Aus der „Mondpalast-Arena“ im Sportpark Wanne-Süd in Herne berichten
Martin Köbler und Anna Lena Bauer (Fotos)
Einmal mehr hat Eintracht Trier in einer Partie die besseren Gelegenheiten – und einmal mehr springt nicht mehr als ein Punkt heraus -beeim 2:2 (2:1) im Auswärtsspiel beim FC Schalke 04 II am heutigen Sonntagnachmittag wird Lukas Mößner zur tragischen Figur. Vor 380 Zuschauern verschenkt das Team von Trainer Roland Seitz zwei wichtige Zähler und hat nun sieben Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter aus Münster.
Er war nur schwer zu trösten. Lukas Mößner schlich nach dem Schlusspfiff mit gesenktem Haupt über den Rasen der Mondpalast-Arena, wohlwissend, dass er alleine das Spiel für seine Eintracht hätte entscheiden können. Der aufmunternde Beifall der rund 100 mitgereisten Eintracht-Anhänger wird dem Österreicher gutgetan haben, ebenso wie die gutgemeinten Worte seines Kapitäns Josef Cinar, der sich seiner annahm und ihn in die Kurve begleitete, wo zumindest dieser eine Punkt, der nach dem 2:2 (2:1) gegen den FC Schalke 04 II auf der Habenseite des Trierer Traditionsvereines stand, von den Fans beklatscht wurde. Richtig zum Feiern war allerdings keinem der Anwesenden zumute – zu groß war die Gewissheit, einmal mehr viel zu viele Gelegenheiten ausgelassen zu haben. „Wir sind natürlich enttäuscht, da es uns letztendlich nicht gelungen ist, die Punktverluste der Konkurrenz aus Mönchengladbach und Lotte auszunutzen“, gab Eintracht-Coach Roland Seitz nach der Partie Einblick in seine Gedanken – ohne das auszusprechen, was nach dem Punktverlust vielen auf der Zunge lag. Denn acht Spieltage vor dem Ende der Saison liegt seine Mannschaft nunmehr mit sieben Zählern hinter Spitzenreiter Preußen Münster. Vielleicht zu viel, um den ganz großen Coup im Mai landen zu können.
Dabei hatte alles so gut begonnen für die Mannen von Roland Seitz, der durch den verletzungsbedingten Ausfall von Stürmer Ahmet Kulabas von seinem angestammten 4-4-2-System abwich und erstmals auf den Ein-Mann-Sturm Lukas Mößner vertraute, der von Fahrudin Kuduzovic und Piero Saccone aus dem Mittelfeld mit Bällen gefüttert werden sollte. Die Schalker Reserve, trainiert von Michael Boris, versuchte dies durch eine kompakte Viererkette rund um Bundesliga-Routinier Frank Fahrenhorst zu verhindern – was in der ersten Viertelstunde auch gelang. Die Folge: das Spiel genauso unansehnlich und schmuddelig wie das Wetter im Ruhrpott. Pünktlich zum Spielbeginn goss es wie aus Eimern, was dem ohnehin nur schwer bespielbaren Rasen von Minute zu Minute immer mehr zusetzen sollte.

Der Jubel und die Hoffnung nach dem 1:0 für den SVE war riesig. Foto: {link url="http://fotolena.de"}Anna Lena Bauer{/link}
Aber dann – die 18. Minute war angebrochen, und Alban Meha vollführte in dem nach einem Theater benannten Stadion ein Kunststück, dass in der Tat bühnenreif gewesen wäre. Gleich sechs Schalker, die allesamt damit beschäftigt waren, den freigelaufenen Thomas Kraus ins Abseits zu stellen, ließ der Kosovare aussteigen und ebnete sich somit freie Schussbahn vor Torwart Lars Unnerstall, für den der platzierte Schuss ins linke untere Eck unhaltbar war – das 0:1, gleichbedeutend mit der ersten nennenswerten Aktion in der Partie. Doch die Antwort der Hausherren, sie ließ nicht lange auf sich warten. Zunächst musste Eintracht-Keeper André Poggenborg alles aus seinen 1,86 Metern herausholen, um einen exakt platzierten Schuss in den Winkel von Pires-Rodrigues zu entschärfen (21.), doch nur zwei Minuten später wurde er nach einer Ecke vom agilen Manuel Glowacz von seiner kompletten Innenverteidigung im Stich gelassen, die ausgerechnet den größten Feldspieler – den aufgerückten Frank Fahrenhorst – nicht im Griff hatte. Der erfahrene Ex-Bochumer sagte Danke und netzte zum 1:1-Ausgleich ein (23.).
