Von Florian Schlecht
Was für ein Spektakel im Finale um den U19-Rheinlandpokal: In der Verlängerung unterlag Eintracht Trier in einem hochklassigen Spiel mit 4:5 der TuS Koblenz. In der Schlussphase wandelte die Mannschaft von Niki Wagner mit Moral noch ein 2:4 in ein 4:4 um. Aber gegen den großen Torjäger der Gäste war an diesem Tag kein Kraut gewachsen…
Robin Garnier war der Schmerz über die Niederlage über das ganze Gesicht anzusehen. Erst ging der Mittelfeldspieler nach dem Abpfiff konsterniert vom Platz, kehrte dann wieder um und legte sich wie viele seiner Mannschaftskollegen für Minuten niedergeschlagen auf den Rasen. Ganz kurz stand er auf, um missmutig die Silbermedaille in Empfang zu nehmen, die für die U19-Fußballer von Eintracht Trier zumindest an diesem Abend keinerlei Bedeutung hatte. Garnier tat die Niederlage im Rheinlandpokal-Finale gegen die TuS Koblenz so richtig weh, weil das 4:5 ein hochklassiges Spiel mit so vielen Wendungen war, von denen die letzte aber für tiefen Frust bei den Trierern sorgte. „Wir haben uns alle so akribisch auf den Tag vorbereitet. Unser festes Ziel war es, den Pokal zu holen. Jetzt sind wir alle erst einmal schwer enttäuscht“, so der 19-Jährige, der im Sommer zur Reserve von Mainz 05 wechselt.
Das letzte Spiel, das Garnier im Trierer Dress absolvierte, war ein denkwürdiges Spektakel für die 300 Zuschauer am Nebenplatz des Moselstadions. Zwei Mal führte die Eintracht, zwei Mal glich Koblenz aus. Dann wandelten die Platzherren mit viel Moral einen 2:4-Rückstand in den letzten fünf Minuten in ein 4:4 um, womit sie sich in die Verlängerung retteten. Aber Enrico Köppen, das Ausnahmetalent der TuS Koblenz, zerstörte den Traum von der Titelverteidigung in der 110. Minute mit dem Siegtreffer. Für den Angreifer war das Tor das letzte Sahnehäubchen auf eine grandiose Vorstellung: Vier Buden erzielte der 18-Jährige im Alleingang, der zukünftig für die Regionalliga-Garnitur von Peter Neustädter auf Torejagd gehen wird, für die er schon fünf Mal zum Einsatz kam. „Mein Ziel in der ersten Mannschaft? Tore…“, verkündete der Matchwinner lächelnd und selbstbewusst.
Nicht ohne Grund. Für Trier war an diesem Tag kein Kraut gegen Köppen gewachsen, der die Kontertaktik der Gäste im Zusammenspiel mit Kristijan Grzobic vergoldete. „Beide sind aus dem Nichts für ein Tor gut und wahrscheinlich die besten Individualisten der Liga. Wir haben das oft angesprochen, uns noch in der Trainingseinheit auf ihre Stärken eingestellt. Aber wir haben es nicht geschafft, sie in den Griff zu bekommen. Die Theorie ist halt das eine, die Praxis das andere“, befand Trainer Niki Wagner.
Zwei Treffer von den Torjägern – und zwei Eigentore
Dabei hielt die Eintracht das Heft im ersten Durchgang in der eigenen Hand. Die Mannschaft kontrollierte das Geschehen, zwang Koblenz mit frühem Pressing zu Fehlern und kam mit dynamischen Vorstößen über die Außenbahnen zu gefährlichen Chancen. Früh fiel so auch das 1:0. Kevin Heinz bediente mit einem weiten Pass Albutrin Aliu, der in der Mitte maßgerecht auf Fabrice Schirra flankte. Der Torjäger, der vor einem Wechsel zum 1. FC Saarbrücken stehen soll, nickte gekonnt ein zur umjubelten Führung (3.).
