Eintracht Trier hat im Titelkampf der Regionalliga eine Zwischenetappe verloren. Beim VfL Bochum II kam die Mannschaft von Roland Seitz nur zu einem 1:1. Der Rückstand auf die Sportfreunde Lotte beträgt nun fünf Punkte. Kapitän Thomas Drescher ärgerte sich über vergebene Chancen. „Wir müssen unsere vier, fünf hochkarätigen Gelegenheiten einfach nutzen.“
Am Freitag saßen die Spieler von Eintracht Trier noch auf der Tribüne im Stadion am Zoo. In Wuppertal guckten sie sich den 3:1-Sieg der Sportfreunde Lotte an, der Titelkonkurrent legte vor den Augen der Trierer vor. Entsprechend gedrückt war die Laune bei der Rückfahrt ins Hotel. Und auch einen Tag später änderte sich die Seelenlage nicht. Um 15.47 Uhr stand für die Eintracht bei ihren eigenen Hausaufgaben ein 1:1 beim VfL Bochum II, das minutenlang für Ratlosigkeit auf dem Rasen sorgte. Torwart André Poggenborg schaute fassungslos über den Platz, Cataldo Cozza eilte im Schatten der Zeche von Wattenscheid schnell in die Kabine. Fünf Punkte liegt die Eintracht in der Tabelle nun hinter Lotte, die Zwischenetappe auf dem Weg zum Aufstieg ging an diesem Spieltag verloren. Es ist schon ein kleines Polster, das sich die Mannschaft vom Autobahnkreuz angefuttert hat.
Der große Unterschied lag in der Effizienz. Wo Marcus Fischer als Torjäger der Lotter mit drei Toren in Wuppertal ein Kapitel für das Lehrbuch im „Tore schießen“ schrieb, war die Chancenverwertung das große Manko der Eintracht, das in Bochum den Sieg kostete. Kapitän Thomas Drescher war richtig angefressen. „Wir hatten fünf, sechs hundertprozentige Möglichkeiten, davon müssen wir welche nutzen“, begriff der 33-Jährige die Welt nicht mehr. „Im Fußball zählen Tore, es gibt keinen Schönheitspreis zu gewinnen.“ Persönliche Vorwürfe wollte Drescher nicht erheben. „Ich stehe nach dem Spiel ja auch unter Strom. Klar ist aber, dass wir nicht immer ohne Gegentor bleiben konnten und irgendwann wieder einen kassieren würden. Dann müssen wir vorne aber eben zuschlagen.“
Ein Gegentor nach 613 Minuten
Exakt nach 613 Minuten war die glanzvolle Serie der Eintracht gerissen, so lange war sie ohne Gegentreffer geblieben. Doch als Ridvan Avci in der 47. Minute eine Nachlässigkeit in der Defensive nutzte, als er den Ball mit der ersten Bochumer Chance unhaltbar für Poggenborg in die Maschen wuchtete, wurde in diesem Moment der fahrlässige Umgang der Trierer mit den eigenen Gelegenheiten bestraft. Eine Halbzeit lang trieb sich die Eintracht selber an den Rande der Verzweiflung. Das Spiel wurde gegen einen biederen Gegner kontrolliert, die Chancen waren da, das erlösende Erfolgserlebnis blieb aber aus. Der umsichtige Alon Abelski versuchte es mit einem Geniestreich, als er aus 40 Metern den zu weit vor dem Tor stehenden VfL-Keeper Markus Scholz düpieren wollte – der Ball klatschte an die Latte (8.). Ein Heber des Regisseurs strich knapp am Gehäuse der Heimelf vorbei (31.). Fahrudin Kuduzovic tankte sich wenig später durch, scheiterte aber völlig freistehend an Scholz (36.). „Wir waren die bessere Mannschaft“, meinte Trainer Roland Seitz. „Ärgerlich, dass uns die Führung nicht gelungen ist.“
Nach dem Paukenschlag zum 1:0 drohte gar die Niederlage. Die Köpfe hingen, die Passquote rutschte in den Keller, es fehlte an Kreativität, Ideen und Biss. Seitz ruderte mit den Armen wie wild am Seitenrand, um sein Team aufzuwecken. Das gelang ihm mit zwei Wechseln. Er brachte Tolgay Asma für Thomas Kraus und Wojciech Pollok für Chhunly Pagenburg, der nach seiner Verhärtung im Oberschenkel noch längst nicht die alte Form erreicht hatte. Im 4-1-3-2-System wirkte die Eintracht danach gefährlicher, Asma sorgte für neuen Schwung aus dem Mittelfeld, Pollok war viel in Bewegung und störte die Abläufe in der Bochumer Defensive. Als Christian Mengert im eigenen Strafraum zur Grätsche ansetzte und Asma legte, gab es Elfmeter, den Fahrudin Kuduzovic sicher verwandelte (73.).
