Aus dem Moselstadion berichten
Andreas Maldener und Anna Lena Bauer
Ganz wichtige drei Punkte für Fußball-Regionalligist Eintracht Trier am heutigen Dienstagabend. Vor 1904 Zuschauern im Trierer Moselstadion siegte die Mannschaft von Trainer Roland Seitz durch ein Tor von Thomas Kraus in der 72. Spielminute mit 1:0 gegen den Sportclub Verl. Am kommenden Samstag kommt es um 14.30 Uhr dann zum Spitzenspiel gegen den aktuellen Tabellenführer Preußen Münster, dessen Vorsprung nach dem Trierer Sieg auf fünf Punkte geschrumpft ist.
Trainer Roland Seitz schenkte der Mannschaft sein Vertrauen, die im ersten Pflichtspiel des Jahres 2011vor zehn Tagen gegen den 1. FC Kaiserslautern II eine bittere 0:1-Heimniederlage einstecken musste. Doch nach Wechseln war dem Coach nicht zu Mute, auch, um der in der Hinrunde noch so erfolgreichen Mannschaft eine zweite Chancen zu geben, sich zu beweisen. Beim SC Verl kam in der Innenverteidigung ein alter Bekannter aus Trierer Sicht zum Einsatz: Andreas Saur, der den SVE im Juli 2007 in Richtung Ostwestfalen verließ.
Die Anfangsviertelstunde war von Abtasten auf beiden Seiten geprägt, echte Torchancen waren Mangelware. Einzig Eintracht-Defensivspieler Cataldo Cozza sorgte nach 18 Minuten für Aufregung, als er nach einer Grätsche den Ball mit der Hand spielte und dafür den gelben Karton kassierte. Ansonsten hatten die Gäste aus Verl in den ersten 25 Minuten augenscheinlich mehr vom Spiel, gegen die dicht gestaffelte Defensive der mit Matthias Haeder als einzige echte Spitze aufgestellten Ostwestfalen verlor die Eintracht zu schnell den Ball und musste es häufig mit langen Bällen versuchen, die schon gegen die kleinen „roten Teufel“ vom Betzenberg zu selten von Erfolg gekrönt waren. Dazu sorgte Schiedsrichter Andreas Bischof mit einer recht kleinlichen Auslegungsweise dafür, dass ein echter Spielfluss nicht entstehen konnte. Und auch die beiden Schiedsrichterassistenten machten sich keine Freunde, viele teils durchaus fragliche Abseitsentscheidungen brachten auch Eintracht-Trainer Seitz und dessen „Co“ Rudi Thömmes an der Außenlinie zur Weißglut.
Nach rund 25 Minuten der nächste kleine Aufreger der Partie: In Bedrängnis kann Kapitän Josef Cinar den Ball nur zu Andre Poggenborg zurückspielen, der das Leder jedoch aufnimmt. Glück für die Eintracht, denn hier hätte der Unparteiische Bischof auch auf Rückpass entscheiden und den Gästen so eine Großchance zusprechen können. Doch die Pfeife blieb stumm.
Erst danach schaltete die Eintracht einen Gang hoch, aber auch nun brachten lediglich Standardsituationen Gefahr mit sich, aus dem Spiel heraus war die Eintracht weiterhin zu passiv. Die erste Chance der dann nach 27. Minuten: Ein Freistoß von Alban Meha aus rund 30 Metern landet im linken unteren Eck, Gästekeeper Milos Mandic muss sich ganz lang machen, um den Schuss entschärfen zu können. Erneut war es dann ein Meha-Freistoß, der nach rund zehn Minuten die Gäste-Abwehr in Bedrängnis brachte. Dann war Pause in einer chancenarmen ersten Halbzeit, in der Verl durchaus auf einem Level mit der Eintracht aus Trier agierte, phasenweise sogar die bessere Mannschaft im Moselstadion war.
Auch nach dem Pausentee begann Verl wie schon zu Beginn des Spiels stark: Nachdem die Eintracht eine Flanke von Fabian Großeschallau nicht aus der Gefahrenzone bringen konnte, hatte Lars Schröder die Riesenchance zur Führung: Josef Cinar musste in allerletzter Not klären. Hätte Schröder hier allein vor Poggenborg einschieben können , es wäre eine eiskalte Dusche für die Trierer geworden nur wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff. Auch nach dieser Großchance drückten die Gäste munter weiter, die Mannschaft von Trainer Raimund Bertels schien zu merken, dass hier mehr als nur ein Punkt drin sein könnte.
