Aus dem Homburger Waldstadion berichten
Andreas Maldener (Text) und Anna Lena Bauer (Fotos)
Kantersieg für Fußball-Regionalligist Eintracht Trier! Mit 3:0 (1:0) siegte die Mannschaft von Trainer Roland Seitz vor 900 Zuschauern im Derby beim abstiegsbedrohten FC 08 Homburg und schob sich in der Tabelle durch den Auswärtsdreier auf Rang zwei vor. Die Tore für die Moselaner erzielten Alban Meha per Freistoß sowie Ahmet Kulabas, der in seinem ersten Spiel von Beginn an nach langer Verletzungspause gleich zwei Mal erfolgreich war. Für Homburg hingegen wird die Luft im Abstiegskampf immer dünner, drei Punkte beträgt aktuell der Rückstand auf das rettende Ufer.
Eintracht-Trainer Roland Seitz entschied sich gegen Homburg wie schon beim 3:1-Heimsieg gegen Bayer Leverkusen II für eine offensivere Grundausrichtung mit zwei Stürmern. Ahmet Kulabas durfte von Beginn an neben Lukas Mössner im Offensivzentrum auflaufen, für den Winter-Neuzugang der Eintracht war es das erste Spiel in der Startelf seit dem 19. März. Deswegen rückte Thomas Kraus ins rechte Mittelfeld zurück. In der Innenverteidigung kam Josef Cinar etwas überraschend vom Beginn an zum Einsatz, seine Prellung im rechten Knie schien zwar auskuriert, dennoch stieg der Kapitän erst am Mittwoch wieder ins Mannschaftstraining ein. Diese Entscheidung von Trainer Seitz war wohl auch darauf zurückzuführen, dass sich Cinar Ersatz Fabian Zittlau im Abschlusstraining am Freitag eine Schienbeinverletzung zuzog und deswegen nicht im Kader stand.
Gerade einmal vier Minuten waren gespielt, da hätte die kurze Auswärtsreise für die gut 200 Trierer Anhänger im Homburger Waldstadion böse beginnen können. Nach einem Foul von Cataldo Cozza an Sebastiao da Veiga zimmerte Nassim Banouas den folgenden Freistoß an den Pfosten. Eintracht-Schlussmann André Poggenborg wäre bei diesem Knaller wohl ohne Chance gewesen. Doch nach diesem „Hallo-Wach-Ruf“ gleich zu Beginn übernahmen die Gäste von der Mosel schnell die Kontrolle über das Spiel. Nach elf Minuten stand es folgerichtig 1:0 für Eintracht Trier. Freistoßspezialist Alban Meha brachte einen Freistoß aus halbrechter Position scharf in den Homburger Strafraum, wo Ahmet Kulabas blenden eingelaufen war und aus kurzer Entfernung nur noch vollstrecken musste.
Der Gegentreffer war für die Homburger Hausherren ein weiteres Negativerlebnis. Erst an Karfreitag beendete Trainer Christian Hock seine kurze Laufbahn beim FCH, um sein Glück beim KSV Hessen Kassel zu versuchen. Heute saß bei den Grün-Weißen der ehemalige Co-Trainer Taifour Diane auf der Bank. Beide Faktoren – früher Gegentreffer und interne Querelen – wirkten in Folge wie eine schwere Last auf den Schultern der Saarländer. Das Offensivspiel wirkte zu ideenlos, viele Querpässe in der eigenen Hälfte brachten keinen Raumgewinn. Doch auch die Eintracht trug ihren Teil zum schwachen Homburger Spiel bei. Vor allem Ahmet Kulabas trat positiv in Erscheinung, er schloss Lücken im Mittelfeld und erkämpfte sich eine Reihe von Bällen. Nach der frühen Führung boten sich Trier eine Reihe von hochkarätigen Torchancen, um noch vor dem Halbzeitpfiff auf 2:0 zu erhöhen. Die beste dieser Gelegenheiten vergab Ahmet Kulabas nach 38. Minuten: Nach einem Homburger Eckball startete der agile Alban Meha ein Solo und ließ dabei die gesamte rechte Homburger Außenbahn stehen. Gekonnt schickte er per Außenrist den gestarteten Kulabas, der jedoch zunächst an FCH-Schlussmann Thomas Richter scheiterte und sich dann im Nachschuss zu viel Zeit ließ, sodass es erneut Richter war, der den Ball unter sich begraben konnte. In Durchgang eins war es der Verdienst des Homburger Torhüters, der mit einigen guten Paraden eine höhere Führung der Gäste zu verhindern wusste. Wenn Homburg einmal gefährlich wurde, war das Trierer Mittelfeldzentrum Auslöser der Angriffe. Jeremy Karikari in der Defensive und Fahrudin Kuduzovic auf der offensiveren Position spielten in dieser Formation zum ersten Mal zusammen. „Deswegen hat das Zusammenspiel auch noch nicht ganz so gut funktioniert“, bewertet Seitz, der seine beiden Schützlinge an der Seitenlinien einige Male lautstark neu sortieren musste. Die größten Möglichkeiten der Homburger boten sich durch einen Eckball von Nico Müller, den André Poggenborg unterschätze und Thomas Kraus am langen Pfosten rettete (27.) sowie durch einen Kopfball von Andreas Haas, den Poggenborg jedoch entschärfen konnte (23.)
