Wut, Rätselraten, Enttäuschung. Mit 1:3 unterlag Eintracht Trier im Moselstadion dem 1. FC Köln II. In den ersten zehn Minuten legte die Mannschaft von Roland Seitz los wie die Feuerwehr und brach dann ein wie ein Kartenhaus.
Fußball ist ein Sport, der auf der ganzen Welt so populär ist, weil er die schönen und die hässlichen Seiten manchmal in 90 Minuten gnadenlos zusammenfasst wie ein Hollywood-Film. Das Drehbuch, das Eintracht Trier beim 1:3 (1:1) gegen den 1. FC Köln schrieb, beinhaltete aber einen Abspann, der nachdenklich stimmte und erst recht auf kein Happy-End folgte. Die Ersatzkräfte des Fußball-Regionalligisten saßen um 15.50 Uhr lethargisch auf der Ersatzbank mit zerknirschten Gesichtern und guckten in die Leere, einzelne Fans pfiffen noch, andere verließen wortlos das Stadion nach dieser Vorführung, die im Titel-Rennen vielleicht die letzten Hoffnungen raubte.
Zehn Minuten lang sah es so aus, als wäre Trier auf einem guten Weg, noch einmal voller Tatendrang in das Aufstiegsgeschäft eingreifen zu können. Die Mannschaft von Roland Seitz legte los wie die Feuerwehr, setzte Köln kraftvoll unter Druck, kombinierte schnell und ging in Führung durch Wojciech Pollok, der eine Vorlage von Thomas Kraus zu seinem ersten Pflichtspieltreffer für die Eintracht über die Linie drückte (4.). Der kolossale Einbruch, der dann aber in den restlichen 80 Minuten passierte, wäre wohl selbst einem gewagten Drehbuch-Autoren zu heftig gewesen. Ideenlos, reglos, wehrlos ging Trier danach gegen immer selbstbewusstere Kölner unter, unterlag vor 1.632 Zuschauern hochverdient.
„Es war einfach schlecht“
Kapitän Torge Hollmann rätselte über den Auftritt – und fand kaum Antworten. Mit traurigen Augen stand er auf dem Rasen, rang nach Worten. „Es gibt nicht viel zu sagen“, meinte er, um dann doch Gründe für den desolaten Auftritt zu suchen. „Wir kamen nie in die Situation, uns eine glänzende Idee zu erspielen“, sagte er als Rechtfertigung auf die Frage, ob der Ausfall von Jeremy Karikari und Alon Abelski als den beiden Kreativspielern nicht zu heftig ins Gewicht fiel. Das Gesamtpaket störte Hollmann. „Die Art und Weise, wie wir verloren haben, ist bitter. So ratlos wie ich jetzt hier stehe, so war auch unser Spiel. Es war einfach schlecht.“ Thomas Kraus wusste sich den Einbruch ebenfalls nicht zu erklären und kritisierte das Auftreten. „Wenn wir 80 Minuten lang keine Zweikämpfe bestreiten, können wir kein Spiel gewinnen. Vielleicht ist wieder alles zu gut gelaufen und viele haben nach dem Sieg in Mainz und dem frühen 1:0 gegen Köln gedacht, es läuft von alleine. Wir haben als Mannschaft ohne Ausnahme versagt.“
Deutliche Worte. Trier verfiel bei der fünften Heimniederlage der laufenden Saison in das alte Muster, nach einem guten Start wieder den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und es zu gemütlich angehen zu lassen. „Wie wir nach dem Auftakt dermaßen den Faden verlieren konnten, ist für mich nicht nachvollziehbar“, bekannte Trainer Roland Seitz. „Darüber muss ich erst einmal eine Nacht schlafen.“ Die berauschende Aggressivität, der Wille der ersten Minuten, all das ließ nach wie ein Strohfeuer, während Köln auftaute und mit Bundesliga-Stabilisator Kevin Pezzoni im defensiven Mittelfeld unbeschwert nach vorne spielte. André Poggenborg war gefordert, als er einen Schuss von Berkan Karadeniz um das Tor lenken musste (14.) und gerade noch abwehrte, als Kacper Przybylko nach einer Hereingabe vor ihm auftauchte (19.). Kurz darauf war aber auch der Eintracht-Keeper machtlos, als Stefan Thelen erst die Latte traf und Przybylko hellwach zum verdienten 1:1 abstaubte (20.).
„Vielen Dank für das Geschenk“
Es war eine Lektion in Sachen Tempofußball und die Strafe für eine vielseitige Verkettung von Fehlern im Eintracht-Spiel. Auf den Außenbahnen erwischte Trier einen rabenschwarzen Tag, während Köln mit nachrückenden Außenverteidigern konstant Druck auf dem Kessel hielt. Cataldo Cozza war überfordert mit seinen Gegenspielern, gewann kaum einen Zweikampf, Neuzugang Benjamin Pintol waren bei seinem Debüt noch die Defizite einer monatelangen Verletzungspause anzumerken. Die Bindung an die Mitspieler, das Gefühl für die Abläufe hinter ihm, es waren notwendige Mechanismen, die fehlten und die an diesem Tag nicht aufzufangen waren, weil die gesamte Mannschaft keine Normalform aufwies. Auch in der Mitte fehlte die Stabilität aus Mainz. „Da hat Köln Jojo mit uns gespielt“, bekannte Hollmann.
