Aus Reutlingen berichtet Florian Schlecht
Eintracht Trier hat einen neuen Mannschaftskapitän. Trainer Roland Seitz bestimmte die Neuzugänge Fouad Brighache und Baldo di Gregorio zum Spielführer und Stellvertreter. Vorgänger Torge Hollmann ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken.
Überraschung bei Fußball-Regionalligist Eintracht Trier eine Woche vor dem Saisonstart beim SC Freiburg II. Trainer Roland Seitz benannte im Trainingslager in Reutlingen Fouad Brighache zum neuen Mannschaftskapitän. Sein Stellvertreter soll Baldo di Gregorio sein, der ebenfalls erst im Sommer verpflichtet wurde. Torge Hollmann, der die Binde des Spielführers bislang trug, führt den Posten so nicht mehr verantwortlich aus. Außenverteidiger Brighache war vom Drittligisten SV Darmstadt 98 an die Mosel gewechselt. Bei den „Lilien“ kam der 30-Jährige, der ein Studium zum Architekten abgeschlossen hat, auf alle 38 Spiele in der Saison 2011/12 und verbuchte einen kicker-Notenschnitt von 2,95.
Für Brighache kam die Entscheidung nicht überraschend. „Ich bin ein Vorbild für die jungen Spieler und will das auch sein“, sagte der Defensivspezialist nach der Trainingseinheit im Mannschaftshotel. Der Trainer habe ihn am Donnerstag in einem Gespräch gefragt, ob er die Aufgabe übernehmen wolle. Der Routinier sagte spontan zu. „Natürlich fühle ich mich geehrt, die Binde bei einem Traditionsverein wie Eintracht Trier tragen zu dürfen“, meint er, fühlt sich aber auch angewiesen auf die älteren Teamkollegen. „Für mich ändert sich nichts. Es ist in einer Gemeinschaft so, dass die erfahrenen Spieler die Mannschaft führen. Alleine kann ich das gar nicht bewältigen.“ Dabei baut Brighache auch auf den Mannschaftsrat, der noch gewählt werden soll. Neben dem Kapitän, Ersatz di Gregorio und Torge Hollmann soll in dem Gremium auch Steven Kröner sitzen, der die Mannschaftskasse kontrolliert. Weitere ein, zwei Spieler sollen folgen. „Der Rat soll die Stütze der Mannschaft sein“, hofft Brighache.
„Der Trainer hat so entschieden“
Keine Probleme sieht Brighache im Zusammenspiel mit Ex-Kapitän Hollmann, der in den Testspielen noch die Binde trug. „Wir verstehen uns super, sind Zimmerkollegen im Hotel und sprechen über alles“, meint Brighache. „Torge bleibt ein Führungsspieler und hat viele Dienste für den Verein geleistet.“ Der als Spielführer abgesetzte Innenverteidiger ließ sich seine Enttäuschung über die Entscheidung kaum anmerken. „Der Trainer hat so entschieden, dem werde ich mich fügen und es akzeptieren“, so Hollmann. Offen blieben die Gründe für die Wahl von Seitz. „Wir hatten im letzten Jahr nicht den Erfolg, der Trainer ist erfolgshungrig und verspricht sich vielleicht von anderen Maßnahmen mehr“, meint Hollmann.
Möglicherweise lag die Entscheidung auch an den internen Problemen der vergangenen Saison, als es in dem Team offenbar viele Konflikte gab. „Ich habe auch immer gedacht, dass die Mannschaft intakt ist“, sagte Hollmann in einem Interview mit 5vier im Juni. „Aber der Schein trog. Es lag doch mehr im Argen, als man dachte. Ich habe keine Erklärungen dafür, warum das so war.“ Der Ex-Bundesligaspieler des SC Freiburg, der lange verletzt war und zwischenzeitlich sogar seinen Stammplatz verlor, versuchte dagegen zu steuern. „Es ist leider nicht wirklich gelungen.“ Obwohl Brighache neuer Kapitän ist, will Hollmann weiter Verantwortung übernehmen. „Um auf dem Platz zu führen oder einen Karren aus dem Dreck zu ziehen, brauche ich die Binde nicht. Ich werde ‚Fou‘ so gut unterstützen wie es geht.“
Trainer Seitz verpasste es unverständlicherweise, seine Entscheidung zu begründen. Nach der Trainingseinheit am Samstag wollte er nichts mehr sagen. „Dazu habe ich jetzt nicht den Kopf, wir können die Tage darüber sprechen“, sagte er mürrisch und stieg in den Mannschaftsbus in Richtung Hotel.
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