Von Florian Schlecht (Text) und Alexander Heinen (Fotos)
Eine wütende Trotzreaktion hat Eintracht Trier im Spitzenspiel der Regionalliga Südwest ein 1:1 gegen die SG Sonnenhof Großaspach gerettet. Nach einer verkorksten ersten Halbzeit, in der die Heimelf hilflos auftrat und durch ein Tor des Ex-Trierers Sahr Senesie schon in Rückstand lag, zeigte die Mannschaft ein anderes Gesicht. Sie kämpfte verbissen und verdiente sich den Ausgleich nach einem Konter durch Alon Abelski.
Beinahe gelang sogar noch der Siegtreffer: Sylvano Comvalius war kurz vor Schluss auf dem Weg zum 2:1, doch der Schuss des Angreifers wurde in einer Powerplay-Phase der Eintracht vom Torhüter abgewehrt (87.). Die 2.749 Zuschauer waren da schon längst von der Dramatik angesteckt, am Ende sangen und klatschten die weitesten Teile des Stadions. Es war ein echter Schlager im Moselstadion mit zwei Mannschaften, die hohe Geschwindigkeiten ablieferten, rassige Zweikämpfe an der Grenze des Erlaubten und über lange Phasen mit offenem Visier agierten. Zudem gab es ganz unterschiedliche Halbzeiten mit ganz unterschiedlichen Gesichtern. „Ich war eben in der Kabine. Wir sind absolut begeistert. Das Spiel sollte Viertliga-Niveau haben, hatte aber viel mehr an Tempo und Emotionen“, war Gästetrainer Rüdiger Rehm begeistert. Roland Seitz stimmte in die Lobeshymnen ein: „Es war eine geile Stimmung, ein tolles Match – heute gibt es gar keinen Anlass zur Kritik.“
Während Eintracht Trier nach zuletzt neun Partien in Folge ohne Niederlage mit unveränderter Anfangsformation zum 2:0-Sieg gegen Waldhof Mannheim startete, gab es bei der SG Sonnenhof Großaspach nach der 1:2-Heimpleite gegen die SpVgg. Neckarelz eine überraschende Änderung. Anstelle des ehemaligen Junioren-Nationalspieler Manuel Fischer begann in der Offensive mit Tobias Rühle ein schneller, quirliger Angreifer, der die Trierer Defensive in Kombination mit Sahr Senesie vor größere Probleme stellte.
Und nicht nur die personelle Umstellung bereitete den Platzherren Schwierigkeiten, sondern vielmehr ein taktischer Schachzug: Der Ankündigung von Trainer Roland Seitz im Vorfeld des Spiels, der Gegner stehe kompakt und sehr tief, wollte Großaspach offenbar mit aller Macht widersprechen. Mit einem aggressiven 4-3-2-1-System mit weit aufrückenden defensiven Mittelfeldspielern schüchterte die Elf von Rüdiger Rehm die Trierer früh ein. Sie erzwang mit großer Lauffreude und Ballsicherheit nicht nur früh Fehler im Aufbauspiel der Eintracht. Sondern sie erwarb sich auch den nötigen Respekt auf den Feld, ehe sie im Verlauf der ersten Halbzeit wieder auf eine Taktik mit zwei Angreifern umschaltete und sich weiter in der eigenen Hälfte staffelte.
Ex-Trierer trifft zum 0:1
Die Trierer Offensive war so aus dem Spiel genommen. Bis auf Distanzschüsse von Marco Quotschalla (13.) und Alon Abelski (15.) brachte die Heimelf im ersten Durchgang keine gefährlichen Aktionen zustande. Dagegen bestrafte Großaspach gleich einen dicken Patzer zum Gegentor. Senesie fing einen schlampigen Pass von Steven Kröner auf Matthias Cuntz ab, eilte allen davon und ließ Torwart Chris Keilmann keine Chance (29.). Es war der erste Gegentreffer für Eintracht Trier nach 535 Minuten. Der Keeper vereitelte kurz darauf gegen Rühle in glänzender Manier gleich den zweiten Streich (33.).
Trier enttäuschte im ersten Durchgang, ließ jegliche Linie vermissen, offenbarte viele technische Mängel und Abstimmungsprobleme. Bitter dazu: Matthias Cuntz sah nach einem Foul gegen Daniel Hägele die fünfte Gelbe Karte und ist beim Auswärtsspiel in Ulm gesperrt. Das gilt auch für Michael Dingels, der sich in der zweiten Hälfte seine Sperre abholte.