Nach diesen turbulenten fünf Minuten passte sich das Niveau der Begegnung wieder den Witterungsbedingungen an, was auch Roland Seitz zu bemängeln hatte: „Da muss ich meiner Mannschaft den Vorwurf machen, dass wir nach dem 0:1 fast aufgehört haben, Fussball zu spielen. So lässt man den Gegner natürlich wieder ins Spiel kommen.“ Dennoch, alles sah nach einem Remis zur Pause aus, ehe Schiedsrichter Björn Hinrichs Akt Eins seines dreiteiligen Schwanks auf dem Rasen vollführte. Eine Flanke vom rechten Flügel von Philipp Kraska wird in der Innenverteidigung geklärt, ehe ein Pfiff durch den Herner Nachmittagsregen hallt. Hinrichs zeigt auf den Punkt – und niemand weiß, weshalb. Der Unparteiische wertete die Rettungsaktion gegen Marco Quotschalla als elfmeterreifes Foul, was zu heftigen Protesten sowohl auf der Trainerbank als auch im Strafraum führte. Torge Hollmann, Triers Innenverteidiger, kommentierte nach dem Ende der Partie die Situation: „Ich würde nie eine Schiedsrichter-Leistung in Frage stellen, aber für mich war das eindeutig kein Elfmeter. Er konnte uns ja noch nicht einmal sagen, wer von uns das Foul begangen haben soll, geschweige denn an wem es verübt worden wäre. In meinen Augen war es ein ganz normaler Zweikampf.“ Marco Glowacz war es egal. Er platzierte den harten Schuss halbhoch in die von ihm aus gesehene rechte Ecke – ohne Abwehrgelegeheit für Poggenborg (45.) – 2:1, der Pausenstand.
Ohne Veränderungen kamen beide Mannschaften aus den Umkleiden zurück auf das Feld. Doch die Partie, sie verlagerte sich immer weiter in Richtung des Kastens von Lars Unnerstall. Bereits nach einer halben Minute nach Wiederanpfiff konnte er einen Fernschuss von Fahrudin Kuduzovic nur mit Mühe entschärfen, Stefan Kohlers Nachschuss blieb in der Verteidigung hängen. Trier feldüberlegen, mit mehr Ballbesitz und -sicherheit, schnürte die Heimmannschaft nun um den eigenen Strafraum ein. Entlastung für die Knappen gab es fast keine mehr. Seitz forcierte dies und wollte Thomas Kraus vom Feld nehmen, für ihn Olivier Mvondo bringen. Doch bevor der Wechsel vollzogen werden konnte, folgte Akt Zwei des Schiedsrichters in Minute sechzig: Nach einem Eckball trifft der mit aufgerückte Torge Hollmann den Ball nicht richtig und legt ihn somit unfreiwillig Lukas Mössner auf, der seinerseits per Kopf Unnerstall aushebelt. Auf der Linie steht als Schalker Absicherung Manuel Glowacz, der ihn mit letzter Mühe und Not zu erreichen scheint und den Ball klären kann. Wieder ein Pfiff – Handbewegung Richtung Mittelpunkt, Ausgleich, 2:2 (60.), Fassungslosigkeit diesmal auf Seiten der Schalker, die sich um ihre Führung betrogen fühlten. „Ich habe mit meinen beiden Spielern geredet, die auf der Linie standen. Beide haben mir versichert, dass der Ball auf keinen Fall im Tor gewesen sein kann“, war Michael Boris nach der Partie noch leicht angesäuert ob der Entscheidung des Schiedsrichters.