In der Folge verpasste die Heimelf das zweite Tor. Gianluca Bohr und Marc Inhestern rauschten um Bruchteile einer Sekunde an einer Ecke vorbei (13.), Schirra verpasste nach einer feinen Vorarbeit von Marius Gehlen seinen zweiten Streich im Duell gegen Gästetorhüter Florian Raich (28.). „Wir waren in den ersten 45 Minuten die klar bessere Mannschaft“, befand Wagner. Dennoch stand es zu dem Zeitpunkt 1:1, weil Enrico Köppen beim ersten gefährlichen Koblenzer Angriff gleich zur Stelle war (29.).
Nach der Pause jubelte dann zunächst wieder Trier. Raphael Henning lenkte eine scharf hereingetretene Ecke von Aliu ins eigene Netz (48.). Auf der Gegenseite glich die TuS nur wenig später ebenfalls durch ein Eigentor aus. Grzobic donnerte das Leder aus kurzer Distanz an die Latte, von dort sprang es unglücklich an den Kopf des am Boden liegenden Bohr und trudelte zum 2:2 über die Linie (56.).
Fünf-Minuten-Wende und Köppen-Gala
Ab dem Zeitpunkt war Koblenz immer mutiger. Und die große Köppen-Show ging richtig los. Erst bestrafte der Angreifer eine Nachlässigkeit der Trierer Hintermannschaft und schob cool zum 2:3 ein (60.). Und kurz vor dem Ende vollendete er einen Konter zum 2:4, der vermeintlichen Vorentscheidung (84.). „Da waren wir mit den Köpfen schon in der Kabine und im Bus“, bekannte der Angreifer, der nicht schlecht staunte, dass Trier sich nicht aufgab.
Garnier tankte sich nach dem Wiederanpfiff unwiderstehlich durch die Koblenzer Reihen, tanzte vier, fünf Gegenspieler aus und verkürzte auf 3:4 (85.). Fiedler, der in der Schlussphase in den Angriff gezogen wurde, bugsierte dann in förmlich letzter Sekunde eine Flanke zum 4:4 über die Linie (90.). „Wir sind zurückgekommen und haben Moral gezeigt“, sagte Garnier.
Doch in der Verlängerung zog die Eintracht den Kürzeren. Nach einem eigenen Freistoß war die gesamte Mannschaft weit aufgerückt, nach dem Ballverlust enteilten Grzobic und Köppen, der zum 4:5 traf. Noch bitterer war die Entwicklung für die Platzherren, als ein Schlenzer von Garnier zum möglichen Ausgleich von Verteidiger Dennis Gaida per Flugkopfball vor der Linie gerettet wurde (120.).
Während sich die Koblenzer danach die Trikots vom Leib rissen und den Pokal in den Himmel reckten, nagte an den Trierern die Enttäuschung. Am Abend traf sich die Mannschaft unabhängig von dem bitteren Fußballspektakel im LaOla, um das Jahr ausklingen zu lassen. Robin Garnier: „Mit etwas Abstand werden wir hoffentlich sehen, dass wir mit der Vizemeisterschaft und dem Finaleinzug im Pokal eine riesige Saison gespielt haben.“
Die U17 verlor ihr Rheinlandpokal-Finale mit 0:1 gegen Mayen. Hier geht es zum Bericht.
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Statistik
Eintracht Trier – TuS Koblenz 4:5 n.V.
Trier: München – Kautenburger, Fiedler, Gehlen, Bohr – Schmitt, Inhestern – Aliu, Garnier, Heinz – Schirra. Eingewechselt wurden Jost, Picko und Stief.
Tore: 1:0 Fabrice Schirra (3.), 1:1 Enrico Köppen (29.), 2:1 Raphael Henning (48., Eigentor), 2:2 Gianluca Bohr (56., Eigentor), 2:3 Enrico Köppen (60.), 2:4 Enrico Köppen (84.), 3:4 Robin Garnier (85.), 4:4 Matti Fiedler (90.), 4:5 Enrico Köppen (110.).
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