Von Florian Schlecht
Privat ist er ein ruhiger Typ, auf dem Platz eher nicht: Matthias Cuntz peilt nach seiner Rotsperre das Comeback bei Eintracht Trier an. Der 23-Jährige kommt aus einer sportbegeisterten Familie und fand den Weg an die Mosel über eine zufällige Tasse Kaffee.
Es war ein Samstag zum Vergessen für Matthias Cuntz. Abends ärgerte sich der Fan von Borussia Dortmund vor dem Fernseher über die deutliche 0:3-Niederlage gegen den FC Bayern. Noch schlimmer war für den Mittelfeldspieler von Eintracht Trier wenige Stunden zuvor die 1:3-Pleite seiner Mannschaftskollegen beim SC Freiburg II, die er nur auf der Tribüne verfolgen konnte. „Für mich ist es von der Nervosität her 20 Mal schlimmer, wenn ich zuschauen muss, als selber auf dem Feld zu stehen“, beschreibt er sein Leiden im Möslestadion, wo er auf seinem Sitzplatz kaum Ruhe halten konnte.
Immerhin scheint die Wartezeit für Cuntz vorbei zu sein. Im kommenden Heimspiel gegen die SpVgg. Neckarelz kann der 23-Jährige nach der Rotsperre von Offenbach wieder mitwirken. Von einer Bänder- und Kapselverletzung am Knöchel will er sich nicht bremsen lassen. Innerhalb von drei Partien ist Trier vom ersten auf den sechsten Rang abgerutscht. Der Rückkehrer soll helfen, diesen Trend aufzuhalten.
Eine Ausgangsposition, die wie für Cuntz geschaffen ist. Der defensive Mittelfeldspieler kurbelt nicht nur häufig Angriffe an, er scheut auch keinen Zweikampf. Wäre er ein Schauspieler in Kino-Blockbustern, dann würde er eher Arnold Schwarzenegger als Harry Potter entsprechen. „Privat bin ich ein ganz normaler Typ und nicht wirklich extrovertiert. Wenn ich auf dem Platz stehe, wird aber ein Schalter umgelegt. Dann bin ich nicht mehr ruhig, sondern will unbedingt gewinnen“, sagt Cuntz, der so unfreiwillig in die Fußstapfen von Papa Günther getreten ist, der einen Bundesligaeinsatz beim Karlsruher SC verbucht. „Er war früher Verteidiger – und auch kein braver Spieler, wie ich so höre“, lacht der Sohn, der aus einer sportbegeisterten Familie kommt. Schwester Mirja hat früher erfolgreich Tennis gespielt.
Eine Laufbahn mit Höhen und Tiefen
Die Wahl von Matthias Cuntz fiel dagegen auf den Fußball, wo er beim KSC früh zu Lehrgängen der Nationalmannschaft eingeladen wurde. In der B-Jugend folgte ein jäher Rückschlag, der die Karriere bedrohte. Eine angebliche Schambeinentzündung setzte ihn anderthalb Jahre außer Gefecht.
Der Karlsruher war skeptisch – und tingelte von Doktor zu Doktor. „Erst der Mannschaftsarzt von Borussia Dortmund hat einen doppelten Leistenbruch bei mir diagnostiziert. Ich wurde operiert – und habe seitdem keine Probleme mehr.“ Immer noch ist Cuntz erleichtert, dass er hartnäckig geblieben ist. „Ich bin froh, dass ich noch Fußball spielen kann. Auch wenn ich während der Verletzung schon die Lust verloren hatte.“
Für den KSC kam der Mann mit dem badischen Akzent („In der Kabine werde ich häufiger damit aufgezogen“) später auf 21 Spiele in der 2. Bundesliga. „Das war geil. Besonders mein Debüt am Millerntor beim FC St. Pauli.“ Ein Einschnitt war 2012 der Wechsel zum SC Altach in die zweite österreichische Liga, als er seinem alten Trainer Rainer Scharinger folgte. „Das war ein Fehler. Scharinger wurde schon im Winter entlassen. Und sein Nachfolger hat mir gleich klar gemacht, dass ich keine Chance unter ihm habe.“
Über eine Tasse Kaffee zu Eintracht Trier
Als Cuntz in Deutschland Ausschau nach einem neuen Klub hielt, traf er sich zufällig mit seinem alten Mitspieler Thomas Konrad zum Kaffee. Der Innenverteidiger schwärmte von Eintracht Trier – und legte sich für seinen Kumpel ins Zeug. „Tommy meinte, dass er dem Trainer mal von mir erzählen könnte. Zwei Stunden später hat schon mein Handy geklingelt“, so Cuntz, der beim Regionalligisten aufdrehte, Leistungsträger ist – und den Tribünenplatz nun liebend gerne mit dem Stammplatz auf dem Rasen tauscht.
Der Mittelfeldspieler, der seit Oktober BWL und Sportmanagement an der Fern-Uni Wismar studiert, weiß um den Druck vor dem Rückrundenstart. „Wir können die Tabelle lesen und wissen, dass die Konkurrenz besser gepunktet hat als wir. Dazu kommt, dass Neckarelz direkt hinter uns liegt, große Qualität im Kader hat und kein normaler Aufsteiger ist.“
Doch die Ausgangsposition reizt den Mittelfeldspieler, der an eine Reaktion glaubt. „Wir müssen im Defensivverhalten vom Torwart bis zum Stürmer die Aggressivität und Mitarbeit an den Tag legen, die uns in vielen Spielen so stark gemacht hat. Der Gegner muss früh spüren: Hier geht heute nichts.“ Cuntz ist sicher: „Wir werden ein anderes Gesicht zeigen.“
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