Doch die Partie, sie sollte nach dieser 60. Minute noch nicht komplett erzählt sein. Nur Minuten später verspringt im Anschluss an einen Konter das Spielgerät genau vor der potentiellen Ballannahme von Thomas Drescher, der nach Pass von Alban Meha völlig frei vor Unnerstall auftauchte und wohl keine Mühe gehabt hätte, das 2:3 zu erzielen. Stattdessen springt der Ball ins Toraus (66.). Offensive Aktionen gab es einzig auf Seiten der Moselaner – bis zur 77. Minute. Mit der einzigen gefährlichen Aktion rundete Schiedsrichter Björn Hinrichs seine schwache Leistung ab, übersah einen klaren Foulelfmeter für den FC Schalke 04 II nach einem offensichtlichen Ellenbogenrempler Cinars gegen Alexander Langlitz und brachte Michael Boris zum Kochen: „Allgemein möchte ich zu diesen drei Herren da unten in Gelb nicht allzuviel Worte verlieren“, ließ der Schalker Trainer nicht viel Raum für mögliche Interpretationen ob seiner Meinung über die Leistung der Unparteiischen.

Kurz vor Schluss hatte er das 3:2 auf dem Fuß - Tim Eckstein stand aber im Abseits. Foto: {link url="http://fotolena.de"}Anna Lena Bauer{/link}
Danach das gewohnte Bild: es spielte nur die in weiß gekleideten Kicker von Eintracht Trier. Und es entwickelten sich für Lukas Mößner eine Schlussphase, die er wohl am liebsten schnell vergessen mag. Nach einem Zuspiel von Olivier Mvondo war der Winkel noch zu spitz (71.), doch drei Minuten vor dem Ende bediente der Kameruner den Österreicher in seiner unnachahmlichen Art und Weise vom rechten Flügel kommend mustergültig, doch dieser vollbrachte das Kunststück, den noch einzigen im Weg stehenden Schalker Abwehrmann anzuschießen (87.). Damit nicht genug – denn es folgte die Nachspielzeit. Urplötzlich taucht wieder Mößner vor Unnerstall auf – doch anstatt selbst zu schießen, legt er auf den eingewechselten Tim Eckstein ab, der allerdings deutlich im Abseits stand. Das sichere 2:3, der „Lucky Punch“ in der Nachspielzeit, er war hergeschenkt. „Wenn man selber mal gespielt hat, weiß man, wie so was ist“, nahm Roland Seitz seinen Stürmer in Schutz, der in den letzten Wochen so wichtige Treffer erzielte. „Da hat man vielleicht noch die vergebene Großchance von ein paar Minuten zuvor im Kopf. Das sind Prozesse, die man nicht steuern kann, man will dann einfach auf Nummer sicher gehen. Tim muss man da natürlich auch den Vorwurf machen, sein Laufweg muss dann so aussehen, dass er immer hinter dem Ballführenden ist. Dann wäre so etwas nicht passiert.“
STATISTIK
FC Schalke o4 II: Lars Unnerstall – Philipp Kraska, Frank Fahrenhorst, Richard Weber (ab 73. Gerrit Hermsen), Robert Stark – Alexander Langlitz, K. Pires-Rodrigues (ab 76. Marvin Pachan), Manuel Glowacz, Maurice Kühn – Marco Quotschalla, Andreas Wiegel (ab 86. Felix Frank).
Eintracht Trier: André Poggenborg – Thomas Drescher, Torge Hollmann, Cataldo Cozza – Stefan Kohler, Alban Meha, Fahrudin Kuduzovic, Piero Saccone (ab 80. Tim Eckstein), Thomas Kraus (ab 61. Olivier Mvondo) – Lukas Mößner.
Tore: 0:1 Alban Meha (18.), 1:1 Frank Fahrenhorst (23.), 2:1 Manuel Glowacz (45./Foulelfmeter), 2:2 Lukas Mößner (60.).
Zuschauer: 380
Schiedsrichter: Björn Hinrichs (Husum)
Gelbe Karten: Manuel Glowacz, Robert Stark / Thomas Kraus, Torge Hollmann, Josef Cinar.
Die Stimmen nach dem Spiel (Roland Seitz, Josef Cinar, Torge Hollmann):
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Bilder zum Spiel
- Roland Seitz ruft den Konkurrenzkampf in den eigenen Reihen aus.
MarkusEMH meint
Außer der Chancenverwertung gibt es nichts, was der Eintracht vorzuwerfen wäre. Meiner Meinung nach kam aber erst so richtig Schwung in das Angriffsspiel, nachdem Mvondo eingewechselt wurde.
Saccone war für mich der schwächste Spieler auf dem Platz, denn nach dieser Schiedsrichter-Leistung ist klar, wer der schwächste Mann auf dem Platz war…
Und jetzt ein Dreier gegen Bochum!!