Abelski krönt starke Wende
Die Partie war aber weiter offen – und sollte eine packende Wendung erleben. Das Team von Roland Seitz kam giftig aus der Kabine, biss sich in ein immer intensiveres Spitzenspiel rein. Torge Hollmann kam für Christoph Buchner, der am Rande eines Platzverweises stand. Die vergebene Chance von Abelski, der aus wenigen Metern Torwart Christopher Gäng anschoss, war dann das entscheidende Signal, der nötige Funke Hoffnung (49.).
Die Fans feuerten lauter, wilder an, motivierten das Team zusätzlich. Marco Quotschalla war nahe am Ausgleich, als er eine Hereingabe über das Tor ballerte (59.). Auf der anderen Seite hauchte Keilmann dem Trierer Schwung weiteres Leben ein, als er mit einer Glanztat gegen den durchgestarteten Senesie das 0:2 verhinderte und von den Rängen gefeiert wurde (61.). Die Bemühungen der Eintracht wurden kurz darauf gekrönt, als nach einem Freistoß von Großaspach blitzschnell gekontert wurde, der eingewechselte Fahrudin Kuduzovic auf Abelski zurücklegte und der Regisseur zum 1:1 und seinem fünften Saisontreffer verwandelte (67.). Und beinahe wäre das Moselstadion noch zu einem richtigen Hexenkessel geworden: Doch Comvalius blieb das ganz große Happy-End versagt, das auch für Seitz ein Tick zu viel gewesen wäre: „Keine der Mannschaften hatte eine Niederlage verdient, weil beide einen riesigen Aufwand und auch tollen Fußball geboten haben.“
Eintracht Trier bleibt so seit zehn Spielen unbesiegt, während Sonnenhof Großaspach in der Fremde in dieser Saison noch keine Partie verloren hat. Das Team von Roland Seitz tritt am kommenden Samstag (14 Uhr) beim SSV Ulm an.
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Statistik und Noten
Eintracht Trier – SG Sonnenhof Großaspach 1:1 (0:1)
Trier: Keilmann (2) – Brighache (3,5), Dingels (2,5), Buchner (5, ab 46. Hollmann 3), Zittlau (4) – Kröner (4,5), Cuntz (4, ab 62. Kuduzovic 2,5) – Bender (3,5), Abelski (3), Quotschalla (3,5) – Comvalius (4).
Großaspach: Gäng – Kuhn, Gehring, Schuster, Kienast (27. Vecchione) – Binakai, Rizzi, Hägele, Berger – Rühle (69. Fischer), Senesie.
Schiedsrichter: Patrick Alt (Heusweiler).
Tore: 0:1 Senesie (29.), 1:1 Abelski (67.).
Zuschauer: 2.749.
Spieler des Spiels: Chris Keilmann. Der Torhüter behielt in Eins-gegen-Eins-Situationen gegen Tobias Rühle und gegen Sahr Senesie die Nerven. Die glänzenden Paraden waren Gold wert: Beide Male verhinderte er so das mögliche 0:2, das in diesem intensiven Spitzenspiel wahrscheinlich die Vorentscheidung gewesen wäre.
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Johi meint
Finde es schade, dass die Qualität der Berichterstattung immer weiter sinkt, jetzt wo unsere Jungs doch so gut spielen verfolgt man es irgendwie viel lieber. Warum gibt es den bei einem Heimspiel kein Video online? Irgendwie komme ich mir hier schon vor wie in Roland Seitz´s persönliches Tagebuch. Zumindest fällt seine Name so oft wie der des Torschützen und doppelt so oft wie der des „Spieler des Tages“. Irgendwie fehlt der übliche Spruch aus dem Video „Die Mannschaft mit der Porta Nigra auf der Brust … „.
Laut Video auf die-ligen.de verliert Cuntz den Ball beim Rückspiel… Glaube hier wurden die Spieler vertauscht sonst frag ich mich welches Spiel habt Ihr von 5vier bitte gesehen und wie entstehen dann diese Noten?
Gibt euch doch wenigstens bei der Eintracht etwas Mühe wenn schon kein anderes Blatt ausführlich darüber berichtet.
gerd meint
also ; beide Mannschaften stehen zu Recht oben in der Tabelle, bei aller Einzelkritik hat die Eintracht ingesamt Charakter gezeigt und ist in dieser Form ein Aufstiegskandidat
fussballfan meint
Sehr gutes Spiel !Leider schaffen die Jungspieler wie Spang , Heinz oder Michel das Level nicht.Oder der Trainer traut den Jungs das nicht zu. Das wäre Traurig . Allerdings sind sie Verletzt oder im Aufbau…..komisch .