Es ist kein besonders angenehmer Blick in die Zukunft, der in Elysium entworfen wird. Doch viele der gezeigten Probleme und Konflikte sind nicht fern, sondern brandaktuell. Andreas Gniffke hat sich den Film im Trierer CinemaxX angesehen.
Die Erde ist ein Trümmerfeld, die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter auseinandergegangen, als wir es uns heute bereits vorstellen können. Es ist wahrlich eine düstere Zukunftsvision, die der südafrikanische Regisseur Neill Blomkamp (District 9) in seinem neuen Film Elysium zeichnet. Eine weitgehend zerstörte Erde ist geprägt von Gewalt und einem unmenschlichen Unterdrückungssystem. Die Menschen, die es sich leisten können, haben sich im All eine blühende, wenn auch im wahrsten Sinne des Wortes sterile Oase erschaffen, die akribisch vor Eindringlingen von außen beschützt wird. Krankheiten sind ein Phänomen der Erde, Elysium verspricht dagegen ewige Jugend und Gesundheit. Kein Wunder, dass Schleuserbanden aus dem Elend Profit schlagen und verzweifelte Erdenbürger nach Elysium bringen. Verluste sind dabei durchaus eingeplant. Die Vision Blomkamps ist den aktuellen Zuständen näher als das futuristische Setting vermuten lässt. Für Flüchtlinge aus der sogenannten Dritten Welt stellt Europa auch ein Elysium dar, und so zeigen die Nachrichten regelmäßig, wie verzweifelte Menschen auf mehr oder weniger seefähigen Booten den Weg ins gelobte Land auf sich nehmen, und, so sie denn die Reise überstehen, in Flüchtlingslagern oder der Illegalität landen.
Dem brutalen Überlebenskampf auf der Erde sieht sich Mitte des 22. Jahrhunderts auch Max (Matt Damon) ausgesetzt. Bei seinem entwürdigenden Job in einer Rüstungsfabrik wird er radioaktiv verstrahlt und nur noch eine Heilung in Elysium kann sein Leben retten. So gibt er sich in die Hände des Schleusers und Hackers Spider (Wagner Moura), der als Eintrittskarte nach Elysium noch einen Auftrag für Max hat, der die Machtverhältnisse auf der Erde wie auch in der Weltraumoase auf den Kopf stellen könnte. Entsprechend verbissen kämpft die elysische Sicherheitsbeauftragte Delacourt (Jodie Foster) gegen die Bedrohung und hetzt den brutalen Söldner Kruger (Sharlto Copley) auf Max.
Blomkamps District 9 war ein Überraschungserfolg und mit Elysium stellt er unter Beweis, dass er auch mit einem Blockbusterbudget von geschätzten 100 Millionen Dollar umzugehen weiß. Das apokalyptische Los Angeles ist bedrückend, ein Platz, an dem Roboter noch die menschlichsten Züge tragen. Freundschaften sind im Elend Mangelware, es ist ein Überlebenskampf, den der Regisseur in eindringlichen Bildern zeigt. Dass als Drehort Mexico City gewählt wurde, zeigt, wie nah diese Zustände wirklich sind. Leider sind die schnellen Kamerafahrten und aggressiven Schnitte eher störend, als dass sie es schaffen, die Hektik und Bedrohung plastisch zu machen. In Elysium ist dagegen alles optisch ruhig und französisch distinguiert. In LA spricht man natürlich Spanisch. Matt Damon spielt eindringlich den um sein Leben kämpfenden Ex-Autodieb, der angesichts des Todes über sich hinauswächst und mehr oder weniger im Alleingang die Bürger der Erde zu retten versucht. Jodie Foster spielt die kalte Delacourt sehr bösartig, ohne viel von ihrer zweifellos vorhandenen Schauspielkunst anwenden zu müssen. Ein glückliches Händchen bewies Blomkamp bei den Nebenrollen, bei denen er sich nicht aus dem reichen Standardfundus Hollywoods bediente, sondern eher unverbrauchte und teilweise bereits bei ihm bewährte Kräfte aus dem Hut zauberte. Söldnerfiesling Sharlto Copley (Murdock im letzten A-Team) spielte bereits in District 9, die Brasilianerin Alice Braga (I am Legend) überzeugt als Max‘ Jugendliebe, die aufopferungsvoll um das Leben ihrer todkranken Tochter kämpft. Technisch ist Elysium bis auf die hektische Kameraführung wenig vorzuwerfen, optisch bietet er an einigen Stellen sogar Herausragendes.
Fazit
Es ist keine leichte Kost, die Elysium dem Zuschauer zumutet und der ein oder andere hat dann doch beschlossen, den Kinosaal vorzeitig zu verlassen. Der Film ist düster, hart und verbreitet wenig Hoffnung, dass sich unsere Gesellschaft heute in die richtige Richtung entwickelt. Abschottung der Wohlhabenden, eine immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich und eine unmenschliche Flüchtlingsproblematik sind Themen, die unsere Wohlstandsgesellschaft gerne verdrängt, aber wir müssen nicht in das Elysium der Zukunft schauen, um ihre Aktualität zu erkennen.
Yvonne meint
Leider wärmt Neill Blomkamp hier nur den wirklich hervorragenden „District 9“ noch mal auf, allerdings weniger innovativ, dafür massentauglicher. Grundsätzlich nicht schlecht, aber ich hatte mir mehr davon erwartet.