In der 58. Minute kam dann auch die Eintracht zu ihrer ersten Chance in der zweiten Halbzeit: Thomas Kempny passt in den Lauf von Kulabas, der Thomas Kraus in der Mitte bedienen will. Doch Ex-Eintrachtler Andreas Saur klärt in allerletzer Sekunde vor dem völlig blank stehenden Kraus. Jetzt wurde es urplötzlich hektisch in diesem Spiel: Zuerst verpasst Ahmet Kulabas am langen Pfosten einen Eckball von Alban Meha, ehe es im Verler Strafraum zu einer Rudelbildung kommt.
Was war passiert? Josef Cinar gerät mit Julian Schmidt aneinander und lässt sich zu einem Stupser hinreißen. Schmidt sinkt zu Boden, aber Schiri Bischof, der in der Rückwärtsbewegung in Richtung Mittellinie war, sieht zum Glück für den Eintracht-Kapitän diesen Ausrutscher nicht und belässt es bei einer gelben Karte. Trotz des Chancenplus in Halbzeit zwei wirkte die Eintracht bis dato eingeschüchtert, es fehlt an der letzten Konsequenz, an den letzten Prozenten, keinen Zweikampf zu scheuen und den entscheidenden Pass zu spielen. Stattdessen lässt sich die Mannschaft zu häufig einlullen. So auch nach 65 Minuten, als nach einer Flanke von Jeton Arifi die Kugel gefährlich in den Trierer Strafraum fliegt und die gegnerischen Stürmer nur um Haaresbreite verpassen.
In der 72. Spielminute war dann urplötzlich jedoch aller Frust über das bisher mäßige schwache Spiel der Eintracht auf der Tribüne bei den Fans verflogen. Der eingewechselte Fahrudin Kuduzovic wird nach einem klasse Antritt mit einem butterweichen Pass von Thomas Kempny auf die Reise geschickt. „Faz“ läuft bis zur Grundlinie und bringt den Ball in den Strafraum, wo Ahmet Kulabas am langen Pfosten bereits lauert. Doch die Rettungsaktion der Verler Defensive geht nach hinten los, der Ball fällt direkt vor die Füße von Thomas Kraus, der mit aller Gewalt den Ball aus zehn Metern zum 1:0 für die Hausherren in die Maschen donnert. Nach diesem wichtigen Treffer entladen sich beim Torschützen alle Emotionen, Kraus scheint sich den angestauten Frust über seine schwächere Leistung gegen Kaiserslautern II, die auch ihn selbst nicht zufrieden stellte, aus der Seele schreien zu wollen. „Dass ich am Ende das wichtige Tor mache, ist natürlich super, aber für mich ist das allerwichtigste, dass ich Leistung bringe und damit der Mannschaft helfen kann“, meint Kraus nach dem Spiel über seinen Treffer.
Nach dem Führungstreffer durch Kraus deutete sich ein Rollenwechsel im Spiel an: Plötzlich waren die Gäste verunsichert, die Eintracht wirkte souveräner und schien diesen Treffer so dringend gebraucht zu haben, um wieder Vertrauen in die eigenen Stärken zu bekommen. „In der Schlussphase haben wir es leider aber auch nicht geschafft, den Raum, den Verl uns so selten geboten hat, zu nutzen und nachzulegen, um damit auch uns selbst zu beruhigen“, ärgert sich Trainer Seitz. Aber seine Ursachenforschung war schon kurz nach Spielende weit fortgeschritten:“Mit einer Niederlage im Rücken und den robusten Gegner heute spielte am Ende vielleicht auch der Kopf nicht mit.“
In der 83. Minuten entlud sich symbolisch für den trotz der mangelnden Chancenauswertung geschehenen Rollentausch auf Verler Seite der Frust anders als bei Thomas Kraus noch wenige Minuten zuvor: Nach einem groben Frustfoul an der Außenlinie gegen Torge Hollmann sieht Jeton Arifi völlig zu Recht die gelb-rote Karte und wird des Feldes verwiesen.
Dennoch hieß es auch mit Überzahlsituation zittern bis zum Schluss: Denn bereits nach Ablauf der zweiminütigen Nachspielzeit brodelte es noch ein letztes Mal im Strafraum der Eintracht, ein Schuss von Sascha Brinker verfehlte den Trierer Kasten nur um Haaresbreite. Aber dann ertönte die Pfeife von Schiedsrichter Bischof und die Spieler mit der Porta auf der Brust durften sich endlich in den Armen liegen und das Ende einer kleinen Negativserie feiern.
