Aus dem Moselstadion berichten
Martin Köbler und Anna Lena Bauer (Fotos)
Es gibt Ergebnisse, bei denen unmittelbar nach dem Schlusspfiff niemand der Beteiligten so recht weiß, wie das Resultat denn nun einzuordnen ist. Ein eben solches haben die knapp 2800 Zuschauer am Samstagnachmittag beim Spitzenspiel der Regionalliga West Eintracht Trier gegen Spitzenreiter Preußen Münster erleben müssen – 1:1 (1:1) hieß es am Ende.
Und sowohl Gästetrainer Marc Fascher als auch der Coach der Moselaner, Roland Seitz, waren sich nicht so ganz sicher, wie sie diesen Punkt jeweils einzuordnen hatten. „Sicher sind wir nicht unzufrieden, speziell da wir früh in Rückstand gingen“, schlug der Franke auf dem Chefsessel der Eintracht in genau diese Kerbe – nur, um von seinem Kollegen Marc Fascher zustimmend ergänzt zu bekommen: „Beide hätten gewinnen können, beide hatten Chancen, beide hätten auch verlieren können. Es war besonders in der zweiten Halbzeit ein sehr intensiv geführtes Kampfspiel“.
Der Rahmen, er war für dieses Spitzenspiel der beiden Traditionsmannschaften im altehrwürdigen Trierer Moselstadion würdig bereitet – auch, weil der Trierer Stadtpatron just an jener Stelle im Südwesten den Himmel aufreißen ließ, wo sich der Tabellenführer beim Verfolger die Ehre gab. Dennoch, der ein oder andere wird mehr erwartet haben von der bevorstehenden Kulisse – lediglich offizielle 2.735 Zuschauer fanden den Weg an die Zurmaiener Straße – und das vor allem, weil etwa dreihundert Preußen ihrer Mannschaft in die älteste Stadt Deutschlands folgten und den Gästeblock zu Beginn der Partie in ein grün-schwarz-weißes Fahnenmeer tauchten. Auch vor der Gegengeraden zeigten die Trierer Anhänger eine für diese Begegnung perfekt inszenierte Choreographie und stritten mit den Münsteranern um die akkustische Vorherschaft.
Die Partie begann schleppend. Speziell in den ersten zehn Minuten war der Eintracht etwas der Respekt vor dem Gegner anzumerken, ein ums andere Mal wurde das richtige Zuspiel verpasst oder leichte Zweikämpfe verloren. Anders die Gäste aus Nordrhein-Westfalen: um Ballkontrolle bemüht, ließen sie am Anfang der Partie ihre Passsicherheit aufblitzen und zeigten spielerisch, warum sie mit 37 Punkten zurecht am oberen Ende der Tabelle stehen. Nach zehn Minuten des Abtastens kam die Eintracht etwas besser ins Spiel und hatte bei einem satten Pfostenknaller von Piero Saccone Pech, als sein strammer Schuss von der Strafraumkante gegen die Außenseite des Alumniums knallte. Unmittelbar vorher war Alban Meha vom unsicheren Münsteraner Innenverteidiger Jürgen Duah im Sechzehnmeterraum zu Fall gebracht worden – der Anhang forderte Strafst0ß, doch der Ball landete bei Saccone, der schließlich die Standfestigkeit des Gebälks testete. Was wie ein Weckruf für die eigene Mannschaft hätte wirken sollen, verwandelte sich in das komplette Gegenteil – denn nur drei Minuten später zappelte es im Netz von André Poggenborg, als sich nach einer von Massimo Ornatelli getretenen Flanke die komplette Trierer Innenverteidigung im Tiefschlaf überbot, der mit aufgerückte Dominique Ndjeng mustergültig per Kopf aufgelegt bekam, glockenfrei und ebenso mühelos zum 0:1 einschieben konnte (13.).
Doch die Eintracht, sie ließ nur kurz die Köpfe hängen. Ein Freistoß von Alban Meha zischte noch knapp am Pfosten vorbei (17.), aber schon vier Minuten später resultierte aus der nächsten Trierer-Standardsituation der Ausgleich – eingeleitet einmal mehr vom Kosovo-Albaner auf Seiten der Eintracht, der seine Freistoßflanke auf Thomas Kraus schlägt. Dessen Schuss kann David Buchholz im Kasten der Gäste noch abwehren, doch die anschließende Konfusion in der Innenverteidigung ist zuviel für die Ordnung in der Preußen-Verteidigung, sodass Ahmet Kulabas schließlich den Ball irgendwie Kapitän Josef Cinar auflegen kann, der ebensowenig Mühe hat wie Ndjeng nur Minuten zuvor – der zu diesem Zeitpunkt insgesamt verdiente Ausgleich (21.) – und zugleich beste Aktion des Deutsch-Türken, der in der Innenverteidigung am heutigen Tage deutliche Probleme mit dem agilen Sercan Güvenisik hatte.
