiter Dieter Ferner bis zur Pause nennens- und durchaus auch sehenswerte Aktionen im Offensivspiel zeigten. Alban Meha, zwar längst nicht so auffällig wie noch in der Hinrunde, aber dennoch bei den entscheidenden Szenen den Kollegen aus Leverkusen immer einen Schritt voraus, war an nahezu jeder gefährlichen Aktion beteiligt. Einen Steilpass auf Kuduzovic kann dieser zwar noch nicht vor Fernandez erreichen (26.), doch nur sechs Minuten später zirkelte er einen seiner unnachahmlichen Freistöße aus gut und gerne 25 Metern um die Bayer-Mauer – allein die gute Tat des Gäste-Keepers verhinderte das 2:0. Auch die anschließende Ecke, abermals getreten von Meha, brachte Gefahr – doch Thomas Kraus scheiterte freistehend aus kürzester Distanz sowohl am gut aufgelegten Fernandez als auch am Innenpfosten (32.). Hinzu kamen Gelegenheiten von Thomas Drescher (41., per Freistoss) sowie abermals Kraus (36.), die jedoch allesamt ungenutzt blieben.
Unterm Strich waren die Gäste mit dem 0:1 aus ihrer Sicht gut bedient, was Ulf Kirsten nach der Partie jedoch anders sah: „Wir haben das Spiel in der ersten halben Stunde mitbestimmt, hätten auch ein – zwei Treffer erzielen können, da wir uns auch durch den frühen Gegentreffer nicht aus dem Spiel haben bringen lassen.“
Spätestens zu Beginn der zweiten Halbzeit sollte der erfolgreichste Torjäger in der Bundesliga in den 1990er Jahren jedoch recht behalten. Die Gäste kamen besser aus der Kabine und forcierten die Angriffsbemühungen – kamen allerdings nur deshalb zum Torerfolg, weil ein von Kevin Kampl aus dem Halbfeld geschlagener Ball für die Abstimmung zwischen André Poggenborg und Thomas Drescher wohl einen Tick zu lange unterwegs war. Poggenborg ließ den sicher geglaubten Ball fallen, Siefkes staubte ab – das 1:1 (52.). Um ein Haar hätte der eingewechselte Marc Sand sogar die Führung erzielen können (62.). Pfiffe kamen auf, für den Geschmack des Publikums ließ die Eintracht nun die Zügel etwas zu locker – und Roland Seitz reagierte. Er brachte mit Cataldo Cozza (68.), dem lange verletzten Ahmet Kulabas (69.) sowie Piero Saccone (78.) viel Erfahrung ins Spiel – und erntete die Früchte dessen nur drei Minuten nach der letzten Hereinnahme. Während die gegnerische Abwehr noch damit beschäftigt war, die taktische Umstellung im Trierer Offensivspiel zu realisieren – Kuduzovic rückte nach rechts, Kraus in die Spitze neben den eingewechselten Kulabas – stand der aufgerückte Thomas Drescher auf einmal völlig frei im Strafraum, wo er seinen Namensvetter Thomas Kraus ohne Mühe bediente. Dieser, seine vergebenen Chancen aus der ersten Hälfte noch im Hinterkopf, überlegte nicht lange und setzte den Ball mit Brachialgewalt an die Unterkante der Latte, von wo er ins Netz sprang (81.). „Das Tor hat mir unglaublich gut getan, zumal ich in der ersten Halbzeit so ein Pech hatte. Das war wirklich eine Erlösung – sowohl für mich, als auch für die Mannschaft.“ Zwei Minuten vor dem Ende bediente Ahmet Kulabas Piero Saccone, der keine Mühe hatte, zum 3:1-Endstand zu verwandeln.
Roland Seitz betrachtete nach der Partie seine ungewohnte Taktik, zunächst die potentiellen Spieler aus der zweiten Reihe zum Einsatz kommen zu lassen, mit Freude: „Wir sind jetzt in einer Phase, in der man auch einmal den sogenannten Reservisten eine Chance geben muss. Sie trainieren das ganze Jahr hart, ohne auch nur einmal zu murren, da haben sie sich schon wirklich ihre Einsatzzeiten verdient. Ich bin wirklich froh darauf, dass gerade diese Spieler die Leverkusener so gut beschäftigt haben – und die eingewechselten Stammkräfte haben dann auch noch für das Ergebnis gesorgt“ – und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: „Wir haben so viele Topjournalisten hier in Trier, die mir jede Woche sagen, wie wir zu spielen haben. Also habe ich das einfach mal umgesetzt und prompt haben wir wieder gewonnen!“
STATISTIK
Eintracht Trier: André Poggenborg – Thomas Drescher, Torge Hollmann, Fabian Zittlau, Michael Dingels (ab 68. Cataldo Cozza) – Stefan Kohler, Alban Meha, Fahrudin Kuduzovic, Olivier Mvondo (ab 78. Piero Saccone) – Lukas Mößner (ab 69. Ahmet Kulabas), Thomas Kraus.