Stimmen zum Spiel
Roland Seitz:“Es war heute das erwartet schwere Spiel, man hat gesehen das Verl zusammen mit Münster die beste Abwehr hat. Die Mannschaft ist sehr schwer zu spielen und ist kompakt gestanden, was uns große Schwierigkeiten bereitet hat. Das 1:0 spricht aber für die Jungs, denn das war heute auch ein Sieg des Willens. Ich bin auf alle Fälle sehr froh, dass wir heute endlich die 30-Punkte-Marke knacken konnten.“
Raimund Bertels, SC Verl:“Ich bin nicht unzufrieden mit dem Spiel meiner Mannschaft. Es war zwar vom spielerischen Niveau sicherlich nicht das allerbeste, aber wir sind gerade erst wieder in die Saison gestartet und müssen uns auch wieder an Naturrasenplätze gewöhnen. Aber im Fußball ist es eben so, dass Spiele durch Tore entschieden werden, deswegen fahren wir heute auch mit leeren Händen nach Hause.
Torge Hollmann:“Verl hat heute für ein Auswärtsspiel viel gedrückt, deswegen haben wir uns auch sehr schwer getan. Aber wir mussten eben auf diese eine Chance warten, die irgendwann kommen musste. Gegen Münster ist die Favoritenrolle denke ich klar verteilt, aber wir spielen zu Hause und wollen gewinnen.“
Thomas Kraus:“Dass ich am Ende das wichtige Tor mache, ist natürlich super, aber für mich ist das allerwichtigste, dass ich Leistung bringe und damit der Mannschaft helfen kann. Das Tor musste am Ende wohl so fallen, aber das zeigt auch die Moral und den Charakter der Mannschaft. Denn es war klar, dass wir Verl heute nicht an die Wand spielen werden. Ich war auch froh, dass die Fans uns bis zum Ende unterstützt und motiviert haben.“
STATISTIK
Aufstellung Eintracht Trier: Poggenborg – Drescher, Hollmannm, Cinar, Cozza – Meha, Saccone (ab 61. Kuduzovic), Kohler, Kempny (ab 73. Mvondo) – Kulabas (ab 88. Kühne), Kraus
Aufstellung SC Verl: Mandic – Brinker, Capretti, Saur, Schmidt – Leeneman, Bömer (ab 76. Venker), Arifi, Schröder (ab 81. Fuhsy), Großeschallau (ab 58. Bertels) – Haeder
Schiedsrichter: Andreas Bischof
Zuschauer: 1904
Tore: 1:0 Kraus (72.)
Gelbe Karten: Cozza (18.), Hollmann (24.), Kuduzovic (85.); Arifi (37.), Haeder (69.), Schmidt (74.)
Bes. Vorkommnisse: Gelb-rote Karte gegen Jeton Arifi (83.) wegen wiederholten Foulspiels
Weitere Bilder
VIDEO-Stimmen zum Spiel (Trainer Roland Seitz und Thomas Kaus)
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Sebastian meint
Gibt es denn keine bewegten Bilder des eigentlichen Spiels mehr?
Anmerkung der Redaktion: Die bewegten Bilder zum Spiel kann man sich auf der offiziellen Seite von Eintracht Trier anschauen http://www.eintracht-trier.com/aktuell/news – bei uns gibt es die Interviews!
Dabeigewesen meint
Gegen Münster muß noch eine Schippe draufgelegt werden und dann wollen wir mal sehen wie es am Ende ausgeht.Würde gegen Münster aber auf jeden Fall den Faz gerne von Anfang an sehen.Der ging ganz schön zur Sache und verschafft sich so Respekt beim Gegner.(british football!!)
Auf geht's Eintracht... meint
Der Sieg gestern ist so wichtig gewesen für die Moral der Mannschaft. Man hat ihnen die Erleichterung nach dem Treffer richtig angesehen. Für was so ein Tor nicht alles gut sein kann! 🙂
Ich bin nach wie vor absolut überzeugt vom Team. Es war gestern auch ein extrem tiefer Boden – toller Kombinationsfußball ist da nur sehr schwer möglich! Wichtig ist, dass man solche Spiele dann halt jetzt trotzdem mal gewinnt. Gegen Köln II oder Gladbach II wäre ein Sieg absolut verdient gewesen und was war? Leider nicht gewonnen. Jetzt war es halt mal andersrum…das mit dem Glück scheint sich eben doch im Laufe einer Saison auszugleichen – vielleicht sogar in diesem Jahr tatsächlich mal in Trier! 😉