Eintracht Trier nahm nun das Heft in die Hand und investierte deutlich mehr in ihr Offensivspiel. Allein, der Ball wollte nicht mehr ins Netz – Stefan Kohler versuchte es mit einer Bogenlampe, die denkbar knapp am Giebel vorbeistrich und sich kurz in der Toraufhängung verfing (33.), ebenso Thomas Kraus, der nach einer schönen Kombination von Piero Saccone und Ahmet Kulabas das Zuspiel des Neuzuganges verstolperte (36.). Doch auch die Preußen kamen noch vor der Pause zu guten Gelegenheiten, als Ornatelli Cozza und Cinar austanzte, das Spielgerät mit einem Schlenzer jedoch denkbar knapp neben den rechten Pfosten setzte (38.). Zur Pause also ein leistungsgerechtes 1:1, mit dem beide Anhängerschaften zufrieden sein konnten.
Marc Fascher reagierte, wechselte den schwachen und gelb-vorbelasteten Jürgen Duah aus und verlieh mit der Hereinnahme von Clement Halet seiner Defensivreihe deutlich mehr Stabilität. Preußen Münster stand nun sehr sicher und ließ der Eintracht nun wenig Lücken für ein gefährliches Offensivspiel. Was in der ersten Halbzeit noch das Prädikat „Spitzenspiel“ verdient hatte, lebte im zweiten Durchgang fast ausschließlich von der Spannung. Kontrollierte Angriffsbemühungen auf beiden Seiten blieben aus – die Eintracht-Spitzen Ahmet Kulabas und Thomas Kraus hingen völlig in der Luft und wurden immer wieder mit längen Bällen bedient, die aber besonders der Siegtorschütze von Dienstagabend nicht verwerten konnte – es war Kraus von Minute zu Minute mehr anzumerken, dass seine Kräfte als auch die der anderen 21 Akteure auf dem Feld auf dem schwierigen Geläuf des Moselstadions immer mehr nachließen.
Seitz stellte um, brachte Lukas Mössner für Thomas Kempny und bot Kraus von nun an im rechten Mittelfeld auf – ebendort, wo mit Olivier Mvondo einer der Unruhestifter der Partie gegen den SC Verl der Einsatz verwehrt bleiben sollte. Spielerische Aktionen wurden hüben wie drüben Mangelware, Torgelegenheiten ergaben sich Keine. Auch die Einwechslung Fahrudin Kuduzovics, der am Dienstag den goldenen Treffer noch vorbereiten konnte, brachte nicht den gewünschten Erfolg – auch, wenn durch seine Hereinnahme die Offensive etwas mehr in die Partie miteingebunden wurde und für eine Viertelstunde die Eintracht zumindest optisch überlegen war. Doch der Erfolg unter der Woche, er zollte seinen Tribut – die Waage schlug in den letzten Minuten immer mehr auf die Seite des preußischen Adlers aus – letztendlich jedoch ohne Auswirkungen.
„Das Unentschieden geht schon in Ordnung – spielerisch sind wir uns in der ersten Halbzeit auf Augenhöhe begegnet, aber auf dem schwierigen Rasen war irgendwann kein richtiger Spielaufbau mehr möglich“, gab sich Gäste-Trainer Marc Fascher nach der Partie nicht unzufrieden. Und auch sein Gegenüber Roland Seitz tendierte eher dazu, das Remis als Punktgewinn zu verstehen: „Die Nachholspiele sind jetzt bald alle gespielt, und wir sind noch immer oben dabei. Darüber können wir froh sein. Was sich jetzt daraus entwickelt, werden wir die nächsten Wochen zeigen.“ Die Eintracht belegt nun Tabellenrang fünf, nach wie vor fünf Zähler hinter dem Bundesliga-Gründungsmitglied aus Münster.
STATISTIK
Eintracht Trier: André Poggenborg – Thomas Drescher, Torge Hollmann, Josef Cinar, Cataldo Cozza – Stefan Kohler, Piero Saccone (ab 66. Fahrudin Kuduzovic), Alban Meha, Thomas Kempny (ab 57. Lukas Mössner) – Ahmet Kulabas (ab 85. Tim Eckstein), Thomas Kraus.
Preußen Münster: David Buchholz – Jürgen Duah (ab 46. Clement Halet), Patrick Kirsch, Dominique Ndjeng, Patrick Huckle – Mehmet Kara, J. Beaulieu Bourgault, Stefan Kühne – Hüzeyfe Dogan (ab 77. Marc Lorenz) – Massimo Ornatelli, Sercan Güvenisik (ab 90. Babacar N’Diaye).
Tore: 0:1 Dominique Ndjeng (13.), 1:1 Josef Cinar (21.).
Gelbe Karten: Kohler, Cinar – Duah, Güvenisik.
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen).