Bayer 04 Leverkusen II: Benedikt Fernandez – Patrick Koronkiewicz, Berkay Tolga Dabanli, Tobias Haitz, Sascha Eichmeier – Christoph Kramer, Lima Ribeiro (ab 83. Dennis Josef Krol), Kevin Kampl, Maciej Zieba – Christoph Siefkes (ab 71. Alfonso Marte), Sven Kreyer (ab 57. Marc Sand).
Tore: 1:0 Lukas Mößner (11.), 1:1 Christoph Siefkes (52.), 2:1 Thomas Kraus (81.), 3:1 Piero Saccone (88.)
Zuschauer: 1.790
Schiedsrichter: Ingo Leonhardt (Hockenheim) – Note 2,5 / unauffällige Spielleitung, in den entscheidenden Situationen richtige Entscheidungen
Gelbe Karten: Stefan Kohler – Lima Ribeiro.
Rheinlandpokal-Finale wahrscheinlich in Mayen
Nach dem Spiel teilte SVE-Vorstandssprecher Ernst Wilhelmi auf 5vier.de-Anfrage mit, dass das diesjährige Finale um den Rheinlandpokal voraussichtlich in Mayen ausgetragen wird. „Wir wünschen uns natürlich ein Finale auf einem neutralen Platz. Mayen als Austragungsort wäre eine gute Wahl, dort sind ja auch schon DFB-Pokal-Spiele über die Bühne gegangen, also sollte hier auch ein Spiel Trier gegen Koblenz stattfinden können. Die Polizei prüft aktuell das vorgelegte Sicherheitskonzept.“ In den letzten Tagen waren immer wieder Gerüchte aufgekommen, das Endspiel würde in Koblenz stattfinden – laut Wilhelmi ist das kein Thema: „Das wäre ja ein Unding und sportrechtlich auch gar nicht möglich. Laut den Statuten muss ein Endspiel auf neutralem Platz ausgetragen werden und das ist ja auch sinnvoll.“
Weitere Bilder
Im Interview: Roland Seitz, Thomas Kraus und Fred Thömmes
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Eddi meint
Mayen fände ich in jedem Fall besser als Koblenz. Es ist echt schon krass, dass das erst ausgelost werden sollte. Wie kommt man denn nur da drauf? Wir sind doch eindeutig der klassentiefere Gegner, da wäre Heimvorteil jawohl das mindeste. Abgesehen davon sollte ein Pokalfinale (egal ob DFB oder Bitburger Rheinland) immer auf einem neutralen Boden ausgetragen werden, so ist das doch schon immer.
Das ganze in Mayen auszutragen ist aber auch für die Eintracht annehmbar. Wenn ich da an die Spiele in Polch und Kruft denke… 😉 Aber es ist doch echt schade, dass es hier im Verband sonst keine kleinen schönen Stadien gibt.
Das Spiel am Donnerstag fand ich übrigens super, und am besten hat mir gefallen, dass der Kraus endlich wieder getroffen hat – der hat das Ding mal in die Maschen gehauen… suuuper! 🙂
Mercator meint
bzgl. des Pokalfinales:
ich weiß nicht, wie die Regelung im FV Rheinland sind, aber das Verbandspokalfinale zwischen RW Essen und ich glaube Schermbeck (?) wurde letztes oder vorletztes Jahr auch im Georg-Melches-Stadion ausgetragen… ?
dabeigewesen meint
Fand es war kein schlechtes Spiel. Wenn es Taktik war, zuerst mit der „schwächeren“ Mannschaft ins Spiel zu gehen und dann zuzuschlagen, dann „Hut ab“.Aber man kennt ja nie die weiteren Beweggründe? Freue mich schon auf das Spiel gegen Homburg.