Von Florian Schlecht (Text) und Andreas Gniffke (Fotos)
Mit 0:2 unterlag die A-Jugend von Eintracht Trier in der ersten Runde des DFB-Pokals dem Hamburger SV. 650 Zuschauer sahen einen starken Auftritt der Mannschaft von Niki Wagner, die es verpasste, ihre Chancen zu nutzen.
Niki Wagner saß am Pressetisch im Vereinsheim und gab sich sichtlich Mühe, alle Hände zu schütteln, die ihm entgegen gestreckt wurden. Viele Fans und Freunde wollten dem U19-Trainer von Eintracht Trier zu dem gelungenen DFB-Pokalspiel seiner Mannschaft gegen den Hamburger SV gratulieren, Wagner lächelte freundlich, doch danach fielen seine Gesichtszüge wieder in den Zustand der Nachdenklichkeit zurück. Teuer verkaufen wollten sich die A-Junioren des SVE, eine große Kulisse wünschten sie sich gegen den Bundesligisten. Am Ende wurden die meisten Wünsche erfüllt. Trier kratzte bei der 0:2-Heimniederlage tatsächlich an der großen Sensation, fast 650 Zuschauer verabschiedeten die Talente mit Applaus aus dem Moselstadion. An Wagner nagte aber sichtbar der Gedanke, dass für seine jungen Spieler deutlich mehr drin war gegen den HSV. Das drückte auch Gästecoach Otto Addo aus, der früher für Borussia Dortmund und Hannover 96 spielte. „Trier war taktisch gut eingestellt. Wenn sie eine ihrer Chancen genutzt hätten, wäre ihre Rechnung aufgegangen“, erlebte der Ghanaer ein unerwartetes Zitterspiel.
Denn 53 Minuten lang war im Moselstadion kein Klassenunterschied zwischen dem Außenseiter von der Mosel und dem Favoriten von der Elbe zu erkennen. Viel eher war es die Heimelf, die mehrfach die Führung verpasste. Besonders Robin Garnier spielte sich dabei mit klugen Pässen in den Vordergrund. Der Gestalter war an den drei besten Chancen beteiligt, bei denen er die Offensivspieler alleine in Richtung des HSV-Tores schickte. Doch der erhoffte Jubel blieb aus. Zunächst stürmte Albutrin Aliu auf Gästekeeper Alexander Brunst zu, ging an ihm vorbei, aber der Ball versprang ihm unglücklich (26.). Dann scheiterte der agile Moritz Jost an Brunst (39.), der anschließend auch bei einer Abnahme von Aliu hellwach war (44.). Das Konzept von Wagner war beinahe aufgegangen. Seine Mannschaft störte Hamburg beherzt im Aufbau, stellte die Passwege zu, schaltete nach Balleroberung schnell um und kompensierte Fehler durch ständiges Nachsetzen. Torwart Johannes München, vor der Saison vom FC Bitburg verpflichtet, vereiltete dazu die wenigen gefährlichen HSV-Szenen. „Die Mannschaft hat in der Vorbereitung schon vorbildlich gearbeitet, das Pokalspiel heute war das i-Tüpfelchen“, freute sich Wagner. Nur die Tore fehlten. Dennoch bahnte sich zur Pause eine Überraschung in der Hochburg der Pokal-Sensationen an.
Doch die vergebenen Möglichkeiten sollen sich unmittelbar nach Wiederanpfiff rächen, als der Bundesligist schwungvoller aus der Kabine kam und seine Favoritenrolle offensiver auslebte. Eine Standardsituation stellte das Spiel auf den Kopf. Der lange Innenverteidiger Jonathan Glao Tah legte eine Maßflanke in die Mitte ab, wo Rene Guder ohne Probleme zum 0:1 einschob (53.). Es war der Wendepunkt in dem Pokalkampf. „Das war unglücklich, da haben wir etwas geschlafen“, bemängelte Wagner. „Für uns wurde es nach dem Tor einfacher“, befand hingegen Addo. Der HSV spielte danach seine Ballsicherheit aus, während bei Trier die Kräfte schwanden.
Torwart München bewahrte seine Mannschaft mehrfach vor der endgültigen Entscheidung, ein Schuss von Tah knallte an den Innenpfosten. Erst kurz vor Schluss gelang den Gästen das 0:2, als erneut Guder nach einem Konter vollendete (89.). „Ich hätte mir erhofft, dass wir noch etwas kompakter stehen, die Beine waren vielleicht etwas müde“, meinte Wagner, der seinen Jungs keinen Vorwurf machen wollte. Zumal Otto Addo, der Pablo Kunter mit Verdacht auf einen Bänderriss auswechseln musste, offensichtlich ganz angetan von dem Regionalliga-Nachwuchs aus Trier war: „Für mich sind sie als Bundesliga-Mannschaft anzusehen“, gab es ein großes Kompliment des HSV-Trainers, der sichtlich erleichtert über das Weiterkommen war. Und wenigstens die tröstenden Worte konnten Niki Wagner wieder ein kleines Lächeln abringen, ohne direkt wieder in Nachdenklichkeit zu verfallen.
Statistik
Trier: München – Kautenberger, Fiedler, Gehlen, Heinz – Inhestern (66. Grewis), Schmitt (77. Neumann) – Bohr (55. Kanuire), Garnier, Aliu – Jost (55. Lorth).
HSV: Brunst – Packheiser, Tah, Seiler, Richter – Öztunali, Sobottka – Synwoldt (77. Streubier), Kunter (85. Owusu), Demirbas (89. Daudert) – Guder.
Schiedsrichter: Tim Brüster (Grevenbroich).
Tore: 0:1 Guder (53.), 0:2 Guder (89.).
Zuschauer: 650.
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