Nach dem Seitenwechsel änderte sich nicht viel an der Gesamtkonstellation. Trier dominierte das Spiel und erarbeitete sich auch ein klares Chancenplus. Dennoch dauerte es 61. Minuten, ehe Eintracht Trier mit dem 2:0 für die Vorentscheidung sorgte. 20 Meter vor dem Homburger Tor wurde Alban Meha zu Fall gebracht. Diese Einladung ließ sich der Freistoßkünstler nicht nehmen, gekonnt und mit seiner einzigartigen Schusstechnik schlenzte der Kosovare den Ball ins linke obere Eck, der Homburger Keeper war ohne den Hauch einer Chance. Da staunten auch die Spielerbeobachter, die sich während des gesamten Spiels im Homburger Waldstadion eifrig ihre Notizen machten. Spätestens nach dem zweiten Treffer der Trierer war Gewissheit, was sich schon gegen Ende des ersten Durchgangs andeutete. Dem FC Homburg fehlte – bedrängt vom drohenden Abstieg – der Mut, den entscheidenden Pass zu wagen und die nötigen Extra-Meter in Kauf zu nehmen, die gegen nun geschickt verteidigende Trierer von Nöten gewesen wären. Stattdessen war das Spiel der Gastgeber zu statisch, unnötige Ballverluste und Fehlpässe im Spielaufbau waren die logische Konsequenz. Ein solcher Fehlpass im Spielaufbau des FCH war es dann auch, der Ahmet Kulabas seinen zweiten Treffer an diesem Nachmittag bescheren sollte. Nach einer Balleroberung von Meha kam der Ball zu Kulabas, der aus gut 25 Meter aus der Drehung einfach abzog und den Ball in den rechten Torwinkel beförderte. Erneut war der sonst starke Richter im Homburger Tor ohne jede Chance, das 3:0 der Eintracht, es wirkte wie der K.o.-Stoß für Homburg. Ein Großteil der Homburger Zuschauer verließ das Stadion, zurück blieben lediglich die Eintracht-Anhänger, die ihre Mannschaft über 90 Minuten hinweg bedingungslos anfeuerten.
Eintracht-Trainer Roland Seitz war nach dem Spiel sehr zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft, die durch den Sieg Platz zwei in der Tabelle zurückeroberte:“Es war heute eine sehr schöne Atmosphäre, vor allem wenn man das Derby auch gewinnt. Wir haben ein schweres Spiel erwartet, denn für uns geht es lediglich noch um die goldenen Ananas und um Prämien, Homburg aber spielt um die Existenz und den Klassenerhalt. Deswegen muss ich meiner Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen, die trotz dieser Voraussetzungen ein gutes Spiel gemacht hat.“
Homburgs-Interimstrainer Taifour Diane war hingegen enttäuscht von dem Auftreten seiner Mannschaft:“Wir haben das, was wir uns vorgenommen haben, auf dem Spielfeld nicht umsetzen können. Denn auch wir hatten unsere Chancen, aber die zwei Standard, durch die Trier in Führung gegangen ist, waren zu viel.“
Partie kompakt:
FC 08 Homburg: Richter – Vogtland, Liotte, Martens, Müller – Sebastiao (ab 73. Schwartz), Mpassy-Nzoumba, Banouas, Steletta (ab 60. Wright), Burgio – Haas
Eintracht Trier: Poggenborg – Drescher, Hollmann, Cinar, Cozza – Meha, Karikari, Kuduzovic (ab 80. Bachl-Staudinger), Kraus (ab 82. Mvondo) – Mössner (ab 82. Saccone), Kulabas
Zuschauer: 900
Schiedsrichter: Stefan Trautmann (Hannover)
Stimmen zum Spiel (Roland Seitz, Josef Cinar, Ahmet Kulabas)
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Alfons Maldener meint
wieder mal ein prima Bericht mit guten Fotos und einem gelungenen Video. Macht weiter so.
Triererjung meint
Ein fantastischer Nachmittag mit allen Zutaten, die ein Fussballspiel braucht. Einzig hätten ein paar mehr Heimfans da sein können.
Für die kommende Saison ist eine sehr gute Basis vorhanden. Es müssen noch einige der arrivierten Spieler gehalten werden, dazu noch weitere hungrige Talente und wir können da weitermachen wo wir aufgehört haben: oben mitspielen!
Sievo meint
Dabeigewesen,
ich würde als Verantwortlicher alles versuchen, Kulabas zu halten. Und deine Erkenntnis über Kraus hat schon was. Der ist hinten und auf rechts wirklich immer da, wo er geerade benötigt wird. Und wenn unser Spiel vorne mal hängt, dann kann man diesen Jungen ja auch bedenkenlos vorne bringen. Da sorgte er schon immer für Wirbel und Tore schoss er ja auch schon einige.
Dabeigewesen meint
War ein schönes, unterhaltsames Spiel, das verdient gewonnen wurde. Bei diesem Spiel habe ich eine Erkenntnis gewonnen: Laßt den Kraus wieder hinten spielen (wie in Köln).Oder über die Seite (wie heute), dann ist der auch immer hinten wenn es brennt! Um im Sturm zu spielen hat der nicht die Ruhe und Abgeklärtheit. Er müßte da schon etwas vom Mössner haben, der ist mir immer etwas zu ruhig.
Allererste Sahne war für mich heute Kulabas.Den sollte man auf jeden Fall versuchen für nächste Saison zu halten.