Er war der Trainer, der Eintracht Trier aus dem Rheinlandpokal warf: Martin Sek coachte den TuS Mayen beim 3:2-Sieg im Halbfinale. Mit der U17 des Regionalligisten will er sich nun fußballerisch an Borussia Dortmund und dem FC Barcelona orientieren.
An den ersten Tagen im neuen Job war das Cup-Halbfinale natürlich ein unvermeidbares Thema. „Auf der Jugendgeschäftsstelle sind mir die Sprüche zweimal begegnet – am Empfang und auf dem Weg zurück“, grinst Martin Sek. Es ist erst wenige Wochen her, da war der 33-Jährige der Pokalschreck, der mit dem TuS Mayen für die schwärzeste Stunde von Eintracht Trier in der abgelaufenen Saison sorgte. Mit 3:2 gelang dem Underdog die riesige Sensation (siehe hier), auch wenn der Einzug in den DFB-Pokal verpasst wurde. Und Sek freute sich als Trainer von Mayen über einen der größten Momente seiner jungen Karriere. Nun hat der Diplom-Sportlehrer die Seiten gewechselt. Seit wenigen Tagen trainiert er die U17 der Eintracht, weil Dietmar Laschet das Amt aus persönlichen Gründen nicht mehr ausführen konnte.
Alles ging ganz schnell. Jugendleiter Michael Ziegler rief Sek an, nach dem Gespräch sagte das Trainertalent zu und ist nun zu Scherzen auflegen. „So ist das im Sport. Jetzt wäre es für mich besser, Trier würde im Pokal spielen.“ Das Handtuch in Mayen hatte er aus eigenen Stücken geworfen, obwohl er den Verein von Oktober bis Mai aus dem Abstiegsstrudel bis ins sichere Mittelfeld und das Endspiel gegen den SV Roßbach/Verscheid führte, das 0:2 verloren ging. In der sportlichen Planung fand er seine Vorstellung jedoch nicht wieder. „Die Entwicklung ging in die falsche Richtung, ich wurde dort nicht einbezogen und habe meine Konsequenzen gezogen. Wer im gleichen Boot sitzt, sollte auch im gleichen Boot handeln.“
„Ich orientiere mich am modernen Fußball“
Nun bereitet sich Sek auf die Herausforderung in Trier vor. Obwohl die Vorbereitung abgeschlossen ist, will er eigene Schwerpunkte setzen. „Ich will der Mannschaft unter den Gegebenheiten, die ich habe, meine Philosophie vermitteln.“ Wie die aussieht, das verrät er im nächsten Atemzug, obwohl er ahnt, welche Messlatte er dort setzt. „Ich orientiere mich am modernen Fußball, an Borussia Dortmund und dem FC Barcelona, auch wenn das hohe Begriffe sind“, betont der A-Lizenzinhaber und erläutert den Vergleich. „Mir geht es darum, dass meine Spieler immer aktiv sind und den Ton angeben, egal, ob mit oder ohne Ball. Das kann ich Schritt für Schritt vermitteln. Rückschläge kann es natürlich immer geben.“
Ehrgeizig ist der neue Trainer ohne Zweifel. Das zieht sich durch seinen Lebenslauf. In der Handball-Hochburg Minden wuchs er auf, fühlte sich aber emotional immer mehr dem Fußball verbunden, wo sein Herz für Werder Bremen schlug. In seiner Heimat kickte er in der Landesliga. Als er mit dem Studium in Köln begann, nahm er sich vor, einige Klassen nach oben zu klettern. „Ich wollte nochmal angreifen, habe mit einigen Freunden individuell trainiert und auf gewisse Sachen verzichtet.“ So landete er bei Fortuna Köln, spielte in der Oberliga und war mit der Beachsoccer-Nationalmannschaft auf Turnieren unterwegs. Dort traf er auch mal auf Eric Cantona, den extravaganten Stürmerstar, der für Frankreich ebenfalls gerne auf Sand antrat. „Für mich gibt es nicht nur die Trainingsarbeit, ich will auch Werte und Normen vermitteln“, nimmt sich Sek vor nach seinen Erfahrungen. „Es gibt eine Eigenverantwortung für den Körper und die Dinge, die man erreichen will.“
Training mit Holtby und Auftakt beim Heimatverein von Miroslav Klose
Ein Achillessehnenriss war der Grund, dass die Spielerlaufbahn des Westfalen jäh gebremst wurde. So schlug er den Pfad als Trainer ein – und bekam einen Anruf von Markus Högner, der ihn als Assistent zur U19 von Alemannia Aachen beorderte. Am Tivoli half er mit, Talente zu formen wie Lewis Holtby und Marco Höger, die nun in der Bundesliga für Schalke 04 spielen. „Das ist für mich mindestens genauso viel wert wie der Finaleinzug mit Mayen im Rheinlandpokal. Die Jungs halten auch weiter Kontakt, sie sind auf dem Boden geblieben.“ In Koblenz trainierte der Gymnasiallehrer aus Daun die B-Jugend, ehe es ihn nach Mayen zog.
Auch in Trier will er den Nachwuchs weiterbringen. Am Sonntag wartet bei der SG Blaubach-Diedelkopf, dem Heimatverein von Nationalstürmer Miroslav Klose, gleich die erste Bewährungsprobe. „Ein kampfstarker Gegner“, weiß Sek und warnt. „Wer da nicht 80 Minuten lang mit 110 Prozent Einsatz dagegen hält, wird nicht bestehen.“ Das Vorhaben ist mehr als deutlich. Der Pokalschreck aus Mayen will zukünftig mit der Eintracht die Gegner ärgern.
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