Aus Wattenscheid berichten
Florian Schlecht und Anna Lena Bauer
Am heutigen Samstagmittag gewann der SV Eintracht-Trier 05 im Wattenscheider Lohrheidestadion mit 3:0 gegen die Zweitvertretung des VfL Bochum. Vor rund 250 Zuschauern besorgten in der zweiten Halbzeit Patschinski (53. Minute), Meha (58. Minute) und Mössner (86. Minute) den Sieg für die Männer mit dem römischen Wahrzeichen auf der Brust. Mit 19 Punkten nach zehn absolvierten Spieltagen belegt der SVE – mindestens bis zum Sonntagmittag – den zweiten Tabellenrang, punktgleich mit dem Tabellenführer SC Verl.
Foto: So sehen Sieger aus -Torjubel nach dem 1:0 von Nico Patschinski in der 53. Minute
Fast ein Jahr ist es her, als Eintracht Trier in der Fußball-Regionalliga mit 2:1 beim VfL Bochum II gewann, es war der 21. November 2009. „Tayfun bläst Bochum um“ wurde damals euphorisch die Homepage der Moselstädter getitelt, weil Tayfun Pektürk beide Tore erzielte, die der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft sein sollten. Wie die Geschichte endete, ist bekannt. Der Triumph im Ruhrpott war für Monate der letzte Eintracht-Sieg, die Seelen der Fans waren im Sommer mehr als leidgeplagt, die Hoffnungen tief enttäuscht, Trainer Roland Seitz setzte zu einem kolossalen Neuaufbau an, um den Verein mit der Porta Nigra im Wappen wieder aufzupolieren. „Alles neu“, singt bekanntlich schon Peter Fox. Und momentan blitzt, funkelt und glänzt es wieder bei der Eintracht, beim hochverdienten 3:0-Sieg beim VfL Bochum II knüpfte die Mannschaft an ihre Verfassung der vergangenen Wochen an und verpasste sogar nur wegen eines einzigen Törchens die Tabellenführung.
Doch an diesem kalten Tag im ehrwürdigen Wattenscheider Lohrheidestadion dem SC Verl den „Platz an der Sonne“ überlassen zu müssen, war für die Spieler leicht zu verkraften – zu überwältigt waren sie von den Bildern vor ihren Augen. Die Fans schmetterten auf der Tribüne lautstark die Vereinshymne, die Wunden von einem hammerharten Jahr waren endlich geheilt, sie feierten ausgelassen ihre Mannschaft, die in Wolldecken gehüllt war und den tosenden Jubel genoss. Und doch schwebten die Erfahrungen der Vergangenheit über der Welle der Begeisterung, die Ansprüche werden nach dem furiosen Start nicht neu definiert. „Wir wollen möglichst viele Punkte sammeln, um so schnell wie möglich die Klasse zu halten“, betonte Seitz. „Man darf nicht vergessen, was in der letzten Saison noch passiert ist. Das sollte eine heilsame Lehre sein.“
Doch es scheint recht wahrscheinlich, dass die Mannschaft diesmal keinen neuerlichen Einbruch erlebt wie nach dem Sieg in Bochum im November 2009. Warum das so ist, konnte man in den Gesichtern, Eindrücken und Gesprächen nach dem Sieg im Oktober 2010 ablesen. An Torhüter André Poggenborg, der sich ein Wrestler vor dem Fanblock aufbäumte, mit einem verbissenen Blick die Fäuste ballte und sich die ganze Erleichterung aus dem Leib schrie. An Stürmer Lukas Mössner, der nicht vordergründig über sein Jokertor sprechen wollte, sondern die gute Leistung der Abwehrspieler lobte. An den Liedern, die gemeinsam in der Kabine gesungen wurden. Oder an Thomas Drescher, der in aller Seelenruhe den Teamgeist und die Weiterentwicklung lobte. Bodenständigkeit, eine echte Gemeinschaft unter den Spielern und Lernfähigkeit sind die Attribute, die diese Eintracht auszeichnen, das wird deutlich. „Ich habe selten in einer Mannschaft gespielt, die charakterlich so gut zusammengepasst hat“, meinte Drescher. „Natürlich darf man nicht vergessen, was es im letzten Jahr für einen Absturz gab. Aber wer dicht am Team dran ist, spürt, was hier entsteht.“
