Von Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Kämpfen, rennen, Konzentration, ein echter Plan: All das fehlte Eintracht Trier bei der enttäuschenden 1:3-Pleite bei Waldhof Mannheim. Die Art und Weise des Auftretens wirft viele Fragen auf.
Der 15. September war der „Tag des Handwerks“. Wie eine Vorahnung hätte sich die Ankündigung für den Regionalligisten Eintracht Trier anhören müssen, um zu wissen, was von ihnen im Auswärtsspiel bei Waldhof Mannheim gefordert wird. Kämpfen, rennen, beißen. Doch das Einmaleins des (Fußball-)Handwerks lieferten am Samstag nur die Platzherren ab. Völlig überrumpelt wirkte dagegen der SVE, der den Anschluss an die Spitzengruppe mit einem desolaten Auftreten verpasste. Ging die Kurve der neuformierten Mannschaft zuletzt mit drei Spielen in Folge ohne Niederlage und Gegentor nach oben, rutschte sie nach der 1:3-Pleite in den Keller. Die Art und Weise des Auftretens wirft Fragen auf.
Die Frage nach dem Torwart
Für Andreas Lengsfeld hat sich der Druck erhöht durch die Verpflichtung von Stephan Loboué, der in Mannheim verletzt fehlte. Der Torwart patzte bereits zum Regionalliga-Beginn mehrfach. Nach der Pleite in Mannheim wird es für Lengsfeld immer schwieriger, seinen Platz zu verteidigen. Das 2:0 von Waldhof ging klar mit auf seine Kappe, weil der Freistoß von Martin Wagner lange in der Luft war und Jure Colak wenige Meter vor ihm unbedrängt einköpfte. Das anschließende Wortgefecht mit Steven Kröner, der den gegnerischen Innenverteidiger ebenfalls aus den Augen verlor, war mehr als unangebracht. Trainer Roland Seitz wollte sich zu der Torwart-Frage nicht weiter äußern. „Das wäre zu früh, es haben ja noch zehn andere Spieler mitgespielt“, meinte er. Ein Treuebekenntnis für Lengsfeld – das blieb aber aus.
Die Frage nach dem Auftreten
Waldhof Mannheim kämpfte verbissen um den Heimsieg. Alleine Linksverteidiger Patrick Huckle verpasste dem Auftreten ein Gesicht. Der aggressive Beißer fegte über jeden Meter des Platzes, behauptete die Bälle im Stehen, Liegen und Sitzen, scheute keinen Zweikampf, bot sich permanent als Anspielstation an. Ein Huckle, der die Tugenden des einfachen, schnörkellosen und erfolgreichen Fußballs verkörpert, fehlte Trier komplett. Wie das Kaninchen vor der Schlange erstarrten die Moselstädter angesichts der Laufbereitschaft von Waldhof in Ehrfurcht – und reagierten ihrerseits mit erschreckenden Fehlern und Passivität. „Das war die schlechteste erste Halbzeit, seit ich in Trier spiele“, fand Chhunly Pagenburg klare Worte. Torge Hollmann stand der schonungslosen Analyse in nichts nach. „Wir haben keine Gegenwehr gezeigt. Es sah so aus, als wären alle elf Spieler mit dem falschen Fuß aufgestanden.“
Die Frage nach der Konzentration
Manchmal kann eine Mannschaft auch an schlechten Tagen reiche Beute einfahren. Das scheiterte in Mannheim, weil Trier sich bei ruhenden Bällen amateurhaft präsentierte. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison, denn auch gegen Mainz II (2:2) und in Homburg (2:2) kosteten die Unkonzentriertheiten bei Standardsituationen wertvolle Punkte. „Das ist ärgerlich, weil darauf hingewiesen wurde, wie die Bälle kommen“, schimpfte Roland Seitz.
Die Frage nach dem Plan
Das Offensivspiel von Eintracht Trier steht und fällt mit den Ideen der Kreativspieler. Das erinnert an die letzte Saison – und reicht nicht aus, um dauerhaft erfolgreich zu sein. Alon Abelski hat herausragende Fähigkeiten. Doch die Leistungen des Regisseurs schwanken, die Last im Aufbau kann er nicht alleine tragen. Völlig enttäuscht hat in Mannheim Fahrudin Kuduzovic, der vor der Pause Markus Fuchs weichen musste. Die schlechte Tagesform von Stammspielern im Verbund aufzufangen, gelang nicht. Stattdessen zerfiel die Mannschaft in Einzelteile. Dazu kam, dass Steven Kröner als Schaltzentrale wirkungslos blieb, weil ein Waldhof-Stürmer ihn permanent zustellte. Eine Antwort der Eintracht auf den taktischen Schachzug blieb aus. Es fehlte der klare Leitfaden. Das für die Zukunft zu ändern, ist auch eine der wichtigsten Aufgaben für Trainer Seitz.
Die Frage nach Alternativen
Auf der Bank fehlen die Alternativen, um Schwachpunkte zu beheben. Bei Maximilian Watzka reichen auf der linken Außenbahn Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen nicht aus. Der Neuzugang von RB Leipzig wäre im Zentrum besser aufgehoben. Doch Christoph Anton (Bänderriss) fehlt, Narciso Lubasa hat Verletzungen und durchwachsene Auftritte in der Reserve hinter sich. Schwächeln Abelski, Kuduzovic und Lewerenz als Impulsgeber, kann das nicht aufgefangen werden. Die Suche nach Verstärkungen war bislang nicht von Erfolg gekrönt.
Die Frage nach dem Derby
Am Freitag wartet im Moselstadion das Derby gegen die TuS Koblenz. Für Trier geht es dann um Wiedergutmachung. Mario Klinger ist trotz der Pleite von Mannheim zuversichtlich, dass die Leistungskurve der Eintracht wieder nach oben zeigt. „Das wirft uns nicht um, wir haben eine starke Truppe und kommen zurück.“ Bis dahin liegt aber noch viel Arbeit vor dem Regionalligisten.
Sievo meint
Ich möchte so gern wieder mal ein Spiel sehen, bei dem ich sagen könnte: „Da hat man die Handschrift des Trainers gesehen.“ Aber entweder können unsere Spieler nicht lesen oder unser Trainer nicht schreiben.
treverer meint
Die größte Schwäche ist unser unfähiger Trainer!
Schönberger meint
Schade, schade, aber das Video allein zeigt die grösste Schwäche der Mannschaft – das eingene Tor! Guter Wille und Einsatz langt leider nicht – ein absoluter Schwachpunkt – das merkt auch die Mannschaft – dann muss man vorne 3x mehr machen und eventl. langt es nicht mal für einen Punkt.