„Bruder von Bushido“ als Hoffnungsträger
Asma war so einer der Hoffnungsträger bei dem 1:1, das für einen Titelkandidaten zu wenig war. Der Junge aus Reinickendorf mit den vielen Tattoos am Oberarm, den Chhunly Pagenburg scherzhaft als „Bruder von Bushido“ titulierte, sieht nach einer langen Leidenszeit wieder Licht am Horizont. Acht Monate benötigte er nach einem Kreuzbandriss, um wieder auf den Platz zurückkehren zu können, Muskelprobleme und Rückenbeschwerden warfen ihn nach der überstandenen Knieverletzung zurück. Bei seiner Familie in der Hauptstadt und seiner kleinen Tochter erholte er sich, „holte sich die nötige Kraft“, wie er erzählt. Über starke Leistungen in der Oberliga-Reserve bot er sich zuletzt an, gegen Essen überzeugte er über zehn Minuten, in Bochum half er nun noch beim Ausgleich kräftig mit. Asma freut sich, auf dem Platz endlich helfen zu können. „Ich bin dankbar für die Einsätze. Nach der Winterpause will ich wieder mit voller Kraft mithelfen, um den Aufstieg zu schaffen“, sagte er.
Der Punkt in Bochum reichte ihm da nicht aus. Ein Happy-End blieb nach der letzten vergebenen Chance von Kulabas zum möglichen Sieg (82.) auch Asma verwehrt. „Das 1:1 ist zu wenig für uns“, gestand der Mittelfeldspieler enttäuscht, ohne die Hoffnung aufgeben zu wollen. Er hat im letzten Jahr härtere Zeiten erlebt, als er in der Reha wie wild am Comeback arbeitete. „Lotte ist schlagbar“, sagte er nach den Eindrücken von Freitag kämpferisch. „Es sind doch erst 14 Spiele vorbei. Da wurde noch nie eine Meisterschaft entschieden.“
Statistik
VfL Bochum II – Eintracht Trier 1:1 (0:0)
Bochum: Scholz – Caspari, Kalina, Wolff, Stevens – Zech, Mengert, Avci (84. Götze) – Freiberger, Uzun (46. Semlits) – Kyei.
Trier: Poggenborg – Cozza, Stang, Herzig, Drescher – Gouiffe á Goufan – Kraus (65. Asma), Abelski, Kuduzovic, Pagenburg (71. Pollok) – Kulabas.
Schiedsrichter: Dirk Wijnen (Hannover).
Tore: 1:0 Avci (47.), 1:1 Kuduzovic (73., Foulelfmeter).
Zuschauer: 238.
VIDEO-Stimmen zum Spiel
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Sievo meint
Zwei Stürmer müssen sein, wenn man aufsteigen will!
rechtsaußen meint
Ich bin auch für zwei Stürmer, je nach Gegner wäre das sicherlich sinnvoller.
Freddi meint
@Gerd: Da bin ich ganz deiner Meinung. Eine etwas offensivere Ausrichtung fände ich auch nicht schlecht. Gestern hat Kulabas oft alleine vorne „rum agiert“ und man hatte oft den Eindruck, dass ein zweiter Stürmer dem Spiel gut getan hätte. Außerdem geht von solch schwachen Mannschaften wie Bochum es war oft nur wenig Gefahr aus – das Tor gestern war auch eher ein Zufall, der erste und einzige Schuss aufs Tor halt. Ich denke, man hätte wirklich mehr riskieren sollen.
Ich hätte den FAZ auch raus genommen, der hatte keinen Sahne-Tag und kam oft einen Schritt zu spät.
gerd meint
klar ist das zuwenig, aber toglay asma hat mit seinem hinweis auf den 14 ten spieltag natürlich recht.
ich selber würde mir aber gegen etwas schwächere mannschaften, wie zuletzt auch essen, eine offensivere ausrichtung wünschen–no risk-no aufstieg