Foto: Die Chancen waren da – doch ein Tor gelang der Trierer Eintracht in der ersten Halbzeit noch nicht. Hier Torge Hollmann beim Kopfball im gegnerischen Strafraum
Das bewies das Trierer Ensemble auch bei den sieglosen Bochumern, wo das Team unter Beweis stellte, einiges gelernt zu haben. Der Erfolg liest sich in Zahlen ganz erstaunlich. In der vergangenen Saison sammelte die Eintracht gegen die Zweitvertretungen nur sieben von 48 möglichen Punkten, in dieser Spielzeit steht eine Ausbeute von 19 von 21 machbaren Zählern auf dem Konto. Es wird engagiert nach vorne gespielt, doch wenn der Gegner den Ball hat, waltet Rationalität in den Reihen der Eintracht, die im Kollektiv stark die Räume verdichtet, engagiert in die Zweikämpfe geht und jederzeit gefährlich kontern kann.
In Bochum war es vor allem Piero Saccone, der sich in den Dienst der Mannschaft stellte und defensiver stand als gewohnt, um das zentrale Mittelfeld gemeinsam mit Stefan Kohler nicht zur Wohlfühloase für Mimoun Azaouagh werden zu lassen. Das gelang. Die Eintracht nahm den begnadeten VfL-Regisseur weitgehend aus dem Spiel und landete in der ersten Halbzeit, die an Rasenschach zweier lauernder Teams erinnerte, zumindest Punkttreffer mit gefährlichen Chancen. Doch Nico Patschinski, der frei auf das Tor zulief und nicht den Abschluss suchte (4.), Saccone aus spitzem Winkel (28.) und Alban Meha mit einem Freistoß auf die Latte (35.) verpassten die mögliche Führung. Bochum kam vor der Pause in seiner besten Phase nur einmal gefährlich vor dem Tor auf. Azaouagh zog aus dem Strafraum ab, Poggenborg parierte den Ball mit einem grandiosen Reflex (38.). Was zu dem Zeitpunkt noch keiner wusste: Es war zugleich die letzte Chance für die junge VfL-Garde.
Foto: Nico Patschinski traf zur verdienten 1:0-Führung in der 53. Minute – hier im Zweikampf mit seinem Bochumer Gegenspieler
Trainer Seitz nahm den schwachen Olivier Mvondo zur Pause aus dem Spiel. Thomas Kraus wechselte vom Sturm auf die rechte Seite, Lukas Mössner bildete das neue Angriffsduo mit Nico Patschinski. Die Eintracht kam konzentriert aus der Kabine, entfachte mehr Druck und erarbeitete sich Chancen im Minutentakt – Meha setzte einen Freistoß knapp vorbei (50.), eine Patschinski-Abnahme landete in den Armen von VfL-Keeper Michael Esser (51.). Kurz darauf machte es der Torjäger besser, als er im Strafraum wieder freigespielt wurde und den Ball zum befreienden 0:1 ins kurze Eck schoss (53.). „Patsche“ lief jubelnd zum Fanblock, die Kollegen hinterher, es war der Befreiungsschlag. Alban Meha sorgte wenig später für die Entscheidung, als er aus 25 Metern zum Abschluss kam (58.), Mössner krönte seinen engagierten Auftritt nach einer feinen Vorarbeit von Meha mit dem 0:3 (86.).
