Von Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
22 Tage nach dem Tiefpunkt der Saison meldet sich Eintracht Trier zurück. Der Aufschwung mit drei Siegen in Folge liegt am neuen System – und an Selbstkritik zur richtigen Zeit.
Manchmal kann sich in nur 22 Tagen eine ganze (Fußball-)Welt verändern. Ein Lied davon kann Regionalligist Eintracht Trier singen. Drei Wochen ist es erst her, als nach der 0:1-Heimpleite gegen die SV Elversberg verärgerte Fans vor dem Backsteingebäude standen und Konsequenzen aus der sportlichen Talfahrt mit drei Niederlagen in Folge forderten. Die Mannschaft spielte leblos, ohne Mumm, zerfiel auf dem Platz in Einzelteile, es drohte das Abrutschen in den düsteren Abstiegskampf. Als am vergangenen Freitag um 20.49 Uhr der Abpfiff gegen den 1. FC Kaiserslautern II ertönte, sahen die Bilder hingegen viel harmonischer auf. Die Anhänger machten sich nach dem 2:0-Erfolg glücklich und mit heiseren Kehlen auf den Heimweg. Die Spieler saßen im VIP-Zelt ausgiebig beim Essen zusammen. Wo Trainer Roland Seitz vor nicht allzu langer Zeit noch geknickt die Leistungen analysierte, wichen die angespannten Gesichtszüge der vergangenen Wochen auch bei ihm langsam der Erleichterung.
Der Wunsch des Oberpfälzers, den sportlichen Aufwärtstrend nach den Siegen in Kassel (2:0) und Alzenau (3:1) auch im heimischen Moselstadion mit einem Erfolgserlebnis zu bestätigen, wurde erfüllt. Seine Spieler haben sich nur 22 Tage nach der Krise als Stehaufmännchen entpuppt, sich auf den vierten Platz der Südwest-Staffel vorgekämpft und einen überzeugenden Heimauftritt hingelegt. „Arbeit, Arbeit, Arbeit“, antwortete Doppeltorschütze Fahrudin Kuduzovic, als er nach dem Erfolgsrezept gefragt wurde. „Das ist die Story der letzten drei Spiele. Die Einstellung ist da, jeder kämpft für jeden.“ Auch der sensible Bosnier in der Offensive blüht da auf, seine beiden Treffer gegen Kaiserslautern II sind ein Beleg dafür.
„Wir haben unsere Taktik gefunden“
Alon Abelski erklärte sich die Antwort auf das Tief mit dem neuen System. Seit dem Coup in Kassel tritt die Eintracht in einem 4-2-3-1-System auf, das auf dem Platz eine Mischung aus Kompaktheit und gefährlichen Kontern bietet. Dadurch, dass Rückkehrer Baldo di Gregorio nicht mehr als alleiniger defensiver Mittelfeldspieler agiert und um eine Hilfestellung neben sich weiß, ist das Zentrum weniger anfällig. Maximilian Watzka blüht an der Seite des zweikampfstarken Deutsch-Italieners auf. Die Viererkette sieht sich nach Ballverlusten nicht mehr wahren Angriffswellen der Gegner ausgeliefert.
Dazu kann sich Abelski auf seine wahre Stärke als Impulsgeber für die Offensive besinnen. Der Regisseur hat alle Freiheiten in seinem Spiel. „Das System gibt uns Sicherheit, wir haben vorher zu offen gestanden und zu viel Risiko gespielt“, sagt der Spielmacher, der am Freitag der überragende Akteur war, dem aber noch Groll über die Kritik nach Elversberg anzumerken war. „Die Unruhe konnte ich nicht verstehen. Wir haben eine neu zusammengesetzte Mannschaft, bei der es den Berg mal hoch und mal runter ging. Das ist Alltag im Fußball. Jetzt sind wir auf einem guten Weg, haben die Taktik gefunden, jeder kennt seine Laufwege.“
„Wir haben alle an einem Strang gezogen“
Doch ein System ist nur ein Schema. Es muss mit Leben gefüllt werden, um erfolgreich zu sein. „Der Wille ist entscheidend – und der war eindrucksvoll“, sagt so auch Fouad Brighache. Mitspieler loben besonders das Engagement des Kapitäns (Foto) beim Umgang mit der Krise vor drei Wochen. „Wir haben alles im Mannschaftsrat diskutiert“, bleibt der Verteidiger bei seiner bodenständigen Philosophie, die eigene Rolle nicht überbewerten zu wollen. Fakt ist aber, dass aus den Rückschlägen die richtigen Lehren gezogen wurden. Bei den Gesprächen des Gremiums mit dem Trainer, dem Mannschaftsabend und der gemeinsamen Diskussion über die zukünftige Spielweise. „Wir haben alle an einem Strang gezogen. Jedes Spiel in dieser Liga steht auf Messers Schneide. Es geht darum, sich ernsthaft auf jeden Gegner einzustellen.“
Die Mentalität hat Eintracht Trier zuletzt an den Tag gelegt. Ein Ruhekissen, das betont Brighache, sei das keineswegs. „Wir müssen darauf achten, dass die Spannung weiter hochgehalten wird. Die Typen dazu haben wir. Alleine wegen drei Siegen ist noch keiner zufrieden.“
+++Eintracht in Kürze+++
Pagenburg geht von Einsatz in Großaspach aus – Eine Patellasehnenentzündung zwingt Chhunly Pagenburg bereits seit zwei Wochen zur Trainingspause. Beim 2:0-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern II kam nun noch ein Schlag gegen die Wade dazu, als er vor dem Elfmeter zur Führung gefoult wurde. Am Montag steht für den Torjäger der Gang zum Arzt bevor. „Es wird wohl nichts Dramatisches sein, eine stärkere Wadenprellung vielleicht“, so Pagenburg, der davon ausgeht, am Sonntag im Auswärtsspiel bei der SG Sonnenhof Großaspach (14 Uhr) auflaufen zu können. Mittwoch startet das Team wieder ins Training. Für Montag und Dienstag hat es frei bekommen.
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