Obwohl Trier in der zweiten Hälfte tiefer stand, um Lücken zu schließen, fiel folgerichtig das 1:2. Fabian Zittlau legte Alexander Vaaßen, der zuvor unbedrängt durch das Mittelfeld spazieren konnte, es gab Elfmeter, den Kapitän Sebastian Schwellenbach verwandelte (60.). Erst in der Schlussphase tauchte die Heimelf wieder vor dem Tor der Gäste auf, aber bis auf einen Schuss von Daniel Bauer aus 25 Metern (69.) und einen auf der Linie geklärten Versuch von Oliver Stang (86.) entfachte Trier keine Gefahr. Köln hingegen konterte ein letztes Mal erfolgreich und erhöhte durch den eingewechselten Dennis Schulte auf 1:3 (89.). So gab es nur ein glückliches Gesicht auf dem Podium der Pressekonferenz, die von Stadionsprecher Martin Köbler geleitet wurde. Das von Dirk Lottner. „Vielen Dank für das Geschenk“, bedankte sich der FC-Coach wenige Tage nach seinem 40. Geburtstag und war mehr als angetan vom Spiel seiner Mannschaft: „Wie die Jungs gekämpft und gespielt haben, das war nahe dran, an dem, was wir uns vorstellen. Wir haben Trier spielerisch beherrscht, über das Resultat gibt es keine zwei Meinungen.“ Der leichte Applaus im VIP-Zelt gab ihm recht. Für Lottner war es ein Drehbuch nach Wunsch – die Eintracht kam sich hingegen an diesem Samstag vor wie in einem ganz schlechten Film.
Eintracht Trier – 1. FC Köln II 1:3 (1:1)
Trier: Poggenborg – Cozza, Stang, Herzig, Zittlau – Hollmann, Bauer – Pintol (73. Pagenburg), Kuduzovic (57. Knartz) – Kraus, Pollok (65. Kulabas).
Köln: Bacher – Vaaßen (86. Schwarz), Schwellenbach, Kübler, Spinrath – Thelen, Pezzoni – Hector, Hörnig (78. Radojewski), Karadeniz (77. Schulte) – Przybylko.
Schiedsrichter: Dr. Robert Kampka (Mainz)
Tore: 1:0 Pollok (4.), 1:1 Przybylko (20.), 1:2 Schwellenbach (60., Foulelfmeter), 1:3 Schulte (89.).
schustermanni meint
hallo eintrachler, mann kann ja spiele verlieren, aber anscheinend hat mann nach der desolaten vorstellung gegen idaroberstein nichts gelernt, wie gesagt verlieren kann mann ja, aber köln ,war noch gnädig mit uns , bei unserer manschaft fehlde alles , die grundordnung die laufbereitschaftdie kämpferische einstellung , und war da war hat es ja selbst gesehen mannschaften wie köln , kann mann nicht mit hohen bällen von hinterheraus bewingen hier muß mann schon im mittelfeld ein spiel aufbauen, es sei erlaubt zu fragen , was unsere profis im training machen warten wir die nächsten spiele gegen düsseldorf und elversberg einmal ab, dann wissen wir mehr und auch wohin der zug fährt, dann mittlerweile ist nicht mehr lotte unser hauptgegner sondern gladbach 2 und dortmund 2 in diesem sinne ei erholsames wochenende wünscht euch allen manni
sve-ttorsten meint
Was soll ich dazu sagen? Ich könnte jetzt einen Roman schreiben, aber mich ebenso auch kurz fassen.
Ich bin vom Auftreten der Mannschaft erneut zutiefst enttäuscht! Nach 10 Minuten dachte ich, die Jungs haben es verstanden und wissen jetzt alle, was die Stunde geschlagen hat.
Nach 90 Minuten stand ich, wie viele andere, wie ein begossener Pudel im weiten Rund.
Nein, so geht das nicht – das Auftreten nach 10 Minuten war eine echte Farce! Da habe ich mich 5 Wochen nach dem Spiel gegen Idar-Oberstein wieder beruhigt, der Mannschaft eine Chance zur Rehabilitation gegeben und bin wirklich mit Freude ins Stadion gegangen. Und dann so ein Auftritt!
Nein, liebe Mannschaft – das war nichts, gar nichts! Bei einigen stelle ich mir seit längerem schon die Charakterfrage.
Natürlich fehlen uns mit Kari Kari und Abelski die kreativen Spieler im Mittelfeld, die in der Spieleröffnung nicht zu ersetzen sind. Aber das darf nicht als Entschuldigung für den heutigen Auftritt gelten. Die ersten 10 Minuten ging es ja auch mit Dampf, Entschlossenheit, Laufbereitschaft und Wille. Diese Attribute waren in den 80 Minuten danach nicht mehr präsent.
Ehrlich gesagt finde ich das so langsam eine echte Sauerei! Da wird für unsere Verhältnisse bestmöglichst versucht, Gelder zu akquirieren, um eine konkurrenzfähige Mannschaft zu stellen, die oben mitspielen kann. Und dann wird im fast jeden Heimspiel mehr oder weniger kollektiv versagt. Dem Vorstand – WELCHER DIE SPONSOREN AKQUIRIERT – und eben solche, genauso wie wir Fans, werden dafür kollektiv enttäuscht.
Für die Verantwortlichen des Vereins wird es jetzt auch immer schwieriger, Sponsoren und Gönner zu halten, bzw. weitere mit ins Boot zu bekommen. Bei solchen Leistungen auch irgendwo nachvollziehbar. Die Mannschaft sollte mal darüber nachdenken, wer ihr Arbeitgeber ist und wer sich wirklich strecken muss, damit die Gehälter jeden Monat pünktlich auf das Konto überwiesen werden.
Ich bin auf jeden Fall bedient!