Foto: Nach dem Abpfiff feierte die Mannschaft noch ausgiebig mit ihren Fans
Es war der Schlusspunkt einer abgezockten Vorstellung. „Wir treten diszipliniert auf, stehen kompakt und sind vorne immer gefährlich, das ist gegen die Reserveteams der Schlüssel zum Erfolg“, erklärte Kapitän Josef Cinar das neue Gesicht der Eintracht. Die Chemie stimmt, das ist auch Seitz klar, der zufrieden am Mittelkreis stand, als die Spieler gefeiert wurden. „Die Spieler sind charakterstark, hungrig und willig“, strahlte er. Und möglicher Selbstzufriedenheit wirkt der akribische Trainer deutlich entgegen, zwei freie Tage gibt es nun, „dann müssen wir weiter so konzentriert arbeiten“, forderte er. Zumal nun der SC Wiedenbrück an die Mosel kommt, an der Bilanz gegen die körperlich robusteren ersten Mannschaften muss noch gründlich poliert werden. Damit es bei der Eintracht auch weiter funkelt und glänzt.
STATISTIK
VfL Bochum II – Eintracht Trier 0:3 (0:0)
Bochum: Esser – Mengert, Fabian, Hrustic, Pellowski (79. Ostrzolek) – Zech, Vogt (57. Bari) – Avci (65. Kefkir), Azaouagh, Freiberger – Eilers.
Trier: Poggenborg – Cozza, Hollmann, Cinar, Drescher – Kohler (81. Bachl-Staudinger) – Mvondo (46. Mössner), Saccone, Meha – Patschinski (71. Kempny), Kraus.
Schiedsrichter: Dirk Wijnen (Hannover).
Tore: 0:1 Patschinski (53.), 0:2 Meha (58.), 0:3 Mössner (86.).
Zuschauer: 258
Weitere Fotos (klicken für groß):
Stimmen zum Spiel:
Trainer Roland Seitz, Stefan Kohler und Nico Patschinski im Interview:
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Fan von Patsche meint
Glaube die Eintracht hat seit den Video mit Patsche einen neuen Slogan: “ solang wir jewinnen is alles chic “
Gefällt mir saugut. Dieser Spruch wird sicher noch oft gebraucht werden.
trierer meint
alles in allem finde ich, dass es morgen bitte schon samstag sein sollte… 😀
und es war ziemlich oldschool was das gebrülle angeht. „schiri, du bas***rd!“ 😀
wenn das so weitergeht ist ALLES möglich! die nächsten 3 Partien müssen 7 Punkte her!
Sievo meint
Bei aller Begeisterung darf man nicht vergessen, wer der Vater des Erfolgs in diesem Spiel war, nämlich die konzentrierte Defensivarbeit aller Spieler. Selbst der in den vergangenen Spielen nicht so sehr überzeugende Saccone hat sich voll in den Dienst der Mannschaft gestellt und unauffällig aber wirkungsvoll nach hinten gearbeitet. Bochum kam nicht zum Zug und Tore schießen wir ja bekanntlich in den meisten Fällen. Die Mannschaft ist wieder eine Mannschaft.
mac meint
ick sach mal, so lang wir jewinnen is alles chic! Eintracht! :-))
@Siggi meint
War wirklich ein Hammerspiel. Und schöne Fotos sind dabei. Das schönste Foto: der Jupp mit der Wolldecke!!
Eintracht-Fan meint
Sehr schöner Bericht! Lob dem Schreiber!
Hoffentlich macht die Eintracht jetzt so weiter!!! Irgendwie habe ich auch bei tollen Siegen immer noch das Gefühl, es könnte wieder so werden wie im vorigen Jahr. Das letzte Jahr hat bei mir noch einige Nachwirkungen. Aber es gilt folgendes: von Spiel zu Spiel denken und nicht nach den anderen Mannschaften groß schauen.Immer das Beste geben und dann wird sich alles ergeben!!!
ich meint
mir is auch völlig banane wer die tore macht^^
hauptsache mir machen welche
und am liebsten 3 stück so wie heute
Man Freda meint
Wirklich ein super Spiel! So machen die Auswärtsfahrten doch Spaß!
Von mir auch ein Dank an die ganze Mannschaft:-)
Siggi meint
Geil Geil Geil…das war echt ein Knaller-Spiel!! 🙂
Ein riesiges Kompliment an das Team von Trainer Roland Seitz!