Weitere Bilder
VIDEO-Stimmen (Trainer Roland Seitz, Lukas Mössner und Josef Cinar)
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Fotos: Anna Lena Bauer
sve-torsten meint
@Eintracht-Fan: Absolut korrekt! Sehe ich ganz genauso. Es gibt aber leider tatsächlich einige, die aufgrund des Parkverbots in der Zurmainerstr. nicht mehr kommen.
Ich parke übrigens immer an der Geschäftsstelle. Entweder direkt bei den Tennisplätzen oder in der Straße an der Seite. Selbst 30 Minuten vor Spielbeginn gibt es dort immer noch Möglichkeiten.
Eintracht-Fan meint
Die Parksituation sehe ich nicht so dramatisch wie viele. Fahre schon seit Jahren immer mit dem Auto zu Spielen. Habe noch immer einen Parkplatz gefunden, der nicht weit vom Stadion weg war und hatte keinen langen Gehweg. Auf verbotenen Wegen hab ich nie geparkt! Wer sich die Fußballspiele nicht anschaut, weil man an gewissen Stellen nicht parken darf, der ist kein richtiger Fan, denn wenn er zu den richtigen Fans zählen würde, dann wäre das ihm egal. Einen Parkplatz findet man immer.
SVE-Torsten meint
Habe auch mit wenigstens 3000 gerechnet. Stimmung war dafür aber ordentlich. Es ist in der letzten Saison einfach zu viel zerstört worden – das gepaart mit den Vorkommnissen seit dem Zweitligaabstieg hat einige endgültig vergrault.
Bis das Vertrauen wieder einigermaßen vorhanden ist, muss längere Zeit mal Ruhe und Kontinuität herrschen.
Da aber auch gewisse Begleitumstände dazu beitragen – das Parkverbot in der Zurmainerstrasse sei hier genannt, was einige Dauergucker abhält, nicht mehr ins Stadion zu kommen ( ist tatsächlich so!)so wie Samstag beste Bundesligazeit ist, kostet uns das jedes Heimspiel gut 300 Leute. Für uns ist das viel!
Münster hat zwar ordentlich Fans dabei gehabt, aber ich bin von mindestens 600-800 ausgegangen. Das ist eben auch diese unattraktive Liga – das interessiert leider nicht viele Zuschauer.
Wenn wir nachher wirklich aufsteigen sollten – wobei ich denke, dass noch das gewisse Etwas diese Saison fehlt – wäre mir das scheiß egal, ob vor 2000 oder 4000. In der 3.Liga hätten wir einen Schnitt um die 3500 – 4000. Dies wäre alleine Gegnern wie Saarbrücken, Koblenz oder Dresden geschuldet.
Nicht vergessen, wir spielen in der 4.Liga, es ist viel passiert in den letzten Jahren. Sollten wir bis zum Schluss oben mitspielen, kommen auch wieder etwas mehr Zuschauer ins Stadion.
Und jetzt bitte kein Vergleich mit TBB – wird ja von einigen gerne gemacht. Zuletzt noch ein Arbeitskollege von mir. „Die 6000 gegen Alba hätte die Eintracht auch mal wieder gerne.“
Klar hätten wir das, aber dieser Vergleich, so sagte ich zu ihm, wäre wie der Vergleich von Äpfel und Birnen.
1.) spielen die 1. Bundesliga – wir 4.Liga! In einer 4.Liga hätten die gar keine Zuschauer. Und Alba ist,
wenn wir in der 2.Liga gegen Köln spielen würden. da hatten wir ausverkaufte Hütte – über 10.000!
2.) Hochmoderne Arena, alle sitzen trocken und warm. Wie ist es im Moselstadion? Hier ist man jeder Witterung ausgesetzt.
Auf die Frage, warum in der 1.Bundesliga unter topmodernen Voraussetzungen nicht immer 6000 kommen würden, konnte er mir nicht beantworten.
Roland Seitz soll jetzt in Ruhe weiterarbeiten. Dann gehen wir unseren Weg, und die Zuschauer finden auch wieder den Weg ins Moselstadion. Davon bin ich absolut überzeugt. Kontinuität ist das Zauberwort!
Eintracht-Fan meint
Wirklich schade, daß nicht mehr Zuschauer da waren. Es war doch ein spannendes Spiel!! Die Punkte aus den Spielen gegen Verl uns Münster möchte ich als Gewinnpunkte bezeichnen. Leider gab es den blöden Ausgang gegen LauternII. Das hätte nicht sein dürfen, aber man kann es nicht ändern. Gegen LauternII gab es absolut Verlustpunkte!!
Sievo meint
Klääs,
da kann ich dir nur zustimmen. Es soll bitte schön keiner mehr das Wort Aufstieg in den Mund nehmen. Selbst wenn wir Bundesliga spielen würden, wäre unser Stadion nicht ausverkauft. Traurig, aber wahr.
Klääs meint
Super Leistung Jungs …… nur schade das keine “ Sau “ ins Stadion kommt …. traurig traurig !!!!